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Liebevoll Grenzen setzen, die dein Kind akzeptiert (+ 7 Praxistipps)

Brauchen Kinder Grenzen?

Und wenn ja – wie viele, wie setze ich sie und was tue ich, wenn mein Kind die Grenzen überschreitet? Funktioniert überhaupt die Erziehung ohne Schimpfen?

Das sind mit Sicherheit Fragen, die sich alle Eltern stellen. Denn das Grenzensetzen sorgt in allen Familien regelmäßig für Konflikte.

Ganz ohne Grenzen geht es jedoch nicht, wie ich dir gleich zeigen werde. Denn gewisse Grenzen sind wichtig und dein Kind muss lernen, damit umzugehen.

In diesem Artikel gebe ich dir daher zahlreiche Praxis-Tipps, die sowohl dir als auch deinem Kind zu einem entspannteren Umgang mit Grenzen verhelfen werden...

Mutter setzt Kind Grenze

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Kindern Grenzen setzen - sinnvoll oder überflüssig?

Grenzen zu setzen ist eine der schwierigsten Aufgaben für Eltern.

Einerseits wollen wir unsere Kinder beschützen, sie „erziehen“ und ihnen auf ihrem Weg ins und durchs Leben helfen. Dazu braucht es ab und zu gewisse Grenzen.

Denn Grenzen sind durchaus sinnvoll:

  • Grenzen sorgen für Sicherheit. Zum Beispiel: Wenn ein Kind auf die Straße läuft, müssen wir es vor der Gefahr beschützen.
  • Grenzen helfen, gesund zu bleiben. Ernährt sich das Kind z.B. nur von Süßigkeiten, wird es krank und bekommt schlechte Zähne.
  • Grenzen sorgen für Orientierung. Für Kinder ist das Leben noch sehr komplex und verwirrend wie ein Dschungel. Ohne jede Orientierung ist das beängstigend und erzeugt Stress. Grenzen helfen ihnen, einen Weg durch diesen Dschungel zu finden.
  • Grenzen regeln unser Miteinander. Ein Kind muss gewisse Regeln des Miteinanders lernen, so z.B. auch die Grenzen anderer Menschen zu respektieren.
  • Grenzen helfen, sich selbst zu behaupten. Auch das Kind selbst hat Grenzen. Es darf lernen, diese ebenfalls zu setzen, zu kommunizieren und notfalls zu verteidigen. Ebenso dient es der Stärkung des Selbstbewusstseins des Kindes.

Andererseits machen zu viele Grenzen auch ängstlich. Wenn wir versuchen, unser Kind vor jeder möglichen Gefahr zu beschützen, verunsichern wir es. Es bleibt unselbstständig und entwickelt im schlimmsten Fall sogar eine Angststörung.

Des Weiteren sehen wir unsere Kinder natürlich am liebsten glücklich und fröhlich – das Grenzensetzen führt aber oftmals zu Tränen und Geschrei.

Die Versuchung ist also groß, dem Kind alle Wünsche zu erfüllen und es machen zu lassen, was es will. Diese Form der antiautoritären Erziehung wird übrigens oft mit der bedürfnisorientierten Erziehung verwechselt.

Zwischen beiden Erziehungsstilen gibt es jedoch einen riesigen Unterschied: Die antiautoritäre Erziehung verzichtet tatsächlich auf Grenzen, während in der bedürfnisorientierten Erziehung durchaus Grenzen gesetzt werden. Allerdings so, dass sich das Kind beschützt und „an die Hand genommen“ fühlt und nicht gegängelt, gemaßregelt oder bevormundet.

Das zu erreichen, ist für Eltern zugegebenermaßen nicht ganz leicht.

Lies weiter, wenn du wissen möchtest, wie es dir gelingt...

Grenzenlos glücklich? Die hohe Kunst des Grenzensetzens

Grenzensetzen wie eine Bahnschranke

(Helikopter-) Eltern sind oftmals verunsichert, ob es ihren Kindern gut tut oder schadet, wenn sie ihnen Grenzen setzen. Denn jede Einschränkung sorgt erstmal für Frust oder Widerstand.

Aber: Kinder brauchen Grenzen!

Nehmen wir dazu als Vergleich mal eine Bahnschranke. Es kann manchmal nerven, wenn wir dort anhalten und warten müssen, aber wie wäre es ohne Schranke? Dann müssten wir jedes Mal Angst haben, beim Überqueren der Schienen von einem Zug erfasst zu werden. Fühlt sich das besser an? Ich denke nicht...

Genauso geht es unseren Kindern, wenn wir ihnen Grenzen setzen. Sie finden das natürlich doof, sind genervt oder frustriert, aber letztendlich hilft es ihnen.

Die Kunst besteht nur darin,

  • die Grenzen nur dann zu setzen, wenn sie wirklich notwendig sind (um bei dem Vergleich zu bleiben: Die Schranke nur zeitweise zu schließen und nicht die gesamte Strecke dauerhaft zu sperren, bloß weil ab und zu mal ein Zug kommt.)
  • die Grenzen so zu kommunizieren, dass das Kind sie akzeptiert und (mit zunehmendem Alter) sogar den Sinn versteht und
  • trotz gewisser Grenzen dem Kind genug Freiraum zu lassen, um Erfahrungen zu sammeln, sich zu entwickeln und auch mal aus Fehlern zu lernen.

Wie das am besten gelingt, zeige ich dir jetzt...

Kindern liebevoll Grenzen setzen - so gelingt es ohne Theater

Vater zeigt Stop-Schild um Grenze zu setzen

Die folgenden Tipps helfen dir, deinem Kind liebevoll Grenzen zu setzen, die es im Idealfall auch akzeptiert. Sei dir aber darüber im Klaren, dass das nicht von heute auf morgen und auch nicht immer klappen wird.

Wie bereits geschildert, erzeugen Grenzen immer ein wenig Frust oder Unzufriedenheit. Das geht uns Erwachsenen ja auch noch so. Das kann durchaus zu deinem Elternstreit führen. Insbesondere bei getrennt lebenden Elternteilen oder in der Phase der Trennung kann es vermehrt zu Reibungspunkten kommen. 

Sei also nicht enttäuscht, wenn das mit dem Grenzensetzen immer mal wieder für ein bisschen Reibung sorgt. Das gehört zum Leben dazu und dein Kind kommt damit klar, wenn du es liebevoll begleitest...

1. Weniger ist mehr

Der erste und wichtigste Tipp lautet: Setze so wenige Grenzen wie möglich!

Je weniger Grenzen du deinem Kind setzt, desto leichter wird es diese akzeptieren. (Um nochmal unseren Bahnschranken-Vergleich zu nutzen: Musst du alle 10 Minuten an einer Schranke warten, nervt dich das wesentlich mehr als wenn du nur eine Schranke auf deinem Weg hast.)

Überlege dir also ganz genau, welche Grenzen du unbedingt setzen musst oder willst. Dabei helfen dir die folgenden Fragen:

  • Warum genau setze ich jetzt diese Grenze? Dient sie dem Wohl des Kindes? Dient sie meinem Wohlbefinden? Oder möchte ich nur eigene Interessen durchsetzen (z.B. nach Ruhe, Ordnung, Sauberkeit etc.), ohne auf die Bedürfnisse meines Kindes zu achten?
  • Ist es wirklich MEINE Grenze oder setze ich sie nur, weil „man das so macht“ oder weil ich das als Kind auch nicht durfte? Wir haben ja als Kinder ebenfalls Grenzen erfahren, die wir oft unbewusst weitergeben, ohne sie jemals zu hinterfragen.
  • Aus welcher Stimmung heraus setze ich die Grenze? Bin ich eventuell gerade sehr gestresst, müde, gereizt etc.? Und würde ich die Grenze genauso setzen, wenn ich entspannt, ausgeruht und ausgeglichen bin (z.B. im Urlaub)? (Übrigens: Die Progressive Muskelentspannung für Kindern hat den selben, positiven Effekt auf dich als Mama oder Papa ;-))
  • Kann ich der Situation irgendwie vorbeugen? Viele Grenzen müssen gar nicht kommuniziert werden, wenn wir im Vorfeld für mehr Sicherheit sorgen und eine JA-Umgebung für unser Kind schaffen. So können z.B. Steckdosen, Schranktüren, der Herd etc. gesichert werden. Oder Schubfächer können so eingeräumt werden, dass sich in den unteren Fächern nur Dinge befinden, mit denen das Kind auch spielen darf... Mehr Infos zu einer Ja-Umgebung findest du in diesem Artikel: "Autonomiephase: 9 Tipps für den Umgang mit deinem Kind". 

Übrigens sind Grenzen stets flexibel! Sie verändern sich mit dem Alter und der Entwicklung des Kindes und sollten daher von Zeit zu Zeit überprüft und gegebenenfalls angepasst werden!

2. Natürliche Konsequenzen: Was passiert, wenn...

Im Zusammenhang mit der Reduzierung von Grenzen kannst du dich auch jedes Mal fragen: Was genau kann denn schlimmstenfalls passieren, wenn mein Kind diese Grenze jetzt überschreitet?

Und sofern keine unmittelbare Gefahr besteht, lass dein Kind einfach mal eigene Erfahrungen sammeln. Dadurch lernt es meistens viel schneller, als wenn du im Voraus alles verbietest oder versuchst, dein Kind vor allem zu beschützen.

Dazu ein praktisches Beispiel:

Ich wollte meinen Sohn immer davor bewahren, sich irgendwo zu verbrennen. Meine ständigen Warnungen „Vorsicht, das ist heiß. Fass da nicht an!“ interessierten ihn aber wenig. „Heiß“ hatte für ihn keine Bedeutung. Er wusste nicht, dass das weh tut.

Eines Tages griff er versehentlich in meinen – noch sehr heißen – Kaffee. Er verbrühte sich zum Glück nicht, aber es flossen Tränen. Und während ich ihn tröstete, sagte ich ihm: „Das war heiß, so fühlt sich heiß an!“ Von dem Tag an wusste er, was das bedeutet und sobald ich ihn in Zukunft vor etwas Heißem warnte, hielt er sofort Abstand.

Das Erfahren natürlicher Konsequenzen wirkt meistens sehr viel besser und eindrucksvoller als das „Gerede“ der Eltern.

3. Bitte nicht belohnen

Nicht belohnen, lieber bedanken

Das Einhalten und Respektieren von Grenzen sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Deshalb verzichte bitte darauf, dein Kind dafür extra zu belohnen. Zum Beispiel: Hat dein Kind ein Schlafproblem? Dann lobe es nicht dafür, dass es mal ausnahmsweise eine Nacht in Ruhe durchgeschlafen hat. Da stecken ganz andere Gründe und Ursachen dahinter. 

Ein schlichtes „Danke“ genügt vollkommen, wenn dein Kind „folgsam“ war. Alles darüber hinaus führt nur dazu, dass dein Kind den Eindruck gewinnt: „Okay, wenn ich Grenzen einhalte, werde ich dafür belohnt.“ Daraus entsteht sehr schnell eine Erwartungshaltung und im schlimmsten Fall klappt dann ohne Belohnung erst recht nichts mehr.

Lies dazu auch gerne den Artikel: Belohnungssystem für Kinder: Pro und Contra (+Alternativen)

4. Verständnis tut gut

Ein häufiger Grund für das Drama beim Grenzensetzen ist die Erwartungshaltung der Eltern, das Kind müsse die Grenze jetzt endlich mal ohne Theater akzeptieren.

Schließlich hast du ihm das schon 20 Mal gesagt... Und es ist doch wohl klar, dass dieses und jenes nicht erlaubt ist... Außerdem ist dein Kind schon alt/vernünftig genug, um das zu verstehen... usw.

Theoretisch hast du mit allem recht, praktisch sieht’s trotzdem anders aus. Jede Grenze erzeugt Frust bzw. Widerstand und Kinder müssen erst lernen, damit umzugehen.

Anstatt dich also aufzuregen, dass dein Kind Theater macht, hilf ihm lieber, indem du:

  1. 1
    Verständnis zeigst für seine Gefühle („Ich verstehe, dass du jetzt wütend/sauer/enttäuscht bist.“),
  2. 2
    selbst ruhig bleibst und dich nicht aufregst und
  3. 3
    deinem Kind Möglichkeiten zeigst, wie es mit negativen Emotionen wie Wut, Enttäuschung etc. umgehen kann (z.B. in ein Kissen schlagen oder dem Kuscheltier erzählen, wie doof gerade alles ist).

Und sei dir bewusst, dass Kinder die Grenzen meistens sehr wohl verstehen – oft geben sie diese später sogar fast wortwörtlich an Freunde oder jüngere Geschwister weiter. Was wiederum zu Konflikten oder auch Geschwisterstreit führen kann. Direkt in der Situation sind die Gefühle zu stark und übermächtig, um die Grenze ohne Widerspruch akzeptieren zu können. Vor allem gefühlsstarke und hochsensible Kinder tun sich schwer, weil ihre Gefühle oft überwältigend sind. Hier kann dir die gewaltfreie Kommunikation definitiv weiterhelfen!

5. Wie du mir, so ich dir...

Ein weiterer wichtiger Punkt ist deine Vorbildfunktion als Elternteil.

Wenn du von deinem Kind erwartest, dass es deine Grenzen akzeptiert, dann respektiere auch die deines Kindes. Denn auch Kinder setzen Grenzen – wenn sie „Nein“ sagen, unseren Aufforderungen nicht nachkommen oder trotzig sind. Das kann gerade in der Trotzphase auffällig sein. 

Das geschieht zwar meistens unüberlegt und aus der Emotion heraus... trotzdem möchte das Kind damit sagen: „Ich will das nicht!“ Und mal ehrlich, wie oft gehen wir dann einfach darüber hinweg und erwarten gleichzeitig, dass das Kind UNSERE Grenzen brav einhält? 

Das soll nicht heißen, dass dein Kind jetzt stets und ständig seinen Willen bekommt. Aber versuche so oft es geht, seine Bedürfnisse zu sehen und zu respektieren (lies dazu auch gerne den Artikel zur bedürfnisorientierten Erziehung).

Sei bereit, auch mal Kompromisse einzugehen – dann wird auch dein Kind viel öfter kooperieren, wenn DU Grenzen setzt.

6. Liebevolle Begleitung im Umgang mit Grenzen

Grenzen setzen und Kompromisse finden

Ich gebe zu: Grenzen zu setzen macht keinen Spaß. Aber es ist wichtig! Denn auch andere Menschen werden deinem Kind Grenzen aufzeigen und es muss lernen, diese nicht zu überschreiten und gleichzeitig mit den eigenen Emotionen klarzukommen.

Das fängt schon viel früher an, als wir gemeinhin denken. Auch Kleinkinder in der Autonomiephase setzen bereits Grenzen und werden selbst mit Grenzen konfrontiert.

So kennen wir sicher alle die Situation „Kindergeburtstag“: Wenn der 2-Jährige lautstark protestiert, weil er sein Spielzeug nicht mit den anderen Kindern teilen möchte!

In diesem Fall müssen sowohl das Geburtstagskind als auch die kleinen Gäste lernen, wie sie damit umgehen. Als Eltern sollten wir dann unterstützen und die Kinder begleiten, anstatt einfach über die Köpfe hinweg zu entscheiden...

Das Geburtstagskind sollte die Erfahrung machen: Ja, ich darf Grenzen setzen und darauf beharren, dass sie eingehalten werden. (So könnten bestimmte Spielsachen beispielsweise weggeschlossen werden.) Gleichzeitig sollte ich zu Kompromissen bereit sein (z.B. eine Spielzeugkiste bereitstellen, die für alle zugänglich ist).

Und die Geburtstagsgäste dürfen lernen, die Grenzen des anderen Kindes zu respektieren.

Je eher dein Kind also den Umgang mit Grenzen lernt – sowohl den eigenen als auch denen anderer Menschen – desto leichter wird es im Leben damit klarkommen.

Unsere Aufgabe als Eltern besteht demnach weniger im „Kindern Grenzen setzen und auf die Einhaltung beharren“ sondern vielmehr im „Grenzen setzen und das Kind im Umgang damit liebevoll begleiten.“

7. Grenzen klipp und klar kommunizieren

Halten wir also fest: Gewisse Grenzen sind wichtig für unsere Kinder!

Stellt sich nun die Frage, wie du sie am besten kommunizierst. Denn wie so oft gilt auch hier: Das WIE ist entscheidend. Dazu hab ich hier ein 12 Tipps für dich:

  1. 1
    Sobald du weißt, dass du eine Grenze setzen willst oder musst, kommuniziere sie mit Klarheit und Überzeugung. Kinder spüren sofort, wenn wir unsicher sind und testen dann aus, ob wir es wirklich ernst meinen.
  2. 2
    Formuliere Grenzen möglichst immer positiv und vermeide „Nicht-Sätze“. Also anstatt zu fordern: „Matsch nicht in deinem Essen rum!“, sage lieber: „Nimm zum Essen bitte den Löffel.“ Für unser Gehirn ist es ein großer Unterschied, ob wir sagen, was wir WOLLEN, anstatt zu formulieren, was wir NICHT wollen...
  3. 3
    Erkläre bzw. begründe deine Grenze – jedoch so einfach und kindgerecht wie möglich. Langwierige Argumentationen verwirren dein Kind nur. Ist die Grenze erstmal klar, reicht eine kurze Botschaft (z.B. „Nimm bitte den Löffel!“ ) Dann musst du nicht jedes Mal aufs Neue erklären, wieso und weshalb.
  4. 4
    Nimm Augenkontakt zu deinem Kind auf, wenn du ihm etwas zu sagen hast. Geh dazu auch gerne in die Hocke, um auf Augenhöhe zu sein. Sprichst du mit deinem Kind, während du nebenbei etwas anderes machst, wirkt das nicht sehr überzeugend. Achte auch darauf, dass dein Kind nicht gerade intensiv beschäftigt und somit mit seiner Aufmerksamkeit ganz woanders ist.
  5. 5
    Stell keine Frage, wenn du eigentlich eine Anweisung geben willst. Auf „Kannst du jetzt mal leise sein?“ antwortet dein Kind viel eher mit „Nein!“ als auf die Aussage: „Sei bitte etwas leiser.“
  6. 6
    Vermeide Warum-Fragen, die das Kind sowieso nicht beantworten kann. (z.B. „Warum bist du denn heute so anstrengend?“) Damit verwirrst du dein Kind nur, beziehungsweise fühlt es sich angegriffen und geht erst recht in den Widerstand. Sprich klar aus, was du dir wünschst.
  7. 7
    Hast du eine Grenze gesetzt oder eine Aufforderung ausgesprochen, dann warte möglichst, bis sie erfüllt wurde bzw. hilf deinem Kind die Grenze umzusetzen. Leite und führe es an und zeige deinem Kind bestimmt, aber freundlich, wie es die Grenze einhält. Oft wenden wir uns als Erwachsene direkt wieder anderen Dingen zu und geben dem Kind damit das Gefühl, dass die Einhaltung unseres Wunsches nicht so wichtig ist.
  8. 8
    Hat dein Kind gemacht, was du von ihm verlangst, bedanke dich. Allerdings reicht ein schlichtes, freundliches „Danke“. Bitte kein überschwängliches Lob – schließlich soll dein Kind lernen, dass es selbstverständlich ist, die gesetzten Grenzen einzuhalten.
  9. 9
    Lass deinem Kind innerhalb der Grenze einen Entscheidungsspielraum, sofern das möglich ist. So darf es beispielsweise aussuchen, welche Mütze es aufsetzen will – nur OHNE Mütze rauszugehen ist tabu.
  10. 10
    Trefft für sich wiederholende Situationen grundlegende Vereinbarungen, die für alle Familienmitglieder gelten (z.B. kein Handy / Spielzeug / Zeitung etc. am Essenstisch). Solche „Grundregeln“ sind viel leichter zu akzeptieren und du kannst dich bei einem Verstoß dagegen einfach darauf berufen.
  11. 11
    Neben den „Grundregeln“ solltest du für dein Kind möglichst individuelle Grenzen setzen. Jedes Kind ist anders, sowohl in seiner Entwicklung als auch in seinem Charakter. Deshalb ist es auch so wichtig, die Bedürfnisse deines Kindes zu kennen und zu beachten. (Achtung: Bei Geschwisterkindern entsteht sehr schnell der Eindruck von Ungerechtigkeit. Streit unter den Geschwistern ist somit vorprogrammiert. Das lässt sich nicht immer vermeiden, auch wenn du es noch so gut erklärst und begründest.)
  12. 12
    Ausnahmen von einer Regel / Grenze sollten wirklich nur selten vorkommen und dann deutlich als Besonderheit kommuniziert werden! Ansonsten ist dein Kind verunsichert und weiß nicht, wann welche Grenzen gelten und wann man sie vielleicht doch überschreiten darf.

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich dir versichern: Wenn du diese 12 Punkte beachtest, wird sich das Grenzensetzen schon deutlich entspannen!

Das Zauberwort heißt:

Geduld beim Grenzensetzen

Das Wichtigste beim Thema Grenzensetzen ist die Geduld. Hab Geduld mit deinem Kind. Manche Grenze musst du 10, 20 oder 100 Mal kommunizieren, bevor sie ohne Widerspruch akzeptiert wird.

Kinder müssen erst lernen, ihre eigenen Bedürfnisse auch mal zurückzustellen oder aufzuschieben sowie die Grenzen anderer Menschen zu respektieren. Das ist nicht leicht! Damit tun sich ja selbst einige Erwachsene manchmal noch schwer. Junge Kinder unter 7-8 Jahre können das tatsächlich aufgrund ihrer kindlichen Unreife nicht alleine. 

Andere Grenzen sind eine Zeitlang kein Thema und sorgen dann plötzlich wieder für Diskussionen, wenn sich dein Kind entwickelt. Das ist ganz normal. Je entspannter du damit umgehst, desto leichter wird es für alle Beteiligten.

Hab aber auch Geduld mit dir! Alte Muster der eigenen Erziehung und gesellschaftliche Erwartungen lassen sich nicht von jetzt auf gleich ablegen. Außerdem ist niemand immer liebevoll und geduldig – schon gar nicht, wenn man Kinder hat 😉

Du wirst die hier genannten Tipps nicht von heute auf morgen umsetzen können. Wichtig ist, dass du dranbleibst. Und mit dir selbst sowie mit deinen Kindern nachsichtig bist, wenn es mal nicht so gut klappt mit dem Grenzen setzen und einhalten.

Hilfe, mein Kind akzeptiert keine Grenzen! 

Es gehört wohl zu den häufigsten Schwierigkeiten bei der Kindererziehung: Das Kind überschreitet Grenzen, hält sich nicht an festgelegte Regeln, akzeptiert kein Nein oder "provoziert":

Das Kind hört einfach nicht!

Als Eltern, und vor allem Helikopter-Eltern, gerät man dann buchstäblich selbst an Grenzen und weiß nicht mehr weiter...

Hier können die folgenden Tipps helfen:

  1. 1
    Mach dir klar, dass dein Kind nicht aus Boshaftigkeit handelt. Das Überschreiten von Grenzen dient dem Ausloten, Austesten, Erforschen und Herausfinden wie die Welt funktioniert (das ist besonders in der Autonomiephase spürbar!): Wie funktioniert was? Wie läuft es? Wie weit kann ich gehen? Wer reagiert wie? Wann platzt Mama/Papa der Kragen? Welche Grenzen lassen sich überschreiten und was passiert dann? Das Kind sammelt auf diese Weise wertvolle Erfahrungen und stärkt sein Selbstbewusstsein auch für das spätere Leben. Das heißt nicht, dass du das einfach akzeptieren sollst, aber oft hilft es schon, wenn wir verstehen, WARUM sich unser Kind so verhält. 
  2. 2
    Prüfe dein „Grenzen-setzen-Verhalten“ anhand der oben genannten Tipps. Fühlt sich dein Kind eventuell von zu vielen Grenzen überfordert bzw. zu sehr eingeschränkt? Sind die Grenzen vielleicht nicht altersgerecht? Werden seine eigenen Grenzen zu wenig respektiert? Oder könntest du etwas an der Art und Weise verändern, wie du Grenzen kommunizierst? Dabei kann dich die gewaltfreie Kommunikation intensiv unterstützen. (Es geht hier übrigens nicht darum, dir die Schuld zu geben am Verhalten deines Kindes. Es geht lediglich darum, Lösungen zu finden!)
  3. 3
    Weiß dein Kind nicht, wie es mit seinen Gefühlen umgehen soll? Wie bereits gesagt: Grenzen sorgen für Frust und/oder Enttäuschung. Diese Gefühle können sehr stark und überwältigend sein und vielleicht weiß dein Kind einfach nicht, wie es damit umgehen soll. Dann ist es deine Aufgabe, deinem Kind zu helfen, anstatt es zu bestrafen oder dich darüber aufzuregen, dass es keine Grenzen akzeptiert. Zeige deinem Kind beispielsweise Alternativen zum Umgang mit seiner Wut (in ein Kissen schlagen o.ä.) oder auch bei Gefühlsausbrüchen in der Wackelzahnpubertät
  4. 4
    Stecken womöglich andere Gründe dahinter? Oft sind es auch gar nicht die Grenzen selbst, die dein Kind überfordern. Manchmal verbergen sich andere Ursachen dahinter. Reagiert dein Kind z.B. aggressiv oder extrem wütend, solltest du dich fragen: Welche starken Emotionen stecken dahinter und wo kommen sie her? Steckt vielleicht ein dauerhaftes Ungerechtigkeitsgefühl aufgrund von Geschwister vor? Oder bekommt das Kind zu wenig bedingungslose Liebe oder ist die Bindung wackelt? Auch eine Form von Autismus könnte vorliegen, wenn dein Kind grundsätzlich Schwierigkeiten hat, seine (extrem starken) Gefühle zu kontrollieren. Sollten diese Anzeichen vorliegen, kannst du dies von einem Arzt, Psychologen, Psychiater, etc...abklären lassen. 

Sollte es trotz aller Tipps und Hinweise dauerhaft Probleme beim Thema „Kindern Grenzen setzen“ geben, scheue dich nicht davor, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Elterncoaching, eine Erziehungsberatung oder eine Familientherapie können eine wertvolle Unterstützung sein und helfen sowohl dir als auch deinen Kindern.

Alles rund um´s Grenzen setzen - kurz und knapp

1. Brauchen Kinder Grenzen?

Ja! Grenzen und Regeln geben Sicherheit und sorgen für Orientierung. Ohne Grenzen fühlt sich das Kind verloren, so als würde es alleine durch den Dschungel irren.

Außerdem müssen Kinder den Umgang mit Grenzen lernen, denn auch andere Menschen werden ihnen Grenzen aufzeigen.

Und nicht zuletzt dürfen sie auch lernen, eigene Grenzen zu setzen und darauf zu bestehen, dass diese respektiert werden.

2. Ab wann sollte man Kindern Grenzen setzen?

Grenzen erfährt dein Kind ab Geburt. Der Alltag ist voller Grenzen, denn für Kinder - vor allem in der Autonomiephase - klappt sehr oft etwas nicht so, wie sie es gerne haben wollen. Somit brauchen Kinder eine möglichst vorbereitete Ja-Umgebung. Denn zuviele Grenzen ist enorm frustrierend und macht dein Kind weniger resilient

3. Wie lernen Kinder, Grenzen zu akzeptieren?

Als Eltern ist es unsere Aufgabe, dem Kind beim Akzeptieren von Grenzen zu helfen. Anstatt es also bei Widerstand gegen eine Grenze zu bestrafen oder zu beschimpfen, sollten wir:

  • Verständnis zeigen, dass das Einhalten der Grenze schwerfällt
  • ihm Möglichkeiten zeigen, wie es mit den negativen Gefühlen umgehen kann
  • selbst Vorbild sein und auch die Grenzen des Kindes respektieren

4. Was tun, wenn Kinder Grenzen überschreiten?

Im Idealfall sollte das Kind die natürlichen Konsequenzen erfahren, die beim Überschreiten von Grenzen eintreten. Auch wenn diese Erfahrung mitunter unangenehm ist, so lernt das Kind daraus am schnellsten und nachhaltigsten.

Sind natürliche Konsequenzen nicht möglich oder zu gefährlich (wenn dein Kind z.B. auf die Straße rennt), dann musst du natürlich eingreifen. Versuch dabei möglichst ruhig zu bleiben. Weise nochmals auf die Grenze hin und bitte darum, dass diese eingehalten wird. Hilf deinem Kind anschließend beim Umgang mit seinen starken Gefühlen, anstatt es zu beschimpfen oder zu bestrafen.

5. Wie reagiere ich, wenn mein Kind bewusst provoziert und seine Grenzen testet?

Hab Verständnis dafür, dass dein Kind seinen Handlungsspielraum ausloten will. Das ist ein normaler Entwicklungsprozess. Je weniger du dich darüber aufregst, desto entspannter kommt ihr alle damit klar. Sei dir bewusst: Dein Kind macht nichts gegen dich, sondern etwas für sich. 

Überprüfe, ob du eventuell zu viele Grenzen setzt, sodass sich dein Kind regelrecht „gefangen“ fühlt. Ist das nicht der Fall, lass dich nicht provozieren. Beharre auf Einhaltung der Grenzen und nutze alle hier genannten Tipps, um dein Kind im Umgang damit zu unterstützen.