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Ängstliche Kinder stärken – 14 Tipps gegen Angst und Schüchternheit

Ist dein Kind sehr ängstlich?

Traut es sich alleine kaum etwas zu, ist extrem schüchtern und klammert sich ständig an dich?

Du fragst dich, ob so viel Angst normal ist und wie du deinem Kind helfen kannst, mutiger und selbstbewusster zu werden? 

Hier findest du alle Antworten auf diese und weitere Fragen.

Außerdem verrate ich dir viele praktische Tipps, mit denen du dein Kind optimal stärken und unterstützen kannst. 

Ängstliche Kinder

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Als erstes jedoch möchte ich dir deine Sorgen nehmen:

Ist die Angst meines Kindes normal?

Eltern von ängstlichen Kindern machen sich oft große Sorgen, ob ihr Kind "normal" ist. 

Ich kann dich beruhigen! 

In den allermeisten Fällen ist dein Kind absolut gesund. Nur selten handelt es sich um eine wirkliche Störung (mehr dazu im letzten Abschnitt). Die Veranlagung zu mehr Ängstlichkeit oder Schüchternheit ist völlig natürlich und größtenteils angeboren.

Genauso wie es blonde und braunhaarige Kinder gibt, gibt es eben auch mutigere und ängstlichere Kindern.

Das bedeutet aber nicht, dass dein Kind nun so schüchtern bleiben und für den Rest seines Lebens unter seinen Ängsten leiden muss. Mit Verständnis und ein bisschen Unterstützung kannst du deinem Kind sehr gut helfen.

Dazu ist es zunächst wichtig, die Ängste deines Kindes verstehen und nachvollziehen zu können:

Warum ist mein Kind so ängstlich?

Wenn du ein besonders ängstliches oder schüchternes Kind hast, stellst du dir diese Frage wahrscheinlich häufiger. Du beobachtest andere Kinder und fragst dich, ob du bei deinem Kind irgendwas falsch gemacht hast. Vielleicht bist du auch inzwischen etwas genervt davon, dass dein Kind so ein "Angsthase" ist...

Dabei ist Eines ganz wichtig zu wissen:

Ängste und Schüchternheit sind etwas vollkommen Normales. Die Vorsicht vor allem Unbekannten schützt uns vor Gefahren und gehört zum natürlichen Überlebensinstinkt des Menschen. Den genauen Zweck erkläre ich dir im neuen StarkeKids Ratgeber

Warum sind nun aber einige Kinder viel ängstlicher als andere und trauen sich kaum etwas zu? 

Zum Einen ist es wie gesagt eine angeborene Neigung, ob man eher zurückhaltend ist oder draufgängerisch. Vermutlich zeigt mindestens ein Elternteil ein ähnliches Verhalten oder war selbst als Kind sehr ängstlich oder schüchtern. (Übrigens ärgern sich gerade diese Eltern besonders häufig über die Ängste ihres Kindes - sie wünschen sich, dass ihr eigenes Kind mutiger ist, als sie es selbst waren.)

Desweiteren kann das Verhalten der Eltern die ängstliche Veranlagung des Kindes verstärken. Das gilt sowohl für sehr überfürsorgliche Eltern, die ihr Kind vor jeder Gefahr warnen und beschützen wollen und damit die Ängste des Kindes noch verstärken... als auch für Eltern, die ihr Kind unbedingt mutiger machen wollen und dabei zu viel Druck erzeugen.

Ist dein Kind noch unter 5 Jahren, kann die Ängstlichkeit auch Ausdruck seiner Trotzphase sein. Mehr dazu lies hier: "Trotzphase: Sinn, Dauer und Survival-Guide für Eltern".

Merke dir:

Das Wichtigste im Umgang mit einem ängstlichen Kind ist VERSTÄNDNIS !

Dein Kind ist niemals absichtlich ängstlich oder schüchtern! Es will dich damit weder ärgern noch provozieren.

Wenn dein Kind Angst hat - ganz egal wovor - dann wünscht es sich als Allererstes, dass du seine Angst verstehst und ernst nimmst.

Versuchst du ihm die Angst dann auszureden ("Da gibt's doch nichts, wovor du dich fürchten musst!") oder gar mit ihm schimpfst ("Jetzt stell dich doch nicht so an!"), fühlt es sich völlig allein gelassen. Dieses Gefühl erzeugt noch mehr Furcht.

Als Erwachsene verstehen wir oft nicht, warum sich unser Kind nicht traut, auf dem Spielplatz mit den anderen (fremden) Kindern zu spielen. Oder warum es an der Tür zur Ballettschule plötzlich weinend kehrt macht, obwohl es doch soooo gern eine Ballerina werden wollte.

Wir sehen das Ganze aus der Sicht eines Erwachsenen. Sobald wir uns aber mal in die Situation hineinversetzen und sie aus der Perspektive des Kindes betrachten, wird die Angst schon viel verständlicher. Überleg einfach mal, wie DU dich in neuen, ungewohnten Situationen fühlst:

  • Gehst du gern allein auf Partys, wo du niemanden kennst?
  • Fährst du gern alleine in den Urlaub?
  • Oder denk mal an deinen ersten Tag im neuen Job, als du überhaupt nicht wusstest, was da auf dich zukommt...

Genauso fühlt sich dein Kind sehr häufig, es hat Angst vor dem Alleinsein, denn es erlebt ja viele Dinge zum ersten Mal.

KOSTENLOSER RATGEBER:

So erziehst du starke Kinder

- 15 Übungen zur mentalen Stärkung deines Kindes 

- Leg die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl 

- Mach dein Kind stark und selbstbewusst

Hinzu kommt, dass Kinder noch nicht über unsere Erfahrungen verfügen. Sie können die Gefahr einer Situation noch nicht richtig einschätzen. WIR wissen, dass die Tante mit der tiefen Stimme ungefährlich ist oder was auf einem Kindergeburtstag passiert. Wir wissen, dass es keine Monster unter dem Bett gibt und dass laute Geräusche in der Regel keine Bedrohung darstellen. Dein Kind weiß es nicht!

Wenn du dir diese Zusammenhänge bewusst machst, wirst du die Ängste deines Kindes viel besser verstehen.

Und mit mehr Verständnis kannst du aufhören, dir Sorgen zu machen, dass mit deinem Kind irgendwas nicht stimmt.

Sobald du mehr Verständnis für dein Kind hast, wirst du auch selbst gelassener und entspannter.

Der Vorteil: Entspannte Eltern haben entspanntere Kinder.

Anstatt dich über das Verhalten deines Kindes zu ärgern, kannst du ihm nun mit den folgenden Tipps helfen, ein bisschen mutiger und selbstbewusster zu werden:

14 praktische Tipps gegen Schüchternheit und Ängste bei Kindern

Ängste und Unsicherheiten zu überwinden ist gar nicht so schwer. Es spielt auch keine Rolle, wie alt dein Kind ist und ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. 

Nur eine Sache ist extrem wichtig: 

Geduld!

Setz die Tipps langfristig um, auch wenn sie nicht sofort Erfolg zeigen. Vertraue darauf, dass du das Richtige tust und dein Kind optimal unterstützt... und früher oder später wirst du die ersten positiven Veränderungen bei deinem Kind sehen!

1. Mut-Mach-Geschichten

Angst entsteht im Unterbewusstsein.

Egal wie oft man sich sagt, dass es keinen Grund für die Angst gibt - solange im Unterbewusstsein irgendwelche schrecklichen Bilder ablaufen, bleibt das Gefühl der Angst bestehen. Du erlebst das selbst, wenn du einen Horrorfilm schaust. Es sind nur Bilder. Du bist nicht mal ansatzweise in Gefahr und trotzdem hast du Angst. 

Um nun das Unterbewusstsein positiv zu beeinflussen, benötigt man erstens Entspannung und zweitens positive Suggestionen. Beides bieten unsere speziellen Mutmach-Mentalgeschichten von StarkeKids. Das Hören dieser Geschichten entspannt dein Kind und die Botschaften können direkt in sein Unterbewusstsein vordringen. Dort bauen sie nach und nach mehr innere Stärke und Selbstvertrauen auf.

Besonders effektiv wirken die Mentalgeschichten kurz vor dem Einschlafen, da das Unterbewusstsein zu diesem Zeitpunkt besonders aufnahmefähig ist.  Auf Dauer helfen diese Mutmacher auch bei Schlafproblemen oder wenn dein Kind öfter einen Nachtschreck hat.

Und dein Kind wird sich mit Sicherheit freuen, wenn es abends im Bett noch eine Geschichte hören darf.

Mentalgeschichten sorgen für Entspannung und befreien von unterbewussten Ängsten.

2. Vorsicht vor zu viel Vorsicht

Je ängstlicher und fürsorglicher du selbst bist, umso ängstlicher und vorsichtiger ist vermutlich auch dein Kind.

Natürlich will jedes Elternteil sein Kind vor möglichen Gefahren beschützen. Bis zu einem gewissen Grad ist das ja auch absolut richtig. Es kann allerdings auch schnell ins Gegenteil umschlagen und deinem Kind mehr Angst machen als nötig wäre.

Achte einfach mal darauf, wie oft du solche Sätze sagst wie:

  • Sei vorsichtig!
  • Pass auf, dass dir nichts passiert.
  • Lass das lieber, das ist zu gefährlich.
  • Tu dir nicht weh.

Solltest du dich da wiedererkennen, versuche solche Sätze ab sofort zu vermeiden. 

Die bessere Variante um dein Kind vor möglichen Risiken zu schützen sind positive Formulierungen. Sag deinem Kind, was es TUN soll, damit sein Vorhaben GUT ausgeht!

Hier ein paar Beispiele:

  • Achte auf die Autos, dann kommst du sicher über die Straße.
  • Die Rutsche ist ja echt hoch - halte dich gut fest, dann schaffst du das!
  • Ich zeig dir mal, wie das geht und dann kannst du es selbst probieren.

Geh selbst in Gedanken immer davon aus, dass alles gut gehen wird und vermittel diese "positiven Bilder" auch deinem Kind. (siehe dazu auch Punkt 5.)

Und lass dein Kind auch einfach mal ein paar Erfahrungen machen, solange es nicht wirklich in Gefahr ist. Ein paar abgeschürfte Knie bringen es nicht um und sind hundertmal besser, als sich nie auf den Roller getraut zu haben.

Achte darauf, dein Kind nicht zu sehr zu behüten. Damit erzeugst du unnötige Ängste.

Statt es vor Gefahren zu warnen, gib ihm positive Tipps.

3. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung

Starke Kids Angsthase

Auch wenn du es nicht böse meinst - nenne dein Kind NIEMALS "kleiner Angsthase" oder etwas Ähnliches.

Besonders Väter neigen auch manchmal dazu, ihre Söhne mit den Worten "Nun sei doch kein Feigling!" motivieren zu wollen.

Leider hört das Kind nur "Feigling" und das prägt sich im Unterbewusstsein ein. Außerdem führen solche Aussagen auch selten zum Erfolg, so dass das Kind am Ende eben doch als Feigling aus der ganzen Situation herausgeht.

Sei dir immer bewusst, dass dein Kind stets unterbewusst versucht, deine Erwartungen zu erfüllen. Wenn du ihm also ständig sagst, dass es ja so schüchtern und ängstlich ist, dann wird es auch so bleiben. Richte deinen Fokus immer auf seine Stärken und sprich darüber. Sag deinem Kind, wie stolz du bist, wenn es sich etwas getraut hat.

(Übrigens hören Kinder auch SEHR genau, wenn wir mit anderen über sie reden - selbst wenn sie dabei völlig in ihr Spiel vertieft zu sein scheinen. Also sprich in Gegenwart deines Kindes niemals mit anderen über seine Ängstlichkeit!)

Sprich nicht ständig darüber, wie ängstlich oder schüchtern dein Kind ist.

Richte deinen Fokus auf seine Stärken.

4. Vorbild sein

Kinder lernen durch Beobachtung. Und sie beobachten SEHR genau.

Gerade wenn du ein ängstliches Kind hast, wird es extrem darauf achten, wie DU in allen möglichen Lebenssituationen reagierst. Es versucht anhand deines Verhaltens einzuschätzen, ob seine Angst berechtigt ist oder nicht.

Also achte mal bewusst auf dich selbst:

Wie verhältst DU dich in ungewohnten Situationen oder gegenüber fremden Menschen? Bist du offen und mutig oder eher auch ein bisschen zurückhaltend und schüchtern? Achte auch auf andere Ängste, die du vielleicht unbewusst vermittelst: Schließt du beispielsweise schnell alle Fenster und Türen, sobald es dunkel wird?

All das beobachtet und registriert dein Kind ganz genau.

Wenn du möchtest, dass dein Kind mutiger und selbstsicherer wird, geh mit bestem Beispiel voran. Jede Menge Tipps, um dein eigenes Selbstbewusstsein zu stärken findest du hier: www.selbstbewusstsein-staerken.net

Je mutiger und angstfreier du selbst bist, umso mehr Sicherheit und Vertrauen 

vermittelst du deinem Kind. 

5. Das Best-Case-Szenario

Aus dem vorherigen Punkt ergibt sich noch ein weiteres, ernst zu nehmendes Problem. 

Am besten erkläre ich es dir an einem Beispiel:

Du gehst mit deinem Kind irgendwo hin, wo es noch nie war oder wo es sich bisher ängstlich verhalten hat. Aufgrund deiner Erfahrungen befürchtest du, dass dein Kind gleich wieder in Panik und Tränen ausbrechen wird. Dein Kind spürt deine Angst. Da es die Situation selbst noch nicht einschätzen kann, schlussfolgert es "Oh, Mama ist nervös und ängstlich, also ist es hier nicht sicher." Und schon passiert genau das, was du befürchtet hattest...

So entsteht ein Teufelskreis!

Teufelskreis Angst Infografik

Um diesen Kreislauf durchbrechen zu können, solltest du selbst versuchen, deine Ängste abzulegen.

Das gelingt dir durch bewusste Entspannung (z.B. durch regelmäßige Entspannungsübungen) und indem du dir jede bevorstehende Situation in Gedanken als "Best Case Szenario" ausmalst. Versuche dir immer wieder vorzustellen, dass alles perfekt laufen wird. Rufe dir dazu auch Erlebnisse ins Gedächtnis, bei denen dein Kind entspannt reagiert hat.

Mach das so oft, bis du selbst spürst, dass du ruhiger und gelassener geworden bist. Dieses Gefühl überträgt sich auf dein Kind und ihr werdet BEIDE wesentlich entspannter.

Stell dir zu jeder Situation immer den bestmöglichen Ausgang vor. 

6. Einfühlungsvermögen

Wie schon anfangs erwähnt, braucht dein ängstliches Kind vor allem Liebe, Akzeptanz und Verständnis. Wenn es Angst hat oder verunsichert ist, benötigt es mehr denn je deine volle Unterstützung. Nur so kann es Vertrauen gewinnen und selbstsicherer werden.

Mit Druck oder Ungeduld erreichst du genau das Gegenteil - dein Kind wird noch ängstlicher. Reagierst du ärgerlich oder genervt, vermittelst du deinem Kind das Gefühl, es hätte etwas falsch gemacht. Dadurch fühlt es sich NOCH schlechter.

Sieh die Angst deines Kindes also nicht als Problem, das irgendwie beseitigt werden muss. Frag doch stattdessen dein Kind lieber, was es sich jetzt von dir wünscht! Manchmal reicht es nämlich schon, wenn du es kurz in den Arm nimmst oder ein Stück begleitest. 

Sobald dein Kind spürt, dass du seine Angst ernst nimmst und dich bemühst, ihm zu helfen, gewinnt es viel schneller Vertrauen und innere Sicherheit. 

Betrachte die Angst deines Kindes nicht als Problem.

Frag es einfach, was es sich jetzt am meisten von dir wünscht.

7. Viele kleine Schritte

Ängste verschwinden nicht von heute auf morgen. Sie müssen mit viel Geduld Stück für Stück abgebaut werden.

Dein Kind benötigt viele kleine Erfolgserlebnisse, um nach und nach mutiger zu werden. Daher solltest du es auch auf keinen Fall einfach "ins kalte Wasser werfen". Konfrontiere dein Kind niemals unvorbereitet mit seinen Ängsten in der Hoffnung, dass es dadurch "abgehärtet" wird.

Es wird seine Ängste nur dann überwinden können, wenn es sich der Angst ganz behutsam nähern kann. Sprich mit deinem Kind, erkläre ihm immer den nächsten Schritt und gib ihm jederzeit die Chance umzukehren.

Hierzu ein praktisches Beispiel:

Hat dein Kind auf dem Spielplatz Angst vor anderen Kindern, könnt ihr sie erstmal einfach nur beobachten. Möchte dein Kind dann unbedingt in den Buddelkasten oder auf die Rutsche und traut sich nicht alleine, dann begleite es und suche ganz nebenbei selbst den Kontakt zu den anderen Kindern. Dein eigenes Kind wird dich sehr genau beobachten und merken, dass nichts Schlimmes passiert. 

Will es nach 5 Minuten wieder gehen, ist das völlig okay. Wahrscheinlich wird es schon kurz darauf selbst bereuen, nicht länger geblieben zu sein.

Wichtig:

Geh dann NICHT zurück! Sag deinem Kind "Für heute warst du mutig genug. Morgen können wir gerne länger bleiben, wenn du magst." So lernt dein Kind, dass es sich mit seiner Angst selbst im Weg steht und am nächsten Tag wird es von sich aus versuchen, länger durchzuhalten.

Extra-Hinweis zur Angst vor Hunden

Bei Hunden ist das mit der Annäherung etwas schwieriger, denn auch der ruhigste und liebste Hund spürt die Angst deines Kindes. Dadurch kannst du sein Verhalten nicht genau abschätzen. Ein lautes Bellen reicht dann schon, um dein Kind in Panik zu versetzen.

Entweder schaust du dich nach speziell ausgebildeten Therapiehunden um oder du gibst deinem Kind wirklich so lange Zeit, einen Hund aus sicherer Entfernung kennen zu lernen, bis es sich von selbst näher heran traut. 

Übe mit deinem Kind jeden Tag ein klitzekleines bisschen mutiger zu werden.

8. Vorsicht beim Vergleichen

Starke Kids Vergleichen

Vergleiche dein Kind niemals mit anderen Kindern.

Jeder Mensch ist einzigartig und jedes Kind hat andere Stärken und Schwächen. Andere Kinder sind vielleicht mutiger und kommunikativer als deins, stellen dafür aber vielleicht mehr Blödsinn an oder verletzen sich öfter.

Beim Vergleichen wird dein Kind immer schlechter abschneiden, was sein Selbstwertgefühl zusätzlich belastet. Und du selbst fühlst dich dadurch auch nicht besser. 

Auch andere Kinder als Vorbild zu nutzen, geht meistens nach hinten los. Du möchtest dein Kind eigentlich motivieren und sagst sowas wie: "Schau mal, der Julius! Der schaukelt schon ganz alleine. Toll, oder?" Dein Kind hört aber die unterschwellige Botschaft: "Warum kannst DU das noch nicht?"

Daher lass am besten jeden Vergleich, egal wie gut du es meinst.

Was jedoch super funktioniert:

Vergleiche dein Kind mit sich selbst! Mach es darauf aufmerksam, wie toll es sich schon entwickelt hat und was es jetzt schon alles kann. Damit stärkst du sein Selbstvertrauen und hilfst ihm, stolz auf sich zu sein.

Vergleiche dein Kind niemals mit anderen Kindern. Jedes Kind ist einzigartig.

9. Schüchternheit akzeptieren

Schüchterne Kinder wirken oft unhöflich, wenn sie sich hinter der Mama verstecken anstatt brav die Hand zu geben.

Zwinge dein Kind bitte trotzdem nicht, andere Menschen anzufassen oder ihnen gar ein Küsschen zu geben. Auch nicht, wenn es sich um Verwandte handelt. Dein Kind folgt einfach nur einem natürlichen Schutzmechanismus, der es im Ernstfall auch vor Missbrauch bewahren kann.

Bitte dein Gegenüber um Verständnis, indem du erklärst, dass dein Kind erst noch ein bisschen Vertrauen aufbauen muss. Sage NICHT: "Entschuldige bitte, aber mein Kind ist leider sehr schüchtern!" (siehe dazu auch Punkt 3.)

Keine Sorge also, es handelt sich also nicht um eine soziale Phobie, wenn dein Kind Angst vor anderen Kindern oder fremden Menschen zeigt. Meistens suchen Kinder nach einer Weile ganz von selbst den Kontakt, wenn man sie einfach in Ruhe lässt. 

Zwinge dein Kind nicht zum Kontakt mit anderen Menschen. Schüchternheit verschwindet meistens ganz von selbst, wenn das Kind selbst entscheiden kann, wann es Kontakt aufnimmt.

10. Erfolgserlebnisse sammeln

Ängstliche Kinder brauchen Erfolgserlebnisse. Jede kleine gemeisterte Aufgabe stärkt das Selbstbewusstsein und gibt deinem Kind das Gefühl: Ich kann was!

Nun wirst du sicher schon gemerkt haben, wie mühsam und teilweise frustrierend es ist, deinem Kind Erfolgserlebnisse verschaffen zu wollen. Das Problem daran: Du versuchst es vermutlich genau in dem Bereich, in dem dein Kind Ängste hat!

Das funktioniert zwar mit der Zeit (siehe auch Punkt 7.), erfordert aber viel Geduld.

Es gibt jedoch einen Trick:

Das Gefühl, etwas geschafft und gemeistert zu haben, wird im Unterbewusstsein gespeichert. In einer neuen Situation sucht das Gehirn dann nach "Vergleichswerten" und formt daraus eine Erwartung. Viele negative Erlebnisse führen also zu der Erwartung "Ich kann gar nichts." Viele positive Erfahrungen bewirken das Gegenteil.

Du kannst also das Selbstvertrauen deines Kindes in jedem beliebigen Bereich stärken und es wird sich positiv auf ALLE Bereiche seines Lebens auswirken! Beispiele für den Alltag findest du im Artikel: "Autonomiephase: 9 Tipps für den Umgang mit deinem Kind".

Finde irgendetwas, wovor dein Kind keine Angst hat

und lass es darin so viele Erfolgserlebnisse wie möglich sammeln. 

11. "Zum Glück zwingen"

Sehr ängstliche Kinder muss man manchmal auch ein bisschen zu ihrem Glück zwingen. Doch sei dabei sehr vorsichtig...

Versicherst du deinem Kind "Da kann überhaupt nichts passieren!" und dann passiert doch was, wird es dir so schnell nicht mehr vertrauen!

Nur wenn du GENAU weißt, dass dein Vorhaben deinem Kind letzten Endes Spaß machen wird und wenn du ABSOLUT SICHER bist, dass nichts schief gehen kann - dann darfst du auch mal ein bisschen nachhelfen.

Wenn du ganz sicher bist, dass dein Kind von einem positiven Erlebnis begeistert sein wird,

darfst du es auch mal ein bisschen "zu seinem Glück zwingen". 

12. Deine Meinung ist wichtig

Wer mitentscheiden darf und um Rat gefragt wird, fühlt sich automatisch "wichtig". Besonders schüchterne Kinder profitieren sehr davon, wenn sie merken, dass ihre Meinung etwas wert ist.

Frag dein Kind also oft nach seiner Meinung. Damit stärkst du die Selbstständikgeit, die Kompetenz, das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl deines Kindes.

Du kannst deinem Kind zum Beispiel zwei Shirts zur Auswahl geben und fragen, welches es lieber anziehen möchte. Oder du lässt es entscheiden, ob ihr zum See geht oder zum Spielplatz. 

Je älter dein Kind ist, umso komplexer können deine Fragen sein. Du kannst es dann auch um einen Rat bitten ("Soll ich die Blumen auf den Tisch stellen oder lieber dort auf den Schrank? Was denkst du?")  

Sobald dein Kind sprechen kann, frag es nach seiner Meinung.

Lass es außerdem so viel wie möglich selbst entscheiden.

13. Was ist, wenn...?

Starke Kids was ist wenn

Eltern ängstlicher Kinder werden diese und ähnliche Fragen kennen...

  • Was ist, wenn ich runterfalle?
  • Was ist, wenn sie mich nicht mitspielen lassen?
  • Was ist, wenn sich das Monster im Schrank versteckt?
  • Was ist, wenn ich mal muss und die Hose nicht aufkriege?

Ich erwähnte es bereits: Ängste entstehen im Kopf. An solchen Fragen erkennt man sehr deutlich, was in den Gedanken des Kindes vorgeht. Es malt sich jede Menge Dinge aus, die schief gehen könnten.

Dem Kind nun zu sagen "Das passiert schon nicht!" hilft überhaupt nicht. Denn davon gehen die Bilder in seinem Kopf nicht weg.

Viel besser ist es, die Fragen ernst zu nehmen und dem Kind eine Lösung aufzuzeigen, so dass neue Bilder in seinem Kopf entstehen:

  • Wenn du runterfällst, hast du vielleicht eine Beule. Da kommt dann ein Piraten-Pflaster drauf.
  • Wir stellen einfach einen Stuhl vor den Schrank, dann kann das Monster nicht raus.

Manchmal kann man das Kind auch durch eine Gegenfrage auf neue Gedanken bringen:

  • Wenn sie dich nicht mitspielen lassen, kommst du einfach wieder her. Aber was ist, wenn sie das total toll finden, dass du mitspielen willst? Was ist, wenn du jede Menge Spaß hast?
  • Du hast diese Hose schon ganz oft angehabt. Hast du sie bisher immer auf bekommen?

Ziel ist es immer, die negativen Gedanken des Kindes ernst zu nehmen und ihm dann eine Lösung oder eine positive Alternative aufzuzeigen. Damit nimmst du ihm nach und nach seine Ängste.

(Ganz nebenbei übst du dich damit selbst im positiven Denken, was auch dein Leben viel schöner macht!)

Ändere die negativen Erwartungen deines Kindes,

indem du ihm "positive mentale Bilder" vermittelst.

14. Über die Angst reden

Sobald man über etwas redet, das einem Sorgen bereitet, fühlt es sich nur noch halb so schlimm an. Dein Kind wird sich gleich etwas besser fühlen, wenn es dir seine Befürchtungen mitteilen kann. 

Deswegen frag dein Kind: "Was genau macht dir denn gerade Angst?"

Je älter dein Kind ist, umso besser kann es dir erklären, was gerade in ihm vorgeht. 

Bei kleineren Kindern probiere mal die folgenden Tipps aus:

1. Die Angst lokalisieren: Frag dein Kind, wo es die Angst fühlt. Im Bauch? Oder mehr im Kopf? Damit richtest du die Aufmerksamkeit deines Kindes auf seinen Körper - das lenkt ein wenig von der Angst ab.

2. Die Angstfarbe ändern: Frag dein Kind, welche Farbe die Angst hat. Anschließend schlägst du ihm vor, die Angst in einer neuen Farbe anzumalen. In Rosa oder Hellgrün wirkt sie bestimmt viel weniger bedrohlich.

3. Die Angst parken: Mach deinem Kind folgenden Vorschlag: "Was hältst du davon, wenn wir deine Angst eine Weile da drüben ins Regal legen? Später kannst du sie ja wiederhaben." Mit dieser Methode befreist du dein Kind von der Angst, ohne sie zu leugnen.

4. Die Angst wegzaubern: Kleine Kinder haben zum Glück eine lebhafte Fantasie und daher funktionieren alle Arten von "Magie" meistens sehr gut. Seien es nun die "Muttropfen" (Bachblüten) oder "Zauberpillen" (Globuli), ein Sorgenfresser-Kuscheltier, ein spezieller Zauberspruch, ein imaginärer Freund oder ein Tapferkeits-Tanz ... lass dir was einfallen!

5. Die Angst weghüpfen: Wenn man Angst hat, verkrampft sich der Körper. Fühlen wir uns sicher, sind wir hingegen entspannt. Niemand kann gleichzeitig entspannt UND ängstlich sein! Daher sag deinem Kind, es soll die Angst weghüpfen! Sobald sich die Anspannung seines Körpers löst, verschwinden die Angstgefühle nämlich ganz automatisch.

Sprich mit deinem Kind über seine Ängste.

Hilf ihm, seine Befürchtungen in Worte zu fassen, dann wirken sie weniger bedrohlich.

Zusammenfassung: Das Wichtigste in aller Kürze

Das waren eine ganze Menge Tipps, mit denen du dein ängstliches oder schüchternes Kind stärken kannst.

Das Allerwichtigste kurz zusammengefasst:

  • hab Verständnis für die Angst oder Schüchternheit deines Kindes
  • nimm dein Kind ernst und suche nach Lösungen, anstatt ihm die Angst ausreden zu wollen
  • hab Geduld und vertraue darauf, dass dein Kind mit der Zeit immer mutiger und selbstbewusster werden wird

Es wird wahrscheinlich trotzdem nie zum tapferen Draufgänger, der sich Hals über Kopf in jedes Abenteuer stürzt. Aber mal ehrlich: So ein bisschen Vorsicht und Zurückhaltung hat ja auch Vorteile...

Weitere tolle Tipps im Umgang mit Schüchternheit und Angst findest du hier: 

StarkeKids Ratgeber - Mach dein Kind stark und selbstbewusst fürs Leben

Bonus: Lösungsansätze für konkrete Angst-Situationen

Einige Ängste treten bei Kindern besonders gehäuft auf. Deshalb möchte ich auf diese konkreten Ängste hier noch einmal einzeln eingehen:

Angst vor fremden Menschen, anderen Kindern und Verwandten

Vor fremden Menschen haben fast alle Kinder Angst und das ist auch gut so. Schließlich möchtest du ja auch nicht, dass dein Kind mit jedem mitgeht, der es auf ein Eis einlädt...

Manche Kinder zeigen sich jedoch auch ängstlich gegenüber anderen Kindern oder Familienmitgliedern, was für uns dann eher unverständlich ist.

Werde dir zunächst bewusst, dass auch andere Kinder und Verwandte für dein Kind FREMDE sind. Vor allem, wenn es nur selten Kontakt zu ihnen hat. Als Erwachsene betrachten wir Tanten, Onkel und andere Kinder nicht als Gefahr, aber woher soll dein Kind das wissen?

Auch hier gilt es also zunächst, Verständnis zu haben.

Anschließend kannst du im Grunde alle hier genannten Tipps nutzen, um dein Kind innerlich zu stärken. Konzentriere dich dabei nicht so sehr auf das spezielle Problem der Schüchternheit. Die verschwindet ganz von selbst, wenn dein Kind selbstbewusster wird.

Desweiteren ist es extrem wichtig, dass du dein Kind niemals zwingst, anderen die Hand zu geben oder mit ihnen spielen zu müssen. Wenn es lernt, dass es sich jederzeit zurückziehen und NEIN sagen kann, gewinnt es Vertrauen und Sicherheit.

Außerdem wirst du später sehr froh darüber sein, wenn sich dein Teenager nicht vom Gruppenzwang zum Rauchen oder Drogen nehmen verführen lässt, sondern einfach NEIN sagt und geht.

Angst vor Kindergarten oder Schule

Fast jedes Kind hat ein bisschen Angst davor, wenn es in den Kindergarten oder die Schule kommt. Genauso wie wir ein bisschen unsicher und nervös sind, wenn wir in eine andere Stadt umziehen oder einen neuen Job anfangen.

Hilfreich ist es, wenn dein Kind die neue Umgebung sowie die Erzieherin / Lehrerin vorab schon mal mit dir gemeinsam kennen lernen kann. Kommt es zusätzlich noch in eine Gruppe oder Klasse mit komplett fremden Kindern, wäre auch da eine vorherige Kontaktaufnahme sehr zu empfehlen. Vielleicht kannst du dich mit ein paar anderen Eltern und deren Kindern zu einem gemeinsamen Kennenlernen verabreden. 

Nutze im Kindergarten auf jeden Fall die Möglichkeit der Eingewöhnungsphase und richte dich darauf ein, dass es bei deinem Kind eventuell ein bisschen länger dauern wird, bis es sich in der neuen Umgebung wohl fühlt. Gib deinem Kind die Zeit, die es braucht und bitte auch die Einrichtung um Verständnis.

Der Lohn dieser Geduld wird ein Kind sein, dass sich nicht jeden Morgen weinend an dich klammert, wenn du es in die Kita bringst.

Geht dein Kind schon länger in die Schule oder den Kindergarten und plötzlich hat es Angst und will dort nicht mehr hin?

In diesem Fall scheint irgendetwas vorgefallen zu sein, was du im Gespräch mit deinem Kind bzw. der Einrichtung versuchen solltest zu klären. Die hier genannten Tipps werden dein Kind zwar unterstützen, aber der Grund für seine plötzliche Angst muss trotzdem gefunden werden. Erst dann kannst du entscheiden, wie du deinem Kind ganz gezielt helfen kannst.

Angst vor Dunkelheit

Auch diese Angst deines Kindes solltest du ernst nehmen.

Es bringt nichts, ihm zu erklären, dass es keine Monster und Geister gibt. Schaff stattdessen lieber ein Nachtlicht an und denk dir ein Abendritual aus, mit dem alles vertrieben wird, was dein Kind nicht in seinem Zimmer haben möchte.

Ihr könntet zum Beispiel die Fenster weit öffnen und mit der Bettdecke alle Geister kräftig hinaus wedeln. (Praktischerweise ist dann auch gleich die Decke aufgeschüttelt.) Oder du gehst mit einem Duftöl durch das Zimmer, das alle Monster vertreibt oder cremst dein Kind mit einer "Schutzsalbe" ein. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

Außerdem eignen sich die Mentalgeschichten hervorragend als Gute-Nacht-Geschichte. Dein Kind schläft entspannt und mit positiven Gedanken im Kopf ein - was darüber hinaus auch der beste Schutz vor Albträumen ist!

Angst vor Geräuschen

Dein Kind erschrickt bei lauten, schrillen oder einfach unbekannten Geräuschen, fängt an zu weinen und lässt sich nur schwer wieder beruhigen?

Nimm es als Erstes in den Arm und warte, bis sich der erste Schreck etwas gelegt hat. Dann erklärst du deinem Kind, woher dieses Geräusch kam. Die größte Angst entsteht meistens dadurch, dass dein Kind das Geräusch nicht zuordnen kann.

Damit Geräusche in Zukunft für dein Kind etwas berechenbarer werden, geht doch mal gemeinsam auf eine "Geräusch-Expedition". Am besten macht ihr einen Spaziergang und lauscht dabei ganz bewusst. Was gibt es alles zu hören? Was könnte das sein? Anschließend versucht ihr den Ursprung des Geräusches zu ergründen.

Geräusche verlieren ihren Schrecken, wenn man sie erforscht.

Letztendlich wird Lärm jedoch immer unangenehm sein für dein Kind. Vor allem, wenn dein Kind hochsensibel ist, kann es laute Geräusche nur schwer aushalten. Zeig ihm daher am besten, wie es sich selbst vor Lärm schützen oder sich ablenken kann (z.B. Ohren zuhalten und singen). 

Spezielle Angstphasen und Angstzustände bei Kindern

Die Fremdelphase

Die Fremdelphase ist eine normale Entwicklungsphase, die in der Regel zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat auftritt. In dieser Zeit reagieren Kinder extrem ängstlich auf andere Personen, auch wenn sie sie bereits kennen (zum Beispiel auch auf Oma und Opa).

Die Eltern sind darauf vorbereitet und wissen, dass das kein Grund zur Besorgnis ist. Auch andere Leute akzeptieren es in der Regel problemlos, wenn das Kind in dieser Phase besonders ängstlich reagiert.

Später lässt dieses Verständnis leider nach - sowohl bei den Eltern als auch bei anderen Menschen. Dabei erstreckt sich die Fremdelphase in mehr oder weniger starker Ausprägung bis zum Ende des zweiten Lebensjahres. Gerade in dieser Zeit befindet sich dein Kind auch in der Trotzphase, was zusätzlich starke Gefühle in ihm auslösen kann. Mehr zu der Trotzphase deines Kindes findest du hier: "Trotzphase: Sinn, Dauer und Survival-Guide für Eltern".

Auch danach können Angstphasen in abgeschwächter Form immer wieder auftreten. Besonders wenn sich die Lebensumstände des Kindes ändern (z.B. durch Umzug, Trennung der Eltern, Verlust anderer wichtiger Bezugspersonen oder Wechsel der Kindergartengruppe). 

Aber auch ohne äußere Ereignisse kann es immer wieder vorkommen, dass dein Kind in einigen Entwicklungsphasen ängstlicher und schüchterner reagiert, als du es sonst von ihm gewohnt bist. Dann braucht es ganz besonders dein Verständnis und deine liebevolle Unterstützung - umso schneller sind diese Phasen überwunden und dein Kind geht gestärkt daraus hervor.

Wie du dein Kind dabei am besten unterstützt, zeige ich dir im StarkeKids Ratgeber.

Trennungsängste

Trennungsängste sind eine ganz natürliche Erscheinung, wenn das Kind lernt, die enge Bindung zur Mutter bzw. zu den Eltern langsam zu lösen.

Besonders stark sind die Trennungsängste in der Fremdelphase. Bevor das Kind anfängt zu krabbeln und zu laufen, sucht es noch einmal verstärkt die Nähe der Eltern. Deren Schutz und Geborgenheit geben ihm schließlich die nötige Sicherheit und das Vertrauen, um zunehmend mehr Distanz zu den Eltern aushalten zu können.

Besonders stark treten die Trennungsängste dann nochmals auf, wenn das Kind in den Kindergarten kommt. Fast jedes Elternteil kennt das Problem. Auch hier heißt es, mit Geduld und Verständnis zu reagieren. Tipps dazu findest du hier: Angst vor Kindergarten oder Schule

Ab einem Alter von etwa 4 Jahren sollte dein Kind mit vorübergehenden Trennungen einigermaßen zurecht kommen. Hat dein Kind ab diesem Alter weiterhin extrem starke Trennungs- bzw. Verlustängste, könnte eine Entwicklungsstörung vorliegen. In diesem Fall solltest du einen Kinderpsychologen zu Rate ziehen.

Eine unbehandelte Trennungsangst könnte ansonsten später die Entstehung von Angststörungen und Panikattacken bei Kindern begünstigen. Rechtzeitig behandelt lassen sich Trennungsängste jedoch sehr gut in den Griff kriegen.

Wann braucht mein Kind professionelle Hilfe?

In einigen Fällen reichen die hier genannten Tipps nicht aus, um die scheinbar irrationalen Ängste deines Kindes zu verstehen und angemessen damit umgehen zu können.

Doch das Verstehen und angemessen mit den Ängsten deines Kindes umzugehen, ist entscheidend für seine Entwicklung und Wohlbefinden. 

Um diese Ängste besser zu unterscheiden, folgt hier eine Tabelle mit Eigenschaften von entwicklungsbedingten Ängsten und denen einer Angststörung:


ängstliche Kinder Entwicklungsbedingte Ängste und Angststörungen



Die Hilfe eines Kinder- oder Jugendpsychologen solltest du also entsprechend in Anspruch nehmen, wenn:

  • dein Kind extrem starke Ängste zeigt, für die du keine Erklärung findest (besonders auch in vertrauter Umgebung)
  • dein Kind trotz aller hier genannten Maßnahmen über einen längeren Zeitraum keinerlei Veränderungen zeigt 
  • du den Verdacht hast, bei deinem Kind könnte eine Hochsensibilität, Autismus oder ähnliches vorliegen
  • dein Kind aufgrund eines konkreten Vorfalls stark traumatisiert wurde
  • du den Verdacht hast, bei deinem Kind könnte eine Angststörung vorliegen

Generell gilt:

Lass die Ängste deines Kindes lieber professionell abklären, wenn du dich unsicher fühlst und dir große Sorgen machst. Kommt dabei heraus, dass es sich um eine ganz normale Phase oder Charaktereigenschaft deines Kindes handelt, bist du beruhigt und weißt, dass du mit den hier genannten Tipps dein Kind optimal stärken und entwickeln wirst!