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Helikopter-Eltern: Kann zu viel Liebe schädlich sein?

Hast du schonmal den Begriff Helikopter-Eltern gehört? 

Das sind Eltern, die überfürsorglich sind. Wie ein Rettungshubschrauber kreisen sie um ihre Kinder, um immer die Kontrolle zu behalten.

Aber das schadet der Entwicklung deines Kindes… 

In diesem Artikel erkläre ich dir, was Helikopter-Verhalten genau ist und woher es kommt. Mit meinem Test findest du heraus, ob du wirklich zu den Helikopter-Eltern gehörst.

Wenn ja – kein Problem! Meine Tipps helfen dir da ganz sicher raus.

Klar soweit? Auf geht’s!

Helikopter-Eltern

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Definition: Was sind Helikopter-Eltern?

Helikopter-Eltern wollen ihr Kind vor allen schlechten Erfahrungen und schlechten Gefühlen beschützen. Denn sie glauben, ihm dadurch den bestmöglichen und sichersten Start ins Leben zu ermöglichen.

Das kann so weit gehen, dass sie alles im Leben des Kindes überwachen wollen und ihm jeden Wunsch erfüllen.

Dabei tendieren Eltern von hochsensiblen Kindern oder Einzelkindern besonders schnell zu Helikopter-Verhalten.

Vor lauter Kontrolle und Kümmern stellen Helikopter-Eltern ihre eigenen Bedürfnisse stark zurück.

Kontrollverlust bereitet Helikopter-Müttern und Helikopter-Vätern dann schnell große Ängste. Zum Beispiel, wenn das Kind auf Klassenfahrt ist oder in der Schule gemobbt wird.

Helikopter-Eltern erfüllen jeden Wunsch

Helikopter-Eltern lesen ihrem Kind jeden Wunsch von den Augen ab. Alles andere ist für sie Vernachlässigung. 

Oft wird überfürsorglichen Eltern von anderen Menschen dann vorgeworfen, sie verweichlichen ihr Kind und sollten härter durchgreifen. Erziehen ohne schimpfen sei unmöglich...

Das verunsichert viele Eltern. Sie fragen sich: Kann es denn schlecht sein, die Bedürfnisse meines Kindes zu erfüllen? (Schließlich heißt es doch auch bedürfnisorientierte Erziehung…)

Die Antwort lautet: Nein. Es ist sogar sehr gut. Denn Bedürfnisse sollten immer erfüllt werden. Ein Zuviel an Liebe gibt es nicht. 

Der Knackpunkt ist ein anderer: 

Nicht hinter allen Forderungen, die dein Kind äußert, steckt ein richtiges Bedürfnis. Sondern oft nur ein oberflächlicher Wunsch. 

Was braucht dein Kind wirklich?

Die Unterscheidung von Wunsch und Bedürfnis fällt Helikopter-Eltern schwer

Wahrhaftige Bedürfnisse deines Kindes lassen sich immer auf zwei Dinge zurückführen: Verbundenheit und Selbstbestimmung.

Verbundenheit, weil es seine Eltern braucht und geliebt werden will. Selbstbestimmung, weil es die Welt entdecken und später auf eigenen Beinen stehen will. Vor allem in der Trotzphase und der Wackelzahnpubertät machen Kinder diesen Bedürfnissen Luft.

Wünsche hingegen lassen sich nicht auf Verbundenheit oder Selbstbestimmung zurückführen. Sie sind oberflächlich.

Hier ein paar Beispiele: 

  • Bedürfnis nach Verbundenheit: Dein Kind will kuscheln oder läuft dir ständig nach
  • Bedürfnis nach Selbstbestimmung: Dein Kind hört nicht oder will sich selbst die Schuhe zubinden
  • Oberflächlicher Wunsch: Dein Kind will lieber einen Schokoriegel statt dem Mittagessen oder ein neues Spielzeug

Um Bedürfnisse und Wünsche voneinander zu unterscheiden, musst du dein Kind gut kennen. Gerade beim Kleinkind fällt die Unterscheidung vielen Eltern schwer. 

Beides kann zu Tränen oder Wutanfällen bei Kindern führen, wenn der Wunsch oder das Bedürfnis nicht erfüllt wird. Doch bei einem oberflächlichen Wunsch ist das schnell vorbei und beeinträchtigt nicht die Beziehung zu deinem Kind. 

Woher kommt die Überfürsorglichkeit?

Oft führen negative Erlebnisse aus der eigenen Kindheit dazu, dass Eltern ihr Kind übermäßig behüten. Denn damit wollen sie einfach verhindern, dass ihr Kind die gleichen schlimmen Erfahrungen machen muss, wie sie selbst. 

Das ist ein ehrenvoller Gedanke. Aber oft zu viel des Guten.

Die häufigsten Ursachen von Helikopter-Verhalten sind: 

  • Gewalterfahrung: Die Eltern sind in einem Familienumfeld aufgewachsen, das von Gewalt, Schimpfen und ungelösten Konflikten geprägt war.
  • Tabu-Erfahrung: Die Eltern sind in einem Familienumfeld aufgewachsen, in dem Konflikte, starke Gefühle und Meinungsverschiedenheiten unter den Teppich gekehrt wurden.
  • Von Problemen fernhalten: Die Eltern sind überzeugt davon, dass sie ihrem Kind den besten Start ins Leben ermöglichen, indem sie es von allem “Schlechten” in der Welt fernhalten.
  • Versagensängste: Die Eltern haben starke Angst, bei der Kindererziehung Fehler zu machen. Sie sind besorgt, ihrem Kind ungewollt zu schaden oder selbst als schlechte Eltern dazustehen. Um das zu vermeiden, kompensieren sie ihre Unsicherheit mit Perfektion.
  • Verlustangst: Die Eltern haben Komplikationen beim Kinderkriegen, der Schwangerschaft oder der Geburt erlebt. Traumatische Erlebnisse wie Fehlgeburten verstärken den Beschützerinstinkt und die tiefgründige Angst, das Kind zu verlieren. 
  • Hochsensibilität: Hochsensible Eltern oder Eltern hochsensibler Kinder wollen ihr Kind umso stärker vor negativen Reizen beschützen

Alles in allem führen diese Erfahrungen zu überfürsorglichen Eltern und Kontrollwahn. Doch wie genau verhalten sich Hubschrauber-Eltern? 

Typisches Verhalten von Helikopter-Eltern

Helikopter-Eltern werden zu Wunscherfüllern

Die folgenden allgemeinen Verhaltensweisen sind typisch für Helikopter-Eltern: 

  • Sie bemühen sich, Konflikte, Traurigkeit, Schmerz und Aggression zu vermeiden
  • Sie glauben, Konflikte mit ihrem Kind zu haben macht sie zu schlechten Eltern 
  • Sie stellen ihr Kind in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit
  • Sie erfüllen ihrem Kind jeden Wunsch
  • Sie verdrängen eigene Bedürfnisse, um ihren Erziehungsanspruch zu erfüllen
  • Sie greifen frühzeitig in Situationen ein, in denen sich ihr Kind selbst behaupten könnte
  • Sie verlangen nicht, dass ihr Kind im Haushalt helfen muss

Helikopter-Eltern: Beispiele für typisches Verhalten im Kindergarten

Hier findest du einige Beispiele des Helikopter-Verhaltens, wenn dein Kind im Kindergartenalter ist:

  • Der Abschied vom Kind fällt ihnen schwerer als dem Kind selbst. 
  • Sie geben dem Kind im Rucksack ein Arsenal an Notfallausrüstung mit
  • Sie rufen im Kindergarten an, um sich zu erkundigen, ob noch alles in Ordnung ist
  • Sie verbieten ihrem Kind bestimmte Spiele, weil sie zu gefährlich sind (z. B. hohe Klettergerüste)

Helikopter-Eltern: Beispiele für typisches Verhalten in der Schule

So verhält sich ein Helikopter-Elternteil, wenn das Kind in der Schule ist:

  • Sie bringen ihr Kind jeden Tag zur Schule und holen es ab, obwohl das Kind den Schulweg allein bewältigen kann
  • Sie wollen ihr Kind stark fördern
  • Sie üben Leistungsdruck auf ihr Kind aus
  • Sie suchen oft das Gespräch mit LehrerInnen
  • Sie streiten mit LehrerInnen um bessere Noten
  • Sie kontrollieren die Hausaufgaben oder erledigen sie gleich
  • Sie melden sich freiwillig, um als Begleitung mit auf Klassenfahrt zu fahren, nur um zu kontrollieren, ob das Kind ja nichts Gefährliches macht

TEST: Gehörst du zu den Helikopter-Eltern?

Manche der aufgezählten Punkte treffen auf dich zu, aber andere auch nicht? Du bist immer noch nicht sicher, ob du zu den Helikopter-Eltern gehörst oder doch nicht? 

Mit unserem Test findest du es sofort heraus:

Die Folgen von Überbehütung im Erwachsenenalter

Auch wenn es gut gemeint ist…

Überbehütung hat weitreichende Folgen!

Das größte Problem ist, dass das Kind kaum Freiraum mehr hat. Dadurch hat es nicht die Möglichkeit, selbst Fehler zu machen und daraus zu lernen. Denn alles wird von den überfürsorglichen Eltern vorab geprüft. Schlechte Erfahrungen und vor allem die damit verbundenen starken, unangenehmen Gefühlen werden einfach von vornherein abgewendet. Das Kind kommt damit gar nicht erst in Kontakt.

Doch für die Entwicklung ist es wahnsinnig wichtig, dass Kinder eigene – auch negative – Erfahrungen machen und unangenehme, heftige Gefühle fühlen. Nur so können Kinder Resilienz, ein starkes Selbstbewusstsein und Frustrationstoleranz entwickeln. Beides ist notwendig, um im Erwachsenenalter Krisen selbstständig bewältigen zu können.

Zusammengefasst sind die Folgen der Helikopter-Erziehung:

  • bleibende Abhängigkeit von den Eltern
  • geringes Verantwortungsbewusstsein (“die Eltern regeln das schon”)
  • Egoismus (“Was ich will, bekomme ich auch!”)
  • gering ausgeprägte Resilienz bei Kindern
  • gering ausgeprägte Problemlösekompetenz
  • Ängstlichkeit vor Herausforderungen
  • geringes Selbstbewusstsein
  • geringes Selbstvertrauen
  • geringes Selbstwertgefühl
  • geringe Frustrationstoleranz
  • schlechtere Gefühlsregulation (Wutanfälle etc.)

Lockerwerden mit der SELBST-Methode

Die SELBST-Methode hilft Helikopter-Eltern, ihr Verhalten zu normalisieren

Die SELBST-Methode hilft dir dabei, dein Helikopter-Verhalten abzulegen und die gesunde Entwicklung deines Kindes zu fördern. 

Die Methode besteht aus 2 Säulen: 

  • Das SELBST der Eltern stärken: Selbstreflexion und Selbstfürsorge
  • Das SELBST des Kindes stärken: Selbstständigkeit undSelbstbewusstsein

Lass mich das erklären: 

1. Selbstreflexion

Um dein Helikopter-Verhalten zu verstehen und die Ursache zu finden, musst du dich selbst besser kennenlernen. Das erreichst du mit Selbstreflexion. Nimm dir einen Moment Zeit, um Antworten auf folgende Fragen zu finden: 

  • Wovor möchte ich mein Kind beschützen? 
  • Wovor habe ich selbst Angst? 
  • Welche schlimmen Kindheitserfahrungen haben mich geprägt? 
  • Wie genau äußert sich bei mir das Helikoptern? 
  • Welche meiner Verhaltensweisen sind übertrieben? 
  • Ist das, was ich mache, richtig?
  • Was mache ich, das andere Eltern nicht tun? 

Vielleicht tut das Nachdenken über diese Fragen richtig weh. Aber je mehr du darüber nachdenkst und je mehr Fehler du dir selbst eingestehst, desto leichter kannst du sie akzeptieren. Und Akzeptanz ist die wichtigste Voraussetzung für Veränderung.

2. Selbstfürsorge

Helikoptern kostet Kraft. Viele Eltern stellen ihrer Kinder wegen die eigenen Bedürfnisse komplett zurück. Doch auf Dauer schadet das der mentalen Gesundheit.

Mit Selbstfürsorge stellst du wieder ein gesundes Gleichgewicht zwischen der Erfüllung eigener Bedürfnisse und der deines Kindes her. Denn das Familienleben ist nur schön, wenn alle glücklich sind!

Nimm dir also am besten jeden Tag Zeit für Dinge, die du magst und die dir guttun. Zum Beispiel: 

  • Triff dich öfter mit Freunden
  • Treibe Sport
  • Gönn dir Momente, in denen du alleine bist 
  • Verbringe Zeit in der Natur
  • Schenk deinem Partner / deinem Kind aufrichtige Liebe (und du bekommst sie vielfach zurück)

Praktischer Nebeneffekt: Du lässt deinem Kind automatisch mehr Freiraum!

3. Selbstständigkeit fördern bei Kindern

Bisher ging es um dich. In diesem und dem nächsten Schritt geht es darum, was du für dein Kind tun kannst.

Punkt 1: Die Selbstständigkeit deines Kindes fördern, damit es im Erwachsenenalter alleine klarkommt. 

Das kannst du tun:

  • Hilf deinem Kind bei Hausaufgaben nur, wenn es allein schon länger nicht weiterkommt
  • Lass dein Kind in der Küche mithelfen. Auch kleine Kinder können schon gut mit geeigneten Kindermessern umgehen
  • Unterstütze dein Kind, Sachen selbst zu tun (mehr Tipps findest du im Artikel Autonomiephase)
  • Verzichte darauf, dein Kind überall mit dem Auto hinzufahren
  • Zwinge deinem Kind keine Hobbys auf (Sportverein, Musikunterricht etc.) 
  • Lass deinem Kind Zeit, selbst zu entscheiden, was ihm Spaß macht und wie es seine Freizeit verbringen will
  • Übertrage deinem Kind Verantwortung im Haushalt
  • Bleib auf dem Spielplatz in Reichweite am Rand sitzen, statt jeden Schritt vom Kind zu kontrollieren und zu sichern. (bei echten Notfällen musst du natürlich sofort eingreifen) 

4. Selbstbewusstsein stärken bei Kindern

Kind, das sein Selbstbewusstsein stärken konnte

Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein gehen Hand in Hand. Deshalb zeige ich dir hier noch ein paar Tipps, wie du zusätzlich das Selbstbewusstsein deines Kindes stärkst. Vor allem für ängstliche Kinder ist das wichtig: 

  • Lass Tränen zu: Durch negative Gefühle wie Wut, Angst oder Traurigkeit lernt dein Kind, mit Gefühlen umzugehen. Es versteht: Tränen und Krisen gehen vorbei. 
  • Lass dein Kind selbst bestimmen: Natürlich kann dein Kind noch nicht alles selbst entscheiden. Sorge aber dafür, ihm altersgerechte Entscheidungen selbst zu überlassen. Wenn es zum Beispiel nicht in den Sportverein will, ist das ok. 
  • Lasse Fehler und Konflikte zu: Wenn dein Kind mal nicht klarkommt, ist das super! Nichts ist besser zum Lernen, als selbst Fehler zu machen. Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen – so entsteht Selbstbewusstsein. 

KOSTENLOSER RATGEBER:

So erziehst du starke Kinder

- 15 Übungen zur mentalen Stärkung deines Kindes 

- Leg die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl 

- Mach dein Kind stark und selbstbewusst

Zusammenfassung

Puh! Erstmal durchatmen. So viel Wissen ist schwer verdaulich. Damit du die wichtigsten Punkte auch wirklich mitnimmst, habe ich sie dir hier nochmal zusammengefasst: 

  • Helikopter-Eltern sind überfürsorglich und überängstlich. Sie haben ein großes Bedürfnis nach Schutz und Kontrolle für ihr Kind. 
  • Helikopter-Eltern stellen ihre eigenen Bedürfnisse stark zurück
  • Ursachen für Helikopter-Verhalten sind oft eigene schlimme Kindheitserfahrungen oder Versagensängste
  • Überbehütung kann dazu führen, dass das Kind wichtige Lebenskompetenzen nicht entwickelt: zum Beispiel ein starkes Selbstbewusstsein, Verantwortungsbewusstsein und Resilienz
  • Helikopter-Eltern können einen besseren Umgang mit sich selbst und ihren Kindern lernen: Dabei hilft die SELBST-Methode

Du hast immer noch offene Fragen? Vielleicht findest du unter den häufig gestellten Fragen in Bezug auf Helikopter-Eltern eine Antwort:

Häufig gestellte Fragen

1. Wann ist man eine Helikopter Mutter?

Mit unserem Test findest du heraus, ob du zu den Helikopter-Eltern gehörst: Hier geht’s zum Helikopter-Eltern Test.

2. Was sind Curling Eltern?

Curling-Eltern sind die Steigerung von Helikopter-Eltern. Anstelle des herumschwirrenden Helikopters wird die Sportart Curling als Vergleich herangezogen. 

Zur Erklärung: Curling ist ungefähr wie Eisstockschießen. Die Sportler laufen dabei vor dem Eisstock her, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit er sein Ziel problemlos erreichen kann. 

Curling-Eltern versuchen auch, ihren Kinder von vornherein alle Probleme aus dem Weg zu räumen, um ihrem Kind das “beste” Leben zu ermöglichen.

3. Was sind Rasenmäher-Eltern?

Rasenmäher-Eltern sind wie Curling-Eltern (also die Steigerung von Helikopter-Eltern). Sie ebnen den Weg für ihr Kind indem sie Probleme und mögliche Hindernisse einfach “abmähen”. 

4. Was sind Schneepflug Eltern?

Schneepflug-Eltern sind das gleiche wie Rasenmäher-Eltern oder Curling-Eltern. 

5. Was ist das Gegenteil von Helikopter-Eltern?

Das Gegenteil von Helikopter-Eltern sind Eltern, die ihr Kind vernachlässigen. Im Volksmund sagt man auch “Rabeneltern”. 

6. Was sind U Boot Eltern?

U-Boot-Eltern sind Eltern, die eher zurückhaltend sind und sich weniger um ihr Kind kümmern. Erst, wenn es Probleme gibt “tauchen sie auf” und machen sich dann lautstark bemerkbar. Ihr Verhalten ist gegensätzlich zu Helikopter-Eltern. Trotzdem sind sie keine Rabeneltern.