“NEINNNNN!”
“Ich kann das schon alleine!”
“Ich will!”
“Selbeeeer!”
Hast du auch schon solche lautstarken Aussagen deines Kindes gehört?
Gerade ließ sich dein Kind beim Anziehen geduldig helfen…
Doch plötzlich wehrt es heftig ab und ist furchtbar wütend auf dich, nur weil du ihm die falschen Socken angezogen hast?
Dann ist dein Kind höchstwahrscheinlich zwischen 2 und 5 Jahre alt und befindet sich mitten in der Autonomiephase.
Hier zeige ich dir was die Autonomiephase ist, wie du sie fördern anstatt bekämpfen kannst und gebe dir 9 einfache Alltagstipps, die sofort zu mehr Entspannung führen.
Lass uns loslegen…
More...
Gratis Online Seminar - Erziehen ohne Schimpfen
In diesem Seminar lernst du:
Was ist die Autonomiephase?
In der Autonomiephase wird dein Kind selbstständig. Es befindet sich im ersten Ablösungsprozess von dir.
Babys befinden sich in einer Symbiose mit dir. Du bist ihre Hauptbezugsperson. Das bedeutet: Babys wissen noch nicht, dass sie selbst eine eigene Person sind. Sie fühlen sich vollkommen mit der Bezugsperson verbunden, ähnlich noch wie im Mutterleib.
In der Autonomiephase entwickelt sich das zuvor komplett von den Eltern abhängige Baby zu einer teilweise unabhängigen und eigenständigen Persönlichkeit.
Wie lange dauert die Autonomiephase?
Sie startet bei der Geburt und endet am Sterbebett. Das Autonomiebestreben endet somit nie. Jeder Mensch möchte autonom, selbstbestimmt und eigenständig leben. Der Mensch hat von der Natur aus diesen inneren Drang dazu.
Ab dem ca. 18. Lebensmonat bis zum ca. 5. Lebensjahr und später in der Pubertät fällt uns dieses Autonomiebestreben vermehrt auf. Die Phase zwischen 2 und 3 Jahren wird von den meisten Eltern als die schwierigste beschreiben.
Warum?
Dein Kind WILL vieles und alles, KANN es aber selbst (noch) nicht umsetzen oder wird daran gehindert.
Grund ist, dass es deinem Kind einfach noch an den notwendigen motorischen, kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erfahrungen mangelt.
Hier eine Übersicht der Ursachen, warum dein Kind Trotzreaktionen in der Autonomiephase hat:
Oder dein Kind stößt an Grenzen:
Ein “Nein” von der Mama, ein nicht wieder reparierbares Spielzeug oder ein zerbrochener Keks...
Nicht selten kommt es dann zu einem heftigen Wutausbruch. Deshalb wird die Autonomie des Kindes auch gerne als Trotzphase bezeichnet. Wie du beim Wutanfall deines Kindes reagieren kannst, zeige ich dir in diesem Artikel “Trotzphase - Sinn, Dauer und Survival-Guide für Eltern”.
Wofür ist die Autonomiephase wichtig?
Diese Phase ist sehr entscheidend für das Erlernen neuer Fertigkeiten und für die Entwicklung des Selbstvertrauens und des Selbstwertgefühls. Mehr dazu findest du auch in unserem kostenlosen Ratgeber:
KOSTENLOSER RATGEBER:
So erziehst du starke Kinder
- 15 Übungen zur mentalen Stärkung deines Kindes
- Leg die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl
- Mach dein Kind stark und selbstbewusst
Neue Fähigkeiten kann das Kind nur erlernen, wenn wir Eltern es zulassen. Diese Zeit dient zum Forschen, zum Ausprobieren und zum Entdecken. Sagen wir ständig unserem Kind, wie es was und wann zu tun hat, selbst beim Spielen, kommt es rasch zum Frust oder sogar zu einer gewissen Resignation.
In der Autonomiephase lernt das Kind seinen eigenen Körper wahrzunehmen, sich selbst zu spüren und sich abzugrenzen.
Sein “Ich” wird entdeckt. Es findet seine Vorlieben, seine Gefühle und seinen Willen heraus.
Erkennst du dies nicht an, fühlt sich dein Kind bald falsch und fehl am Platz. Scham und Schuldgefühle entwickeln sich in deinem Kind, die jegliches Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zu Nichte machen. Du hast zwar bestenfalls ein braves, wohlerzogenes Kind, aber der Preis dafür ist hoch und wird wahrscheinlich spätestens in der Pubertät bezahlt werden. Da wartet nämlich die nächste Autonomiephase, in der das Kind zu noch mehr Eigenständigkeit strebt.
Stärke dein Kind beim Selbstständig werden - anstatt es zu bekämpfen!
Denn du willst ja selber, dass dein Kind:
9 Alltagstipps für den Umgang mit deinem autonomen Kind
Grundsätzlich gilt:
Kinder sind und bleiben noch für lange Zeit abhängig von uns und ihr höchstes Streben ist die Nähe und Zuneigung von uns.
Deshalb wollen sie uns gefallen und sie wollen mit uns kooperieren!
Es liegt an dir, dass du diese Kooperationsbereitschaft deines Kindes förderst und unterstützt. Biete deinem Kind einen Rahmen, in dem es aus seinem eigenen Willen heraus kooperieren möchte und kann.
Unterstütze dein Kind bei seinem natürlichen Drang zur Selbstständigkeit.
Du fragst dich jetzt, wie das im Alltag konkret funktionieren soll?
Pass auf, ich verrate dir hier die wichtigsten 9 Alltagstipps:
1. Schaffe eine JA-Umgebung
Schaffe eine Umgebung, in der du nicht ständig deinem Kind hinterher jagen, ihm etwas wegnehmen, etwas verbieten oder von etwas abhalten musst. Der Raum sollte so gestaltet sein, sodass du möglichst wenig “Nein” zu deinem Kind sagen musst.
Gehe dazu am besten in Krabbelhöhe durch deine Wohnung und schau mal, was dein Blick in dieser Höhe anzieht. Ist das etwas, was dein Kind erforschen darf oder ist es gefährlich oder wertvoll? Dann räume es weg!
Gestalte den Raum so sicher wie nötig und so spannend wie möglich!
Beispiele:
2. Mach dein Kind zum Superheld
Wir Eltern müssen in der Autonomiephase wirklich lernen, uns selbst zurückzunehmen und unser Kind gut zu beobachten. Warte einen Moment und beobachte dein Kind, ob es das selbst gesetzte Ziel erreicht oder nicht.
Braucht es Hilfe? Will es Hilfe?
Manchmal sieht es nach echt harter Anstrengung von deinem Kind aus, etwas zu tun. Und du möchtest am liebsten zu deinem Kind eilen und ihm diese Anstrengung abnehmen.
Halte dich dennoch einen Moment zurück und warte vertrauensvoll ab. Staune und freue dich mit deinem Kind, wenn es etwas geschafft hat.
Oder sage zu ihm: “Gib bescheid, wenn du Hilfe brauchst.”
Kleine Erfolge im Alltag erzeugen in deinem Kind das Gefühl “Ich hab es SELBST geschafft”. Dadurch wird dein Kind selbstsicher und wird sich neue, andere Herausforderungen und neue Entwicklungsschritte selbst zutrauen.
Wenn dein Kind Hilfe erbittet, gewähre es ihm auf natürliche und liebevolle Art und Weise. Erspare dir Kommentare wie: “Dafür bist du noch zu klein” oder “Hab ich dir ja schon gesagt, dass du das noch nicht kannst…”
Sag stattdessen: “Natürlich, gerne helfe ich dir!”
Sei für dein Kind das Auffangnetz, wenn etwas nicht klappt oder wenn sich dein Kind übernommen hat. Aber bis dahin, übe dich im Vertrauen und vermittle “Du schaffst es!”
3. Der Wutkiller Nr. 1
Das größte Geschenk, was du deinem Kind in der Autonomiephase geben kannst, ist Zeit. Wenn dein Kind in Ruhe und mit Zeit neue Fähigkeiten lernen darf, wird es rascher die neu erworbenen Fertigkeiten anwenden. Der Gap zwischen dem Willen und der Umsetzungsfähigkeit wird schneller kleiner. Und dadurch wird dein Kind nicht so starke und häufige Trotzreaktionen zeigen.
Mach dir klar:
Wir Erwachsenen setzen unsere Handlungen immer zielorientiert ein. Wir waschen uns, damit wir sauber sind. Wir ziehen uns an, damit wir zur Arbeit losgehen können.
Kinder machen Abläufe nicht aus einer Zielorientierung heraus. Sie leben viel mehr im Hier und Jetzt und führen Handlungen aus, nur weil es ihnen Freude bereitet. Deshalb waschen sie nicht nur einmal die Hände, sondern ev. 5x.
Sei dir bewusst:
Die Zeit, die du jetzt investierst, kommt wieder zurück. In der Form, dass dein Kind entspannter und zufriedener ist und seine Frustration nicht in Form von Wutausbrüchen ausdrücken muss.
4. So machst du dein Kind selbstständig
Selbstständige Kinder werden zu selbstständigen, selbst-denkenden und selbst-handelnden Erwachsenen.
Im Alter von ca. 18 Monaten wird die Beziehung zwischen dir und deinem Kind nicht nur über Nähe gestärkt, sondern auch über Gleichheit. Das bedeutet, dein Kind fängt an, dich nachzuahmen. Es kopiert dein Verhalten, deine Geräusche, deine Stimme, deine Kleidung und deine Handlungen.
Der Wunsch, dir nahe zu sein, in dem es dich nachahmt, wird größer und größer. Dein Kind will sich als voll wirksames Familienmitglied verstehen und es will dazu gehören.
Deshalb will es Alltagshandlungen, die es von dir sieht, ebenso umsetzen.
Unter dem Motto “Hilf mir, es selbst zu tun”, kannst du dein Kind im alltäglichen Tun unterstützen.
Nachfolgend möchte ich dir beispielhafte Tipps geben, um die Autonomie deines Kleinkindes im Alltag zu fördern…
Autonomietipps für die Küche
Im Alltag mit einem Kleinkind dreht sich vieles um das Essen. Du bereitest wahrscheinlich 3 bis 5 Mahlzeiten pro Tag für dich und dein Kind her. Somit wirst du relativ viel Zeit in der Küche verbringen. Kein Wunder, dass dein Kind die Handlungen in der Küche ebenso nachmachen will.
Autonomietipps für's Badezimmer
Im Badezimmer finden für die Familienmitglieder unterschiedliche Prozesse statt, z.B. Hände waschen, Duschen, Baden, Gesicht waschen, Zähne putzen, Abtrocknen, Eincremen. Diese Prozesse sind für dein Kind rasch zu durchschauen, deshalb möchte es relativ früh die unterschiedlichen Handlungen selber machen. Dazu benötigt es die passenden Werkzeuge, die für die Hand deines Kindes passen.
Autonomietipps für's Anziehen
Das Anziehen wird oftmals zur echten Geduldsprobe. Denn bereits unsere 2 Jährigen haben schon ganz genaue Vorstellungen, was sie wann anziehen möchten. Das passt leider nur nicht immer ganz zur Jahreszeit oder zum aktuellen Wetter.
Außerdem erfordert das Anziehen enorme Anstrengung für dein Kind, denn die Feinmotorik ist hierbei stark gefordert. Dabei wird deinem Kind klar, dass seine Fähigkeiten kleiner als seine Vorstellungskraft sind. Das führt zu Frustration, Trotz und endet im heftigen Wutanfall. Greifst du vorschnell ein, fängt es noch mehr zu trotzen an und die Fronten verhärten sich.
Die Wut-weg-Ampel
Hole dir hier deine Erste Hilfe bei Wutanfällen deines Kindes. Mit der Wut-weg-Ampel weißt du jederzeit und überall, wie du auf einen Wutanfall deines Kindes reagierst - ohne selbst Auszurasten! Trag dich hier ein und du bekommst den Link für den Download der Checkliste zu gesendet.
Befolge deshalb folgende Tipps um das Anziehen leichter, schneller und entspannter zu machen:
Will dein Kind partout das Sommerkleidchen im Winter anziehen, kannst du es fragen, ob das Kleidchen wirklich warm hält draußen. Gerne darf dein Kind das selbst testen und kurz rausgehen. Danach könnt ihr gemeinsam überlegen, ob eventuell doch eine Jeans besser wäre oder unter dem geliebten Kleidchen ein Langarm-Shirt und eine Leggins angezogen werden kann.
5. Der Motivator für mehr Kooperation
Kinder sind nicht dafür geschaffen, von einem Ort und von einem Termin zum nächsten zu hetzen. Mit Veränderungen und Planänderungen können sie noch sehr schwer umgehen. Mehrmaliger Wechsel der Umgebung und/oder der Betreuungspersonen bedeutet einfach Stress für die Kleinsten. Stress bedeutet Frustration und wird im Wutausbruch enden.
Deshalb überlege dir bei jedem Szenenwechsel, ob der notwendig ist oder nicht. Denn jeder Wechsel bedeutet Anstrengung für dein Kind, weil es ja kooperieren will.
Merke dir:
Je weniger oft du deinem Kind eine Kooperationsleistung abverlangst, umso mehr kann es von sich aus kooperieren, wenn es dann mal wirklich gar nicht anders geht.
Wenn es nun doch zu einer Veränderung kommt oder eine Planänderung ansteht, achte gut auf die Übergänge. Mit Übergängen ist der Wechsel gemeint:
10 Tipps, wenn dein Kind nicht hört
Mit diesen Tipps hört dir dein Kind garantiert zu und kooperiert mit dir schneller - ohne Schimpfen und Schreien zu müssen! Ich zeige dir, wie du deine Aufforderung formulierst, damit es bei deinem Kind wirklich ankommt und nicht beim einen Ohr rein und beim anderen Ohr wieder rausgeht.
Bereite dein Kind vor, in dem du ihm sagst, was auf ihn zukommen wird. Sag ihm auch deine Erwartungen und wie wichtig dir etwas ist. Wie du eine Aufforderung am besten kommunizierst findest du hier.
Kooperiert dein Kind nicht?
Dann überlege dir oder auch gemeinsam mit deinem Kind, was du deinem Kind anbieten kannst, damit ihm der Übergang leichter fällt, z.B. Spielzeug, Stofftier mitnehmen, den Weg dorthin anders / lustig / actionreich gestalten, gibt es dort etwas, was deinem Kind besonders gefällt?
Die Frage: “Was können wir tun, damit es für dich angenehmer ist?” sorgt meistens für kreative Lösungen, mit denen dein Kind wirklich gut umgehen und kooperieren kann.
6. Selbstständigkeit ≠ Unabhängigkeit
Kommt dein Kind zur Welt, ist es völlig hilflos und braucht mindestens einen Menschen, der sich um ihn kümmert. Auch nach Monaten ist dein Kleinkind noch immer völlig abhängig von dir: es braucht Nahrung, körperliche Nähe, Bindung und Zuwendung, damit es überleben kann.
Diese Abhängigkeit bleibt zu einem gewissen Ausmaß immer bestehen und verringert sich lediglich über Jahre hinweg. Grund dafür: Wir Menschen sind soziale Wesen. Selbst du als Erwachsener brauchst das soziale Miteinander. Auch du könntest dir nicht komplett alleine alle deine Bedürfnisse selbst erfüllen.
Leider ist diese Abhängigkeit in unserer modernen, schnelllebigen Welt verpönt. Doch die kindliche Abhängigkeit sollte nicht wegtrainiert werden.
Schiebe dein Kind nicht in die Selbstständigkeit. Achte darauf, wofür sich dein Kind interessiert und biete dahingehend Unterstützung zur selbstständigen Ausführung von Handlungen an.
Freue dich, wenn dein Kind etwas selber tut oder wenn dein Kind ganz stolz ist über den selbst angezogenen Socken.
Nur wenn sich dein Kind fallen lassen DARF und sich bei dir wie in einem sicheren Hafen geborgen und geliebt fühlt, erst dann kann sich dein Kind in die Selbstständigkeit weiterentwickeln.
Merke dir:
Aus der verletzungsfreien Abhängigkeit entwickelt sich die Selbstständigkeit.
Oft kommt es vor, dass dein Kind etwas lernt. Das Erlernte führt dein Kind eine zeitlang mit Begeisterung durch. Plötzlich aber nicht mehr.
Beharre dann bitte nicht darauf, dass dein Kind diese Handlung selbstständig durchführt. Neue Fähigkeiten sollten nicht zum Machtkampf werden. Signalisiere nicht die Botschaft: “Ich werden Sachen für dich nicht tun, weil du sie selbst tun kannst.” Vermittle deinem Kind nicht das Gefühl, dass das abhängig-sein unerwünscht ist. Unterstütze dein Kind bei der Handlung fürsorglich und liebevoll. Nach einer gewissen Zeit wird dein Kind die Handlung wieder ganz von alleine machen.
Sorge dich nicht zu sehr um die Zukunft. Nur weil dein Kind etwas jetzt noch nicht kann, es scheinbar “verlernt” oder noch nicht die notwendige Reife hat, heißt das nicht, dass es das nie können wird.
Vertraue auf den inneren Entwicklungsdrang deines Kindes, der mal mehr, mal weniger ausgeprägt ist.
7. Let's have fun
Lachen löst viele Spannungen. Du hast immer die Wahl, wie du auf ein Verhalten deines Kindes reagierst:
- Du siehst das Verhalten als Problem und somit kommen ärgerliche, verzweifelte Gefühle in dir hoch
oder - Du nimmst das Verhalten als Spielaufforderung, steigst auf das Spiel ein und machst Schabernack mit deinem Kind
Nach ein paar Minuten herzhaften, echten Lachens, haben sich meist die Probleme in Luft aufgelöst. Eure Beziehung zueinander ist nun wieder gefestigt. Somit kann dein Kind deinen Aufforderungen auch leichter nachgehen.
Lachen ist die beste Medizin gegen Wut - bei dir und bei deinem trotzigen Kind!
8. 1, 2 oder 3 - Was kann dein Kind entscheiden?
Das mit der Entscheidungsfreiheit ist ein echter Balanceakt. Denn zu viel Entscheidungsspielraum überfordert dein Kind und dein Kind muss dadurch Verantwortung übernehmen, was es aber noch nicht kann und auch nicht soll.
Zu wenig Entscheidungsspielraum sorgt oft für Frustration bei deinem Kind und artet schnell zu einem Machtkampf aus.
Oft fühlen wir Eltern uns auch verunsichert, möchten freundlich und höflich zu unserem Kind sein und geben dem Kind scheinbaren Entscheidungsspielraum.
Beispiel: Dein Kind kann sich völlig frei das Gewand zum Anziehen aussuchen. Es sucht sich ein Sommerkleidchen im Winter aus. Und nun bist du am Überreden und Überzeugen, dass das zu kalt ist. Du kannst die Entscheidung deines Kindes aus nachvollziehbaren Gründen nicht zulassen.
Besser:
Du überlegst dir in Ruhe, wo du deinem Kind echten Freiraum beim Entscheiden gibst. Schränke die Auswahlmöglichkeiten ein.
Am oben genannten Beispiel könnte das so aussehen:
Du räumst die Sommersachen weg, sodass sie für dein Kind nicht ersichtlich sind und legst 2 wintertaugliche Garnituren raus. Oder du nimmst das geliebte Sommerkleidchen und dein Kind kann sich von 2 Unterziehshirts und 2 Leggins das passende aussuchen.
Mach dir klar:
DU bist der verantwortliche Erwachsene. Du bist jene Person, die naturgemäß mehr Erfahrungen und Fähigkeiten hat. Verantwortung zu übernehmen bedeutet, dass du ausdrücken lernst, was gerade in dir vorgeht. Sprich von dir, deinen Gefühlen und Wertigkeiten. Gib deinem Kind nicht die Verantwortung, in dem du es beschimpfst oder beschämst, nur weil es in diesem Moment andere Ziele verfolgt als du.
9. Wertschätzung macht dein Kind stark und selbstbewusst
Besonders in der Autonomiephase möchte dein Kind 3 Dinge von dir erfahren:
Diese 3 psychischen Grundbedürfnisse deines Kindes können wunderbar in Alltagsprozessen ganz natürlich erfüllt werden.
Beziehe dein Kind ins Familiengeschehen mit ein. Dazu gibt es jede Menge Gelegenheiten, wie z.B.:
Mit einem ehrlichen “Danke”, einem anerkennenden Nicken oder einem zustimmenden Lächeln spürt dein Kind, dass es gesehen, geschätzt und geliebt wird.
Häufige Fragen zum Thema Autonomiephase
Kleinkind hat ausgeprägte “Nein-Phase”
Es ist wichtig, dass du herausfindest, ob für dein Kind das “Nein” gerade eine verbale Entdeckung ist. Macht es ihm gerade einfach Spaß, dieses Wort zu sagen? Oder will dein Kind etwas wirklich nicht.
Neinsagen ist ein Teil des Ablösungsprozesses. Deshalb ist es wichtig, diese Grenze zu respektieren. Finde mit Fragen heraus, was das Kind will. Welche Lösung könnt ihr beide finden, wenn es zu einem Konflikt kommt?
Lese dazu gerne auch in diesem Artikel über die 9 wichtigsten Strategien, um die Häufigkeit der Trotzanfälle zu minimieren.Kind will alles bestimmen
Ja klar, will es das! Es entdeckt gerade seinen eigenen Willen und will ihn testen.
Gib deinem Kind einen gewissen Rahmen, in dem es bestimmen und entscheiden kann. Aber vergiss nicht, dass du der erwachsene Elternteil bist und du die Verantwortung über dein Kind und eure Beziehung hast. Werde dir zuerst klar, was DU wirklich willst und kommuniziere das deinem Kind. Wenn dein Kind etwas anderes will, was für dich gar nicht okay ist, dann darf dein Kind wütend werden. Hab keine Angst vor der Wut oder vor den Tränen. Wie du einen Wutanfall gut begleiten kannst, findest du hier.
Wenn es für dich einen Verhandlungsspielraum gibt, ist das auch okay. Dann findet gemeinsam eine Lösung, die für euch beide passt. Dazu müsst ihr euch gegenseitig austauschen und offen über eure Gefühle und euren Willen sprechen.
Es kann auch sein, dass dein Kind sich sehr ohnmächtig fühlt und dadurch ständig bestimmen will. Wird dein Kind momentan sehr viel fremdbestimmt? Wird dein Kind gerade sehr viel reglementiert?
Dann gönne deinem Kind die sogenannte “Wunschzeit”. Fixiere täglich ca. 10-15 Minuten (länger geht natürlich auch), in der dein Kind alles bestimmen darf. In dieser Zeit spielst du mit deinem Kind genau das Spiel, was und wie es das haben will. Mit regelmäßiger Wunschzeit spürt dein Kind seine Selbstwirksamkeit und wird nicht mehr vehement immer bestimmen wollen.Zusammenfassung: So unterstützt du dein Kind in der Autonomiephase!
In der Autonomiephase entwickelt sich das eigene Ich-Bewusstsein deines Kindes und somit startet der Ablösungsprozess. Es hat einen natürlichen Drang zur Selbstständigkeit. Dabei stößt es aber an seine körperlichen, sprachlichen und emotionalen Grenzen. Und deinem Kind fehlen noch viele Erfahrungen des eigenen Handelns.
Das führt oftmals zur Frustration und zu heftigen Wutanfällen.
Du kannst jedoch die Frustration vermindern, indem du deinem Kind hilfst, selbstständig und selbstwirksam zu sein. Erhält dein Kind mehr und mehr Kontrolle über sich selbst und seinen Körper, wird es nach und nach zufriedener.
Zeit, Geduld und Einfühlungsvermögen helfen dir, diese besondere Phase als wichtig und positiv zu sehen! Weitere hilfreiche Tipps für ein entspanntes und friedvolles Familienleben findest du hier: StarkeKids Ratgeber - Mach dein Kind stark und selbstbewusst fürs Leben