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Kind hört nicht? Das kannst du tun (8 Tipps + 3 goldene Regeln)

Dein Kind hört nicht? Dann kennst du bestimmt folgende Situationen:

“Kinder, essen kommen!”

“Komm, ich hab's eilig, wir müssen jetzt looos!”

“Schlafenszeit! Ab ins Badezimmer!”

Doch bei deinem Kind rührt sich NICHTS! Es spielt seelenruhig weiter und du überlegst ernsthaft, ob es etwas an den Ohren hat…

Keine Sorge, du kannst dir den Gang zum Ohrenarzt sparen. In diesem Artikel zeige ich dir, wie dein Kind dir zuhört, ohne Schimpfen und Schreien

Also Ohren auf, legen wir los:

Kind hört nicht

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Mein Kind hört nicht! Warum ist das so?

Du bist oft verwundert und denkst dir:

“Mein Kind hört nicht auf mich, mein Kind hört nicht richtig zu... mein Kind hört nicht, wenn ich es rufe, warum macht es nicht einfach das, was ich sage…”

Pass auf...

Es gibt 2 ganz einfache Gründe, warum dein Kind nicht auf dich hört:

  1. Es WILL nicht - aus Gründen, die für dein Kind wichtig sind, die es aber noch nicht erklären kann oder

  2. Es KANN nicht - weil es gerade wirklich nicht fähig dazu ist

Wenn Kinder nicht hören WOLLEN, haben sie gerade andere Ziele und andere Bedürfnisse als du

Das ist im ersten Schritt mal gut und wichtig, weil jedes Kind ein eigenständiger Mensch und keine Marionette ist. 

Mach dir klar: Dein Kind will und braucht gerade etwas anderes als du. Es besteht Klärungsbedarf! 

Wie bei jedem anderen Menschen auch, werdet ihr das lösen müssen. Im Idealfall in einem Gespräch, bei dem jeder seine Bedürfnisse nennt - was bei kleineren Kindern natürlich noch schwierig ist.

In erster Linie will dein Kind von dir gesehen und mit seinen Zielen und Bedürfnissen ernst genommen werden. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass immer sofort alles zu erfüllen ist. Was genau da zu tun ist, dazu kommen wir noch später…

Die zweite Möglichkeit, warum dein Kind nicht hört, ist, weil es schlichtweg nicht KANN. Es ist wirklich nicht fähig dazu, weil es zu einer Überforderung kommt. 

Kind ist überfordert

Beispiele für eine Überforderung sind:

  • Druck erzeugt Gegendruck: Wenn das Kind zuviel Druck erfährt, reagiert dein Kind INSTINKTIV mit Gegendruck. Das ist ein menschlicher, natürlicher Reflex und angeborener Instinkt und hat nichts mit Provokation zu tun
  • Zu viel kooperiert: Oft sind die Kinder bei Freunden, Verwandten oder in Fremdbetreuung, wo sie automatisch viel kooperieren müssen. Kommen sie dann zu dir, fühlen sie sich erstmals wieder im sicheren Hafen (kannst du auch als Kompliment sehen) und lassen alle angestauten Gefühle wie z.B. Wutanfall raus. Kommt dann eine Aufforderung von dir oder ein “Nein”, kann das "Kooperationsglas" schon mal überlaufen: Dein Kind dreht auf, trotzt und hört nicht. Dein Kind bricht scheinbar aus dem Nichts in Tränen aus und wütet schrecklich herum.
  • Es kommt zu einem Missverständnis: Dein Kind kann dir nicht folgen, weil es dich tatsächlich nicht versteht. In unseren Botschaften sind oft Zweideutigkeiten, Verneinungen, Indirektheiten, Übermaß an Informationen, Unsicherheiten, Fragen statt Ansagen etc. enthalten. Je jünger das Kind, desto schwieriger ist die Verarbeitung deiner unklaren Aussagen.
  • Kind ist voll konzentriert: Dein Kind ist abgetaucht in seine Spielwelt und ist nicht erreichbar. Kinder leben im Hier und Jetzt und können deshalb voll und ganz auf eine Situation oder Sache fokussiert sein. Das Rundherum wird vollkommen ausgeblendet und in solchen Momenten hören sie wirklich nichts anderes.

So, du weißt nun, dass dein Kind nicht mit Absicht gegen dich arbeitet und dich provoziert, sondern, dass sein “Nicht-auf-dich-hören” deutlich andere Gründe hat. 

Merke dir dazu:

Dein Kind macht NICHTS gegen dich - sondern nur etwas FÜR sich!

Was du nun aber tun musst, damit dein Kind dennoch auf dich hört, zeige ich dir jetzt anhand meiner einfachen ABK-Regel…

So hört dein Kind auf dich, ohne laut zu werden und zu schimpfen!

Nun weißt du, warum dein Kind dir nicht zuhört. Jetzt zeige ich dir, wie du es schaffst, dass dein Kind dir zuhört. Und das ganz ohne zu Schimpfen! Dazu gibt es eine super einfache Regel, die ich dir hier erklären möchte: 

ABK Regel

Die goldene Regel besteht aus 3 Schritten:

1. Akzeptiere wo dein Kind gerade steht

Akzeptiere im ersten Schritt einmal die Ziele oder die Bedürfnisse deines Kindes. Das bedeutet aber nicht, dass du mit allem einverstanden bist und du alles zulassen sollst. Dein Kind möchte in seinen Bedürfnissen von dir gesehen werden. Das ist wichtig in der Autonomiephase des Kindes.  Versuche zunächst zu verstehen, wo dein Kind gerade steht und was es brauchen könnte. 

Beispiele:

“Ah, ich verstehe, du möchtest…”
“Sehe ich richtig, dass du…”
“Oh cool, das ist wirklich eine tolle Idee…”
“Ich kann verstehen, dass es voll blöd ist für dich, dass…”

Verinnerliche: Kinder hören nicht nicht, weil sie dich provozieren wollen, sondern weil sie ihre Bedürfnissen erfüllen wollen. Akzeptiere diese Tatsache.

2. Baue eine (Ver-)Bindung auf

Dein Kind ist gerade in einer anderen Welt oder bereits im Gegenwillen, deshalb ist es jetzt deine Aufgabe, dein Kind wieder an deine Seite zu bringen. Du musst die Bindung zum Kind in diesen Momenten bewusst aktivieren. Geh dazu zu deinem Kind und stelle aktiv den Kontakt her, indem du:

  • Augenkontakt liebevoll suchst
  • Dein Kind an Schulter, Arm, Rücken sanft berührst
  • Nähe zu deinem Kind schaffst (z.B. Namensansprache, frage es etwas, womit es mit “Ja” antworten muss, plaudere ein paar nette Worte mit deinem Kind, frage was es gerade macht, zeige Interesse, mach etwas Lustiges mit ihm, bringe dein Kind dazu dich anzulächeln und dir zu zunicken)

Bindung bedeutet auch, dass wir uns in die Situation rein begeben müssen. Nur vom Türrahmen oder vom anderen Zimmer aus was zu sagen und aufzufordern, ist zu wenig. 

Vor allem, wenn dein Kind etwas Zerstörerisches oder Verletzendes macht, dann schreite sofort ein. Gehe dazwischen, fixiere Hand oder gefährlichen Gegenstand und sage deutlich “Stopp, ich will das nicht!”

3. Sorge für Klarheit

Deine Worte sollten klar, unmissverständlich, deutlich und bestimmt sein. Versuche Fragezeichen am Satzende zu vermeiden. Verwende keinen Sarkasmus, keine Zweideutigkeiten, keine Floskeln wie “man muss das so machen” oder “Papa mag das nicht”. 

Oft sagen wir, was das Kind nicht machen soll. Das Wort “nicht” ist für dein Kind ein abstraktes Wort und setzt eine gewisse Gehirnreife voraus. Ist dein Kind in der ersten Autonomiephase, löscht es das Wörtchen “nicht” wie bei einem Filter raus. Es hört somit nur das Verb und setzt dieses um. 

Kommuniziere offen, was gerade los ist. Nämlich, dass 2 Bedürfnisse aneinander knallen. Sprich aus, was du willst und dir wichtig ist und sag auch, was du glaubst, was deinem Kind gerade wichtig ist. Somit fühlt sich dein Kind von dir wahrgenommen und ist eher bereit, mit dir zu kooperieren.

Bitte dein Kind um Lösungsvorschläge. Wenn keine Ideen kommen, biete Alternativen an. Versuche den Impuls deines Kindes nicht krampfhaft zu unterbinden, sondern Alternativen zu ermöglichen oder den Impuls umzulenken. 

Die ABK-Regel kannst du immer und jederzeit beachten und berücksichtigen. Wie das konkret im Familienalltag aussieht, möchte ich dir anhand von 8 typischen Situationen erklären. Lies dazu weiter...

8 typische Alltagssituationen und konkrete Lösungen

Hier will ich dir mögliche Lösungen für typische Alltagssituationen mitgeben, die dir sicher bekannt vorkommen und bei denen du oft im Alltag nicht weißt, wie du damit umgehen sollst.

1. Kind macht, was es will

Alltagssituation 1: Kind wäscht sich nicht die Hände

Kind, 2 Jahre alt, hört nicht beim Händewaschen: Es soll sich die Hände waschen, aber es schmiert stattdessen die Wände mit der Seife voll.

Statt...

“Was machst du wieder für einen Blödsinn! Immer machst du mir Arbeit!! Warum machst du so etwas? Ich hab dir schon 1.000 Mal gesagt, dass du nichts anstellen darfst”

Lieber...

“Stopp!!” (Hände vom Kind fixieren, damit es nicht weitermacht) “Ojemine, du findest wohl die Wand so schmutzig, dass du sie waschen musst? Schau mal, die Seife ist für deine Hände da... ich zeige dir, wie das geht / oder schau mal, hier im Waschbecken kannst du herum schmieren.”

Wildes Herumschimpfen und Beschimpfen bringt nichts! Schon nach wenigen Sekunden schaltet dein Kind ab. Versuche, ruhig zu bleiben. Akut kannst du in dieser Situation nichts mehr Vorbeugendes machen. Akzeptiere zuerst die Situation. Die Wände sind angeschmiert. Durchs Schreien und Schimpfen werden die Wände nicht mehr sauber und dein Kind lernt keine Lektion, sondern lernt nur dich zu fürchten. Was aber eurer Bindung zueinander schadet. Je schwächer die Bindung, desto weniger kann dein Kind dir folgen.

Fragen nach dem Warum führen ebenso ins Nichts. Dein Kind wird dir einfach irgendwas erzählen und die Wände bleiben dennoch verschmiert. 

Besser ist es, sofort einzuschreiten und den Impuls, den dein Kind hatte, umzulenken. Wenn dein Kind schon älter ist, frage statt nach dem Warum immer nach dem “Wie”: “Wie kam es dazu, dass…”

Mit der “Wie”-Frage erfährst du mehr über das, was in deinem Kind gerade vorgeht und kannst leichter gemeinsam mit deinem Kind Lösungen und Alternativen finden. 

2. Kind macht etwas, was es nicht darf und gefährlich ist

Alltagssituation 2: Kind läuft über Straße

Kind, 3 Jahre alt, hört nicht beim Straßenverkehr. Es fährt mit dem Roller auf die Straße. Vater ruft, dass es aufpassen soll. Kind fährt einfach weiter. 

Statt...

“Ich hab dir schon so oft gesagt, dass die Straße gefährlich ist. Du musst auf mich warten, sonst darfst du nie wieder mit dem Roller fahren!”

Lieber...

“Stopp!!” (Bei Gefahr in Verzug ist sofortiges Handeln notwendig!) “Puh, jetzt haben wir uns beide erschrocken. Du hast dich erschrocken, weil ich dich geschnappt habe und ich hab mich erschrocken, weil ich dachte, du fährst auf die Straße...na komm mal her (Kind trösten). Mir ist deine Sicherheit sehr wichtig. Komm lass uns hier zusammen gehen, ich nehme dich an die Hand und dort vorne bei dem gelben Haus kannst du wieder alleine fahren, in Ordnung?”

Kleinkinder und Kinder bis ca. 7 Jahren können Gefahren nicht richtig einschätzen. Deshalb müssen wir bei Gefahrensituationen sofort einschreiten. Eine alleinige Aufforderung oder Ermahnung ist zu wenig. Das Kind folgt einem Impuls und dieser Impuls (z.B. mit dem Roller fahren) ist stärker als jede Ermahnung und vorherige Vereinbarung. 

Merke dir: Das Kind provoziert dich nicht!

Die fehlende Impulskontrolle kommt aufgrund der Unreife des Gehirns. Dein Kind gehorcht nicht, weil es instinktiv und impulsiv handelt und nicht, weil es dich provozieren will. 

Wenn dein Kind gerade dabei ist, etwas Gefährliches zu tun, greife schützend ein und gib deinem Kind Informationen darüber. Kinder in der Autonomiephase müssen die Welt erst entdecken, sie wollen sich ausprobieren. Deshalb erkläre deinem Kind, was passieren könnte.

3. Kind soll etwas machen, macht es aber nicht

Alltagssituation 3: Kind will nicht in's Bett

Kind, 4 Jahre alt, hört nicht bei der Bettgehzeit. Kind spielt und du forderst es auf, ins Badezimmer zu kommen. Kind hört nicht richtig zu.

Kind will nicht ins Badezimmer

Statt...

“Komm sofort ins Badezimmer, sonst lese ich dir keine Gute-Nacht-Geschichte vor!”

Lieber...

ABK-Regel! Danach:
“Oh ich sehe, du spielst gerade mit den Autos...jetzt ist Zeit ins Badezimmer zu gehen, komm wir gehen jetzt rauf.” Kind protestiert noch...
“Oh, du magst noch so gerne spielen...hm wie wäre es, wenn wir mit den Autos gemeinsam ins Badezimmer fahren?”

Drohungen von Strafen und Konsequenzen schaden eure Beziehung zueinander. Es mag zwar sein, dass es das eine oder andere Mal mit Androhungen klappt. Aber leider zu einem sehr hohen Preis:

Das wichtigste Bedürfnis jedes Kindes ist die Nähe und Verbundenheit zu dir als Bezugsperson. Sprichst du Drohungen aus, entsteht eine emotionale Trennung zwischen dir und deinem Kind. Diese Trennung verursacht eine Alarmierung im Kind, was zu Stress, Frustration und tiefen Verunsicherung führt. 

Alltagssituation 4: Kind kommt nicht mit

Kind, 3 Jahre alt, hört nicht, wenn du aus dem Haus gehen willst. Es will nicht in den Kindergarten, zieht sich nicht an und kommt nicht in die Gänge.

Statt...

“Wir gehen jetzt sofort los…der Kindergarten sperrt bald zu, sonst dürfen wir nicht mehr rein!”

Lieber...

ABK-Regel! Danach:
“Möchtest du deine Schuhe selbst anziehen oder möchtest du, dass ich dir helfe? … oh du willst heute gar nicht in den Kindergarten… oje das tut mir leid… Was genau gefällt dir nicht am Kindergarten? Erzähl einmal... Heute hab ich entschieden, dass du in den Kindergarten gehst. Wie würde es dir denn leichter fallen? Möchtest du nochmal ganz viel Mama-Auftanken / nochmal ordentlich Kuscheln?”

Je jünger die Kinder sind, desto schwieriger fällt es ihnen, getrennt von uns zu sein. Deshalb gehe zuerst auf die Gefühle des Kindes ein, anstatt sie zu bekämpfen. 

Treffe eine klare Entscheidung (kann auch so getroffen werden, dass das Kind zuhause bleiben kann - auch das ist völlig okay) und gib deinem Kind das, was es gerade braucht, um mit deiner Entscheidung bestmöglichst klarzukommen.

Alltagssituation 5: Kind und Zeitdruck

Kind, 6 Jahre alt, hört nicht und provoziert, wenn ihr beide losgehen müsst. Du hast einen Termin und Kind muss mit. Kind will nicht.

Statt...

“Wir gehen jetzt sofort los… nie machst du mit, wegen dir komm ich wieder zu spät!”

Lieber...

ABK-Regel! Danach:
“Oh du hast heute gar keine Lust dorthin zu gehen… verstehe. Hm, wie machen wir das? Ich möchte pünktlich zum Termin kommen und du kannst alleine nicht zuhause bleiben… Ich hab eine Idee, möchtest du die hören? Wie wäre es, wenn wir nach dem Termin noch auf den einen Spielplatz gehen, der dir so gefällt? Kannst du dann leichter mitkommen?”

Wenn du mit deinem Kind woanders hingehen willst (egal ob zum Arzt, zu einer Freundin, zur Oma, zum Kindergarten, zur Schule, etc.) und dein Kind hört nicht auf dich, ist das völlig normal. Kinder sind nicht geschaffen für ständige Ortswechsel

Und deinem Kind ist es völlig egal, ob DU irgendwo hin musst und das Kind mit muss. Diese Übergänge sind für viele Kinder schwierig. Deshalb überlege, ob der Ortswechsel wirklich notwendig ist und ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt. 

Wenn das nicht geht, frage dein Kind, was es braucht, damit es ihm leichter fällt. Wenn keine Ideen von deinem Kind kommen, finde Dinge, die deinem Kind bei dem Termin gefallen könnten oder was ihm den Ortswechsel leichter machen könnte.  

Beispiele dazu könnten sein:

  • Das Spielzeug, mit dem dein Kind gerade spielt, mitzunehmen oder ein besonderes Stofftier
  • Vielleicht könnt ihr zu Fuß gehen und dein Kind darf mit seinem geliebten Roller oder Fahrrad oder ähnlichem fahren
  • Gibt es irgendein Highlight für dein Kind beim anderen Ort (Spielecke, Spielplatz, Freundbesuch, besonderes Spielzeug, etc.)?

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Alltagssituation 6: Kind will nicht vom Spielplatz

Kind, 4 Jahre alt, hört nicht wenn du vom Spielplatz heimgehen möchtest. Es lacht, läuft weg, dreht voll auf und spielt einfach weiter. 

Statt...

“Wir gehen jetzt sofort nach hause… tschüss ich gehe ohne dich!”

Lieber...

ABK-Regel! Danach:
“Ich möchte jetzt nach hause, weil ich das Abendessen zubereiten möchte… Wie können wir es schaffen, dass du dein Spiel hier gut abschließen kannst?”

Zeige Verständnis für dein Kind, dass das Spielen gerade so viel schöner ist, als alles andere. Findet gemeinsam eine Lösung wie z.B. “5x noch Rutschen”, “den Laster noch einparken”, “den Sandburgturm noch mit Gänseblümchen verzieren”, usw. Wichtig ist, dass ihr die Lösung gemeinsam vereinbart habt und dein Kind wirklich von sich aus zustimmt. 

Bleibe nun aktiv bei deinem Kind, hilf ihm das Spiel abzuschließen: z.B. Zähle mit beim Rutschen, such einen geeigneten Parkplatz für den Laster oder helfe beim Gänseblümchen pflücken.

Wenn du da nicht aktiv dranbleibst, sondern lieber doch nochmal aufs Handy guckst oder mit einer anderen Mama quatschst, dann ist dein Kind irritiert und macht bei seinem Spiel wieder weiter. 

Die Aussage “Tschüss, ich gehe ohne dich” ist ein fieses, manipulierendes Spiel mit dem wichtigsten Bedürfnis des Kindes nach Nähe und Verbundenheit. Denn durch diese Androhungen wird im Kind die Alarmstufe Rot ausgelöst. Das bedeutet, das einzige Ziel ist jetzt nur mehr, so schnell wie möglich den Kontakt, die Nähe zu dir, wiederherzustellen. Nur aus diesem Grund kommt dann das Kind schnell mit.

Aber diese Alarmierung bedeutet Stress für dein Kind. Dieser Stress führt zu Frustration, zu Trotzreaktionen und zu einer tiefen Verunsicherung. Dies wiederum kann langfristig dem Selbstwertgefühl des Kindes schaden.

4. Kind hört nicht auf “Nein”

Alltagssituation 7: Kind akzeptiert kein Nein

Dein 8 jähriges Kind hört nicht, es will zu einem Freund. Du möchtest es aber nicht, weil es dafür schon zu spät ist. Du sagst klar “Nein”, aber das Kind hört nicht und ist aggressiv.

Statt...

“Wie oft soll ich es dir noch sagen: NEIN!! Und jetzt gib endlich eine Ruhe, geh rauf auf dein Zimmer”

Lieber...

ABK-Regel! Danach:
“Ja, das wäre jetzt echt eine coole Idee, ich kann verstehen, dass es jetzt blöd ist für dich, weil du wirklich gerne deinen Freund noch gesehen hättest… Wie wäre es wenn wir uns morgen was vereinbaren?”

Wenn das Kind ein “Nein” erfährt, ist es zunächst mal frustriert. Und dein Kind darf frustriert sein! Nun ist es deine Aufgabe, dein Kind von der Frust zum Bedauern zu führen. Dann wird der Frust nicht zur Aggression, sondern kann losgelassen werden.

5. Kind ist aufgedreht und hört nicht

Alltagssituation 8: Kind ist wild

Kleinkind spielt wild herum, ist aufgedreht, laut und hört nicht.

Statt...

“Sei doch endlich mal leise!”

Lieber...

Steige in das wilde Spiel ein. Mache dieselben Geräusche und Bewegungen wie dein Kind. Danach ABK-Regel

Kinder wollen ab und zu mal laut und wild sein. Wenn du es ständig verbietest, entsteht Druck in ihnen - wie in einem Dampfkessel und irgendwann explodieren sie förmlich. Lass dich doch lieber mal darauf ein. Tobe, lache und albere mit ihnen herum.

Somit erhältst du die Aufmerksamkeit deines Kindes. Danach orientiere dich an der ABK-Regel. Damit hast du dein Kind zu dir zurückgeholt und es kann dir wieder zuhören.

Im nachstehenden eBook habe ich nochmals 10 wichtige Tipps für dich zum Ausdrucken zusammengefasst: 

Zusammenfassung: Wie reagiere ich, wenn mein Kind nicht hört

Um das nochmal kurz zusammenzufassen:

Bei Gefahrensituationen musst du sofort einschreiten und handeln! Und zwar nicht nur mit deiner Sprache, sondern mit deinem Körper. Alleinige verbale Aufforderungen sind zu wenig. 

Bei allen anderen Situationen beachte die ABK-Regel

Zur Erinnerung:

Akzeptanz = Akzeptiere zuerst einmal die anderen Gefühle (auch einen heftigen Wutanfall) und Bedürfnisse deines Kindes
Bindung = Stelle aktiv die Bindung und den Kontakt zu deinem Kind her. Denke an Körperberührung, Augenkontakt, Anlächeln, Abholen von da wo es steht, etc.
Klarheit = Werde dir klar, was du willst

Verinnerliche, dass dein Kind dich nicht provozieren möchte, wenn es nicht auf dich hört. Es macht nichts gegen dich, sondern immer etwas für sich. Nimm das Verhalten deines Kindes nicht persönlich!

Finde stattdessen heraus, welches Bedürfnis dahinter steckt. Handelt gemeinsam Lösungen aus. Du wirst erkennen, wie anders die Welt deines Kindes oft aussieht. Es lohnt sich in die Welt deines Kindes einzutauchen!