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Dein Kind isst nicht? 16 Tipps für schlechte Esser

Gemüse ist „Bäh!“, Kartoffeln werden zermatscht und eigentlich will dein Kind nur noch Nudeln...

Wenn Kinder an allem herummäkeln, sehr wenig oder gefühlt gar nichts mehr essen, machen sich Eltern große Sorgen.

Bekommt mein Kind genügend Nährstoffe? Warum mag es plötzlich nichts mehr essen? Ist es krank? Wann muss ich mit ihr / ihm zum Arzt?

Zudem machen die gemeinsamen Mahlzeiten keinen Spaß, wenn es ständig Theater gibt. Da kommst du als Elternteil oft ins Schimpfen

Was kannst du also tun, damit dein Kind wieder gerne isst? Und musst du dir Sorgen machen?

Diese und weitere Fragen werde ich dir jetzt beantworten – damit sich dein kleiner Suppenkasper wieder aufs Essen freut...

Kind sitzt vor dem Essen und streckt die Zunge raus

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Mein Kind isst schlecht - Wann muss ich zum Arzt?

Zunächst kann ich dich beruhigen: Es ist vollkommen normal, dass Kinder (besonders Kleinkinder) schlecht essen.

Meistens beginnt es damit, dass bestimmte Lebensmittel plötzlich abgelehnt werden, die vorher problemlos gegessen wurden. Neues Essen wird gar nicht erst probiert... und bald fragen sich die Eltern verzweifelt:

Was soll ich denn überhaupt noch kochen?

Oder das Kind isst sehr wenig, trödelt stundenlang oder quengelt schon nach kurzer Zeit am Tisch nur noch herum.

Oft handelt es sich dabei um vorübergehende Phasen. So ändert sich bei Kindern zum Beispiel während der Wachstumsphasen der Kalorienbedarf. Ebenso kann das Essverhalten des Kindes in der Wackelzahnpubertät sehr auffällig sein. Oder es kündigt sich ein Infekt an und dein Kind hat keinen Appetit. Meistens holt es dann 1-2 Wochen später alles wieder nach und futtert umso mehr.

Doch auch wenn das Thema Essen über einen längeren Zeitraum problematisch ist, besteht in der Regel kein Grund zur Sorge. Solange das Kind fit und gesund ist und sich normal entwickelt, ist alles in Ordnung.

Zum Arzt gehen solltest du, wenn dein Kind ständig schlapp, müde, blass und lustlos ist oder an Gewicht verliert. Das kann dann beispielsweise ein grippaler Infekt sein. Selten stecken andere, schwerwiegendere Krankheiten dahinter.

Lassen sich keine körperlichen Ursachen finden, können auch psychische Gründe vorliegen. Wobei „echte“ Essstörungen bei Kleinkindern noch nicht vorkommen (siehe auch PS: Hat mein Kind eine Essstörung? ). Lass es aber auf jeden Fall abklären.

Warum sind Kinder oft so schlechte Esser? 

Speiseplan mit Erdbeeren, Apfel, Banane, Wurst für ein Kind

Babys trinken meistens problemlos ihre Milch oder essen ihren Brei. Das ändert sich jedoch, wenn das Kind älter wird. Plötzlich wird gemäkelt, das Kind hat keinen Hunger, will nichts mehr essen oder verweigert bestimmte Nahrungsmittel.

Doch warum ist das so?

Dies sind die 9 häufigsten Gründe, warum dein Kleinkind nichts oder wenig isst:

  1. 1
    Die Umstellung von Brei zu fester Nahrung ist ungewohnt. Es muss gekaut werden, das Schlucken fällt eventuell schwer, die Konsistenz des Essens ist ungewohnt usw.
  2. 2
    Ab ca. 2 Jahren entwickeln Kinder mehr und mehr ihren eigenen Willen. Sie lehnen ab, was sie nicht mögen – das zeigt sich insbesondere beim Essen.
  3. 3
    Viele neue Fähigkeiten müssen gelernt werden: Am Tisch sitzen, mit Besteck essen, möglichst nicht kleckern. Viele Kinder sind damit einfach überfordert. Da kommen viele Regeln auf das Kind zu.
  4. 4
    Neue, ungewohnte Speisen sind nicht „sicher“. Das nennt sich „Neophobie“ und hat ganz natürliche Gründe – sobald Kinder anfangen zu laufen, erreichen sie selbstständig alle möglichen Pflanzen usw. Es dient ihrem Schutz, wenn sie dann nicht wahllos z.B. rote Beeren essen, denn die könnten ja giftig sein.
  5. 5
    Das Geschmacksempfinden von Kindern ist auf „süß“ ausgerichtet. Die Muttermilch ist süßlich und alle natürlichen süßen Nahrungsmittel sind in der Regel bekömmlich. Essen, das herb, säuerlich oder würzig schmeckt, ist für Kinder daher zunächst „suspekt“.
  6. 6
    Der Kalorienbedarf lässt im Kleinkindalter vergleichsweise nach, da es nicht mehr so schnell wächst und an Gewicht zulegt wie in den ersten Monaten. Als Erwachsene überschätzen wir dann oft, was ein Kind unserer Meinung nach essen müsste (siehe auch Tabelle: Kalorienbedarf bei Kindern).
  7. 7
    Besonders in der Umstellungsphase von „Vormittagsschlaf“ zu Mittagsschlaf ist das Kind mittags oft einfach zu müde zum Essen. Gleiches gilt für Abends.
  8. 8
    Auch Zwischensnacks und Getränke wie Säfte oder Milch sättigen das Kind, sodass es dann zu den Hauptmahlzeiten keinen Hunger mehr hat. Milch gilt übrigens als Nahrungsmittel und kein Getränk, somit sättigt Milch mehr als wir denken 😉
  9. 9
    Dein Kind ist krank (z.B. erkältet), brütet einen Infekt aus, bekommt Zähne oder ähnliches. In diesen Phasen sorgt der Körper automatisch für weniger Appetit, da er die Verdauungsenergie gerade für andere Prozesse braucht. Daher führen auch oft Wachstums- oder geistige Entwicklungsphasen dazu, dass das Kind weniger isst. Meistens holt es das dann hinterher aber schnell wieder nach.

Wie du siehst, kann es verschiedene Ursachen haben, warum dein Kind nichts essen will.

Musst du nun also tatenlos zuschauen?

Nein. Es gibt ein paar Tipps und Tricks, mit denen du deinem Kind das Essen wieder schmackhaft machen kannst...

16 Tipps wenn Kinder schlecht essen

Die folgenden Tipps sollen dir und deinem Kind helfen, entspannter mit dem Thema Essen umzugehen. 

Sie basieren auf einer wichtigen Grundlage: Ein natürliches Essverhalten zu fördern, zu unterstützen und zu erhalten! So musst du weniger schimpfen und kannst gleichzeitig dein Kind in seiner Entwicklung mit der richtigen Nahrung unterstützen.

Viele Essensprobleme lassen sich nämlich vermeiden oder schneller überstehen, wenn wir unseren Kindern von klein auf beibringen, ihrem natürlichen Appetit und Hungergefühl zu vertrauen. Dadurch lernen sie immer besser auf ihre Bedürfnisse zu hören und diesen auch nachzugehen, was auf natürliche Weise auch das Selbstbewusstsein stärkt. 

Was du dazu tun kannst, verrate ich dir jetzt. Du benötigst:

1. Eine Portion Gelassenheit...

Je gelassener du mit dem Thema umgehst, desto besser. Ständiges Ermahnen, Druck oder gar Strafen werden dein Kind nicht dazu bringen, besser zu essen. Ganz im Gegenteil! Im schlimmsten Fall entwickeln sich daraus dann später Ängste oder Essstörungen.

Biete deinem Kind regelmäßige Mahlzeiten und abwechslungsreiches Essen an. Lass jedoch dein Kind entscheiden, wie viel und was davon es essen möchte. Vor allem in der Autonomiephase (oder auch Trotzphase) möchte dein Kind mehr und mehr selbst bestimmen.

Sobald es nur noch herumtrödelt, spielt oder quengelt, frage dein Kind, ob es bereits satt ist. Versuche deinem Kleinkind zu erklären, wie sich "satt" anfühlt. Greife dazu auf dem Bauch des Kindes, leite es an, dass es mal auf den Bauch hören soll. Wenn sich dieser voll und angenehm anfühlt, dann ist das "satt". Sagt der Bauch noch "Hunger", kann es sein, dass dein Kind zu essen startet - ganz ohne Druck und Zwang. Gib deinem Kind hier Zeit. Sagt es, dass es satt ist, wird abgeräumt – auch wenn der Teller dann noch fast voll ist.

2. ...und eine groooße Prise Geduld

Mutter hat Essen in der Hand und Kind macht das Stop Zeichen und zeigt seine Zunge

Beim Thema Essen brauchen Eltern viel Geduld. Ruhig bleiben ist angesagt. 

Die Phase, in der Kinder mäkelig sind, nichts Neues probieren wollen oder selbst gewohntes Essen ablehnen, dauert in der Regel vom 2. bis 6. Lebensjahr. Das ist allerdings nur ein Durchschnittswert, es gibt auch Kinder, die mit 1 Jahr nicht mehr gut essen oder mit 10 noch ein „Suppenkasper“ sind.

Versuche das möglichst zu akzeptieren. Wie gesagt – solange dein Kind fit ist und sich normal entwickelt, besteht kein Grund zur Sorge.

Geduld brauchst du auch beim Essensangebot. Biete deinem Kind immer wieder verschiedene Nahrungsmittel an, denn manchmal ändert sich der Geschmack und nach 15 Mal ablehnen wird es dann plötzlich gegessen.

3. Erpressung verdirbt den Appetit

Vermeide jegliche „Erpressung“ im Zusammenhang mit dem Essen. Zum Beispiel:

  • Wenn du das Gemüse nicht isst, bekommst du keinen Nachtisch.
  • Wenn der Teller nicht leer ist, scheint morgen keine Sonne.
  • Wenn du nichts essen willst, darfst du heute nicht nach draußen gehen.

Und so weiter. Streiche einfach alle Wenn-dann-Sätze aus deinem Wortschatz.

Essen sollte sich am natürlichen Appetit und Hungergefühl orientieren und nicht an irgendwelchen Bedingungen.

4. Bestrafen ist doof - belohnen auch

Mutter lächelt Kind am Esstisch an und Zettel mit Belohnung wird in die Tonne geworfen

Ebenso solltest du dein Kind niemals für schlechtes Essen bestrafen. Das erzeugt Druck und das Kind lernt, aus Angst vor Bestrafung seine natürlichen Instinkte zu missachten. 

Genauso wirken übrigens Belohnungen! Das Kind isst dann nur, um die Belohnung (z.B. den Nachtisch) zu bekommen.

Vermeide auch, das Essen generell als Belohnung einzusetzen. Klar freut sich jedes Kind über ein Eis oder eine extra Portion Süßigkeiten als Belohnung – das sollte jedoch eine Ausnahme bleiben.

(Mehr zur Problematik von Belohnungen liest du übrigens hier: Belohnungssystem für Kinder: Pro und Contra + Alternativen)

5. Das Zwischensnack-Problem

Achte darauf, dass dein Kind zwischen den Mahlzeiten möglichst wenig nascht. Wenn, dann biete ihm lieber Obst und Gemüse an statt Süßigkeiten und Co.

Vor allem sollte dein Kind keinen unbegrenzten Zugang zu Naschereien haben. Da kannst du als Elternteil auch eine klare Grenze setzen. Dann musst du dich auch nicht wundern, wenn es zu den Hauptmahlzeiten keinen Hunger hat. 

Achte lieber auf regelmäßige Mahlzeiten, sodass sich dein Kind darauf einstellen kann, wann es wieder etwas zu essen bekommt. 

Achte, dass vor den Mahlzeiten dein Kind 2-3 Stunden vorher nichts snackt

6. Versteckte Kalorien in Säften & Co.

Auch Getränke haben Kalorien. Besonders Kleinkinder schaffen es problemlos, ihren täglichen Energiebedarf fast vollständig durch Säfte, Milch und dergleichen zu decken.

Biete deinem Kind daher als Getränk lieber Wasser, ungesüßten Kräutertee oder maximal leichte Saftschorle an.

7. Das süße Schüsselchen

Schüssel mit Bonbons, Gummibärchen und Schokolade

Kinder lieben Süßigkeiten. (Tun wir das nicht alle?) Sie komplett zu verbieten, ist keine Lösung – das erzeugt nur Heißhunger und führt mitunter später zu unkontrollierten Fressattacken. 

Biete deinem Kind lieber regelmäßig kleine Portionen Süßes an. Bewährt hat sich zum Beispiel eine kleine Schüssel, die als Nachtisch mit einer begrenzten Anzahl Süßigkeiten gefüllt werden darf.

Fragt dein Kind dann zwischendurch nach einer Nascherei, kannst du auf das Nachtisch-Schüsselchen verweisen. So kann dein Kind auch lernen, ganz nach seinen Bedürfnissen, sich die Schüssel mit den Süßigkeiten pro Tag selbst einzuteilen. 

8. Weniger is(s)t mehr

Fülle deinem Kind lieber eine kleine Portion auf den Teller. Dann fühlt es sich nicht gleich von der Menge „erschlagen“.

Außerdem hat es ein Erfolgserlebnis, wenn es alles geschafft hat. Und sollte doch noch Hunger vorhanden sein, gibt es eben einen Nachschlag. Stehen z. B. bei deinem Schulkind nach dem Mittagessen noch die Hausaufgaben an, wäre ein zu voller Bauch sowieso nicht förderlich für die Konzentrationsfähigkeit. 

9. Geschüttelt oder gerührt - geschnitten oder püriert

Ganzer Apfel mit einem roten Kreuz und geschnittener Apfel, wenn Kind nicht isst

Probier´auch mal verschiedene Zubereitungsmethoden einzelner Lebensmittel aus. So essen viele Kinder z.B. eine Banane lieber zerdrückt oder den Apfel geschnitten und geschält oder als Apfelmus.

Ich mochte als Kind keine gekochten Möhren, roh habe ich sie hingegen geliebt.

Und natürlich isst das Auge mit, wie es so schön heißt. Das Dino-Schnitzel neben dem Kartoffelpüree-Berg mit Brokkolibaum ist für Kinder durchaus verlockend.

10. Vergiss das Animations-Programm

Viele Eltern probieren es mit den bekannten Tricks wie „Ein Löffel für Mama... ein Löffel für Papa...“ Oder der nächste Bissen kommt als Flugzeug in den Mund geflogen und so weiter.

Manche Kinder dürfen auch spielen, ein Buch anschauen oder ähnliches und werden nebenbei gefüttert.

Auch wenn das (vorübergehend) funktioniert, solltest du es nicht grundsätzlich anwenden. Kinder sollen lernen, auf ihr natürliches Hungergefühl zu hören – dies geht bei solchen „Spielchen“ nach und nach verloren. 

11. Die kulinarische Wohlfühl-Atmosphäre

Vater isst und Tochter schaut ihm zu und isst nicht

Sehr wichtig ist auch die Stimmung am Tisch.

Je harmonischer und fröhlicher, desto besser.

Vermeidet daher schwierige Gesprächsthemen oder gar Streit beim Essen. Es ist zwar eine gute Gelegenheit, bestimmte Themen zu besprechen, wenn alle zusammen am Tisch sitzen – kann aber selbst Kleinkindern schon den Appetit verderben. Denn auch wenn sie den Inhalt der Gespräche nicht verstehen, nehmen sie die Stimmung sehr wohl wahr.

Trotzdem sollten möglichst alle Familienmitglieder am Tisch sitzen. Handy, Zeitung oder andere Ablenkungen sollten tabu sein - für alle Familienmitglieder. Wenn du selbst nebenbei in der Küche wirtschaftest und dir im Stehen etwas in den Mund schiebst, wird auch dein Kind nicht ruhig am Tisch sitzen wollen. Insbesondere bei gefühlsstarken Kindern kann diese Reizüberflutung eine noch größere Belastung sein und sich auch auf das Essverhalten negativ auswirken.

Nehmt euch am besten Zeit für’s Essen. In einer hektischen, stressigen Atmosphäre werden auch Kleinkinder schneller quengelig.

12. "Papa will ja auch keinen Salat!"

Möchtest du, dass dein Kind mehr Obst und Gemüse isst, solltest du mit gutem Beispiel vorangehen.

Gleiches gilt natürlich für euer gesamtes Essverhalten. Wenn du ständig zwischendurch Süßes naschst, will dein Kind das auch. Trinkst du süße Limo, wirst du dein Kind kaum für Wasser oder Tee begeistern können, usw.

Achte also auch selbst auf regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten. Kinder schauen sich sehr viel von den Eltern ab. 

13. Picknick & Co. - die kreativen Ideen

Damit meine ich: Dein Kind hört nicht und möchte partout nicht am Tisch sitzen und essen... zwinge es nicht dazu. In zahlreichen Kulturen ist das gar nicht üblich...

Naturvölker sitzen beispielsweise am Boden – also probiere doch mal aus, ob dein Kind Lust auf „Picknick“ hat.

Natürlich soll dein Kind nicht mit seinem Essen wild im ganzen Haus rumlaufen. Aber gerade in der Autonomiephase geht es eventuell schon deswegen in den Widerstand, weil es nicht in einen Kinderstuhl gezwängt werden will.

Sei flexibel. Dein Kind will neben dem Tisch stehen und essen? Bitte sehr. Es möchte auf deinen Schoß? Was spricht dagegen?

Je entspannter du mit solchen Sonderwünschen umgehst, desto eher wird sich dein Kind früher oder später anpassen und ganz von selbst auf einem Stuhl Platz nehmen – schließlich will es so sein wie die „Großen“.

14. Mit allen Sinnen genießen

Baby verkleckert sich mit Spaghetti und Tomatensoße-Kind isst

Kinder lieben es, die Welt mit allen Sinnen zu entdecken. Das gilt auch für’s Essen. Riechen, schmecken, fühlen... inklusive zermatschen, zerbröseln oder breitschmieren – das ist für Kinder toll.

Als Eltern sehen wir das natürlich nicht so gerne. Unser Kind soll bitte möglichst sauber und ordentlich mit dem Löffel oder der Gabel essen.

Allerdings kann allein schon der „Kampf mit dem Besteck“ einem Kind den Spaß am Essen verderben. Und bei einem hochsensiblen Kind erst recht. 

Versuch es also ein bisschen lockerer zu sehen, wenn dein Kind sein Essen mit allen Sinnen begreifen möchte – im wahrsten Sinne des Wortes.

15. Selbst gerührt ist halb gegessen

Je nach Alter des Kindes kannst du es bei der Zubereitung des Essens helfen lassen. Die Nudelsoße schmeckt doch gleich viel besser, wenn dein Kind sie selbst zusammengerührt hat.

Vor allem Kleinkinder sind stolz, wenn sie beim Tischdecken helfen dürfen. Beziehe sie mit ein, auch wenn es bedeutet, dass nicht alles so ordentlich und perfekt ist. Lasse deinem Kind diese Erfolgserlebnisse und korrigiere nicht ständig. Das sind wichtige Grundlagen um später auch im Haushalt mitzuhelfen. 

16. Verstecken ist erlaubt

Will dein Kind partout nichts Gesundes essen, darfst du natürlich auch ein bisschen tricksen.

Fast alle Kinder lieben Smoothies oder Fruchtmus. Gemüse lässt sich in Soßen oder Suppen pürieren, auf die Pizza legen oder in Bouletten verstecken.

Und selbst eine Möhrentorte ist immer noch besser als gar kein Gemüse.

Fazit: Keine Panik, wenn dein Kind schlecht isst!

So, ich hoffe, dass dir diese Tipps ein wenig helfen. In erster Linie will ich dich jedoch nochmal beruhigen:

Sofern du deinem Kind regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten anbietest, wird es nicht verhungern. Auch ein Nährstoffmangel ist bei Kindern relativ selten.

Führe doch einfach mal eine Woche lang Protokoll, was dein Kind so alles isst und trinkt. Da kommt meistens mehr zusammen, als du denkst.

Wie viele Kalorien braucht mein Kind?

Der Kalorienbedarf bei Kindern hängt stark von individuellen Faktoren wie Körperbau und Temperament ab. Außerdem sollte immer das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl im Vordergrund stehen und kein stures Kalorienzählen.

Betrachte die folgende Tabelle also nur als grobe Richtlinie.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt diesen Kalorienbedarf bei Kindern:

  • für Kinder von 1 bis 3 Jahren: 1100 – 1200 Kalorien/Tag
  • für Kinder von 4 bis 6 Jahren: 1300 – 1400 Kalorien/Tag
  • für Kinder von 7 bis 9 Jahren: 1500 – 1700 Kalorien/Tag
  • für Kinder von 10 bis 12 Jahren: 1700 – 1900 Kalorien/Tag
  • für Kinder von 13 bis 14 Jahren: 1900 – 2300 Kalorien/Tag
  • für Kinder ab 15 Jahren: 2000 – 2600 Kalorien/Tag

Hab Geduld und Verständnis für dein Kind, geh mit gutem Beispiel voran und mach kein Drama aus dem Thema – dann bist du auf dem richtigen Weg 🙂 

PS: Hat mein Kind eine Essstörung?

Wenn das Kind nicht richtig isst, machen sich Eltern natürlich große Sorgen.

Die klassischen Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Binge-Eating („Fressanfälle“) treten bei Kindern jedoch meistens erst ab dem Teenager-Alter auf. Sollte dein Kind dann zusätzlich bedrückt, zurückgezogen, lustlos oder kränklich wirken, solltest du es aufmerksam beobachten und notfalls einem Arzt vorstellen.

Bei Kindern bis zum Vorschulalter kommen diese Essstörungen in der Regel noch nicht vor (Schau´ gerne mal in meinen Artikel, welche Ursachen wirklich hinter einer Essstörung stecken können: Essstörungen bei Kindern: Wie du erkennst, verbeugst und hilfst). 

Trotzdem können auch Kleinkindern psychische Probleme auf den Magen schlagen. Häufiger Elternstreit, Geschwisterstreit, ein Umzug, Stress im Kindergarten oder Schule, ein Trauerfall in der Familie  oder die Trennung der Eltern können bei Kindern durchaus zu Appetitlosigkeit oder Essensverweigerung führen.

Für gewöhnlich sind auch das vorübergehende Phasen. Im Zweifel solltest du allerdings einen Arzt oder Therapeuten hinzuziehen. Viel wichtiger ist es, deinem Kind in Bezug auf´s Essen keinen Druck zu machen. Das führt dann nämlich häufig in späteren Jahren zu Essstörungen.

Aber wenn du die hier genannten Tipps beherzigst, legst du deinem Kind den besten Grundstein für ein gesundes Essverhalten.

PPS: Sonderfall Autismus & Co.

Bei Kindern mit Autismus, Asperger-Autismus oder anderen Entwicklungsstörungen ist das Essverhalten häufig besonders auffällig.

Insbesondere Autisten reagieren extrem empfindlich auf Geschmack, Geruch, die Temperatur oder die Konsistenz von Speisen.

Hinzu kommen spezielle „Vorlieben“, die wir nur schwer nachvollziehen können. So essen manche Autisten nur rote oder grüne Lebensmittel oder das Essen muss exakt symmetrisch angeordnet sein – es darf z.B. keine ungerade Zahl Salamischeiben auf der Pizza liegen, der Käse muss genau auf den Toast passen und so weiter...

Die Bandbreite der akzeptierten Nahrungsmittel ist meistens sehr klein, wobei Autisten andererseits auch kein Problem damit haben, über Wochen jeden Mittag das Gleiche zu essen.

Hier heißt es, besonders geduldig und verständnisvoll zu sein und nicht zu versuchen, das Kind zu einem „normalen“ Verhalten zu drängen. Ansonsten gelten die gleichen, oben genannten Tipps.

In besonders extremen Fällen ist gegebenenfalls eine ärztliche Kontrolle der Nährstoffversorgung ratsam.

Das Wichtigste in Kürze

1. Wann muss ich zum Arzt, wenn mein Kind nicht isst?

Grundsätzlich ist es normal, wenn Kinder – besonders Kleinkinder – ab ca. 2 Jahren schlecht bzw. wenig essen, neue Nahrungsmittel ablehnen, aber auch Gewohntes plötzlich nicht mehr wollen. Solange das Kind gesund und fit wirkt und sich normal entwickelt, besteht kein Grund zur Sorge.

Zum Arzt solltest du auf jeden Fall, wenn das Kind plötzlich gar keinen Appetit mehr hat, die Nahrung komplett verweigert und/oder weitere Krankheitssymptome wie Durchfall, Erbrechen, Schmerzen oder Fieber auftreten. Auch wenn Kinder nicht trinken, ist ein Arztbesuch ratsam. Gleiches gilt für Babys, die nicht ausreichend trinken bzw. essen.

2. Warum isst mein Kind nicht mehr?

Bei Kleinkindern ist es relativ normal, dass sie phasenweise oder mitunter über Jahre hinweg schlecht essen. Das hat verschiedene Gründe, unter anderem die sogenannte „Neophobie“ – die Angst davor, etwas Neues zu probieren. Sie schützt das Kind davor, Giftiges oder Unbekömmliches zu essen und hat daher durchaus einen Sinn. Sie tritt im Alter von 2 bis 6 Jahren auf.

Meistens täuscht auch der Eindruck, dass das Kind GAR NICHTS mehr isst. Mitunter deckt es seinen Kalorienbedarf durch Säfte oder Zwischensnacks.

3. Wie motiviere ich mein Kind zum Essen?

Mach deinem Kind keinen Druck, sondern geh möglichst locker und entspannt mit dem Thema um. Nehmt euch Zeit zum Essen, bereitet es auch gemeinsam zu. Setzt euch zu den Mahlzeiten alle zusammen an den Tisch und vermeidet Streit oder Problemgespräche.

Richte das Essen hübsch an (das Auge isst mit) und teste auch verschiedene Zubereitungsmethoden (roh, gekocht, gebraten, geschnitten, püriert...)

Vermeide jedoch, dein Kind durch zu viele „Spielereien“ zum Essen zu überreden. Auch Belohnungen für gutes Essen sollten tabu sein – genauso wie Strafen, wenn dein Kind nichts isst.

4. Was passiert, wenn mein Kind zu wenig isst?

Eltern machen sich natürlich Sorgen, wenn das Kind wenig isst. Meistens deckt es jedoch trotzdem seinen Kalorien- und Nährstoffbedarf, z.B. durch Snacks zwischendurch oder Getränke wie Säfte und Milch. Führe am besten mal eine Woche lang Protokoll, was und wie viel dein Kind wirklich zu sich nimmt.

Ist dein Kind ansonsten gesund und entwickelt es sich normal, besteht in der Regel kein Grund zur Sorge. Wirkt es hingegen müde, schlapp, blass und lustlos oder verliert es an Gewicht, solltest du einen Arzt aufsuchen.

5. Wie lange kann mein Kind nichts essen?

Ist das Kind krank, mag es oft gar nichts essen. Wichtig ist, dass es ausreichend trinkt. Dann übersteht ein Kind problemlos auch mal 1-2 Tage ohne Essen. Verlorenes Gewicht holt es danach meistens recht schnell wieder auf.