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Schreibaby: 8 Praxis-Tipps + Schrei-Tagebuch zum Download

Babys schreien, wenn sie Hunger haben, die Windel voll ist oder sie sich unwohl fühlen. Das ist ganz normal.

Du hast jedoch das Gefühl, dein Baby schreit viel öfter, länger und lauter als andere Babys? Zudem scheint es meistens gar keinen Grund zu haben und lässt sich kaum beruhigen?

Dann könntest du ein sogenanntes Schreibaby haben.

Keine Sorge – du bist damit nicht allein. Etwa jedes 8. bis 10. Kind ist ein Schreibaby.

Was allerdings nichts daran ändert, dass du mit den Nerven am Ende bist und gerne wüsstest, ob du irgendwas gegen dieses ständige Geschrei tun kannst…

Genau DAS verrate ich dir in diesem Artikel – inkl. meines absoluten Geheimtipps, was bei meinem Schreikind geholfen hat.

Neugierig? Dann lies weiter:

Schreibaby Mutter ist gestresst vs. Mutter ist entspannt

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Wann ist ein Baby ein Schreibaby?

Per Definition spricht man von einem Schreibaby, wenn es

  • mehr als 3 Wochen lang...
  • an mindestens 3 Tagen pro Woche...
  • mehr als 3 Stunden am Stück schreit.

Allerdings sind das grobe Richtwerte. Denn auch wenn dein Baby täglich „nur“ 2 Stunden schreit und sich nicht beruhigen lässt, ist es ein Schreibaby.

Neben dieser Dreier-Definition gibt es noch ein paar Merkmale, die für Schreibabys charakteristisch sind:

  1. 1
    Grundloses Schreien: Dein Baby schreit ohne erkennbaren Grund – es ist satt, trocken und du kannst auch nicht erkennen, dass es Schmerzen oder dergleichen hat.
  2. 2
    Plötzliches Geschrei: Eben war dein Baby noch ruhig und friedlich, im nächsten Moment brüllt es wie am Spieß. Wo andere Kinder oftmals Übergangphasen in Form von Quengeln oder dergleichen haben, geht es bei Schreibabys meistens „von Null auf Hundert“. 
  3. 3
    Körperhaltung: Schreibabys haben meistens die Händchen zu Fäusten geballt und die Beine angezogen. Ihr Bauch ist verhärtet (weshalb man früher annahm, es hätte Koliken) und das Gesicht läuft rot an.
  4. 4
    Keine Beruhigung: Was auch immer du versuchst – dein Baby lässt sich kaum beruhigen. Der Schnuller wird ausgespuckt, die Spieluhr angekreischt. Trägst du es herum, hört das Geschrei vielleicht eine Weile auf, setzt danach aber umso heftiger wieder ein.
  5. 5
    Nachmittags & Abends: Die Schreiphasen deines Babys liegen meistens in den späten Nachmittags- oder frühen Abendstunden. Auch die erste Nachthälfte ist typisch für Schreikinder.
  6. 6
    Wenig Tagesschlaf: Schreibabys schlafen tagsüber oft nur 30 Minuten am Stück.

Sollten mehrere dieser Merkmale auf dein Kind zutreffen, handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Schreibaby.

Wann hört dieses Geschrei endlich auf?

In der Regel beginnt ein Schreibaby seine „Karriere“ im Alter von 2 Wochen. Bis zur 6. Woche kann sich das Geschrei dann noch verstärken und mit 3 Monaten hört es meistens auf oder lässt spürbar nach.

Auch hier gibt es Ausnahmen und manche Kinder schreien bis zu 6 Monate lang so exzessiv.

Für betroffene Eltern kann diese Zeit zu einer echten Zerreißprobe werden. Daher zeige ich dir gleich, was du tun kannst, um dein Schreibaby zu beruhigen.

Werfen wir aber zuvor noch einen Blick auf die Ursachen – denn je besser du die Gründe für das Geschrei verstehst, desto besser kannst du auch auf die Bedürfnisse deines Kindes Rücksicht nehmen:

Schreibaby Mutter weiß nicht mehr weiter und ist überfordert

Eines vorweg: Der Grund für exzessives Schreien ist wissenschaftlich noch nicht zu 100% geklärt.

Es gibt jedoch ein paar Risikofaktoren wie beispielsweise viel Stress in der Schwangerschaft oder eine besonders komplizierte Geburt.

Mehrere Studien (z.B. „Smoking during pregnancy and infantile colic“ aus dem Jahr 2001) weisen nach, dass Mütter, die während der Schwangerschaft rauchen, ein höheres Risiko haben, ein Schreibaby zu bekommen.

Die meisten Gründe finden sich aber erst nach der Geburt.

Früher ging man davon aus, dass Verdauungsstörungen der Grund für das Geschrei sind. Daher auch die Bezeichnung Dreimonatskoliken – weil es mit ca. 3 Monaten meistens besser wird.

Dieser Ansatz ist aber inzwischen widerlegt. Nur ca. 5% der Schreibabys haben tatsächlich Verdauungsprobleme oder leiden unter einer Nahrungsmittel-Unverträglichkeit.

Schreibabys schreien nicht, weil sie Bauchweh haben. Vielmehr entstehen die Bauchschmerzen erst durch das Geschrei, da sie dabei viel Luft schlucken und sich extrem anspannen.

Heute geht man davon aus, dass es sich um eine sogenannte Regulationsstörung handelt. Was bedeutet das?

Kommt ein Baby auf die Welt, ist es vielen neuen Reizen und Erfahrungen ausgesetzt. Geräusche, Gerüche, Empfindungen, Lichtverhältnisse usw. – alles ist ungewohnt. Es muss erst lernen, all diese Reize zu verarbeiten und das gelingt nicht allen Babys gleich gut.

  • Viele Veränderungen: Gerade in den ersten Wochen muss ein Baby viele Veränderungen verarbeiten: Die Verdauung stellt sich um, es muss einen neuen Schlaf-Wach-Rhythmus lernen und das Gehirn macht enorme Entwicklungsphasen durch.
  • Hochsensibilität: Besonders sensible Kinder sind häufiger Schreibabys. Sie nehmen äußere Reize viel intensiver wahr und haben daher auch mehr Schwierigkeiten, diese zu verarbeiten.
  • Hochbegabung: Auch hochbegabte Kinder neigen eher dazu, Schreikinder zu sein. Sie saugen sämtliche Eindrücke aus ihrer Umgebung förmlich auf und schlafen wenig – aus Angst, etwas zu verpassen. Gegen Abend sind sie dann ebenfalls total überreizt und übermüdet und können nicht abschalten.
  • Entwicklungsstörung: In seltenen Fällen kann auch eine Entwicklungsstörung wie z.B. Autismus dahinter stecken. Besonders leichte Formen wie der Asperger-Autismus werden in der Regel erst später diagnostiziert, zeigen sich aber oft schon in Form eines Schreibabys.

All das kann ein Baby so sehr überfordern, dass es sich nicht anders zu helfen weiß, als stundenlang zu schreien.

Die häufigste Ursache für Schreibabys ist eine Regulationsstörung. Das Schreien ist somit Ausdruck von Überforderung, dient gleichzeitig aber auch dem Stressabbau.

Heißt das nun, dass du gar nichts dagegen tun kannst, wenn du ein Schreibaby hast? Keine Sorge – es gibt ein paar Möglichkeiten, dein Schreikind zu beruhigen und die verrate ich dir jetzt:

Wie du dein Schreibaby beruhigen kannst: 8 bewährte Tipps

Zunächst solltest du selbstverständlich gesundheitliche Probleme ausschließen lassen.

Schildere also eurem Kinderarzt die Situation. Er wird dein Kind untersuchen und feststellen, ob z.B. eine Mittelohrentzündung, eine Allergie, eine Fehlstellung der Wirbelsäule (das sogenannte KISS-Syndrom) oder etwas anderes vorliegt.

Wenn das abgeklärt ist, kannst du die folgenden Tipps beherzigen:

1. Vorbeugung: Langeweile statt Animationsprogramm

Wie du jetzt weißt, ist das Schreien deines Babys oft die Folge einer Reizüberflutung. Dem kannst du vorbeugen, indem du den Alltag möglichst gleichmäßig, ruhig und „ereignislos“ gestaltest.

Was dir vielleicht langweilig erscheint, ist für dein Schreikind eine Wohltat. Also achte auf folgende Punkte:

  • Ein regelmäßiger Tagesablauf hilft deinem Baby, sich schneller an die Welt „hier draußen“ zu gewöhnen. Das heißt, Schlaf- und Wachzeiten, Mahlzeiten, Spaziergänge usw. sollten möglichst täglich zur gleichen oder zumindest ähnlichen Zeit stattfinden. Auch am Wochenende.
  • Rituale & Routinen helfen deinem Baby zusätzlich, sich im Alltag zurechtzufinden. So kannst du z.B. immer das gleiche Lied singen, wenn du dein Baby schlafen legst. Oder du gestaltest eine Abendroutine aus Baden, Babymassage, ins Bettchen legen. Dadurch gewöhnt sich das kleine Gehirn an den Ablauf und kommt besser zur Ruhe.
  • Reize reduzieren: Versuche eine möglichst reizarme Umgebung zu schaffen, damit dein Baby abends nicht so viel verarbeiten muss. Sprich immer leise und ruhig. Lass nicht nebenbei Radio oder Fernseher laufen. Überfrachte dein Baby nicht mit haufenweise buntem, klapperndem Spielzeug. Achte auch auf Gerüche und trage möglichst kein starkes Parfüm.
  • Aufregung vermeiden: Jede Form von Aufregung sorgt dafür, dass dein Baby abends schwerer zur Ruhe kommt. Vermeide also zu viele Besucher, Ausflüge etc.

2. Positive Schwingungen

Mama ist gelassen im Familienalltag _ Schreibaby

Babys – vor allem Schreibabys – reagieren sehr sensibel auf die Stimmung um sie herum. Selbst wenn sie nicht direkt betroffen sind, spüren sie, wenn du angespannt, verärgert, besorgt oder dergleichen bist.

Streit in der Familie oder unter Geschwistern, Sorgen und Probleme der Eltern usw. kann dazu beitragen, dass sich das Baby schlechter entspannen kann.

Zusätzlich sorgt das Geschrei selbst oft für einen Teufelskreis: Du bist permanent erschöpft und mit den Nerven am Ende – dein Baby spürt das und kann sich dadurch noch weniger entspannen.

Um aus diesem Kreislauf auszusteigen, solltest du versuchen, selbst zur Ruhe zu kommen. Dabei helfen  z.B. Meditation, Entspannungsübungen und -musik, Sport wie Yoga oder ausgedehnte Spaziergänge.

Fühl dich also nicht egoistisch, wenn du dir eine Auszeit gönnst oder Unterstützung in Anspruch nimmst (siehe Punkt 8).

Alles, was DIR gut tut und dir hilft zur Ruhe zu kommen, hilft letztendlich auch deinem Baby.

3. Hör auf dein Bauchgefühl 

Gerade Mütter fühlen meistens intuitiv, was ihr Baby braucht.

Doch dann kommen Zweifel („Ich muss doch mit dem Kind auch mal unter Menschen, daran muss es sich doch gewöhnen!“) oder gut gemeinte Ratschläge von Verwandten und Bekannten („Lass es einfach mal schreien, das stärkt die Lungen.“)

Dabei spürst du ganz genau, dass zu viel Aufregung deinem Baby schadet und dass es deine Nähe braucht, wenn es schreit.

Lass dich also nicht verunsichern, sondern vertraue deiner Intuition!

PS:

Besonders in der Öffentlichkeit ist es peinlich, wenn das Baby schreit wie am Spieß und sich nicht beruhigen lässt. Böse Blicke oder Kommentare anderer Leute sorgen dafür, dass du dich schlecht fühlst. Dagegen hilft dir die folgende Übung:

4. Wenn sich dein Baby nicht beruhigen lässt

Fängt dein Baby an zu schreien, solltest du natürlich erst mal die üblichen Ursachen checken: Hat es Hunger? Ist die Windel voll? Ist ihm zu warm oder zu kalt? Stört sonst irgendwas?

Kannst du keinen Grund für das Geschrei finden, wirst du vermutlich versuchen, es irgendwie zu beruhigen. Das gelingt bei Schreibabys allerdings kaum oder gar nicht.

Was nun? Einfach schreien lassen?

Ja und nein … lässt sich dein Baby nicht beruhigen (z.B. durch Baden, Baby-Massage, sanftes Wiegen oder Wippen), bleibt dir letztendlich nichts anderes übrig, als es schreien zu lassen.

Lass dein schreiendes Baby jedoch auf keinen Fall alleine!

Zwar hört es vermutlich irgendwann auf zu schreien – aber nur, weil es vollkommen erschöpft ist oder schlichtweg aufgegeben hat. Damit schädigst du jedoch sein Urvertrauen!

Besser ist es, dein Baby in sein Bettchen zu legen und bei ihm zu bleiben. Halte Körperkontakt, indem du es z.B. sanft streichelst.

(Hinweis: Manche Babys scheinen Körperkontakt in der Schreiphase abzulehnen. Dann respektiere das, aber bleib trotzdem ganz nah – dein Baby spürt, dass du da bist.)

Leises Summen wirkt oft zusätzlich beruhigend oder du lässt leise Entspannungsmusik laufen.

Manche Babys reagieren sehr positiv auf „White Noise“ – das ist eine Art Rauschen. Es simuliert die Geräusche, die es aus dem Mutterleib gewohnt ist. Du kannst das einfach im Internet (z.B. bei YouTube) suchen und über dein Handy abspielen.

Wichtig ist, dass du möglichst immer die gleichen Beruhigungsmethoden nutzt und nicht jeden Abend etwas Neues ausprobierst.

Bonus: Warum Herumtragen meistens nicht hilft

Viele Schreibabys beruhigen sich, wenn sie herumgetragen werden – anschließend schreien sie jedoch umso heftiger.

Der Grund liegt auf der Hand: Das Baby sammelt beim Herumtragen neue Eindrücke. Das ist erst mal total spannend, verstärkt im Anschluss aber die Reizüberflutung.

Merkst du also, dass das Herumtragen nur kurzzeitig für Besserung sorgt, lass es lieber sein.

5. Niemals schütteln! 

Mutter entspannt sich, um auch bei ihrem Schreibaby entspannt zu sein

Ganz wichtig: Du darfst dein Baby niemals schütteln!

Säuglinge können ihren Kopf noch nicht alleine halten, beim Schütteln schleudert er daher unkontrolliert hin und her. Das kann zu schweren Schädigungen des Gehirns führen!

Wenn du merkst, dass du kurz davor bist, die Selbstbeherrschung zu verlieren, leg dein Baby also lieber in sein Bettchen und verlasse den Raum. Jetzt ist es besser, dein Kind einen Moment alleine zu lassen als ihm zu schaden.

(Ist noch jemand anwesend, kannst du ihn/sie natürlich auch bitten, so lange nach dem Kind zu schauen.)

Im Nebenzimmer kannst du dich abreagieren – schreie in ein Kissen oder boxe auf dein Sofa ein. Lass die Wut, den Frust und die Verzweiflung raus, bevor du zu deinem Baby zurückkehrst.

Oder geh einen Augenblick an die frische Luft, um dich zu beruhigen.

6. Schlaf Kindchen, schlaf

Die meisten Schreibabys schlafen tagsüber zu wenig – oft nur 30 Minuten. Noch schlimmer ist es, wenn sie z.B. beim Autofahren einschlafen und nach 10 Minuten wieder aufwachen, weil du dein Ziel erreicht hast. Sie danach nochmal hinzulegen bringt in der Regel überhaupt nichts …

Spätestens am Abend sind sie dann so übermüdet, dass sie nicht zur Ruhe kommen.

Was kannst du dagegen tun?

  • Rechtzeitig hinlegen: Achte auf kleine Hinweise, dass dein Baby müde wird – gähnen, Augen reiben, rote „Schlafohren“ … und leg es dann rechtzeitig ins Bettchen. Je müder es ist, desto schwerer findet es in den Schlaf.
  • Viele kleine Schläfchen: Leg dein Kind tagsüber lieber einmal öfter für 30 Minuten hin als darauf zu hoffen, dass es besser schläft, wenn du es länger wach hältst. Das klappt meistens nicht.
  • Kinderwagen & Co.: Dein Baby schläft tagsüber im Kinderwagen am besten? Dann nutze das und geh mit ihm regelmäßig spazieren. Wenn du in der Zeit lieber selbst schlafen oder etwas im Haushalt erledigen möchtest, können auch Freunde oder Verwandte die Kinderwagenrunde übernehmen.
  • Tragetuch: Probiere auch gerne aus, ob ihr euch mit einem Tragetuch wohlfühlt. Manche Schreibabys reagieren sehr positiv darauf, andere mögen es gar nicht. Aber einen Versuch ist es wert.

7. Das Schrei-Tagebuch (+ Vorlage zum Download)

Ein Schrei-Tagebuch oder Schrei-Protokoll ist eine gute Hilfe um herauszufinden, welcher Tagesablauf deinem Baby guttut und welche Aktivitäten es vielleicht zu sehr aufregen.

Du kannst darin über mehrere Tage (im Idealfall 2-3 Wochen lang) erfassen, wann und wie lange dein Baby schläft, schreit und was es tagsüber so erlebt.

So lassen sich oftmals Zusammenhänge erkennen. Diese geben dir wichtige Hinweise darauf, wie du den Alltag für dein Baby entspannter gestalten kannst.

Solltest du die Hilfe einer Schrei-Ambulanz in Anspruch nehmen (siehe Punkt 8), ist das Schrei-Protokoll schon eine wichtige und aufschlussreiche Grundlage.

Hier findest du eine Vorlage für ein Schrei-Tagebuch. Einfach downloaden, ausdrucken und schon kann es losgehen:

8. Wo du Hilfe findest (inkl. Verzeichnis von Schrei-Ambulanzen)

Ein Schreibaby ist für die gesamte Familie eine enorme Herausforderung und Belastung. Da hilft es auch nicht, wenn du weißt, dass es mit 3 Monaten vermutlich besser wird – 3 Monate können verdammt lang sein.

Scheue dich nicht, dir Hilfe zu suchen!

Spätestens wenn du merkst, dass du an deine Grenzen kommst und mit den Nerven am Ende bist, brauchst du Unterstützung.

Das können Freunde oder Verwandte sein, die sich zeitweise um dein Baby kümmern, damit du selbst mal eine kleine Auszeit nehmen kannst. Oder du lässt dir im Haushalt oder beim Einkaufen helfen, um diesbezüglich entlastet zu sein.

Das ist besonders wichtig, wenn du alleinerziehend bist.

Darüber hinaus gibt es sogenannte Schrei-Ambulanzen. Sie haben sich darauf spezialisiert, Schreibabys und ihren Eltern zu helfen. Im Internet findest du zahlreiche Adressen und Ansprechpartner, z.B. hier:

Ganz wichtig: 

Mach dir keine Vorwürfe! Du bist nicht schuld daran, ein Schreibaby zu haben. Du hast auch nicht als Elternteil versagt, wenn du Hilfe in Anspruch nimmst. Ganz im Gegenteil – du handelst äußerst verantwortungsbewusst!

Übrigens:

Wenn du das Gefühl hast, dein Baby zu hassen, ist das meistens nur ein Zeichen von Überforderung. Verurteile dich nicht selbst dafür, es ist menschlich … und mit der richtigen Hilfe lässt sich das bald überwinden.

Geheimtipp: Wie ich mein Schreibaby beruhigt habe

Diesen Praxis-Tipp will ich dir auf keinen Fall vorenthalten. Ich habe selbst lange gebraucht, bis ich es herausgefunden habe, aber dann hat es Wunder gewirkt:

Wenn sich mein Sohn partout nicht beruhigen ließ, habe ich mich mit ihm zusammen hingelegt und mir über Kopfhörer eine Meditation oder eine Traumgeschichte angehört.

Das hatte den Vorteil, dass ich mich nicht mehr so sehr auf sein Geschrei konzentriert habe. Es war dadurch für mich auch nicht mehr so laut – das hat mir geholfen, meine Emotionen besser unter Kontrolle zu kriegen.

Je ruhiger ich innerlich wurde, desto ruhiger wurde mein Sohn! Es kam mir wirklich manchmal wie Magie vor.

Das hat natürlich nicht immer funktioniert, aber sehr oft. Ich kann dir also nur raten, probiere es aus! Wenn du passende Mentalgeschichten suchst, die du dann später auch deinem Kind vorspielen kannst, wirst du hier fündig: https://starkekids.com/mentalgeschichten/

1. Wann sollte ich mit einem Schreibaby zum Arzt?

Wie bereits erwähnt, solltest du das exzessive Schreien deines Babys zumindest anfangs von einem Arzt abklären lassen.

Ansonsten besteht in der Regel nur dann Grund zur Sorge, wenn...

  • du das Gefühl hast, dass dein Baby unter Schmerzen leidet
  • wenn es nicht zunimmt und/oder nicht wächst
  • wenn es sich nicht altersgerecht entwickelt
  • wenn es 7 Monate oder älter ist und das exzessive Schreien nicht nachlässt
  • wenn weitere Schlaf- und Ernährungsprobleme dazukommen

Und wenn du selbst Hilfe und Unterstützung brauchst, kannst du dich natürlich auch vertrauensvoll an euren Kinderarzt wenden. Er kann dich dann an die entsprechenden Stellen weiterleiten.

2. Leiden Schreibabys unter Spätfolgen?

Schreibabys haben in der Regel keine körperlichen oder psychischen Folgen durch das Geschrei. (Es stärkt allerdings auch nicht ihre Lungen, wie man früher behauptet hat.)

Es kann natürlich sein, dass sich bei deinem Schreikind später eine Hochsensibilität, eine Form von Autismus oder eine andere neurologische Störung herausstellt. Dann war jedoch das Schreien die Folge davon und nicht umgekehrt.

Übrigens wird dein Kind auch nicht verwöhnt oder egoistisch, wenn du ihm in den ersten Wochen und Monaten besonders viel Liebe, Nähe und Aufmerksamkeit schenkst! Im Gegenteil – du baust eine starke Bindung zu ihm auf.

Lässt du dein Kind hingegen schreien, schadet es seinem Urvertrauen. Das kann später zu Trennungsängsten, Depressionen und anderen psychischen Problemen führen!

FunFact:

Wir Menschen sind aus biologischer Sicht sogenannte „Traglinge“ – d.h., wir tragen unseren Nachwuchs mit uns herum. Genauso wie Affen oder Kängurus. Und von denen erwartet ja auch niemand, dass sie ihr Baby irgendwo ablegen, um es nicht zu verwöhnen! 😉

3. Medikamente, Bachblüten & Co.

Da die Ursache für Schreibabys in den meisten Fällen eine Regulationsstörung ist, helfen Medikamente wenig bis gar nicht. Gleichzeitig haben sie etliche Nebenwirkungen, sodass Risiko und Nutzen nicht im Verhältnis zueinander stehen.

Mit Bachblüten haben hingegen viele Eltern positive Erfahrungen gemacht. Es gibt sie als Globuli und in flüssiger Form – letztere ist für Babys praktischer. Achte darauf, dass die Essenz keinen Alkohol enthält.

Lass dich von einer Heilpraktikerin oder einem Heilpraktiker hinsichtlich der Sorte und Dosierung beraten. Auch viele Kinderärzte bieten inzwischen Bachblüten oder andere natürliche Mittel als Alternative an.

4. Dein Schreibaby: Alle Infos auf einen Blick

Hier möchte ich dir nochmal die wichtigsten Fakten zum Thema „Schreibaby“ zusammenfassen:

  • man spricht von einem Schreibaby, wenn es mindestens 3 Wochen lang an mehr als 3 Tagen pro Woche für 3 Stunden schreit – dies sind jedoch nur grobe Orientierungswerte
  • das exzessive Schreien beginnt in der 2. Woche und lässt meistens im 3. Monat nach
  • charakteristisch ist grundloses, plötzliches Schreien, geballte Fäustchen, angezogene Beine und ein rot anlaufendes Gesicht
  • Ursache sind frühkindliche Regulationsstörungen – d.h., das Gehirn kann die vielen Reize noch nicht richtig verarbeiten
  • in den meisten Fällen liegen keine gesundheitlichen Störungen vor
  • wenn du ein Schreibaby hast, ist ein regelmäßiger Tagesablauf sehr wichtig
  • vermeide zu viele äußere Reize, Aufregung sowie generell Stress, Hektik oder negative Stimmung
  • lässt sich dein Schreikind nicht beruhigen, lege es in sein Bettchen und bleibe bei ihm, summe leise und halte Körperkontakt, wenn es das möchte
  • versuche dich selbst zu beruhigen, da sich deine Emotionen auf dein Baby übertragen
  • such dir Unterstützung – z.B. durch Freunde und Verwandte oder nimm professionelle Hilfe in einer Schrei-Ambulanz in Anspruch