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Hochsensible Kinder: Verstehen, fördern, erfolgreich unterstützen (+Test & 12 Praxis-Tipps)

Ist dein Kind anders? Irgendwie… speziell? Eigenartig?

Hast du den Verdacht, dass dein Kind hochsensibel ist? 

Dann bist du auf der richtigen Seite gelandet. Mit unserem Test findest du heraus, ob dein Kind wirklich hochsensibel ist. Und wenn ja, bekommst du gleich danach Praxis-Tipps an die Hand, wie du richtig damit umgehst - egal für welches Alter.

Und hey, keine Panik - die gute Nachricht lautet: Hochsensibilität ist nicht schlimm. Sie erfordert nur einen besonderen und einfühlsamen Umgang mit deinem Kind.

Los geht’s!

Hochsensibles Kind

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Hochsensibilität: Was ist das? Und ist mein Kind betroffen?

Hochsensible Kinder nehmen Reize stärker wahr als andere Kinder. Sie sind also besonders feinfühlig. Deshalb ist Hochsensibilität (auch Hypersensibilität) auch keine Krankheit, sondern eine Charaktereigenschaft. Genau so, wie manche Kinder besonders gut in Mathe sind, und andere tolle Bilder malen können, sind hochsensible Kinder eben besonders gut darin, Dinge wahrzunehmen – sogenannte „Vielfühler“. 

Ursache davon ist, dass der „Gehirnfilter“ nicht richtig funktioniert. Normalerweise sortiert das Gehirn über 95% aller Reize aus, die deshalb nicht unser Bewusstsein erlangen. Bei hochsensiblen Kindern gelangen viel mehr Reize ins Bewusstsein.

Vergleich normal zu hochsensibel

Das Problem:

Mehr Sinneseindrücke aufnehmen zu können bedeutet gleichzeitig, mehr Sinneseindrücke verarbeiten zu MÜSSEN. Doch die Gehirnkapazität ist begrenzt. Die Folge: Überforderung.

Und diese Überforderung äußert sich in „andersartigen“ Verhaltensweisen, was wir Eltern oft nicht verstehen und deshalb das Kind häufig korrigieren und ermahnen. Damit du dein hochsensibles Kind erziehst ohne zu schimpfen, musst du das Verhalten deines Kindes richtig erkennen: 

  • Prävention: Dein Kind meidet von vornherein reizintensive Situationen, um sich selbst zu schützen. Beispiel: Es mag keine Menschenansammlungen und spielt lieber allein
  • Reaktion: Dein Kind reagiert unverhältnismäßig heftig, weil es einen Reiz unverhältnismäßig stark wahrnimmt. Beispiel: Dein Kind hält sich bei lauter Musik sofort die Ohren zu
  • Kompensation: Dein Kind muss die vielen Reize wieder loswerden. Beispiel: Es bekommt scheinbar grundlos heftige Wutanfälle und schreit

Das bedeutet für Dich:

Dein Kind ist NICHT „komisch“. Sondern lediglich überfordert. Und zwar nicht, weil es ungezogen, schwach oder dumm ist – sondern im Gegenteil:

Hochsensibilität ist ein Anzeichen für eine besondere Fähigkeit oder sogar Hochbegabung!

Wie du siehst, hat Hochsensibilität sowohl gute und als auch herausfordernde Seiten:

Vorteile Nachteile hochsensible Kinder

Ist mein Kind hochsensibel? Merkmale von Hochsensibilität erkennen

Kinder mit Hochsensibilität nehmen über alle fünf Sinne deutlich mehr und intensiver wahr. Auch die Gefühlswelt ist häufig – aber nicht zwangsläufig – stärker ausgeprägt (das nennt man dann: Hochsensitivität). 

Typische Merkmale von Hochsensibilität sind daher entsprechend vielfältig. Hier habe ich dir die wichtigsten Merkmale zusammengestellt: 

Merkmale hochsensible Kinder

Hier ein paar Beispiele für Reizüberflutungen im Alltag:

Sehen:

  • Meiden grelles Licht
  • Sind lichtempfindlich
  • Registrieren kleinste visuelle Impulse und Veränderungen
  • Erleben grelle Farben oft als unangenehm

Hören:

  • Meiden Lärm
  • Erleben Hintergrundgeräusche (Fernsehen/Radio) als unangenehm oder störend
  • Haben ein feines und frühes Gespür für Rhythmik und Musik

Riechen:

  • Haben einen feinen Geruchssinn
  • Lehnen oft Parfum ab
  • Sind stark beeinträchtigt durch unangenehme Gerüche

Schmecken:

  • Lehnen Nahrung aufgrund ihrer Konsistenz ab
  • Wollen die Nahrungsmittel einzeln angeboten bekommen
  • Meiden starke gewürzte Nahrungsmittel
  • Würgen bei bestimmten Lebensmitteln
  • Sind eher mäkelig beim Essen

Fühlen:

  • Lehnen kratzige oder enge Kleidung ab
  • Tragen gerne Jogginghosen/Leggins
  • Empfinden Etiketten in der Kleidung als störend
  • Sind schmerz-, kälte- und wärmeempfindlich
  •  Zeigen Widerstand beim Schneiden von Nägeln oder Haaren

Gefühlswelt (Hochsensitivität):

  • Es kann Gefühle schon sehr früh und differenziert benennen
  • Es verfügt über viel Fantasie, ist redselig und sprachgewandt
  • Es träumt intensiv
  • Es bemerkt die Stimmungen anderer sehr schnell und übernimmt diese
  • Es ist besonders empfindlich auf Drohungen, Strafen und Schimpfen
  • Es ist sehr einfühlsam
  • Es weint schneller als andere Kinder
  • Es ist leicht zu begeistern und euphorisch
  • Es ist besonders impulsiv oder aggressiv, bekommt schnell Wutausbrüche
  • Es baut wenige, dafür aber sehr tiefe Freundschaften auf
  • Die Trennung von Bezugspersonen wie auch das Einlassen auf neue oder veränderte Situationen fällt schwer

Mach den Test: Ist dein Kind wirklich hochsensibel?

Du bist nicht 100%-ig sicher, ob dein Kind wirklich hochsensibel ist? Oder nicht doch etwas anderes dahintersteckt? Oder dein Kind in einer ganz normalen Autonomie- und Trotzphase steckt?

Keine Sorge, dieser Test wird dir Klarheit verschaffen! Er ist angelehnt an den Test von Elaine N. Aron, der Pionierin für Hochsensibilität (aus: Aron, E.: „Das hochsensible Kind“, 2002):

Nun weißt du, was Hochsensibilität ist und welche Merkmale dein Kind zeigt, wenn es betroffen ist. Im nächsten Abschnitt erfährst du, wie du deinem Kind das Leben deutlich einfacher machen kannst:

KOSTENLOSER RATGEBER:

So erziehst du starke Kinder

- 15 Übungen zur mentalen Stärkung deines Kindes 

- Leg die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl 

- Mach dein Kind stark und selbstbewusst

Umgang mit hochsensiblen Kindern: Die 4 R’s

Besonders sensible Kinder brauchen einen besonderen Umgang und eine besondere Umgebung. Im Folgenden verrate ich dir die 4 wichtigsten Wohlfühlfaktoren für dein hochsensibles Kind. Damit beugst du Trotz, Wutausbrüchen, Schlafproblemen und viel Stress vor.

Gerade bei hochsensiblen Kleinkindern und Babys sind diese 4 Faktoren enorm wichtig – aber auch während Kindergarten, Schule und Pubertät bilden sie die Grundlage für Wohlgefühl und Weiterentwicklung: Die 4 R’s!

Die 4 R’s lauten:

Umgang Hochsensibilität

1. Reizschutz: Schütze dein Kind vor zu vielen Reizen

Gestalte das Umfeld deines Kindes in jeder Hinsicht möglichst reizarm. Je jünger das Kind, desto wichtiger ist dieser Punkt. Das heißt:

  • Geräuscharm (keine Hintergrundmusik, Fernseher, Radio, Stimmen, Verkehrslärm)
  • Kein grelles Licht, kein flackerndes Licht oder grelle Farben (sanfte Blau-, Grün und Rosatöne eignen sich gut)
  • Keine spontanen Veränderungen / Ortswechsel
  • Spielzeug in Maßen
  • Schlichte Raumgestaltung
  • Konstante Bezugspersonen, seltene Besuche

2. Rituale: Pflege Rituale in den Alltag ein

Vorhersehbare Tagesabläufe schaffen Sicherheit für dein Kind. Denn es weiß schon vorher, was als Nächstes passiert. Diese Vertrautheit ermöglicht deinem Kind, gelassener zu bleiben. Sorge für:

  • Regelmäßige Aufsteh- und Zubettgehzeiten
  • Gleichbleibende Morgen- und Abendroutinen
  • Feste Essens-, Spiel- und Schlafzeiten
  • Gleichbleibende Spazierrouten
  • Gleichbleibende Weg zu bekannten Orte (z.B. selben Weg zur Schule, zum Freund, etc. nehmen)
  • Wenn dein Kind selbstständig Sachen machen möchte, lasse ihm ausreichend Zeit, biete ihm ggf. großzügig deine Unterstützung an

Bestenfalls sind die Rituale auch an einen bestimmten Ort geknüpft.

3. Ruhe: Sorge für Ruhe und Entspannung

Reizschutz sorgt für Ruhe „von außen“. Nun geht es um die Beruhigung „von innen“:

Dein Kind soll sich geborgen und sicher fühlen. Dabei spielt die Körpernähe zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen eine wichtige Rolle. So fällt es deinem Kind auch leichter, sich zu entspannen und Ängste und Sorgen zu äußern. Nehmt euch viiiiel Zeit zum Kuscheln, Schmusen und Erzählen. Unsere Mentalgeschichten können wertvolle Hilfe leisten, um zur Ruhe zu kommen.

Außerdem möchte ich dir in diesem eBook ganz spezielle Mentalübungen für dein hochsensibles Kind zeigen:

4. Reflexion: Hinterfrage dein eigenes Verhalten

Gerade weil es so feinfühlig ist, überträgt sich DEINE Stimmung besonders schnell auf dein hochsensibles Kind. Somit kann dein Gefühlszustand Auslöser für die Überreizung deines Kindes sein.

Stimmung überträgt sich auf Kind

Überprüfe deshalb regelmäßig deinen eigenen Gemütszustand:

  • Bin ich übermüdet?
  • Bin ich erschöpft?
  • Bin ich genervt?
  • Bin ich gereizt?
  • Bin ich nervös?

Achte auf deine eigenen Bedürfnisse und sorge gut auch für dich selbst!

Suche Hilfe, wenn überfordert bist. Sorge bei dir selbst für ausreichend Entspannung, Zufriedenheit und Gesundheit – damit hilfst du automatisch deinem Kind.

Aber auch dein Kind muss lernen, seine Schwierigkeiten zu reflektieren und mitzuteilen. Unterstütze es dabei durch sanftes Nachfragen.

12 Praxis-Tipps für hochsensible Kinder in jedem Alter

Im folgenden Abschnitt will ich dir noch 12 Praxis-Tipps mit auf den Weg geben, wie du dein Kind bei seiner Hochsensibilität unterstützen kannst. Diese Tipps sind aufgeteilt in: 

Tipps für hochsensible Kinder im Kindergarten

Der Kindergarten ist eine radikale Umstellung für jedes Kind. Hochsensiblen Kindern fallen Veränderung und Trennung noch schwerer. Um deinem Kind die Eingewöhnung in den Kindergarten zu erleichtern, habe ich dir diese Tipps zusammengestellt:

1. Wähle den richtigen Zeitpunkt

Ist dein Kind reif für den Kindergarten? Hat es Lust, in den Kindergarten zu gehen? Das ist eine sehr individuelle Entscheidung, welche nicht ausschließlich anhand des Alters getroffen werden sollte. Ein gemeinsamer Besuch mit deinem Kind zum Tag der offenen Tür kann viel Klarheit schaffen, auch in Bezug auf Tipp Nummer 2:

2.  Wähle den richtigen Kindergarten

Unterschiedlichste Faktoren können dafür ausschlaggebend sein, zum Beispiel:

  • Hat der Kindergarten einen eigenen Garten zum Spielen?
  • Ist Platz für ausreichend Bewegung vorhanden, wodurch dein Kind Reizüberflutung kompensieren kann?
  • Gibt es Alternativen zum herkömmlichen Kindergarten, z.B. Montessori- oder Waldorfkindergärten (meistens kleinere Gruppengröße und individuellere Betreuung)?
  • Wie groß sind die Kindergruppen (je kleiner desto besser)?
  • Hat das Kind eine feste Bezugsperson im Kindergarten, der es vertraut?
  • Wie ist die Haltung der BetreuerInnen zu hochsensiblen Kindern?
  • Werden die Bedürfnisse im Kindergartenalltag ernstgenommen und berücksichtigt?
  • Wie läuft der Kindergartenalltag ab? Gibt es Routine und Struktur? Ruhezeiten / Mittagsschlaf? Feste Bewegungsabläufe? 

Ein Vorgespräch mit der Leitung und den zuständigen BetreuerInnen sollte unbedingt stattfinden, am besten persönlich und gemeinsam mit deinem Kind. Hierbei kann auch Tipp Nummer 3 geklärt werden:

3.  Kommuniziere die Hochsensibilität

Aufklärungsarbeit im Vorfeld kann Wunder wirken. ErzieherInnen wissen über die Hochsensibilität deines Kindes sofort Bescheid und können entsprechend auf seine Bedürfnisse eingehen. Das reduziert den Stress beim Kind enorm und bildet die Basis für ein Vertrauensverhältnis.

4.  Bereite dein Kind auf die Veränderung vor

Für dein Kind ist es wichtig, dass die Veränderung nicht unvorhergesehen kommt. So bereitest du dein Kind optimal auf die Umstellung vor:

  • Schaut euch vorher gemeinsam den Kindergarten an (bestenfalls zum Tag der offenen Tür)
  • Lass dein Kind seine Erzieher vorher kennenlernen, wenn möglich auch an mehreren Tagen
  • Rede viel mit deinem Kind über den Kindergarten (auch die Vor- und Nachteile) - sei offen und ehrlich. Sprich auch an, dass alles neu für dein Kind ist, aber ihr euch das gemeinsam ansieht. Und du ihn erst dort alleine lässt, wenn es dazu bereit ist.
  • Rede viel über den Erzieher - möglichst positiv. Wenn du das Betreuungspersonal gut findest, kann dein Kind es auch leichter gut finden. 
  • Bestehe auf eine sanfte Eingewöhnung. Plane dazu ausreichend Zeit ein. Bei hochsensiblen Kindern wird ziemlich sicher die Eingewöhnung länger als üblich dauern, weil das Kind das Betreuungspersonal gut kennen und es ihnen vertrauen muss.

Tipps für hochsensible Kinder in der Schule

Die Umstellung von Kindergarten zur Schule ist die nächste große Herausforderung für dein hochsensibles Kind. Individuelle Rückzugsmöglichkeiten gibt es nicht mehr. Der Schulalltag ist schnell und laut. Dazu kommen soziale Herausforderungen und Leistungsdruck. 

Zur Vorbereitung auf die Schulzeit gilt prinzipiell das gleiche wie für den Kindergarten: Der richtige Zeitpunkt, die passende Schule, Aufklärungsarbeit und intensive Vorbereitung deines Kindes.

Wichtige Faktoren für die passende Schule sind zum Beispiel:

  • Gibt es einen großen Schulhof mit viel Grünflächen und Bäumen?
  • Gibt es Alternativen zur herkömmlichen Schulform, z.B. Montessori- oder Waldorfschulen?
  • Wie groß sind die Schulkassen (je kleiner desto besser)?
  • Kommt dein Kind mit dem Klassenlehrer gut zurecht?
  • Wie ist die Haltung des Klassenlehrers / der Klassenlehrerin zu hochsensiblen Kindern?
  • Werden die Bedürfnisse im Schulalltag ernstgenommen und berücksichtigt?

Folgende 4 Tipps erleichtern die Schulzeit zusätzlich:

1.  Das 5te R: „Revier“

Neben den 4 R’s gewinnt mit der Schulzeit ein fünftes R an Bedeutung: Reviere.

Denn von nun an hält sich das Kind an immer mehr unterschiedlichen Orten auf: Neben dem Zuhause und verschiedenen Klassenräumen kommen Hort, Schulmensa, Sporthalle, Ausflugsziele, Freizeitaktivitäten usw. dazu. Das kann ein großer Reizfaktor sein. Umso wichtiger ist es, dass dein Kind einen Rückzugsort hat, an dem es sich wohlfühlt: sanfte Farben, wenig Muster, aufgeräumt. Teilt es ein Zimmer mit Geschwistern, sollte jedem Kind eine private Ecke eingerichtet werden.

Umgang für hochsensible Schulkinder

2.  Zusammen geht es leichter

Wenn möglich, solltest du dein Kind mit einem Freund oder einer Freundin aus dem Kindergarten zusammen einschulen. Das sorgt für Kontinuität und Sicherheit und fördert die Interaktion mit den anderen Kindern.

3.  Weniger ist mehr

Achte darauf, dass dein Kind trotz des quirligen Schulalltags genug Ruhe bekommt. Vielleicht darf es während der Pausenzeiten im Klassenraum bleiben, wenn die anderen Kinder auf den Pausenhof gehen? Oder bei Gruppenarbeiten auch allein arbeiten? Schulausflüge sollten gut vorbereitet werden und keine Pflicht sein.

Gestalte auch den Nachmittag nicht zu actionreich. Gönn‘ deinem Kind die Zeit, die es braucht, um gesammelte Eindrücke zu verarbeiten. Findet gemeinsam heraus, was deinem Kind guttut. Oft werden dadurch auch Schlafprobleme weniger.

Auch emotional kannst du dein Kind entlasten: Kommuniziere, dass es sich um bestimmte Probleme keine Sorgen zu machen braucht: „Darum kümmern sich Mama und Papa.“

4.  Mobbing vorbeugen

Stelle sicher, dass nicht nur alle Lehrer, sondern auch die Klassenkameraden über dein hochsensibles Kind Bescheid wissen. Das verhindert nicht nur, dass dein Kind nicht gemobbt und ausgegrenzt wird, sondern gibt auch deinem Kind zusätzliche Sicherheit.

Tipps für hochsensible Jugendliche in der Pubertät

Wie gesagt: Es gelten weiterhin die 4 bzw. 5 R’s. In der Pubertät entwickeln sich aus dem rein kindlichen Charakter erwachsene Wesenszüge. Dein Kind verändert sich. Oft wird die Eltern-Kind-Beziehung während der Pubertät schwächer. Dein Kind wird selbstständiger und zeigt das auch. Aber das bringt auch Unsicherheit für dein Kind mit sich. Und wie du weißt, fällt hochsensiblen Kindern Veränderung schwer. Deshalb ist es umso wichtiger, die Eltern-Kind-Beziehung zu pflegen:

1.  Bleibt ein starkes Team

Eine gute Vertrauensbasis stärkt dein sensibles Kind in dieser Zeit der großen Veränderung. Als „sicherer Hafen“ sorgst du für Beständigkeit. Hypersensible Jugendliche, denen dieser „sichere Hafen“ fehlt, sind besonders gefährdet für ungesunde Fluchtreaktionen wie extremer Rückzug, Abhängigkeiten von anderen Menschen, Abbruch von Ausbildung, verfrühte Sexualität, Medienkonsum oder Suchtmitteln.

Sei dir bewusst, dass Teenager noch eine kindliche, aber bereits auch eine erwachsene Seite in sich haben. Je nachdem welche Seite gerade in deinem Kind die Überhand hat, braucht dein Kind beim erwachsenen Teil Respekt und Anerkennung und beim kindlichen Teil Zuwendung und Unterstützung.

2.  Macht euch schlau

Stelle deinem Kind Informationen über Hochsensibilität zur Verfügung. Vermeide „Belehrungen“, aber sei offen für Gespräche. Erfahrungsberichte von anderen Personen oder anderen Jugendlichen helfen dabei das Thema zu enttabuisieren. So, dass sich dein Kind nicht abnormal und „anders” fühlt.

3.  Entwickelt kreative Strategien

Findet heraus, welche bewussten Strategien deinem Kind beim Reizabbau helfen. Welche Bewegungsart oder Entspannungstechnik tut ihm gut? Versucht, diese Selbstfürsorge-Strategien in den Alltag zu integrieren.

Hochsensibles Kind achtet auf sich

4.  Tauscht euch aus: Macht eine Familienkonferenz

Eine Familienkonferenz hilft dabei, den Austausch aufrecht zu erhalten – gerade bei älteren Kindern, die immer mehr „ihr eigenes Ding“ machen. Sie bietet Raum zur Selbstmitteilung. So kannst du als Elternteil besser einschätzen, was deinem Kind zu schaffen macht. 

Und so geht’s:

  • Legt einen wöchentlichen Termin fest (z.B. jeden Sonntagabend)
  • Sorgt für eine angenehme, ungezwungene Atmosphäre
  • Wechselt euch reihum mit der Moderation der Familienkonferenz ab
  • Ein anderes Familienmitglied führt Protokoll
  • Ein Ball, Stab etc. symbolisiert die „Redeerlaubnis“
  • Zu Beginn spricht jeder über etwas Positives
  • Redet danach über Themen, die euch alle betreffen – auch Streitthemen – und sucht eine gemeinsame Lösung (Geburtstagsfeiern, Mitarbeit im Haushalt…)
  • Fasst Beschlüsse einstimmig – bei Uneinigkeit wird der Beschluss auf die nächste Konferenz vertagt (zwischenzeitlich entstehen oft neue Lösungsideen)
  • Beendet die Familienkonferenz mit einem gemeinsamen Ritual (ein Spiel, ein Eis, Filmabend…)

Zusammenfassung

Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern eine Charaktereigenschaft. Dein hochsensibles Kind nimmt über seine 5 Sinneskanäle (Sehen, Riechen, Hören, Schmecken, Fühlen) mehr wahr als nicht hochsensible Kinder. Das führt oft zu einer Überforderung.

Mit unserem Test findest du Klarheit darüber, ob dein Kind hochsensibel ist oder nicht. 

Wie du die Hochsensibilität zur Stärke deines Kindes machst, zeigen wir dir mit den 4 Rs und den 12 praktischen Tipps. So kannst du deinem Kind helfen, dass es selbst lernt gut mit seiner Hochsensibilität umzugehen.

Du wirst sehen, dass bereits Kleinigkeiten im Alltag große Dinge ins Rollen bringen und dein Kind ausgeglichener und euer Familienalltag entspannter wird.

Hier habe ich noch häufig gestellten Fragen in Bezug auf die Hochsensibilität für dich zusammengefasst:

Häufig gestellte Fragen

1. Haben es hochsensible Jungs schwerer als hochsensible Mädchen?

In den meisten Fällen schon – leider. Denn Jungs, die zurückhaltend und empfindsam sind, nicht gerne laut sind oder kämpfen, passen nicht in das „harte“, männliche Gesellschaftsbild. Das führt zu Mobbing und geringem Selbstwertgefühl. Folgende Tipps können helfen:

  • Hinterfrage deine eigenen geschlechterbezogenen Stereotypen: Was habe ich gelernt, wie ein Junge sich verhalten sollte? Entspricht es meiner persönlichen Meinung oder habe ich es blind übernommen?
  • Informiere dich und andere: Je mehr du, dein Sohn und euer Umfeld über die Hochsensibilität Bescheid wissen und offen kommunizieren, desto selbstverständlicher wird die Hochsensibilität als Charakterzug angenommen
  • Entwickelt neben den 5 R’s weitere, individuelle Strategien zum Umgang mit der Hochsensibilität
  • Fokussiert euch auf die Stärken, die die Hochsensibilität mit sich bringt. Das stärkt auch das Selbstwertgefühl
  • Wenn du selbst auch hochsensibel bist: Lebe deinen Umgang offen mit diesem Charakterzug vor, sodass dein Kind von dir lernen kann
 

2. Was ist der Unterschied zwischen Hochsensibilität und ADHS?

Hochsensibilität und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) werden oft verwechselt, weil das typische Erkennungsmerkmal beider Phänomene die Übererregbarkeit ist.

Kinder mit der Diagnose ADHS haben UNABHÄNGIG von der Situation Konzentrationsschwierigkeiten, die sie „zappelig“ werden lassen. Hochsensible Kinder können sich oft sogar hervorragend konzentrieren, solange sie nicht unter Stress durch Reizüberflutung stehen. Die Übererregbarkeit bei hochsensiblen Kindern ist also situationsABHÄNGIG.

Aber es ist auch möglich, dass Kinder hochsensibel sind und gleichzeitig ADHS haben.

3.  Was bedeuten HSP und HSK?

HSP ist die Abkürzung für „Hochsensible Personen“. HSK steht für „Hochsensible Kinder“.

4. Was ist der Unterschied zwischen hypersensibel und hochsensibel?

Beide Begriffe sind gleichbedeutend. „Hyper“ ist das griechische Wort für „hoch“ bzw. „übermäßig“.

5.  Was ist der Unterschied zwischen Hochsensivitität (= Hypersensitivität) und Hochsensibilität (=Hypersensibilität)?

Bei hochsensiblen Kindern ist die Sinneswahrnehmung stärker ausgeprägt – bei hochsensitiven Kindern die Gefühlswelt. Hochsensitivität und Hochsensibilität kommen häufig gemeinsam vor, aber nicht immer. Nicht alle hochsensiblen Kinder sind gleichzeitig hochsensitiv und umgekehrt. Die Unterscheidung ist aber dennoch wichtig, weil beide Personengruppen unterschiedliche Bedürfnisse haben. Während hochsensible Kinder lernen müssen, mit der Reizüberflutung umzugehen, müssen hochsensitive Kinder lernen zwischen alltäglichen und nicht alltäglichen Wahrnehmungen zu unterscheiden.

6.  Was ist der Unterschied zwischen hyper- und hypo-hochsensiblen Kindern?

Man unterscheidet hyper- und hypo-hochsensible Typen, weil nicht immer alle Merkmale der Hochsensibilität gleich ausgeprägt sind. Der Hypo-Typ ist eher zurückhaltend, leise, frisst Gefühle in sich hinein und hat nur selten stärkere Ausbrüche. Hier erfährst du, wie du diesen Typ sensibler Kinder stärken kannst. Der Hyper-Typ ist eher impulsiv, aggressiv und aufgekratzt, mit ADHS-ähnlichem Verhalten.

 

7. Kann man Hypersensibilität vererben?

Experten vermuten, dass Hochsensibilität vererbbar ist. Denn häufig treten in Familien mit hochsensiblen Personen überdurchschnittlich viele “Vielfühler” auf. Wenn auch du als Elternteil hochsensibel bist, fühlst du wahrscheinlich besonders stark mit deinem Kind mit. Vielleicht neigst du sogar zur Überfürsorglichkeit. Sei achtsam mit dir selbst und gib deinem Kind den Freiraum, eigene Erfahrungen zu machen, um sich zu entfalten.

8. Ab welchem Alter kann man Hochsensibilität feststellen?

Beachte, dass Babys, Kleinkinder und Kinder im Autonomiealter (bis ca. 6 Jahren) nicht ihre Gefühle kontrollieren können. Egal ob das Kind hochsensibel oder nicht ist. Mit steigenden Alter und Gehirnreifung entwickelt sich jedoch bei nicht-hochsensiblen Kindern die Eigenschaft, das eigene Verhalten und Impulse zu kontrollieren und zu regulieren (aber Achtung: vollständige Impulskontrolle ist mit 21.-25. Lebensjahr ausgereift!). Somit sind heftige Wutausbrüche altersbedingt völlig normal. 

Für hochsensible Kinder stellt dies eine besondere Herausforderung dar und benötigen deshalb länger und intensiver deine Unterstützung bei der Gefühlsbewältigung.

9. Ist der StarkeKids Videokurs auch für hochsensible Kinder geeignet?

Ja, der Videokurs ist definitiv geeignet. Hochsensible Kinder und Kinder mit ADHS-Symptomen sind noch empfänglicher auf Wertschätzung, aber vorallem auch auf Missgunst, Schimpfen und Strafen. Wenn somit in der Bindung und Beziehung Verletzungen passieren, panzern sich diese Kinder noch mehr und die drücken diese Panzerung noch intensiver aus.