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Belohnungssystem für Kinder: Pro und Contra (+ Alternativen)

Punkte, Sternchen, Smileys sammeln und am Ende wartet eine Belohnung...Geht es hier etwa um Regeln für Kinder? Nein!

Belohnungssysteme für Kinder erfreuen sich großer Beliebtheit. Im Internet gibt es zahlreiche kostenlose Vorlagen für Belohnungspläne als PDF, Bastelanleitungen oder fertige Belohnungstafeln mit dazugehörigen Magneten.

Das Prinzip der Belohnung kommt ursprünglich aus der Verhaltenstherapie. Heutzutage wird es allerdings in vielen Familien und sogar in Kindergärten und Grundschulen verwendet.

Aber sind Belohnungssysteme wirklich hilfreich? Oder musst du dadurch sogar noch mehr schimpfen?

Ich zeige dir, welche Vor- und Nachteile Belohnungen haben und vor allem, welche Alternativen es gibt.

Als besonderes Highlight bekommst du einen „Bye bye Belohnungssystem – Leitfaden“ als kostenloses PDF zum downloaden...

Belohnungssystem für Kinder Pro und Contra

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Das Grundprinzip: Belohnung macht glücklich

Wir alle kennen das Prinzip der Belohnung. Als Kinder haben wir vermutlich selbst die eine oder andere Belohnung erhalten. Und im Berufsleben sind Belohnungen (in Form von Prämien, Sonderzahlungen etc.) gang und gäbe.

Belohnungen können uns motivieren und zu besseren Leistungen anspornen. Grund dafür ist die Aktivierung des sogenannten mesolimbischen Systems – einer Hirnregion, die unter anderem für das Empfinden von Freude zuständig ist. Sie wird daher auch als „Belohnungszentrum“ des Gehirns bezeichnet.

Grafik Belohnung Gehirn Glückshormone

Belohnungen machen also glücklich. Und da der Mensch nach Glück strebt, wird er sich besonders anstrengen, wenn am Ende eine Belohnung winkt. So die Theorie...

Daher ist die Idee durchaus nachvollziehbar, Kinder mithilfe von Belohnungen „erziehen“ zu wollen. Schließlich werden verschiedene Belohnungssysteme sogar schon im Kindergarten oder in der Grundschule eingesetzt.

Dann kann das ja nicht so falsch sein.

Oder?

Die 6 Hauptprobleme von Belohnungssystemen für Kinder

Grundsätzlich ist es natürlich viel besser, ein Kind zu belohnen, anstatt es zu schimpfen und bestrafen. Trotzdem sind Belohnungen als Erziehungsmethode mit Vorsicht zu genießen. Denn das Prinzip „Belohnung“ hat einige Schwachstellen, denen man sich bewusst sein sollte.

Und das gilt für sämtliche Belohnungssysteme – egal ob Belohnungstafel, Punkte- oder Sternchenplan, Belohnungskarten, Belohnungslisten und und und...

Schauen wir uns also mal an, welche Probleme ein Belohnungssystem bei Kindern verursacht:

Du möchtest lieber gleich zu den Alternativen springen? Dann klicke hier: Die besten Alternativen zum Belohnungssystem

1. Die (intrinsische) Motivation geht verloren

Durch Belohnung geht Motivation verloren

Intrinsische Motivation bedeutet, dass wir etwas aus eigenem, innerem Antrieb tun – weil wir Spaß daran haben, weil es uns einen Vorteil bringt, weil wir ein bestimmtes Ziel erreichen wollen oder weil wir jemand anderem eine Freude machen möchten.

Kinder haben von Natur aus sehr viel intrinsische Motivation. Sie sind neugierig, wollen Dinge ausprobieren, Erfahrungen sammeln, den Eltern nacheifern und/oder ihnen eine Freude machen. Als „Belohnung“ reicht ihnen vollkommen der Spaß daran, die Freude der Eltern oder das eigene Erfolgserlebnis.

Fangen wir nun an, das Kind für bestimmte Tätigkeiten zu belohnen, geht die intrinsische Motivation nach und nach verloren. Aus „ich mache das, weil es mir Spaß macht“ wird dann bald „ich mache das, weil ich etwas dafür bekomme“. Und früher oder später macht das Kind die Dinge dann NUR NOCH, wenn es dafür belohnt wird.

Das zeigen auch verschiedene Studien. So führt das systematische Belohnen von Schulleistungen zum Beispiel dazu, dass die intrinsische Motivation verloren geht. Die Schüler haben dann zwar bessere Noten, der Spaß an der Schule nimmt jedoch ab.

2. Von Begeisterung über "Erpressung" zur Abhängigkeit

Nun liegt die Idee nahe, das Belohnungssystem nur für solche Sachen einzusetzen, zu denen sowieso keine Motivation vorhanden ist. Immerhin sorgt dann zumindest das Belohnungszentrum im Gehirn für Glücksgefühle.

Am Anfang funktioniert das auch meistens sehr gut. Mit der Aussicht auf eine Belohnung putzen die Kinder plötzlich begeistert die Zähne, helfen im Haushalt oder lernen noch eine Runde extra für die Schule. Mitunter hören Eltern dann sogar die Frage: „Kann ich was helfen?“

Doch mit der Zeit geht die Begeisterung verloren, weil Motivation von außen niemals den gleichen Effekt hat wie die intrinsische Motivation. Außerdem nutzt sich der Anreiz jedes Belohnungssystems nach und nach ab (siehe auch Punkt 5) und funktioniert irgendwann nicht mehr.

Des Weiteren gewöhnen sich Kinder sehr schnell daran, dass sie belohnt werden – vor allem für Dinge, auf die sie keine Lust haben. Dann hören Eltern immer öfter die Frage: „Und was kriege ich dafür?“

Besonders problematisch ist auch der Effekt auf das spätere Leben. Wer als Kind gelernt hat, für die Erledigung unangenehmer Dinge belohnt zu werden, braucht das auch als Erwachsener. Das führt dazu, dass wir uns z. B. nach einem anstrengenden Arbeitstag mit (ungesundem) Essen, Alkohol, Sex, Shopping oder ähnlichem „belohnen“ und regelrecht abhängig davon werden.

Um einen klaren Kopf zu bewahren und nicht in die Bestechungsfalle zu geraten kann diese Entspannungsmethode eingesetzt werden:  Progressive Muskelentspannung kann sowohl dem Kind als auch jedem Elternteil im Alltag helfen:

3. Schlecht für das Selbstwertgefühl

Kind wird belohnt, bekommt aber nicht das was es wirklich braucht

Besonders heikel sind Belohnungen für „richtiges“ Verhalten. Damit gebe ich dem Kind zu verstehen: So wie du bist, bist du nicht in Ordnung! Du musst dich anders verhalten, um Lob (Belohnung) zu bekommen.

Das schädigt das Selbstwertgefühl des Kindes und führt zeitlebens zu innerer Unsicherheit und psychischen Problemen. Der Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ ist daher in vielen Menschen tief verankert. Die Folge sind Selbstzweifel, verringerte Resilienz, Ängste, Minderwertigkeitsgefühle und die Abhängigkeit von Anerkennung. Dein Kind kann auch anfälliger für Mobbing und Cybermobbing sein - egal ob Täter oder Opfer. 

Viel wichtiger wäre es, herauszufinden, was sich hinter dem Verhalten des Kindes verbirgt. Kinder verhalten sich niemals ohne Grund „schlecht“, sie sind nicht von Natur aus „böse“ oder frech oder wollen uns ärgern. Auch hinter dem Gefühl der Wut steckt so viel mehr, als das Verhalten in dem Moment zeigt. Lerne deshalb mehr über die bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung, um die Bedürfnisse deines Kindes richtig zu stillen. 

Nehmen wir mal das klassische Beispiel „zu Bett gehen“. Wenn es jeden Abend Theater zur Schlafenszeit gibt, lässt sich das durchaus mithilfe eines Belohnungsplans in den Griff bekommen. Um die begehrten Punkte oder Sternchen für die vereinbarte Belohnung zu sammeln, geht das Kind plötzlich ohne Tränen und Geschrei ins Bett.

Auf den ersten Blick super. Aber das Grundproblem ist nicht gelöst. Das Kind geht trotzdem nicht GERNE zu Bett. Es hört einfach nicht, weder auf Mama noch auf Papa. Vielleicht ist es nicht müde genug. Oder es ist ZU müde und bräuchte einen anderen Schlafrhythmus. Vielleicht fehlt ihm ein Abendritual, um die Erlebnisse des Tages zu verarbeiten und zur Ruhe kommen zu können. Oder es wünscht sich abends mehr Zeit mit Mama und Papa, weil tagsüber keine Gelegenheit dazu ist. Stattdessen bekommt es... Punkte 🙁 

So vermitteln wir dem Kind: Deine wahren Bedürfnisse interessieren mich nicht. Hauptsache, du benimmst dich so, wie es von dir erwartet wird. Ist das Kind noch sehr jung und gerade in der Trotzphase oder in der Wackelzahnpubertät, kann es aufgrund der kindlichen Unreife unsere Erwartungen gar nicht erfüllen. Und auch das Kind verliert nach und nach die Wahrnehmung seiner eigenen Bedürfnisse. Es handelt dann nur noch, um es anderen recht zu machen.

4. Das "Kleingedruckte": Zündstoff für Diskussionen

Ein weiteres Problem ist die genaue Festlegung der „Belohnungsbedingungen“. Was auf den ersten Blick einfach erscheint, führt in der Anwendung häufig zu Diskussionen.

Bei der praktischen Umsetzung eines „simplen“ Belohnungsplans kommt es meistens zu folgenden Schwierigkeiten:

  • Wofür gibt es eigentlich eine Belohnung? Das Kind muss natürlich wissen, wofür es eine Belohnung bekommt und wofür nicht. Gerade Helikopter-Eltern kann dies schwer fallen, hier wirklich auch zu differenzieren. Überlegt euch das als Eltern also ganz genau. Werden selbstverständliche Sachen wie „Hausaufgaben machen“ oder „Zähne putzen“ belohnt oder nur die Erledigung von „Sonderaufgaben“? Und was zählt dann als Sonderaufgabe? Das kann im Einzelfall immer wieder zu Diskussionen führen. Spätestens, wenn sich das Kind an Belohnungen gewöhnt hat, kommt immer öfter die Frage: „Bekomme ich was dafür?“ Da solltet ihr euch dann auch unbedingt einig sein, damit bei Mama und Papa die gleichen Regeln gelten und kein Elternstreit losgeht. 
  • Welchen Wert haben die Punkte, Sterne usw.? Genauso wichtig ist die Festlegung, welche Belohnungen es überhaupt gibt und – bei Verwendung eines Belohnungssystems – wie viele Punkte, Sterne etc. dafür gesammelt werden müssen. Dem Kind muss klar sein: Wie viele Punkte brauche ich für einen Zoobesuch? Wie viele für ein Eis? Du merkst schon, das kann ziemlich schnell extrem komplex werden...
  • Was eignet sich als Belohnung? Hier taucht das nächste Problem auf. Womit möchte ich mein Kind überhaupt belohnen? Zweifellos sind Süßigkeiten, Spielzeug oder sowas wie „30 Minuten Tablet / Fernsehen“ besonders verlockend. Doch als Dauerbelohnung eignet sich das nicht (siehe auch Punkt 5). Alternativ kann das Kind mithilfe einer Belohnungstafel oder eines Belohnungsplans Punkte, Sternchen oder ähnliches sammeln, um sich eine größere Belohnung wie z. B. einen Ausflug zu verdienen. Dabei ist wiederum zu beachten, dass der Wert der Belohnung im Verhältnis stehen sollte zu der Leistung.
  • Wann erfolgt die Belohnung? Wo wir gerade dabei sind: Bei den meisten Belohnungssystemen erfolgt die Belohnung nicht sofort oder zunächst nur in symbolischer Form. Hier muss festgelegt werden, wann bzw. wie oft die gesammelten Punkte, Sterne etc. eingelöst werden können – täglich, wöchentlich, einmal im Monat? Je kleiner das Kind, desto schneller sollte die Belohnung erfolgen, ansonsten geht die Wirkung verloren. Die Kehrseite ist die Frage, ob es einen Zeitrahmen für die Einlösung gibt. Ansonsten kann es passieren, dass das Kind ein Jahr lang sammelt und dann seine Belohnung kassiert, weil es in 12 Monaten 7 mal pünktlich im Bett war.
  • Was passiert bei „Teilerfüllung“? Ein häufiges Problem sind Diskussionen bei der teilweisen Erfüllung von Aufgaben oder Erwartungen. Bekommt dein Kind noch ein Sternchen, wenn es NUR eine Minute zu spät im Bett war, dafür aber ganz lieb und brav? Oder gibt es dann nur noch ein halbes Sternchen? Wie sieht das bei 5 Minuten Verspätung aus? 3 Minuten? Was passiert, wenn die Spülmaschine nur halb ausgeräumt wurde? Und gibt es „mildernde Umstände“ bei Bauchweh oder Zahnschmerzen? Sei dir bewusst, dass derartige Diskussionen aufkommen werden – spätestens dann, wenn du entscheidest: „Nein, dafür gibt es jetzt KEINE Belohnung.“ Fördert das wirklich die zu erzielende Resilienz deines Kindes? 
  • Keine Belohnung = Bestrafung. Sei dir auch darüber im Klaren, dass es einer Bestrafung gleichkommt, wenn du dein Kind mal NICHT belohnst. Denn es wird Tage geben, an denen es seine Aufgaben nicht erfüllt oder nicht das gewünschte Verhalten zeigt. Dann musst du auch konsequent sein und ihm keinen Punkt, Stern oder ähnliches geben. Das gibt erfahrungsgemäß Tränen oder Geschrei, vor allem gefühlsstarke und hochsensible Kinder fühlen sich sehr schnell benachteiligt. Für dein Kind fühlt sich das dann genauso an wie eine Strafe – und bestrafen wolltest du es ja eigentlich nicht, oder?
  • Wie gerecht werden Geschwister behandelt? Besonders schwierig gestalten sich Belohnungssysteme bei Geschwisterkindern. Denn je nach Alter müssen sie unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen, um sich ihre Belohnung zu verdienen, und auch die Belohnung selbst muss angepasst werden. Eine 15-jährige wirst du mit der Aussicht auf eine Tüte Gummibärchen wohl kaum dazu bringen, ihr Zimmer aufzuräumen... Die Gefahr der Ungerechtigkeit ist hier besonders hoch. Zumindest der wahrgenommenen Ungerechtigkeit. Aggressives Verhalten kann sich einstellen, denn schnell entsteht der Eindruck: „Ich muss viel mehr machen als meine Schwester!“ oder „Mein Bruder bekommt viel mehr Belohnungen als ich!“ Das sorgt für Unzufriedenheit, Geschwisterstreit und Stress innerhalb der Familie.

Wie du siehst, kann so ein Belohnungssystem recht schnell in Diskussionen ausarten. Im schlimmsten Fall brauchst du irgendwann ein 20-seitiges Regelwerk dazu – was unterm Strich ziemlich nervt.

5. Teurer, besser, mehr - wenn der Anreiz seinen Reiz verliert

Als Belohnung will das Kind ein Pferd

Ich erwähnte es bereits: Nicht jede Form der Belohnung eignet sich zum dauerhaften Einsatz. Vor allem die beliebtesten Belohnungen wie Süßigkeiten, Spielzeug oder Ausflüge sind aus gesundheitlichen und/oder finanziellen Gründen nicht ständig möglich.

Aber selbst wenn du bereit bist, dein Kind permanent mit Süßigkeiten, Spielsachen oder Kinobesuchen zu belohnen, wird auch das mit der Zeit seinen Reiz verlieren. Vor allem, wenn du dein Kind für etwas belohnst, was ihm schwerfällt oder worauf es keine Lust hat. Wer fünf Tage lang in Folge für die erledigten Hausaufgaben ein Eis bekommt, hat an Tag 6 wahrscheinlich die Nase voll davon.

Dann musst du entweder neue Anreize schaffen oder die „Bedingungen“ verschärfen. Letzteres verursacht allerdings Frust und kann auch schnell demotivieren – wodurch du dann genau das Gegenteil von dem erreichst, was du eigentlich beabsichtigt hattest.

6. Never Ending Problem

Neben den ständig erforderlichen Anpassungen aufgrund der „Abnutzung“ des Anreizes gibt es ein weiteres Problem: Du kommst aus der Nummer nicht mehr raus!

Je länger du ein Belohnungssystem nutzt, desto mehr gewöhnt sich dein Kind daran. Erinnere dich: Die intrinsische Motivation geht nach und nach verloren – das Kind gewöhnt sich an die Belohnungen und wird regelrecht abhängig davon. Das Belohnungszentrum im Gehirn wird nicht mehr durch die Freude an einer Tätigkeit oder das Erreichen eines Ziels aktiviert. Das Kind BRAUCHT die Belohnungen, um motiviert zu sein und Glück zu empfinden.

Willst du diese ganze Belohnerei dann eines Tages beenden oder einschränken, ist das Problem vorprogrammiert. Im schlimmsten Fall verweigert dein Kind dann ALLES, wofür es nicht (mehr) belohnt wird. Dann musst du dir wieder etwas Neues einfallen lassen, um dein Kind zu motivieren. Oder du hast ein dauerhaft lustloses, mauliges, unmotiviertes Kind...

Übrigens können Lob und Anerkennung den gleichen Effekt haben wie andere Belohnungen. Auch davon kann ein Kind abhängig werden. Vor allem, wenn der Eindruck entsteht: Ich werde nur geliebt (belohnt, respektiert), wenn ich XY leiste.

Und nun? Die besten Alternativen zum Belohnungssystem

Belohnungen in den Müll

Unterm Strich lässt sich feststellen, dass Belohnungssysteme mehr Nachteile als Vorteile haben. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es eine Alternative gibt. Und die gute Nachricht lautet: Ja, die gibt es!

Zum einen kannst du Belohnungen so einsetzen, dass sie weniger „Schaden“ anrichten oder du versuchst komplett darauf zu verzichten. Ich stelle dir hier beide Varianten vor:

1. Belohnungen richtig einsetzen

Wir alle wissen, dass gewaltfreie Kommunikation mit Kindern nicht immer leicht ist. Da kann eine Belohnung gelegentlich sehr hilfreich sein. Wichtig ist jedoch, dass du dabei die folgenden Punkte beachtest:

  • Nutze Belohnungen sehr sparsam und im Idealfall „überraschend“. Hat dein Kind etwas besonders gut gemacht oder eine zusätzliche Aufgabe erledigt, darfst du es mit etwas Besonderem belohnen bzw. mit einer Kleinigkeit bedanken. Lass es jedoch nicht zur Gewohnheit werden, damit keine Erwartungshaltung entsteht.
  • Vermeide komplizierte Belohnungspläne. Halte das mit den Belohnungen so simpel wie möglich. Das erleichtert sowohl dir als auch deinem Kind das Leben. Es wird in unserer Leistungsgesellschaft noch früh genug mit Bewertungssystemen konfrontiert...
  • Belohne nur für besondere Leistungen und nicht für Selbstverständliches wie Hausaufgaben machen, Zähne putzen, ins Bett gehen oder „braves“ Verhalten.
  • Anstelle von materiellen Dingen belohne dein Kind lieber mit seinem Lieblingsessen, einem gemeinsamen DVD-Nachmittag oder anderen Besonderheiten. Am besten ist es, wenn die Belohnung im Zusammenhang mit der Aufgabe steht: Hilft das Kind beim Kochen, gibt es das Lieblingsessen... räumt es seine Sachen aus dem Wohnzimmer, ist Platz für einen gemütlichen  gemeinsamen Nachmittag usw. Dadurch lernt das Kind natürliche Konsequenzen, also Folgen aus einer Sache heraus, ohne dass wir eine Handlung setzen müssen. 
  • Lege eine zeitliche Begrenzung fest, wenn du einen Belohnungsplan, eine Belohnungstafel oder dergleichen einführen willst. Zum Beispiel könntest du während der Sommerferien ein Belohnungssystem verwenden, damit dein Kind zusätzlich lernt. Sind die Ferien vorbei, verschwindet auch der Belohnungsplan wieder.
  • Versuche nicht, dein Kind mittels Belohnung zu bestechen. Sobald du es zu etwas „motivieren“ willst, worauf es absolut keine Lust hat, hat das nichts mehr mit Motivation zu tun. Versuche ihm lieber zu erklären, warum es wichtig ist, auch mal ungeliebte Dinge zu erledigen. Erzähle ihm von dir, als du etwas Unangenehmes gemacht hast, wie du dich dazu überwunden hast und dass alles zu Beginn zuerst schwer ist, bevor es leicht wird. 

Im Idealfall überlegst du jeweils im Vorfeld ganz genau, was du mit der Belohnung erreichen willst, inwiefern das Ganze „nach hinten losgehen“ könnte und welche Alternativen es gibt.

Ich habe dir dazu eine kleinen Leitfaden erstellt, den du nutzen kannst. Hier kannst du ihn kostenlos downloaden: 

2. Maximale Motivation ohne Belohnung

Am besten ist es, wenn du komplett ohne spezielle Belohnungen auskommst. Und wie das gelingt, verrate ich dir jetzt:

  • Nutze die kindliche Begeisterung: Kinder sind von Natur aus neugierig, abenteuerlustig und wissbegierig. Vor allem Kleinkinder in der Autonomiephase wollen bei allem mitmachen. Sie haben Spaß daran, den Eltern zu helfen. Unterbinde das nicht! Lass sie helfen, auch wenn es dann länger dauert oder nicht so perfekt wird. Vermeide Aussagen wie: „Dafür bist du noch zu klein“ oder „Das kannst du nicht“. Damit zerstörst du die natürliche Motivation.
  • Erkläre die Vor- und Nachteile: Versuche deinem Kind die natürlichen Folgen seines Verhaltens aufzuzeigen. Jedes Verhalten, jede Tätigkeit hat Konsequenzen – entweder positive oder negative. Wenn dein Kind versteht, WARUM es etwas tun oder lassen soll, ist das viel besser als eine Belohnung. Dann greift nämlich wieder die intrinsische Motivation. Wichtig dabei: Lass dein Kind die natürlichen Konsequenzen auch spüren, sofern das möglich ist.
  • Mehr Fokus auf die Bedürfnisse. Hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis. (Das Kind will keine Hausaufgaben machen, weil es lieber spielen möchte. Es will nicht ins Bett, weil es noch Zeit mit Mama und Papa verbringen will.) Je besser du auf die Bedürfnisse deines Kindes achtest, sie verstehst und versuchst, sie im Rahmen der Möglichkeiten zu erfüllen, desto zufriedener und „folgsamer“ wird dein Kind sein. Schau dir dazu auch gerne die Grundsätze der bedürfnisorientierten Erziehung an. Belohnungen werden damit überflüssig.
  • Schenke deinem Kind bedingungslose Liebe und Aufmerksamkeit. Dein Kind sollte niemals das Gefühl haben, dass es sich deine Liebe, deine Zeit, deine Wertschätzung usw. verdienen muss! (Daher sind z. B. auch gemeinsame Ausflüge und dergleichen als Belohnung nicht geeignet.) Je öfter du deinem Kind vermittelst: „So, wie du bist, bist du perfekt“, desto glücklicher und ausgeglichener wird es sein. Und glückliche und resiliente Kinder sind „brave“ Kinder!
  • Sei ein Vorbild! Wir alle müssen täglich Dinge tun, die uns nicht so viel Spaß machen – früh aufstehen, arbeiten gehen, den Haushalt schmeißen usw. Und niemand spendiert uns dafür ein Eis... Das gibt uns die Möglichkeit, unseren Kindern ein Vorbild zu sein. Wir können ihnen erklären, warum wir das tun und dass wir da auch nicht immer Lust drauf haben. So lernen unsere Kinder viel mehr, als wenn wir sie einfach nur belohnen.

Ein Blick in die Zukunft

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Belohnungen erleichtern kurzfristig die Erziehung, haben langfristig jedoch schwerwiegende Nachteile! Das liebevolle Miteinander in der Familie wird dadurch immer mehr in den Hintergrund gerückt und ein Erziehen ohne Schimpfen wird dir noch schwerer fallen. 

Wer als Kind häufig belohnt wird, verliert seinen inneren Antrieb und gewöhnt sich daran, Dinge nur zu erledigen, wenn es dafür irgendeine Belohnung gibt. Als Erwachsene haben wir dann große Schwierigkeiten mit der (Eigen-)Motivation und/oder brauchen ständige Belohnungen in Form von Essen, Alkohol, Shoppen, Sex etc. Hast du Schwierigkeiten damit, dein Kind ohne Strafen, ohne Schimpfen und ohne Belohnungen großzulieben, dann informiere dich über ein Elterncoaching

Auch Lob und Anerkennung machen abhängig, wenn uns als Kind vermittelt wird, dass wir bestimmte Erwartungen erfüllen müssen, um geliebt und respektiert zu werden. Die Folge sind unglückliche Erwachsene mit einem schwachen Selbstwertgefühl.

Darum tu dir und deinem Kind den Gefallen und verzichte auf Belohnungssysteme & Co.

Häufig gestellte Fragen

1. Ist ein Belohnungssystem sinnvoll?

Auch wenn verschiedene Systeme wie Belohnungstafeln oder -pläne in Kindergärten und Grundschulen verwendet werden, sind sie in der Regel NICHT sinnvoll. Die Kinder verlieren dadurch ihre Eigenmotivation und werden abhängig von den Belohnungen.

2. Auf welchem Prinzip beruhen Belohnungssysteme?

Das Prinzip beruht auf den sogenannten „Token-System“, welches ursprünglich aus der Verhaltenstherapie stammt. Mittels äußerer Anreize (= Belohnungen) soll ein bestimmtes, erwünschtes Verhalten erzielt werden. Letztendlich handelt es sich dabei um eine Form klassischer Konditionierung, wie man sie aus der Psychologie z. B. vom „Pawlowschen Hund“ kennt.

3. Wie funktioniert das Belohnungssystem bei Kindern?

Kinder erhalten für erwünschtes Verhalten oder die Erledigung bestimmter Aufgaben eine Belohnung. Oft werden dazu Punkte, Sternchen oder ähnliche Symbole auf einer Belohnungstafel oder einem Belohnungsplan gesammelt. Diese können dann später eingelöst werden, z. B. für Süßigkeiten, Spielsachen, Ausflüge oder besondere „Privilegien“.

4. Was sind gute Belohnungen für Kinder?

Gute Belohnungen sollten stets im Zusammenhang mit der zu erledigenden Aufgabe oder dem gewünschten Verhalten stehen. Sie haben dann eher den Charakter einer „natürlichen Konsequenz“ anstatt einer (abstrakten) Belohnung. So wird beispielsweise das Lieblingsessen gekocht, wenn das Kind in der Küche mithilft. Auch können Mentaltraining und Mentalgeschichten positive Effekte auslösen. Oder es darf am Nachmittag eine DVD schauen, wenn die Hausaufgaben erledigt sind.

5. Welche Arten von Belohnung gibt es?

Neben den materiellen Belohnungen (Spielzeug, Geld, Süßigkeiten etc.) gibt es die „zeitliche Zuwendung“ – gemeinsame Ausflüge, einen Spielnachmittag, die Extra-Vorlesegeschichte am Abend usw. – sowie sämtliche Formen persönlicher Zuwendung: Lob, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Wertschätzung.

Grundsätzlich sollten alle diese Dinge nicht an Erwartungen gekoppelt werden! Fällt es dir schwer, dein Kind deine bedingungslose Liebe zu zeigen, dann lass dich durch ein Elterncoaching unterstützen. 

6. Was ist der Unterschied zwischen Lob und Belohnung?

Lobe ich ein Kind, so erkenne ich an, dass es etwas gut gemacht hat. Ein Lob wird in der Regel nicht vorher „vereinbart“, sondern erfolgt spontan.

Eine Belohnung erhält ein Kind ebenfalls, wenn es etwas gut oder richtig gemacht hat. Diese wird meistens vorher festgelegt.

In beiden Fällen lernt das Kind jedoch: Wenn ich XY mache, erhalte ich dafür etwas. Zuneigung und Aufmerksamkeit ist somit immer an Bedingungen geknüpft. Das lässt dein Kind sein Selbstwertgefühl verlieren und macht es weniger resilient

7. Warum sind Belohnungssysteme schädlich?

Durch häufige Belohnungen verlieren Kinder ihre Eigenmotivation. Sie tun Dinge dann nur noch, weil bzw. wenn sie etwas dafür bekommen. So verlernen sie auch die Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse und werden abhängig von äußeren Belohnungen.

Die Folge sind unglückliche Erwachsene, die regelrecht süchtig sind nach Lob, Anerkennung und materiellen „Belohnungen“ in Form von Geld, Besitz, Essen etc.