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Berliner Modell: So klappt die Eingewöhnung in die Kita

Bald ist es so weit – dein Kind kommt in den Kindergarten oder die Kita. 

Du bist bestimmt schon ziemlich nervös, oder? Hundert Fragen gehen dir durch den Kopf...

Wie gut wird die Eingewöhnung klappen? Wird sich dein Kind in der Kita wohlfühlen? Wird es die Trennung gut verkraften? Und wie läuft das überhaupt mit der Eingewöhnung?

Wahrscheinlich hast du schon vom Berliner Modell gehört. Es gilt als die beste Methode für die Eingewöhnung in Krippe, Kita oder Kindergarten.

Hier erfährst du alles, was du darüber wissen solltest. Und du bekommst ein paar praktische Tipps, worauf du unbedingt achten solltest – denn die Praxis läuft nicht immer so optimal, wie das in der Theorie aussieht...
Berliner Modell Mutter und Kind spielen gemeinsam mit Bausteinen

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Was ist das Berliner Modell? Einfach erklärt

Die Eingewöhnung nach dem Berliner Modell ist eine besonders sanfte und behutsame Eingewöhnungsform, die mit Beteiligung und Begleitung der Eltern (oder einer anderen Bezugsperson) stattfindet.

Der Ablauf ist dabei genau festgelegt und in mehrere Phasen aufgeteilt, die schrittweise durchlaufen werden. Dabei wird immer sehr individuell auf das Kind reagiert. Das Berliner Modell gilt deshalb als besonders bedürfnisorientierte Eingewöhnungsmethode.

Im Idealfall nimmt man sich auch viel Zeit, in der Regel 2-3 Wochen. So kann sich das Kind Schritt für Schritt an die Erzieher, die anderen Kinder, die Räumlichkeiten, den Tagesablauf usw. gewöhnen und Vertrauen aufbauen.

Wer hat das Berliner Modell erfunden?

Berliner Modell Fachkraft zeigt auf das Berliner Modell auf einem Schild

Das Berliner Eingewöhnungsmodell wurde in den 80er Jahren am INFANS (Institut für angewandte Sozialisationsforschung/ Frühe Kindheit e.V.) von den Pädagogen Hans-Joachim Laewen, Beate Andres und Éva Hédervari-Heller entwickelt.

Es beruht auf den Grundlagen und Erkenntnissen der Bindungstheorien nach John Bowlby

Diese unterscheidet das Bindungsverhalten eines Kindes in verschiedene Bindungstypen:

  • Kinder mit sicherer Bindung reagieren sehr stark auf eine Trennung von der Bezugsperson (z.B. Weinen, Schreien, Festhalten, Hinterherlaufen), lassen sich nach der Rückkehr aber auch schnell trösten. Sie benötigen in der Regel eine längere Eingewöhnungszeit (mind. 2 bis 3 Wochen).
  • Unsicher gebundene Kinder wirken eher gleichgültig bei einer Trennung von der Bezugsperson oder lassen sich sehr schnell ablenken bzw. zeigen bei der Rückkehr kein Interesse daran, getröstet zu werden. Bei diesen Kindern reicht oft eine kürzere Eingewöhnungszeit (1 bis max. 2 Wochen).

Wenn dich das Thema „Bindungsverhalten“ interessiert, kannst du hier noch mehr darüber erfahren:

Die Eingewöhnung nach Berliner Modell: Der Ablauf in 5 Phasen

Berliner Modell _ Mutter bringt ihr Kind in den Kindergarten _ Kind ist glücklich, Kind weint

Beim Berliner Modell ist die Eingewöhnung in mehrere Phasen aufgeteilt. Ob man nun von 3, 4 oder 5 Phasen spricht (im Internet finden sich unterschiedliche Angaben) ist egal – der Ablauf bleibt immer gleich.

Ich erkläre es dir anhand von 5 Phasen. 

(Hinweis: Der Einfachheit halber spreche ich von Erzieherin. Es kann natürlich genauso ein Erzieher sein. Und ob die begleitende Bezugsperson Mama, Papa, Oma, Opa oder jemand anderes ist, spielt keine Rolle. Sie sollte während der Eingewöhnung allerdings nicht wechseln.)

Phase 1: Das Vorgespräch

Zunächst erfolgt ein ausführliches Kennenlern- und Informationsgespräch zwischen dir und der Erzieherin. Darin besprecht ihr die Vorgehensweise der Eingewöhnung. Außerdem solltest du der Erzieherin möglichst viel von deinem Kind erzählen, insbesondere sowas wie:

  • Welche Schlafgewohnheiten hat dein Kind? Braucht es z.B. zum Einschlafen immer Musik oder ein bestimmtes Kuscheltier? Hat es Angst, wenn es ganz dunkel ist? Hatte es schon mal einen Nachtschreck? Usw.
  • Was gibt es beim Essen zu beachten? (Ist es z.B. bei bestimmten Nahrungsmitteln sehr mäkelig oder hat es Allergien / Unverträglichkeiten?)
  • Wie weit ist dein Kind mit dem Töpfchentraining? Klappt das schon gut oder braucht es noch die Windel, evtl. beim Mittagsschlaf?
  • Braucht dein Kind einen Schnuller oder gibt es bestimmte Rituale, die ihm helfen, sich zu beruhigen?
  • Ist dein Kind besonders sensibel und reagiert z.B. empfindlich auf Lärm? Oder gibt es andere Besonderheiten zu beachten?
  • In welcher Entwicklungsphase befindet sich dein Kind gerade? Hat es z.B. derzeit viele Wutanfälle, weil es mitten in der Trotzphase steckt? 
  • Gab es im Leben deines Kindes bestimmte Ereignisse, die Einfluss auf die Eingewöhnung haben könnten? Dazu gehören beispielsweise die Trennung der Eltern oder der Verlust eines Familienmitglieds oder auch traumatische Erlebnisse wie Kindesmissbrauch.

Je mehr die Erzieherin im Vorfeld über dein Kind erfährt, desto besser kann sie bereits bei der Eingewöhnung auf seine Bedürfnisse eingehen.

Bereite dich gut auf das Gespräch vor, indem du schon vorher einige Tage

lang alle Eigenarten und Besonderheiten deines Kindes notierst.

Phase 2: Die Grundphase (3 Tage)

Nun geht es los. Für die ersten 3 Tage besuchst du mit deinem Kind gemeinsam stundenweise die Kita. 

Das ist quasi die Kennenlernphase. Dein Kind lernt die Erzieherin kennen, die anderen Kinder, die Räumlichkeiten, den Tagesablauf usw.

Du bleibst die ganze Zeit dabei und gibst deinem Kind damit Sicherheit. Bleibe auch bitte mit deiner Aufmerksamkeit bei deinem Kind – spiele nicht mit anderen Kindern, lies kein Buch oder tippe die ganze Zeit am Handy rum!

Die Erzieherin wird in dieser Phase versuchen, ersten Kontakt zu deinem Kind aufzubauen, sich ansonsten aber noch sehr zurückhalten.

Die Grundphase dient dem Kennenlernen. Du bleibst bei deinem Kind und gibst ihm Sicherheit. So kann es sich in Ruhe mit den Erziehern, Kindern und der Umgebung vertraut machen.

Phase 3: Die Stabilisierungsphase (ab Tag 4)

Ab dem 4. Tag – sofern es kein Montag ist – beginnt die Erzieherin, mehr und mehr mit deinem Kind zu interagieren. 

Du bist trotzdem noch dabei, ziehst dich aber mehr zurück und bist nun eher stiller Beobachter. Greife nur ein, wenn dein Kind die Erzieherin ablehnt oder wenn es sich direkt an dich wendet.

Jetzt sollte dein Kind auch nach und nach bei allen Alltagsroutinen mitmachen. Also z.B. aufs Töpfchen gehen oder gewickelt werden, an gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen, sich anziehen (lassen), mit der Gruppe nach draußen gehen usw.

So bist du bei jeder Alltagsroutine dabei und dein Kind merkt „Oh, das gehört hier also auch dazu.“ Sei einmal aktiv dabei, lass es dann die Erzieherin übernehmen und ziehe dich ebenfalls stückweise zurück, sobald dein Kind die Erzieherin akzeptiert

(Eine Ausnahme bildet hier der Mittagsschlaf. Darauf gehe ich später noch ein.)

In der Stabilisierungsphase überlässt du die Betreuung mehr und mehr der Erzieherin

und ziehst dich langsam zurück.

Phase 4: Die Trennungsphase (1-3 Wochen)

Die Trennungsphase beginnt ebenfalls an Tag 4, wenn es kein Montag ist. 

Du erklärst deinem Kind, dass du mal kurz weggehst, verabschiedest dich und verlässt für ca. 30min den Raum. Du bleibst jedoch in der Nähe, damit du jederzeit zurückgerufen werden kannst.

Jetzt zeigt sich, wie dein Kind auf diese Trennung reagiert:

  • Bleibt es ruhig oder lässt es sich schnell beruhigen, könnt ihr diese Trennungszeit über die nächsten Tage langsam ausdehnen. Je nach Verhalten des Kindes dauert es dann 1-3 Wochen, bis du es komplett (halbtags) alleine in der Kita lassen kannst.
  • Fängt dein Kind stark an zu weinen oder zu schreien und lässt sich nicht von der Erzieherin beruhigen, wirst du nach wenigen Minuten zurückgeholt. Dann sollte die Stabilisierungsphase für 1-2 Wochen verlängert werden, bevor ihr einen neuen Trennungsversuch wagt.

Zusatztipp:

Ein „Andenken“ wie z.B. ein Armband von Mama, ein besonderer Stein oder das Lieblingskuscheltier erleichtert die Trennung und wird nach Absprache in den meisten Kitas erlaubt.

Die Trennungsphase zeigt, wie gut dein Kind mit der zeitweisen Trennung von dir klarkommt.

Danach entscheidet sich, wie lange der Eingewöhnungsprozess dauert.

Phase 5: Die Schlussphase

Herzlichen Glückwunsch – dein Kind hat sich in der Kita eingelebt und akzeptiert die Erzieherin als Bezugsperson. Vor allem lässt es sich auch von ihr trösten, nachdem du gegangen bist.

Jetzt kannst du die Kita dauerhaft verlassen. Selbstverständlich solltest du weiterhin jederzeit erreichbar sein, denn gerade in den ersten Wochen kann es immer mal wieder zu Situationen kommen, in denen du dein Kind evtl. abholen musst.

Extra-Tipp:

Sofern es machbar ist, sollte dein Kind die Kita in den ersten Monaten nur halbtags besuchen. So fällt ihm die Eingewöhnung wesentlich leichter als bei einer Umstellung von „immer zu Hause“ auf „ganztags Kita“.

Worauf du bei der Eingewöhnung achten solltest

Berliner Modell Eingewöhnung für das Kind im Kindergarten, Mutter nimmt ihr Kind an die Hand

Das Berliner Modell ist seit vielen Jahren erprobt und gilt daher als bewährtes Eingewöhnungsmodell. Damit es auch bei euch gelingt, solltest du die folgenden Punkte beachten:

  • Plane ausreichend Zeit ein, um weder dich noch dein Kind unter Druck zu setzen. Mit 2 bis 4 Wochen solltest du rechnen – auch wenn es dann vielleicht schneller geht.
  • Lass dein Kind das Tempo bestimmen und sei nicht ungeduldig, wenn z.B. der erste Trennungsversuch misslingt. Vertraue darauf, dass sich auch dein Kind früher oder später eingewöhnen wird.
  • Versuche selbst möglichst ruhig und entspannt zu bleiben. Dein Kind spürt, wenn du nervös, angespannt oder ungeduldig bist. Es wird umso schneller Vertrauen in die neue Situation fassen, wenn du Ruhe und Zuversicht ausstrahlst.
  • Die Eingewöhnung sollte nur von einer Bezugsperson durchgeführt werden. Später könnt ihr euch natürlich abwechseln, sodass mal Mama, mal Papa oder Oma/Opa das Kind zur Kita bringt oder abholt. Während der Eingewöhnung ist das jedoch nicht ratsam.
  • Bringe dein Kind zu Beginn möglichst nur halbtags zur Kita. So fällt ihm die Umstellung wesentlich leichter und es muss nicht direkt eine ganztägige Trennung aushalten.
  • Die Eingewöhnungszeit sollte nie kürzer als 3 Tage sein. ... selbst wenn sich dein Kind super schnell integriert und sofort Vertrauen zur Erzieherin hat. Gönne ihm wenigstens die 3 Tage.
  • Achte darauf, dass keine besonderen Ereignisse während der Eingewöhnungszeit stattfinden. Also kein Umzug, keine Trennung, keine Geburt eines Geschwisterkindes … auch kein Urlaub oder dergleichen. Beachte auch, dass die Erzieherin in der Zeit keinen Urlaub hat! Außerdem sollte in der Kita möglichst nichts Außergewöhnliches wie Fasching o.ä. stattfinden.
  • Der Mittagsschlaf sollte nicht zu früh in die Eingewöhnung integriert werden. Siehe dazu auch den folgenden Praxis-Tipp:

Mittagsschlaf in der Kita – ein besonders sensibles Thema

Berliner Modell Kind schläft friedlich im Bett

Es gibt sehr unterschiedliche Ratschläge, wann das Kind zum ersten Mal in der Kita schlafen sollte. Das ist sicherlich auch von Kind zu Kind sehr verschieden. Hinzu kommt, dass du es vielleicht aus beruflichen Gründen nicht so lange hinauszögern kannst...

Grundsätzlich gilt: Baue den Mittagsschlaf nicht zu früh in die Eingewöhnung ein. Besser ist es, wenn die Phasen des Berliner Modells vollständig durchlaufen wurden und sich dein Kind bereits in der Kita eingelebt hat.

Auch dann solltest du auf jeden Fall dein Kind gemeinsam mit der Erzieherin hinlegen und ebenfalls da sein, wenn dein Kind wieder aufwacht. Als Nächstes ziehst du dich dann stückweise zurück, bleibst aber in der Nähe, falls es Probleme gibt.

Zusätzlich kann es helfen, wenn dein Kind zum Einschlafen sein Lieblingskuscheltier oder ein Shirt von dir (mit deinem Geruch, also nicht frisch gewaschen) im Arm halten darf.

Vor- und Nachteile des Berliner Modells

Wie bei allen theoretischen Modellen hat auch das Berliner Modell sowohl Vorteile als auch Nachteile. Die typischen Pro & Contra Punkte hab ich dir hier zusammengetragen:

Pro

  • Das Berliner Modell ist erprobt und im Idealfall haben die Erzieher bereits viel Erfahrung damit.
  • Es bietet sowohl den Eltern als auch dem Kind die Möglichkeit, sich langsam und schrittweise an die neue Situation zu gewöhnen.
  • Die Eingewöhnung wird individuell an die Bedürfnisse des Kindes angepasst.
  • Der Beziehungsaufbau zur Erzieherin findet langsam und nachhaltig statt.
  • Das begleitende Elternteil kann behutsam loslassen – die Trennung ist weniger abrupt.
  • Studien zeigen, dass Kinder, die nach dem Berliner Modell eingewöhnt wurden, seltener krank sind, sich besser entwickeln und eine stärkere Bindung zur Erzieherin aufbauen (siehe https://www.ipu-berlin.de/eingewoehnung-und-bindung-peb/)

Contra

  • Die Eingewöhnung beansprucht viel Zeit – sowohl beim Elternteil als auch bei der Erzieherin.
  • Das Kind sollte an 3 bis 5 Tagen pro Woche in die Kita gehen. Besucht es die Einrichtung nur 1 oder 2 Tage pro Woche, verlängert sich die Eingewöhnungszeit.
  • Auch unvorhergesehene Ereignisse wie z.B. Krankheit des Kindes oder der Erzieherin verzögern bzw. verlängern den Eingewöhnungsprozess.
  • In der Praxis wird das Berliner Modell aufgrund des erhöhten Zeit- und Personalaufwands leider oft nicht „sauber“ umgesetzt.

Grundsätzlich überwiegen allerdings die Vorteile deutlich! 

Somit ist und bleibt das Berliner Modell zu Recht das beliebteste und

erfolgversprechendste Eingewöhnungsmodell.

Vielleicht hast du aber auch schon vom Münchener Modell gehört und fragst dich, was es damit auf sich hat. Das möchte ich dir hier erklären:

Das Münchener Modell: Was ist der Unterschied?

Zu Beginn der 90er Jahre wurde das Münchener Eingewöhnungsmodell entwickelt. Es ist quasi eine Weiterentwicklung vom Berliner Modell.

Der Hauptunterschied besteht darin, dass es länger dauert... etwa 4-5 Wochen. 

Es ist ebenfalls in 5 Phasen aufgeteilt:

  1. 1
    Vorbereitungsphase – Bezugspersonen und Erzieher tauschen sich intensiv aus und überlegen gemeinsam die Vorgehensweise und den Ablauf der Eingewöhnung
  2. 2
    Kennenlernphase – dauert ca. 1 Woche, das Kind ist mit der Bezugsperson in der Kita
  3. 3
    Sicherheitsphase – die Bezugsperson bleibt weiterhin in der Kita, zieht sich jedoch zunehmend zurück
  4. 4
    Vertrauensphase – der erste Trennungsversuch findet nach frühestens 2 Wochen statt und wird dann schrittweise verlängert
  5. 5
    Auswertungsphase – es erfolgt ein Austausch, was gut gelaufen ist und wo es noch Probleme gibt, wie es weitergeht etc.

Im Grunde orientiert sich der Ablauf also stark am Berliner Modell, wobei für jede Phase deutlich mehr Zeit eingeplant wird.

Dieses Modell ist in der Praxis sehr erfolgreich, vor allem bei Kindern mit Verlustängsten,

besonders sensiblen Kindern, High-Need-Kindern usw.

Leider ist die Umsetzung in vielen Einrichtungen aus Zeit- und Personalmangel nicht möglich.

Probleme bei der Eingewöhnung

Berliner Modell Mädchen weint und Mutter ist auch sehr traurig

Natürlich kann es auch mit dem Berliner Modell Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung geben.

Die häufigsten Probleme und mögliche Lösungsansätze will ich dir hier kurz vorstellen:

1. Die Trennungsversuche klappen nicht

Sobald du auch nur eine Minute den Raum verlässt, fängt dein Kind an zu weinen, zu schreien, dir nachzulaufen usw. und lässt sich von der Erzieherin partout nicht beruhigen.

Somit kommt ihr über die Stabilisierungsphase nicht hinaus, da jeder Trennungsversuch scheitert.

Zunächst mal solltest du weder dir noch deinem Kind Vorwürfe machen. Dein Kind ist nicht verwöhnt und du bist auch keine schlechte Mutter – es hat einfach nur eine sehr starke Bindung zu dir.

Eventuell stecken auch andere Probleme wie Verlustängste oder traumatische Erlebnisse dahinter. Das gilt es zunächst herauszufinden (u.U. mit Hilfe eines Kinderpsychologen).

Können derartige Ursachen ausgeschlossen werden, könnt ihr versuchen, dass eine andere Bezugsperson die Eingewöhnung übernimmt. Väter sind z.B. oft weniger emotional, was sich positiv auf das Kind überträgt.

Oder vielleicht klappt es mit einer anderen Erzieherin oder in einer anderen Kindergruppe besser. 

Besprecht euch auf jeden Fall mit der Erzieherin und entscheidet

gemeinsam über die weitere Vorgehensweise.

Eventuell befindet sich dein Kind aber auch gerade in einer schwierigen Entwicklungsphase. Es kann sehr gut sein, dass die Eingewöhnung ein paar Wochen später viel einfacher und entspannter klappt.

Mit der folgenden Anleitung hilfst du deinem Kind durch schwierige Phasen:

2. Dein Kind wird immer ängstlicher

Anstatt nach und nach Vertrauen aufzubauen, wird dein Kind mit jedem Tag ängstlicher und unsicherer. Womöglich klammert es sich schon zu Hause verzweifelt an dich und will partout nicht zur Kita – selbst nicht mit deiner Begleitung.

Auch hier solltest du mit der Erzieherin gemeinsam überlegen, ob irgendwas vorgefallen sein könnte, was dieses Verhalten erklärt.

Ansonsten empfehle ich, dass du dich an euren Kinderarzt, einen Kinderpsychologen oder eine Beratungsstelle wendest. Es könnte sich ein tieferliegendes Problem dahinter verbergen wie z.B. Hochsensibilität oder auch eine Form von Autismus.

3. Die Eingewöhnung lief gut, aber plötzlich will dein Kind nicht mehr in die Kita

Die Eingewöhnung hat geklappt, dein Kind geht schon seit ein paar Wochen oder Monaten in die Kita und plötzlich geht das Drama los...

Es weint, wenn du es hinbringst. Es hat ständig Bauchweh oder andere Gründe, warum es lieber zu Hause bleiben will. Oder es macht schon morgens Theater, dass es nicht in die Kita will.

Keine Sorge, das ist gar nicht so selten. Deshalb haben wir zu dem Thema auch einen extra Artikel:

SOS: Kind will nicht mehr in den Kindergarten – 11 praktische Tipps

4. Du bist mit dem Vorgehen der Erzieherin nicht einverstanden

Es muss nicht immer am Kind liegen, wenn die Eingewöhnung nicht klappt. Manchmal gibt es auch Meinungsverschiedenheiten zwischen dir und der Erzieherin.

Die Erzieherin hat natürlich schon Erfahrung. Sie sollte dein Kind aufmerksam beobachten und anhand seines Verhaltens den Ablauf der Eingewöhnung gestalten. 

ABER: Du kennst dein Kind am besten. Scheue dich nicht zu widersprechen, wenn du mit dem Ablauf nicht einverstanden bist und dir z.B. etwas zu schnell geht oder du denkst, dein Kind braucht noch ein paar Tage länger.

Dazu ein persönliches Beispiel:

Mein Sohn hat die Eingewöhnung gut gemeistert, ich konnte ihn bereits vormittags in der Kita lassen. Da meinte die Erzieherin, dass ich ihn nun auch zum Mittagsschlaf dalassen kann. Ich wollte diesen Schritt begleiten, aber sie meinte, ich solle einfach vormittags weggehen wie immer und erst am Nachmittag zurückkommen, sie würde meinen Sohn hinlegen und das klappt schon so.

Ich ging mit gemischten Gefühlen, aber vertraute ihr. Sie hatte schließlich Erfahrung.

Als ich am Nachmittag zurückkam, war mein Kind in Tränen aufgelöst. Wir hatten danach auch wochenlang Probleme, ihn abends schlafen zu legen. Jedes Mal weinte er und sagte: „Mama, lass mich nicht allein.“ Es brach mir fast das Herz.

Fazit: Ich hätte auf mein Gefühl hören sollen anstatt auf die Erzieherin!

Scheue dich also nicht, der Erzieherin auch mal zu widersprechen, wenn du denkst,

dass ihre Vorgehensweise nicht die Beste für dein Kind ist!

Zusammenfassung: Die Eingewöhnung nach Berliner Modell

Zum Abschluss habe ich hier nochmal die wichtigsten Informationen zum Berliner Modell für dich zusammengefasst:

1. Was ist das Berliner Modell?

Das Berliner Modell ist ein bewährtes Modell zur Eingewöhnung in die Kita. Der Ablauf ist in mehrere Phasen aufgeteilt und richtet sich zeitlich nach den Bedürfnissen des Kindes.

Hauptmerkmal ist die sanfte und behutsame Vorgehensweise sowie die enge Begleitung der Eingewöhnung durch die Eltern.

2. Wie lange dauert das Berliner Modell?

Je nach Verhalten des Kindes dauert die Eingewöhnung nach Berliner Modell in der Regel 2-3 Wochen. Die Mindesteingewöhnungszeit beträgt 3 Tage. Eine Verlängerung ist bei Bedarf möglich und ratsam.

3. Wie läuft die Eingewöhnung nach Berliner Modell ab?

Der Ablauf des Berliner Modells ist in folgende Phasen aufgeteilt:

  1. Das Vorgespräch (Eltern und Erzieherin/in besprechen die Eingewöhnung)

  2. Die Grundphase = Kennenlernphase (Dauer: 3 Tage – Bezugsperson besucht mit dem Kind stundenweise die Einrichtung und bleibt beim Kind)

  3. Die Stabilisierungsphase (ab Tag 4 – Bezugsperson zieht sich langsam zurück, Erzieherin baut Kontakt zum Kind auf)

  4. Die Trennungsphase (Dauer je nach Verhalten 1-3 Wochen – Bezugsperson verlässt kurzzeitig den Raum und dehnt die Trennungszeit nach und nach aus)

Die Schlussphase (Eingewöhnung ist abgeschlossen und Bezugsperson kann die Kita grundsätzlich verlassen)

4. Was gilt es beim Berliner Eingewöhnungsmodell zu beachten?

Folgende Punkte sollten beim Berliner Modell beachtet werden:

  • Beginne die Stabilisierungs- und Trennungsphase nie montags.

  • Das Kind sollte mindestens 3-5 Tage pro Woche die Kita besuchen.

  • Wenn möglich, sollte das Kind anfangs nur halbtags in die Kita gehen.

  • Die Bezugsperson sollte während der Eingewöhnung nicht wechseln.

  • Es sollten keine besonderen Lebensereignisse (z.B. Umzug, Trennung etc.) in dieser Zeit stattfinden.

5. Welche Vor- und Nachteile hat das Berliner Modell?

Die Vorteile des Berliner Modells sind:

  • Das Kind kann sich langsam und individuell an die neue Situation gewöhnen.

  • Das begleitende Elternteil kann ebenfalls Vertrauen gewinnen und leichter loslassen.

  • Nach Berliner Modell eingewöhnte Kinder haben i.d.R. eine stärkere Bindung zur Erzieherin, entwickeln sich besser und sind seltener krank.

Die Nachteile sind:

  • Das Berliner Modell braucht Zeit, mindestens 3 Wochen solltest du einplanen.

  • Bei Zwischenfällen (z.B. Krankheit) verlängert sich die Eingewöhnungszeit.

  • Aufgrund des erhöhten Zeit- und Personalbedarfs wird es nicht in allen Einrichtungen konsequent umgesetzt.

6. Welche Folgen hat eine zu schnelle oder fehlende Eingewöhnung?

Laut einer umfassenden Studie sind zu schnell oder unzureichend eingewöhnte Kinder häufiger krank. Sie zeigen sich auch insgesamt ängstlicher und unsicherer und bauen keine feste Bindung zur Erzieherin auf.

Zudem kann die fehlende Eingewöhnung negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben.