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Plötzlicher Kindstod (SIDS): So senkst du das Risiko um 90%

Es ist der Albtraum aller Eltern: Der plötzliche Kindstod, auch SIDS (Sudden Infant Death Syndrome) genannt.

Glücklicherweise sind die Fälle von SIDS in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Und obwohl die Ursachen noch nicht eindeutig geklärt sind, kennt man die Risikofaktoren inzwischen sehr gut.

Du kannst also das Risiko des plötzlichen Kindstodes für dein Baby stark verringern, wenn du weißt, worauf du achten musst.

In diesem Artikel verrate ich dir deshalb, was du neben den bekannten Maßnahmen wie Rückenlage noch tun kannst... ob das Schlafen im Elternbett wirklich so gefährlich ist... und warum ein Schnuller dein Baby retten kann...
Plötzlicher Kindstod Mutter liegt neben ihrem Baby und Kind stirbt

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Der plötzliche Kindstod: Wann und wie oft tritt er auf?

Ploetzlicher Kindstod Lebensmonat Tabelle zum Dokumentieren

Als „Plötzlicher Kindstod“ oder auch „Plötzlicher Säuglingstod“  werden unerklärliche, plötzliche Todesfälle gesunder Babys im 1. Lebensjahr bezeichnet. 

In Deutschland sind die Zahlen in den letzten Jahrzehnten sehr stark zurückgegangen. Während 1990 noch 1283 Kinder an SIDS verstorben sind, waren es 2021 nur noch 82 (Quelle: de.statista.com

Dies ist vor allem der besseren Aufklärung zu verdanken, denn mit dem entsprechenden Wissen lässt sich das Risiko stark verringern.

Die größte Gefahr für den plötzlichen Kindstod besteht zwischen dem 2. und 5. Monat, wie zahlreiche Studien belegen. Ab dem 6. Monat nimmt das Risiko stetig ab. Lediglich 2 – 6% der SIDS-Fälle treten im 2. Lebensjahr auf. Mit 3 oder 4 Jahren ist der plötzliche Kindstod die absolute Ausnahme.

Fast immer versterben die betroffenen Babys nachts oder in den frühen Morgenstunden. Jungen sind dabei mit 60% der Fälle etwas häufiger betroffen als Mädchen.)

Desweiteren treten zwei Drittel der Fälle im Winter auf. Das liegt vor allem daran, dass Babys im Winter wärmer zugedeckt oder die Räume stärker geheizt werden. Beides erhöht das SIDS-Risiko.

Ursachen für den plötzlichen Kindstod: Neueste Studienlage

Plötzlicher Kindstod Lehrer zeigt genau Informationen mithilfe von SIDS

Eine eindeutige Ursache scheint es für den plötzlichen Kindstod nicht zu geben. Vielmehr kommen meistens mehrere Faktoren zusammen.

Die Hauptursache ist ein plötzlicher Atemstillstand des Babys. Dieser wiederum wird dadurch begünstigt, dass die Atmung bei Säuglingen noch nicht richtig ausgereift ist oder sie während der Tiefschlafphasen nicht wach werden, sobald sie keine Luft mehr bekommen.

Daher haben Frühgeborene und Mehrlingsgeburten ein erhöhtes Risiko, da ihre Lunge oft noch nicht voll ausgereift ist.

Neueste Studien aus Australien haben ein Enzym entdeckt (Butyrylcholinesterase / BChE), welches für die Kommunikation im Gehirn zuständig ist. Dieses Enzym war bei Babys, die an SIDS starben, wesentlich niedriger.

Normalerweise schreckt ein Baby auf bzw. wird wach, wenn es zu wenig Luft bekommt. Hat es jedoch zu wenig von dem Enzym BChE, so wird der Erregungsweg zwischen Atmung und Schlaf beeinflusst. Das kann dazu führen, dass das Baby NICHT erwacht und im Schlaf erstickt.

Mit diesem Wissen können zukünftig Risiko-Screenings durchgeführt und die Zahl der plötzlichen Kindstode weiter verringert werden. 

Da SIDS in erster Linie mit der Atmung zusammenhängt, sind Kinder von Rauchern besonders gefährdet. Sowohl das Rauchen während der Schwangerschaft als auch das Rauchen im Umfeld des Babys erhöhen die Gefahr des plötzlichen Kindstods um ein Vielfaches.

Eine weitere Ursache können unerkannte Virusinfektionen sein, die einen Herzstillstand begünstigen.

Und nicht zuletzt spielen wohl auch familiäre Veranlagungen eine Rolle. Gab es bereits Fälle von SIDS in der Familie, ist das Risiko besonders hoch.

Gefahren kennen und vermeiden: So senkst du das SIDS-Risiko

Mit dem Wissen um die Risikofaktoren kannst du dein Baby optimal vor dem plötzlichen Kindstod schützen. Nimm die folgenden Hinweise also bitte ernst – vor allem dann, wenn dein Baby zur Risikogruppe gehört (z.B. Raucherhaushalt, Frühgeburt, bereits Fälle von SIDS in der Familie)...

1. Rückenlage rettet Leben

Plötzlicher Kindstod Mutter steht vor dem Bett des Babys

Die meisten an SIDS verstorbenen Babys werden in Bauchlage aufgefunden. Daher gelten sowohl Bauch- als auch Seitenlage als größter Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod.

Leg dein Baby daher zum Schlafen immer auf den Rücken.

Das senkt das SIDS-Risiko um ca. 40%.

Oft hört man, das Baby würde durch die Rückenlage einen platten Hinterkopf bekommen. Um das zu vermeiden, kannst du folgendes tun:

  • achte darauf, dass dein Baby seinen Kopf in der Rückenlage frei hin und her drehen kann (verwende also z.B. kein Nestchen) ... auch im Kindersitz oder einer nicht-ergonomischen Wippe ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, daher sollte dein Baby dort nicht stundenlang drin liegen
  • nutze nur ergonomische Babywippen – sie haben eine speziellen Einsatz, der dem Kopf deines Babys genug Bewegungsfreiheit lässt
  • trage dein Baby tagsüber möglichst viel herum, z.B. im Tragetuch oder in einer Babytrage... das ist die natürlichste und beste Position für eine gesunde Entwicklung
  • lass dein Baby die Bauchlage üben, wenn es wach und unter Aufsicht ist... beginne mit wenigen Minuten und steigere die Zeit langsam, so kann dein Baby seine Nacken- und Rückenmuskulatur trainieren und seine motorischen Fähigkeiten entwickeln
  • es gibt auch spezielle Kopfkissen, die du nutzen kannst, um eine Verformung des Hinterkopfes zu vermeiden

2. Schlafsack statt Decke

Plötzlicher Kindstod Baby ist in seinem Schlafsack

Bei einer Bettdecke besteht immer die Gefahr, dass dein Baby darunter rutscht und nicht mehr ausreichend Luft zum Atmen bekommt.

Lass dein Baby daher von Anfang an in einem Schlafsack schlafen. Achte darauf, dass er nicht zu groß ist, damit dein Baby nicht hineinrutschen oder sich darin verheddern kann.

Das Schlafen im Schlafsack in Kombination mit der Rückenlage

senkt das SIDS-Risiko um ca. 50%.

Möchtest du trotzdem unbedingt eine Decke verwenden, achte auf folgende Punkte:

  • nutze eine sehr leichte, atmungsaktive Decke
  • decke dein Baby nur bis zur Brust zu
  • leg dein Baby mit den Füßen ans Bettende, damit es nicht nach unten unter die Decke rutschen kann

3. Das perfekte Baby-Bett: Weniger ist besser

Plötzlicher Kindstod Babybett

Auch wenn du dein Baby gerne in kuschelige Nestchen oder weiche Kissen betten möchtest – tu es bitte nicht. Je „cleaner“ das Bettchen ist, desto sicherer ist es.

Was gehört in ein Babybett (und was nicht):

  • eine feste, ebene, luftdurchlässige Matratze mit Spannbetttuch
  • ein Schlafsack
  • keine Decken, Kissen, Felle, Nestchen, Kuscheltiere etc.

Denk immer daran: Alles, was sich im Bettchen befindet, könnte deinem Baby ins Gesicht rutschen und seine Atmung behindern.

Übrigens:

Lass dein Baby nicht auf dem Sofa oder einem Sessel schlafen,

das erhöht das SIDS-Risiko um das 49- bis 67-fache. 

4. Gefährliche Wärme

Plötzlicher Kindstod Baby hat eine grosse Decke und einen roten Kopf

Wärme gilt ebenfalls als Risiko-Faktor für den plötzlichen Kindstod, da Babys sehr schnell überhitzen und dehydrieren können.

Achte darauf, dass es nicht zu warm ist im Zimmer. Maximal 18 Grad sind optimal.

Das Bettchen sollte auch nicht direkt neben der Heizung stehen.

Schläft dein Baby im Schlafsack, braucht es darunter nur eine Windel und einen Schlafanzug zu tragen. Verzichte auf eine Mütze, eine zusätzliche Decke oder ein Fell als Unterlage.

Um zu checken, ob deinem Baby warm genug ist, mach den Nackentest: Fühle die Haut am Nacken deines Babys. Sie sollte weder kühl noch heiß und verschwitzt sein.

5. Rauchen = doppeltes Risiko

Plötzlicher Kindstod Mama und Kind sitzen auf dem Sofa

Das Rauchen ist nicht nur für den Raucher ungesund, es erhöht auch das Risiko des plötzlichen Kindstods.

Das Rauchen der Mutter vor und während der Schwangerschaft

verdoppelt laut einer amerikanischen Studie das SIDS-Risiko.

Aber auch nach der Geburt ist Rauchen gefährlich für Babys. In Raucherhaushalten atmen Babys ungewollt zahlreiche Schadstoffe ein und schon geringe Mengen Nikotin können sich negativ auf den Atemreflex von Neugeborenen auswirken (siehe Studie).

Rauchende Eltern sollten daher auch auf Co-Sleeping verzichten.

6. Co-Sleeping? Lieber dabei statt mittendrin

Ablegen vom Baby, Kind lernt gemeinsam mit dem Elternteil alleine zu schlafen, lesen im Bettchen eine Geschichte vor

Das Schlafen im Elternbett gilt als Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Hauptgrund ist auch hier, dass das Baby leicht unter das Kissen oder die Bettdecke geraten kann oder das Elternteil selbst im Schlaf die Atmung des Babys behindert.

Andererseits wird empfohlen, das Baby bei den Eltern schlafen zu lassen. Zum einen bekommen sie dann schneller mit, wenn das Baby nachts Atemprobleme hat, zum anderen wirken sich die Atemgeräusche der Eltern positiv auf die Atemregulation des Babys aus.

Die sicherste Variante ist demnach:

Lass dein Baby in seinem eigenen Bettchen direkt neben dem Elternbett schlafen.

Laut einer Studie besteht ab dem 3. Monat kein erhöhtes SIDS-Risiko mehr, wenn das Baby mit im Elternbett schläft, sofern keine anderen Risikofaktoren bestehen.

7. Warum Stillen vor dem plötzlichen Kindstod schützt

Plötzlicher Kindstod Mutter stillt das Baby und das Kleinkind sitzt daneben

Stillen ist nicht nur die beste Ernährungsform für dein Kind – es kann auch vor dem plötzlichen Kindstod schützen.

In einer Studie konnte nachgewiesen werden, dass Stillen das SIDS-Risiko um bis zu 50% senkt.

Dabei zeigte sich, dass auch teilweises Stillen das Risiko bereits reduziert. Am wirkungsvollsten ist es jedoch, wenn das Baby bis zum 6. Monat voll gestillt wird.

Vermutlich liegt es daran, dass Stillkinder generell einen leichteren Schlaf haben und daher schneller wach werden. Das schützt sie davor, im Schlaf zu ersticken.

Eine weitere Erklärung ist, dass sich durch das Saugen beim Stillen die oberen Atemwege erweitern. Dies schützt das Baby ebenfalls vor dem Ersticken – der häufigsten Ursache des plötzlichen Kindstods.

8. Der Schnuller als Lebensretter?

Plötzlicher Kindstod Vater gibt dem Baby einen Schnuller

Einen ähnlichen Effekt wie das Stillen hat die Verwendung eines Schnullers. Dies konnte ebenfalls in Studien nachgewiesen werden.

Babys, die mit Schnuller schlafen, haben ein 30-60% geringeres SIDS-Risiko.

Durch den Schnuller werden ebenfalls die oberen Atemwege erweitert. Ebenso haben Schnuller-Babys einen leichteren Schlaf.

Wenn du dein Baby stillst, solltest du ihm den Schnuller allerdings erst anbieten, wenn sich das Stillen eingespielt hat. Ansonsten kann es zu einer Saugirritation kommen.

Da das Stillen jedoch genauso gut vor dem plötzlichen Kindstod schützt, brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wenn es den Schnuller erst später oder gar nicht nimmt. Dann brauchst du ihm diesen wenigstens nicht wieder abzugewöhnen.

9. Pucken: Die umstrittene Wickeltechnik

Plötzlicher Kindstod Baby ist gepuckt

Das Pucken – also das feste Einwickeln des Babys in ein Tuch – ist sehr umstritten.

Einerseits gilt es als Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod, da gepuckte Babys sehr schnell überhitzen können. Ebenso steigt das Risiko, sobald sich dein Kind drehen kann – weil es dann aus der Bauchlage nicht mehr alleine zurückkommt.

Sobald dein Baby in der Lage ist, sich selbstständig zu drehen, ist das Pucken

sehr gefährlich und kann den plötzlichen Kindstod verursachen.

Andererseits kann das Pucken von Neugeborenen in Kombination mit der Rückenlage auch vor dem plötzlichen Kindstod schützen. Du musst allerdings ein paar Sachen beachten...

Alle Informationen zum Thema Pucken habe ich dir deshalb in einem separaten Artikel zusammengestellt: Risikofrei pucken: Sanfte Wickeltechniken für dein Baby + Anleitung

Gibt es Warnzeichen für den plötzlichen Kindstod?

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob es irgendwelche Hinweise oder Vorzeichen gibt, auf die du achten solltest. Grundsätzlich muss diese Frage leider verneint werden. Es heißt ja nicht ohne Grund PLÖTZLICHER Kindstod.

Allerdings gibt es neben den bereits genannten Risikofaktoren noch ein paar Aspekte, die du durchaus beachten solltest.

Besondere Achtsamkeit ist geboten:

Im Handel werden verschiedene Überwachungsgeräte oder spezielle Matratzen angeboten. Bisher hat sich jedoch noch nicht erwiesen, dass diese irgendeinen Nutzen haben.
  • wenn dein Baby generell Atemprobleme hat oder zeitweise (z.B. durch einen Infekt) schlecht Luft bekommt
  • wenn dein Baby generell Atemprobleme hat oder zeitweise (z.B. durch einen Infekt) schlecht Luft bekommt
  • wenn du feststellst, dass dein Baby regelmäßige Atemaussetzer von mehr als 15 Sekunden hat
  • wenn dein Baby sehr häufig erbricht
  • wenn es in deiner Familie bereits einen Fall von plötzlichem Kindstod gegeben hat
  • wenn dein Baby im Schlaf ungewöhnlich blass ist oder wenn seine Arme und Beine bläulich anlaufen
  • wenn dein Baby beim Schlafen immer sehr stark schwitzt
  • wenn dein Baby generell sehr tief schläft und sich nur schwer wecken lässt
  • wenn es bereits ein anscheinend lebensbedrohliches Ereignis (ALE) – z.B. einen längeren Atemstillstand – bei deinem Baby gegeben hat

Trifft einer dieser Punkte zu, solltest du besonders achtsam sein und die oben genannten Hinweise zu den Risikofaktoren unbedingt beachten. Mach dich aber bitte trotzdem nicht verrückt! 

Sofern du alle Vorsichtsmaßnahmen einhältst, ist das SIDS-Risiko für dein Baby sehr gering.

Übrigens:

Denk immer daran: Du verwöhnst dein Baby nicht, sondern stärkst eure Bindung. Und das zahlt sich später aus!

Kann ich mein Baby wiederbeleben?

Wenn du den Atemstillstand deines Babys rechtzeitig bemerkst, kannst du es selbstverständlich versuchen wiederzubeleben.

Man spricht dann von einem ALTE (Apparently Life-Threatening Event) – ein durch rechtzeitiges Eingreifen verhinderter plötzlicher Kindstod.

Um in diesem Fall richtig zu handeln, empfehle ich dir einen speziellen

Erste-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder zu besuchen.

Ständig in Sorge? Der Umgang mit der Angst

Ploetzlicher Kindstrod Mutter hat Angst und Sorgen und weint

Die ständige Angst vor dem plötzlichen Kindstod kann für Eltern zu einer großen psychischen Belastung werden. Und Fakt ist: Deine Angst kann dein Baby nicht vor dem plötzlichen Kindstod bewahren. Sie raubt dir jedoch die Freude an deinem Baby, du bist in ständiger Anspannung und kannst das erste Lebensjahr gar nicht richtig genießen.

Dabei ist diese Angst eigentlich unnötig. Denn wenn du dich an die hier genannten Empfehlungen hältst, ist das SIDS-Risiko verschwindend gering.

Mach dir immer wieder bewusst, dass die Fälle von plötzlichem Kindstod ausgesprochen

selten sind. Vor allem, wenn du alle Vorsichtsmaßnahmen beachtest.

Solltest du merken, dass du deine Ängste alleine nicht in den Griff bekommst, such dir bitte Unterstützung. Wende dich an deinen Arzt, deine Hebamme, einen Therapeuten oder eine Beratungsstelle.

Plötzlich tot: Wenn das Schlimmste passiert ist

Wenn Eltern tatsächlich ihr Baby verlieren, ist das ein furchtbares Erlebnis. Zusätzlich zu dem Schmerz und der Trauer kommen die Schuldgefühle: „Was haben wir falsch gemacht? Hätten wir es verhindern können? Wenn wir doch besser aufgepasst hätten...“ usw.

Etliche Studien belegen zwar, dass die Eltern keinerlei Schuld trifft, wenn sie sich an die Empfehlungen gehalten haben – ein Trost ist dies dennoch nicht.

Hol dir auf jeden Fall psychologische / therapeutische Unterstützung

oder schließe dich einer Selbsthilfegruppe an.

Unter https://www.geps.de/ findest du die entsprechenden Kontakte.

Kurz & knapp: Die wichtigsten Infos zum plötzlichen Kindstod

1. Wie häufig ist der plötzliche Kindstod?

Dank umfassender Aufklärung sind die Fälle von plötzlichem Kindstod stark rückläufig. Im Jahr 2021 gab es in Deutschland 82 Fälle von SIDS.

2. Wann ist das SIDS Risiko am höchsten?

Das Risiko des plötzlichen Kindstods ist zwischen dem 02. und 05. Lebensmonat am höchsten. Danach sinkt das Risiko stetig. Ab dem 2. Lebensjahr sterben kaum noch Kinder an SIDS.

3. Welche Ursachen hat der plötzliche Kindstod?

Eine konkrete Ursache ist nicht bekannt. Vermutlich kommen mehrere Faktoren zusammen. 

Die meisten Todesfälle stehen im Zusammenhang mit einem plötzlichen Atemstillstand. Dieser wiederum ist darauf zurückzuführen, dass die Lunge bei Neugeborenen noch nicht ausgereift ist.

Zudem erhöhen etliche Risikofaktoren die Gefahr des plötzlichen Kindstods.

4. Welche Risikofaktoren gibt es?

Aus etlichen Studien ergeben sich die folgenden Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod:

  • Raucherhaushalt und Rauchen während der Schwangerschaft

  • Baby schläft in Seiten- oder Bauchlage

  • Überhitzung des Babys im Schlaf (z.B. durch zu dicke Bettdecke oder Pucken)

  • Kissen, Bettdecke, Kuscheltiere etc. im Babybett, die die Atmung behindern können

  • Baby schläft im Elternbett oder auf einem Sessel/Sofa

5. Wie kann man den plötzlichen Kindstod verhindern?

Einen hundertprozentigen Schutz vor SIDS gibt es nicht. Das Risiko kann jedoch durch folgende Maßnahmen enorm gesenkt werden:

  • Rauchfrei: Vermeide es, während der Schwangerschaft zu rauchen und rauche möglichst nicht, wenn du ein Baby im Haushalt hast

  • Rückenlage: Leg dein Baby zum Schlafen immer auf den Rücken und achte darauf, dass es sich nicht herumdrehen kann, solange es noch nicht in der Lage ist, alleine wieder zurückzukommen

  • Schlafsack: Am besten schläft dein Baby in einem Schlafsack. Dieser sollte „passen“, sodass dein Baby nicht hineinrutschen oder sich verheddern kann

  • Hitze vermeiden: Packe dein Baby zum Schlafen nicht zu warm ein und stell das Bettchen nicht direkt neben die Heizung

  • Ideales Bettchen: Das Babybett sollte eine feste, ebene Matratze haben und KEINE Kissen, Decken, Nestchen, Felle, Kuscheltiere, Spielzeug usw. enthalten

  • Neben den Eltern: Lass dein Baby neben deinem Bett schlafen, jedoch in seinem eigenen Bettchen. Erst ab dem 3. Monat gilt das Schlafen im Elternbett als ungefährlich

  • Stillen: Gestillte Babys sterben seltener am plötzlichen Kindstod. Schon teilweises Stillen senkt das SIDS-Risiko

  • Schnuller: Auch der Schnuller kann das SIDS-Risiko senken. Verwende ihn jedoch erst, wenn sich das Stillen gut eingespielt hat

6. Gibt es Anzeichen für den plötzlichen Kindstod?

Gab es in deiner Familie bereits einen Fall von SIDS oder ALE (anscheinend lebensbedrohliches Ereignis), besteht ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Kindstod.

Auch wenn dein Baby unter Atemproblemen leidet, besonders tief und fest schläft, häufig erbricht oder im Schlaf blass bis bläulich anläuft, ist erhöhte Aufmerksamkeit ratsam.

7. Kann ich mein Baby wiederbeleben?

Wenn du den Atemstillstand deines Babys rechtzeitig bemerkst, kannst du es selbstverständlich versuchen wiederzubeleben. Am besten besuchst du vorab einen speziellen 1.-Hilfe-Kurs für Babys und Kleinkinder.

8. Wo finde ich Unterstützung?

Wenn du in ständiger Angst vor dem plötzlichen Kindstod lebst oder den Worst Case erlebt hast, solltest du dir unbedingt Hilfe suchen.

Unter https://www.geps.de/ findest du Kontaktdaten, z.B. zu Selbsthilfegruppen in deiner Nähe. Ansonsten kannst du dich jederzeit an deinen Arzt, deine Hebamme, deinen Therapeuten oder eine Eltern-Beratungsstelle wenden.