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11 Tipps zum Umgang mit aggressiven Kindern

Wenn dein Kind dich oder andere plötzlich haut, tritt oder beißt, machst du dir natürlich Sorgen. 

Ist das normal? Warum macht mein Kind sowas? Woher kommt diese Aggressivität?

Ich kann dich beruhigen – oft ist es wirklich ein normales, altersabhängiges Verhalten. Trotzdem ist es wichtig, die Ursachen anzuschauen und natürlich auch richtig darauf zu reagieren.

Hier bekommst du jede Menge Infos und 11 praktische Tipps dazu…

Aggressives Verhalten bei Kindern: Ein Kind schlägt ein anderes.

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Normal oder nicht normal – eine Frage des Alters

Bei der Frage, ob das aggressive Verhalten deines Kindes normal ist, spielt zunächst das Alter eine entscheidende Rolle.

Kinder beginnen mit ca. 2 Jahren, ihr Sozialverhalten zu entwickeln. Sie interagieren dann viel intensiver als vorher mit ihren Eltern, Geschwistern und anderen Kindern. Dabei kommt es natürlich auch zu Konflikten und diese enden oft in körperlicher Aggression.

Zusätzlich befindet sich das Kind in diesem Alter mitten in der sogenannten Autonomiephase. Es will mehr und mehr Dinge alleine machen, probiert sich in der Welt aus und folgt seinen starken Impulsen. Auch das endet häufig mit Hauen, Treten, Kratzen, Beißen …

Das liegt in diesem Alter in erster Linie daran, dass sich das Kind nicht anders zu helfen weiß. Ihm fehlen andere Möglichkeiten der Konfliktlösung. Es kann sich verbal noch nicht so gut ausdrücken und hat vor allem auch noch nicht gelernt, dass man Auseinandersetzungen auch per Kommunikation lösen kann.

Dazu kommt, dass es noch lernen muss, die eigenen Gefühle zu kontrollieren bzw. in die richtigen Bahnen zu lenken. Die Wirkung des eigenen Verhaltens auf andere muss das Kind ebenfalls erst lernen. Auch Mitgefühl, Empathie und Rücksichtnahme entwickeln sich erst später und nach und nach.

Daher ist gelegentliches aggressives Verhalten bei Kindern zwischen 2 und 6 in der Regel normal und gibt sich dann später auch wieder.

Wann wird es problematisch?

Es gibt leider keinen Maßstab, der dir sagt: Bis dahin ist das aggressive Verhalten normal, ab dann wird es problematisch. Denn neben dem Alter des Kindes, seinem individuellen Charakter und der Häufigkeit der Aggressionen, spielen viele Faktoren eine Rolle.

Die Grenze zwischen „normal“ und „auffällig“ ist wie so oft fließend. Ein Dreijähriger in der Trotzphase, der bei einem Trotzanfall nach der Mama haut, ist in der Regel normal. Ebenso zwei Vierjährige, die sich bei einem eskalierenden Streit anfangen zu kratzen und zu treten. Oder ein Sechsjähriger, der gerade mit der Wackelzahnpubertät zu kämpfen hat.

Es ist auch immer situationsabhängig. So wird mit Sicherheit niemand erwarten, dass zwei Kleinkinder im Sandkasten anfangen, die Nutzungsrechte an der Schaufel sachlich auszudiskutieren. Stattdessen gibt es neben Geschrei auch schnell mal Handgreiflichkeiten.

Grafik: Wann ist aggressives Verhalten normal?

(Selbstverständlich sollte aggressives Verhalten nicht einfach geduldet werden! Dazu kommen wir gleich noch.)

Schwierig wird es dann, wenn solche Aggressionen Überhand nehmen und das Kind schon beim geringsten Anzeichen von Frust anfängt zu schlagen, zu beißen oder mit Dingen um sich zu werfen. Ab ca. 6 bis 7 Jahren (hochsensible Kinder erst ab ca. 8 Jahren) können Kinder ihre starken Gefühlsimpulse mehr und mehr kontrollieren. Erst ab dann schaffen sie es, nicht jeden Impuls auszuleben, sondern vorher innerlich abzuwägen. Ist dein Kind bereits älter, solltest du etwas genauer hinschauen.

Spätestens, wenn aus der Schule, von Freunden, von der Familie etc. Hinweise kommen, dass das Kind auffallend oft aggressiv gegenüber anderen Kindern, Erwachsenen oder auch Tieren ist, scheint das normale Maß überschritten zu sein.

Warum, wieso, weshalb: Die Ursachenforschung

Das Wichtigste ist zunächst zu klären, welche Ursachen das aggressive Verhalten des Kindes haben könnte. Denn …

Kinder meinen es niemals böse. Aggressivität bei Kindern hat immer Gründe!

Im Folgenden schauen wir uns daher ein paar mögliche Auslöser für die Aggressionen deines Kindes an:

1. Kindliche Unreife

Wie bereits erwähnt, kommt die Aggression, vor allem bei Kindern unter 7-8 Jahren, aufgrund der kindlichen Unreife. Diese Unreife bringt mit sich, dass Kinder starke eigene Impuls nicht kontrollieren können. Vor jedem aggressiven Verhalten erlebt dein Kind eine sehr starke Frustration. Diese Frustration kann es aufgrund der Unreife meist nur körperlich – durch Hauen, Beißen, Kratzen – ausdrücken. 

2. Hilflosigkeit, Unsicherheit und Angst

Wenn ein Kind aggressiv wird, liegt es in der Regel daran, dass es sich nicht anders zu helfen weiß. In konkreten Situationen lässt sich das gut beobachten. Wenn es zum Beispiel von anderen Kindern geärgert, bedrängt oder ihm etwas weggenommen wird, dann wehrt es sich früher oder später mit Handgreiflichkeiten.

Das gleiche Verhalten zeigt sich auch gegenüber den Eltern, wenn das Kind seinen Willen nicht bekommt oder aus anderen Gründen einen Wutanfall bekommt. Viele Eltern sind völlig entsetzt, wenn ihr Kind sie schlägt oder beißt. Doch wie bereits erklärt, wird das erst dann problematisch, wenn es gehäuft und ab älterem Alter auftritt.

Dann kann es sein, dass das Kinder ängstlich oder generell sehr verunsichert sind. Die Ursache liegt dann häufig in einer zu strengen strafbasierenden oder resignierenden Erziehung.

Kinder brauchen klare Regeln, Grenzen und Strukturen. Reagierst du mal total streng und dann ist dir wieder alles egal – meist aus der Resignation heraus, kann dein Kind das Verhalten überhaupt nicht einschätzen. Das führt zu Verunsicherung bis hin zu Angst. Diese inneren Spannungen äußern sich dann oftmals in Wutanfällen, Zerstörungswut und ähnlichem.

3. Überforderung, Anspannung und Krisen

Auch andere Situationen führen dazu, dass dein Kind innerlich angespannt ist und sich dieser Druck in Form von Aggressionen entlädt.

Ursache sind dann oft Krisen oder besondere Belastungen in der Familie, wie zum Beispiel häufige Konflikte zwischen den Eltern, eine Trennung, ein Umzug, schwere Krankheiten oder ein Todesfall in der Familie etc.

Eltern streiten sich, Kind sieht traurig zu

Auch wenn du als Elternteil selbst viel Stress hast, kann das dazu führen, dass dein Kind ebenfalls innerlich „gestresst“ ist und nicht weiß, wie es damit umgehen soll. Oder du gehörst zu den sogenannten Helikopter-Eltern und willst dein Kind ständig kontrollieren. Durch diesen Kontrolldruck entsteht ebenso Spannungen im Kind, die sich in aggressives Verhalten äußern können. 

Grundsätzlich übertragen sich deine Emotionen und die der Familienmitglieder immer aufs Kind. Da es nicht weiß, wie es mit diesen negativen Gefühlen umgehen soll, entlädt es sich dann häufig in Form von Aggressivität. In diesem Fall gilt es, die Resilienz bei Kindern zu stärken.

4. Eifersucht

Ein weiterer typischer Auslöser für aggressives Verhalten ist Eifersucht. Sei es nun die Eifersucht auf ein Geschwisterkind oder den neuen Partner / die neue Partnerin oder auch auf ein Haustier.

Dabei kann sich die Aggressivität direkt gegen denjenigen richten, auf den das Kind eifersüchtig ist. Es kann aber auch sein, dass dein Kind seine Aggressionen woanders abbaut und sich beispielsweise aggressiv gegenüber dich als Elternteil oder anderen Kindern im Kindergarten verhält. Auch Autoaggression kann ein Ausdruck von Eifersucht sein.

Letztendlich ist dies alles ein Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit bzw. die Angst, nicht mehr (genug) geliebt zu werden. Das bringt uns direkt zum nächsten Punkt …

5. Der berühmte „Schrei nach Liebe“

Sehr oft steckt hinter dem aggressiven Verhalten deines Kindes der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit und Liebe, besonders bei älteren Kindern.

Denn selbst wenn sie für ihr Verhalten dann ausgeschimpft oder bestraft werden, haben sie zumindest eines erreicht: Du wendest dich ihm zu und schenkst ihm deine Aufmerksamkeit. Im Fall von Eifersucht (siehe vorheriger Punkt) ist das besonders deutlich zu beobachten.

Das Fatale daran ist, dass sich Kinder neben der Aufmerksamkeit vor allem nach der Liebe ihrer Eltern sehnen und diese erhalten sie eher noch weniger, je aggressiver sie sich verhalten. So entsteht ein Teufelskreis! Wie du diesen durchbrechen kannst, erfährst du gleich …

6. Schlechte Vorbilder

Ein weiterer Punkt ist eigentlich selbsterklärend: Bekommt ein Kind vorgelebt, dass Konflikte mit Gewalt gelöst werden, wird es sich auch selbst schneller und öfter aggressiv verhalten.

Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass ein Kind niemals geschlagen wird. Doch für zu viele Eltern ist Erziehen ohne Schimpfen auch heute noch ein Fremdwort.

Das Verhalten der Eltern untereinander hat einen großen Einfluss auf das Verhalten des Kindes. Und dazu zählt nicht nur körperliche Gewalt. Auch verbale Aggressivität, Liebesentzug oder generell häufige lautstarke Auseinandersetzungen in der Familie fördern ein aggressives Verhalten bei Kindern. 

Und je älter das Kind wird, desto mehr prägen auch andere Kinder, das soziale Umfeld sowie der Medienkonsum das Verhalten.

7. Körperliche bzw. gesundheitliche Ursachen ausschließen

Du kannst auch abklären lassen, ob gesundheitliche Gründe vorliegen. So können beispielsweise Einschränkungen beim Hören und Sehen dazu führen, dass dein Kind in bestimmten Situationen aggressiv wird, weil es sich nicht anders zu helfen weiß.

Auch Erkrankungen wie ADHS, bipolare Störungen oder Autismusspektrums-Störungen verursachen häufig ein verstärktes aggressives Verhalten.

Wende dich am besten an deinen Kinderarzt, um derartige Ursachen zunächst ausschließen zu lassen.

8. Erlerntes Verhalten

Zu guter Letzt können Kinder ein übermäßig aggressives Verhalten regelrecht "erlernen". Nämlich dann, wenn sie damit Erfolg haben!

Kind will Eis und schreit

Das zeigt sich zum einen im Zusammenhang mit Punkt 5 – dem Wunsch nach Aufmerksamkeit. Bekommt das Kind aufgrund seines negativen Verhaltens mehr Beachtung als sonst, wird es diese Strategie höchstwahrscheinlich beibehalten.

Dein Kind wählt somit – unbewusst wohlbemerkt – immer wieder das aggressive Verhalten, nur weil du dann immer so schön laut wirst, schimpfst und mit voller Aufmerksamkeit bei ihm bist. Weil während dem Schimpfen wirst du höchstwahrscheinlich Unterbrechungen wie Handy, Geschwisterkind, andere Erwachsene, etc. ignorieren um deine Schimpftriade zu vollenden. 

Höchste Zeit also, dem Ganzen Einhalt zu gebieten …

11 praktische Tipps zum richtigen Umgang mit Aggressionen

Im Folgenden gebe ich dir praktische Tipps, wie du...

  1. 1
    dich verhalten solltest, wenn dein Kind aggressiv ist
  2. 2
    aggressivem Verhalten vorbeugen bzw. deinem Kind helfen kannst, Aggressionen abzubauen, ohne anderen zu schade

Beachte dabei bitte auch immer das jeweilige Alter und den Charakter deines Kindes. Probiere die Tipps am besten aus und schau, was bei euch gut funktioniert. Eventuell brauchst du auch ein bisschen Geduld. Gerade, wenn dein Kind schon länger sehr aggressiv ist, verschwindet dieses Verhalten nicht von heute auf morgen. Aber in der Regel tritt zumindest sehr schnell eine deutliche Verbesserung ein.

1. Die Basis: Verständnis

Der wichtigste Punkt lautet: Versuche, dein Kind zu verstehen!

Vielleicht bist du erstmal entsetzt, wenn sich dein Kind aggressiv verhält. Du kannst überhaupt nicht verstehen, woher es das hat, weil du selbst Gewalt total ablehnst. Versuche bitte trotzdem zu akzeptieren, dass dieses Verhalten in der Entwicklung deines Kindes ein Stück weit völlig normal ist.

Verurteile dein Kind bitte nicht. Es handelt nicht aus Boshaftigkeit.

Nutze die Informationen dieses Artikels hier, um die Ursachen zu erkennen und zu verstehen.

Versuche dich auch immer in die Situation deines Kindes hineinzuversetzen. Wenn wir die Perspektive des Kindes einnehmen, erkennen wir oft, dass es gerade sehr stark frustriert ist und keinen anderen Ausweg gefunden hat als den der Gewalt.

2. Lass mich nicht allein!

Aggressives Kind ist alleine im Zimmer

Soweit möglich, sollte aggressives Verhalten immer sofort unterbunden werden. Bei kleineren Kindern reicht da meistens schon, sie sanft und bestimmt festzuhalten (bitte so, dass es dem Kind nicht weh tut) oder eine räumliche Trennung, z.B. bei Geschwistern. 

Damit meine ich jedoch nicht, dass du das aggressive Kind alleine in sein Zimmer sperren sollst! 

Lass ein aggressives Kind möglichst nie allein!

Wie du schon weißt, steckt hinter dem Verhalten oft... 

  • Angst
  • Hilflosigkeit
  • oder der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit

Das würde sich noch verstärken, wenn du deinem Kind dann Zimmerarrest verordnest. Das gilt umso mehr, je kleiner das Kind ist.

Falls dein Kind dich wegschickt und ablehnt, bleib dennoch in seiner Nähe. Geh ein paar Schritte zurück oder um die Türecke, sprich aber immer wieder mit deinem Kind, dass du da bist und ihr gemeinsam durch die Aggression durchgeht. 

3. Verhindere die Erfolgs-Strategie

Aggressives Verhalten sollte nicht zum Erfolg führen. Sobald dein Kind mittels Hauen, Treten oder auch dem wilden Herumschmeißen von Dingen sein Ziel erreicht, wird es diese Strategie immer wieder einsetzen.

Hier angemessen zu reagieren, ist nicht immer ganz einfach.

Dazu 2 Beispiele: 

Beispiel 1: Du hast dein Handy auf den Tisch gelegt und dein Kind greift es sich. Du versuchst es ihm wieder wegzunehmen und es fängt an, dich zu hauen. Hier ist der Auslöser ganz klar und selbstverständlich sollte dein Kind nun auf keinen Fall das Handy zum Spielen bekommen. Du darfst ihm alternative Spielsachen anbieten.

Beispiel 2: Dein Kind (4) ist mit einem Spielzeug beschäftigt. Sein Geschwisterchen (2) reißt es ihm aus der Hand. Aus Wut kneift Kind (4) das Geschwisterkind oder schlägt nach ihm. Wenn du jetzt aber dem 2-Jährigen das Spielzeug wieder wegnimmst und es dem 4-Jährigen zurückgibst, ist es ein falsches Signal. Hier wäre es erstmal besser, das Spielzeug in deinen Händen festzuhalten, damit ihr die Lage in Ruhe klärt.

Besonders knifflig wird es, wenn dein Kind das aggressive Verhalten einsetzt, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Hier gilt: Ignoriere das Fehlverhalten, jedoch nicht dein Kind. Dein Kind möchte jederzeit spüren, dass es zu dir gehört und dass es sich mit dir verbunden fühlt. Bleibe freundlich und klar und versuche dein Kind zu beteiligen. Schenke ihm unerwartete Aufmerksamkeit für positives Verhalten. 

4. Natürliche Konsequenz vs. Strafen

Vermeide es, dein Kind für aggressives Verhalten zu bestrafen!  Wenn du verstehst, aus welchen Gründen dein Kind dich schlägt, kratzt oder beißt, dann wirst du erkennen, dass eine Strafe die Sache nicht besser macht. Im Gegenteil! Bestraft zu werden erzeugt noch mehr Angst, Unsicherheit, Frust oder Wut. Erinnere dich: Dein Kind handelt nicht böswillig!

Lass anstelle von Strafen lieber natürliche Konsequenzen folgen, um ohne zu schimpfen zu erziehen. Was meine ich damit?

Jedes Verhalten hat Folgen. Wenn dein Kind seinen Freund ständig haut, mag der nicht mehr zum Spielen kommen. Wenn dein Kind die Katze schlecht behandelt, wird die bei seinem Anblick, das Weite suchen. Wenn es sein Zimmer verwüstet, dann findet das Kind keinen Platz zum Spielen.

Das sind keine Strafen, sondern natürliche Konsequenzen. Natürliche Konsequenzen kommen aus der Sache direkt heraus und denen müssen von dir nichts hinzugefügt werden. Dadurch lernt dein Kind, dass sein Handeln Folgen hat, die sich ganz einfach durch anderes Verhalten vermeiden lassen.

5. Auf der Suche nach Alternativen

Natürlich solltest du deinem Kind immer erklären, dass sein Verhalten nicht okay war. Mach dies aber nicht im aggressiven Moment direkt, sondern erst danach. Je nach Alter des Kindes kannst du ihm Handlungsalternativen aufzeigen oder ihr überlegt sie euch zusammen.

In der akuten Situation hilf deinem Kind die aggressive Energie rauszulassen. Und zwar so, dass sich dein Kind selbst oder niemand anderer verletzt wird. 

Dazu eignen sich z.B. wild am Boden stampfen, Arme vor die Brust fest verschränken, laufen oder in ein Kissen boxen. Vorbeugend kannst du auch Rollenspiele mit Kuscheltieren machen: „Der Hase hat den Teddy gehauen! Was kann denn der Teddy nun machen, wie könnte er reagieren?“ Überlegt euch gemeinsam ein paar Lösungsansätze.

Frag dein Kind (sofern es alt genug ist) dann auch gerne: „Was denkst du, warum hat der Hase den Teddy denn überhaupt gehauen?“ So erfährst du auch viel darüber, was in deinem Kind bezüglich der Ursachen vor sich geht. Und auch dein Kind lernt nach und nach, sein Verhalten zu reflektieren. Das wiederum fördert die Resilienz bei Kindern. 

6. Das Problem an der Wurzel packen

Das Wichtigste im Umgang mit Aggressionen ist die Behebung der Ursachen.

Ein Kind gräbt an Wurzeln einer Blume mit Reißzähnen

Das gelingt natürlich nicht immer. Manchmal musst du dich einfach durchsetzen oder kannst einen Streit, z.B. zwischen Kindern, nicht verhindern. Auch Krisensituationen in der Familie lassen sich nicht so einfach beseitigen und das neue Geschwisterchen kann man nicht wieder zurückgeben.

Wenn du jedoch erkannt hast, welche Gründe hinter dem aggressiven Verhalten deines Kindes stecken, lässt sich so manches beheben. So kannst du beispielsweise dein eigenes Verhalten überprüfen und ggf. anpassen. Du kannst auf den Medienkonsum deines Kindes achten. Du kannst ihm im Vorfeld mehr Liebe und Aufmerksamkeit entgegenbringen und und und …

Dazu gehört auch der nächste Punkt:

7. Ein paar Tricks zur Vorbeugung

Etlichen Konflikten kann man vorbeugen, damit es gar nicht erst zu einer Auseinandersetzung kommt. Hier mal einige Beispiele, die dir als Anregung dienen können:

  • Räume Dinge, die gefährlich für dein Kind sind oder mit denen es nicht spielen soll, außer Reichweite
  • Kommen andere Kinder zu Besuch, kläre vorher mit deinem Kind, welches Spielzeug von allen benutzt werden darf – alles andere wird einfach weggeräumt
  • Vereinbare mit deinem Kind vor dem Einkaufen, dass es sich EINE Süßigkeit aussuchen darf, mehr nicht
  • Gib deinem Kind die Möglichkeit, seine Energie (und damit auch eventuelle Anspannungen) auf positive Weise abzubauen, z.B. durch Sport
  • Kläre dein Kind über die 3 grundlegenden Regeln für Kinder auf

Beobachte einfach, in welchen Situationen es besonders häufig zu Aggressionen kommt und dann überlege dir, wie sich diese im Vorfeld verhindern oder „entschärfen“ lassen. 

8. Erziehung und Vorbildwirkung

Als Elternteil bist du immer ein Vorbild. Dein Kind beobachtet dich, ahmt dich nach und orientiert sich an deinem Verhalten. Wenn du also selbst sehr schnell aggressiv wirst (und damit meine ich nicht nur körperlich, sondern auch verbal), dann wird das dein Kind von dir übernehmen.

Streitest du dich oft mit deinem Partner, gibst du dem Hund häufig einen Klaps, wenn er nicht hört, fluchst im Auto über andere Autofahrer oder zeigst du auf andere Art eine gewisse Aggressivität, dann überträgt sich das auf dein Kind.

Achte also auf dein eigenes Verhalten und versuche gegebenenfalls, selbst ruhiger und entspannter zu werden (siehe auch nächster Punkt). Hier erfährst du mehr darüber, wie du ohne zu schimpfen erziehen kannst: Erziehen ohne Schimpfen: 10 Tipps, wie es gelingt

Im Übrigen hat sich die bedürfnisorientierte Erziehung sehr bewährt, wenn es darum geht, Aggressionen bei Kindern zu vermeiden oder zu reduzieren. Mehr Infos zu diesem Erziehungsstil und wie du ihn im Alltag umsetzen kannst, findest du hier: 

Bedürfnisorientierte Erziehung – praktische Tipps für jede Altersstufe

9. Probier’s mal mit Gelassenheit

Wie schon gesagt, entsteht aggressives Verhalten sehr oft aufgrund einer inneren Anspannung beim Kind. Daher ist es naheliegend, dass es helfen kann, für Entspannung zu sorgen!

So kannst du beispielsweise unsere Mentalgeschichten nutzen, um dein Kind zum einen innerlich zu stärken (siehe auch nächster Punkt) und zum anderen, um inneren Druck und Stress abzubauen.

Achte vor allem auch auf deine eigene Entspannung! Die Stimmung zwischen euch als Elternteile überträgt sich grundsätzlich auf die Kinder. Wenn du selbst gestresst, genervt, gereizt und ungeduldig bist, wird auch dein Kind schneller „aus der Haut fahren“. 

Strahlst du hingegen Ruhe und Gelassenheit aus, überträgt sich das ebenfalls auf dein Kind und es reagiert weniger aggressiv.

10. Der Geheimtipp: Selbstbewusstsein stärken

Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass aggressive Kinder zu viel Selbstbewusstsein haben und sich quasi als kleine Ego-Rüpel durch die Welt prügeln.

Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Gerade die ängstlichen Kinder versuchen ihre Unsicherheit mithilfe von Aggressivität zu überspielen oder finden keine andere Lösung im Umgang mit Konflikten.

Ein Kind mit starkem Selbstbewusstsein muss sich nicht durch aggressives Verhalten behaupten. Es bleibt in Konfliktsituationen wesentlich gelassener, fühlt sich nicht so schnell persönlich angegriffen und lässt sich daher auch nicht so leicht provozieren.

Daher macht es Sinn, das Selbstbewusstsein deines Kindes so früh wie möglich zu stärken. Hilfreiche Tipps dazu findest du hier:

Selbstbewusstsein stärken – Die 23 besten Tipps für starke Kinder

KOSTENLOSER RATGEBER:

So erziehst du starke Kinder

- 15 Übungen zur mentalen Stärkung deines Kindes 

- Leg die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl 

- Mach dein Kind stark und selbstbewusst

11. Liebe, Liebe und noch mehr Liebe

Der letzte Tipp ist vermutlich der Wichtigste: Schenk deinem Kind so viel Liebe wie nur irgendwie möglich!

Und wenn jetzt der Aufschrei ertönt: „Ich will kein verwöhntes Gör!“, dann muss ich widersprechen. Du kannst deinem Kind niemals zu viel Liebe geben. Du kannst es mit zu viel Spielzeug oder zu vielen Süßigkeiten verwöhnen, jedoch nicht mit zu viel Liebe!

Kind wird mit Liebe überschüttet

Und gerade, wenn dein Kind nicht auf dich hört und sich aggressiv verhält, braucht es deine Liebe am meisten. Und ja, es fällt schwer, so einen kleinen Wut-Zwerg zu lieben, zumindest in dem Moment, wo er ausrastet. Es ist auch ganz normal, dass du in solchen Momenten selbst sauer oder genervt bist, du bist ja auch nur ein Mensch.

Versuche jedoch, deinem Kind immer das Gefühl zu geben, dass es bedingungslos geliebt wird. Ganz egal, wie es sich verhält. Ansonsten entsteht nämlich der schon erwähnte Teufelskreis: Dein Kind ist aggressiv, z.B. aus Eifersucht oder weil es sich nach mehr Aufmerksamkeit sehnt – es erfährt aufgrund seines Verhaltens Ablehnung und die Ursache der Aggressivität verstärkt sich!

Vielleicht kennst du den Spruch: 

„Liebe mich dann am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene, denn dann brauche ich es am nötigsten.“

Wenn du verstehst, WARUM dein Kind aggressiv ist, verstehst du auch diesen Satz!

Fazit: Mach dich nicht verrückt!

Nicht immer ist aggressives Verhalten bei Kindern ein Grund zur Sorge. Oft gehört es zur normalen Entwicklung des Sozialverhaltens dazu, insbesondere während der Trotzphase. Es liegt ganz einfach an der kindlichen Unreife und verliert sich wieder, je älter das Kind wird. Und grundsätzlich braucht ein Kind auch Konflikte, damit es lernen kann, damit umzugehen und Resilienz zu entwickeln.

Trotzdem solltest du immer versuchen, die Ursachen zu ergründen und dich bei auftretenden Aggressionen angemessen verhalten. Du kennst jetzt jede Menge Ansätze, die dir dabei helfen.

Zum Abschluss habe ich hier noch häufig gestellte Fragen in Bezug auf aggressives Verhalten bei Kindern für dich zusammengefasst:

Häufig gestellte Fragen

1. Was tun wenn mein Kind aggressiv wird?

Der wichtigste Punkt lautet: Versuche, dein Kind zu verstehen!

Vielleicht bist du erstmal entsetzt, wenn sich dein Kind aggressiv verhält. Du kannst überhaupt nicht verstehen, woher es das hat, weil du selbst Gewalt total ablehnst. Versuche bitte trotzdem zu akzeptieren, dass dieses Verhalten in der Entwicklung deines Kindes ein Stück weit völlig normal ist. Verurteile dein Kind also bitte nicht. Es handelt nicht aus Boshaftigkeit.

Die 11 Tipps im Artikel helfen dir, mit aggressivem Verhalten deines Kindes souverän umzugehen: 

11 praktische Tipps zum richtigen Umgang mit Aggressionen

2. Wie äußert sich aggressives Verhalten bei Kindern?

 Aggressives Verhalten bei Kindern äußert sich durch Hauen, Beißen, Kratzen, Schreien, Treten oder Boxen. Das liegt daran, dass Kinder starke Gefühle noch nicht regulieren können. Ihre bisher einzige Bewältigungsstrategie geht über den Körper. 

3. Was fördert aggressives Verhalten?

Aggressives Verhalten bei Kindern wird gefördert durch

  1. Hilflosigkeit, Unsicherheit und Angst 
  2. Überforderung, Anspannung und Krisen
  3. Eifersucht
  4. dem Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit
  5. Schlechtes Vorbildverhalten
  6. Erlernten Erfolg bei aggressivem Verhalten

Auch gesundheitliche Ursachen können aggressivem Verhalten zugrunde liegen.