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Baby Wickeln nach Emmi Pikler: Respektvolle Pflege im Fokus

Du willst das Wickeln deines Babys zu einem stressfreien, positiven Moment für euch und euren Kleinen machen? 

Wenn du zu einem Elternteil wirst, steht dieses Thema auf der täglichen To-do-Liste, und manchmal kann es schon herausfordernd und frustrierend sein.

In diesem Artikel teile ich nicht nur Tipps, sondern auch Methoden, die das Wickeln bewältigen und zu einer möglichst entspannten Routine für dich und dein Kind machen.

Baby schreien lassen, Baby schreit auf der Decke und ist im Gesicht rot

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Wie wickelt man ein Baby: Die beste Methode für dein Kind

Babys wickeln Baby liegt auf der Wickeldecke und die Windel ist voll

Bevor wir uns tiefer in die Praxis des Wickelns stürzen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Frau hinter diesem besonderen Ansatz und was hinter der Methode steckt...

Emmi Pikler, eine wegweisende Expertin in der Kinderpflege, hat nicht nur die Art des Wickelns, sondern auch das Verständnis für die Bedürfnisse unserer Kleinsten geprägt.

Dieser bedürfnisorientierte Ansatz verleiht dem Wickeln nicht nur eine neue Bedeutung, sondern schafft einen liebevollen Raum zwischen dir und deinem Baby.

Schauen wir uns die Grundpfeiler dieser Methode genauer an:

Respekt

Das Baby wird nicht nur gewickelt, sondern mit echtem Respekt und Wertschätzung behandelt. Jeder Handgriff erfolgt mit Bedacht, es wird mit seinem Namen angesprochen und vor unangenehmen Berührungen geschützt.

Beteiligung

Das Wickeln wird zu einem gemeinsamen Ritual. Das Baby wird so weit wie möglich einbezogen – sei es bei der Wahl der Windeln oder der Kleidung. Es wird zu einem aktiven Teil des Prozesses.

Freiheit

Dem Baby wird Raum für Eigeninitiative und Bewegung gegeben. Es darf sich bewegen und seine eigenen Grenzen ausloten, ohne festgehalten oder gedrängt zu werden. Die Freiheit des Kindes steht im Mittelpunkt.

In der Praxis bedeutet dies nicht nur ein liebevoll vorbereitetes Umfeld, sondern auch eine einfühlsame Begrüßung, ein behutsames Ausziehen, sanftes Reinigen und ein achtsames Anziehen. 

Jeder Schritt erfolgt im Rhythmus des Babys, betont durch Kommunikation und Augenkontakt. Mit diesen grundlegenden Pfeilern wird das Wickeln zu mehr als nur einer alltäglichen Aufgabe. 

Mit Liebe, Respekt und dem Ermutigen der Individualität deines Kindes wirkst du einer gestörten Bindung zwischen euch entgegen und sicherst die gesunde Entwicklung des Urvertrauens.

PS: Wusstest du, dass in der StarkeKids Academy auch eine Community von Eltern auf dich wartet, mit denen du dich austauschen und solche Themen besprechen kannst?

Babys richtig wickeln – Anleitung und perfekte Ausstattung

Babys wickeln Mutter hat ihr Baby auf dem Schoss

Nachdem wir einen Blick auf die Grundprinzipien des Emmi Pikler Ansatzes geworfen haben, stehst du vielleicht vor der Frage: Wie setze ich das in der realen Welt um? 

Lass uns gemeinsam die praktische Seite des Wickelns nach dieser liebevollen Methode erkunden und herausfinden, was für Utensilien zum Wickeln braucht.

Die perfekte Wickeltisch-Ausstattung

  • Ein Wickeltisch, der dem Alter und der Größe deines Babys entspricht
  • Eine bequeme Unterlage für das Wohlgefühl deines Kleinen
  • Windeln in jetziger Größe (präventiv auch bereits die nächste Größe)
  • Feuchttücher / Waschlappen zum Säubern
  • Wundschutzcreme für zusätzlichen Schutz der zarten Haut
  • Wechselkleidung für dein Baby, für alle Fälle
  • Einen Behälter für benutzte Windel

Zusätzliche Tipps

  • Wenn du die Oberfläche des Wickeltisches nicht regelmäßig sauber machen willst, kannst du vorher auch ein extra Tuch ausbreiten.
  • Feuchttücher sind praktisch, aber nicht ganz umweltfreundlich und meist kalt für die Haut. Es gibt recyclebare Feuchttücher, aber das Wickeln klappt auch ohne Feuchttücher - ein Waschlappen und warmes Wasser erfüllen den Zweck auch.
  • Wenn du eine kleine Wärmelampe hast, kannst du sie anmachen, bevor du alles andere tust. So hat es dein Baby angenehm warm, auch ohne Kleidung.

Wenn dein Baby gestillt wird, ist es wahrscheinlich, dass es häufiger uriniert als wenn es mit der Flasche gefüttert wird. Dies liegt daran, dass Muttermilch leichter verdaut wird als Milchpulver. Im Durchschnitt aber brauchen Neugeborene 8-10 Windeln pro Tag. Das bedeutet, dass dein Baby im ersten Jahr

zwischen 3000 und 3650 Windel benötigen wird.

Wann und wie oft du die Windeln wechseln und dein neugeborenes Baby wickeln musst, ist einfach, immer dann, wenn sie voll ist. Schauen wir uns jetzt das Wie an.

Schritt-für-Schritt-Anleitung nach Emmi Pikler

Baby wickeln Baby liegt auf der Wickelkommode

Vorbereitung des Wickelplatzes

  • Schaffe eine ruhige und einladende Atmosphäre, indem du vielleicht eine leise Melodie spielst oder eine sanfte Beleuchtung verwendest.
  • Stelle sicher, dass alle notwendigen Materialien griffbereit sind, um unnötige Unterbrechungen zu vermeiden. Wenn du Feuchttücher benutzt, zupfe direkt ein paar raus, noch bevor du mit dem Wickeln anfängst.

Ankommen des Babys

  • Begrüße das Baby liebevoll mit seinem Namen und lass es erstmal auf dem Wickeltisch ankommen und die Umgebung erkunden.
  • Erkläre ruhig und mit sanfter Stimme, was jetzt gleich passieren wird. Dabei geht es in der ersten Zeit nicht so sehr darum, was du sagst, sondern wie du es sagst.
  • Biete dem Baby deine Hand an und berücksichtige seine Bedürfnisse. Du kannst es streicheln oder einfach nur lächeln und Augenkontakt suchen, je nachdem wie das Kind auf die Situation reagiert. Du kannst auch eine Babymassage ausprobieren, damit dein Kind sich in der Situation wohlfühlt und eine positive Verbindung zum Wickeln aufbaut.
  • Behalte immer eine Hand am Baby, um es vor Stürzen zu schützen. 

Beteiligung des Babys

  • Ermutige dein Baby zur aktiven Beteiligung. Beispielsweise kann schon ein Baby den Po leicht anheben oder beim An- und Ausziehen im Rhythmus strampeln sowie du die Beine hältst.  Wenn es älter wird, kann es bei der Auswahl von Windeln oder der Kleidung mithelfen. So vermittelst du ein Gefühl von Selbstbestimmung und Mithilfe. 
  • Lass dein Baby spüren, dass es ein Teil des Prozesses ist, und erkenne seine Handlungen und Reaktionen an. Vermeide innerlichen Stress und reagiere entspannt, wenn dein Kind gerade unentspannt ist.

Ausziehen und Reinigen

  • Ziehe das Baby langsam aus, immer im Rhythmus des Kindes, um ein Gefühl von Kontrolle zu vermitteln. Wenn es noch unruhig ist, kannst du zwischen den Kleidungsstücken immer etwas warten oder ein bisschen “Quatsch machen”.
  • Wenn du die Windel öffnest, kannst du die vordere Innenseite der Windel direkt dafür nutzen, den bestehenden Schmutz abzuwischen.
  • Vermeide die Beine deines Babys zu sehr nach oben zu ziehen, weil das die Gelenke, Wirbelsäule und den Nacken unnötig belasten kann. Wenn du mit rechts abwischst, kannst du mit deiner linken Hand den von dir aus rechten Oberschenkel des Babys greifen, während das andere Bein auf deinem Unterarm liegt.
  • Reinige das Baby sanft und gründlich, dabei auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Dabei immer von vorne nach hinten wischen, Schrubben vermeiden und Falten nicht vergessen. Nach einem Stuhlgang muss bei Mädchen auch der Bereich zwischen den Vulvalippen geprüft und falls nötig gesäubert werden. Dazu kannst du vorsichtig die äußeren Lippen etwas spreizen und den Bereich dann vorsichtig abwischen. Bei Jungs musst du darauf achten, dass sowohl zwischen dem Penis und dem Hodensack alles sauber ist, als auch unter dem Hodensack.
  • Das Windeln-Wechseln bei großen und älteren Kindern wird meist etwas einfacher und angenehmer, weil unsere Kleinen bereits besser mitspielen.

Wickeln und Danach

  • Windel richtig anziehen: Eine Windel sollte so sitzen, dass sie nicht zu locker ist, aber auch nicht zu eng - 2 Finger sollten zwischen Windel und Babybauch passen. Die Windel sollte den Po und die Genitalien des Babys vollständig bedecken, aber auch nicht zu groß sein.
  • Ziehe dein Baby behutsam an, wobei du ihm Raum für Bewegung gibst. Wenn es überdreht oder unruhig ist, kannst du dir auch hier wieder etwas Zeit lassen.
  • Beende das Wickeln mit einer liebevollen Geste wie einer Umarmung oder einem Lächeln, um die Verbundenheit zu stärken und deinem Baby ein gutes Gefühl zu geben.
  • Bring dein Kind am besten in seine vorherige Situation, oder aber in eine neue Umgebung, wenn dein Baby dir das signalisiert. So zeigst du nicht nur, dass du die Bedürfnisse respektierst, sondern du stärkst auch das Vertrauen und die Autonomie deines Kindes

"Das Wickeln ist ein wichtiger Teil der Körperpflege des Kindes. Es sollte aber

auch ein angenehmes Erlebnis für das Baby sein." 

- Emmi Pikler -

Dein liebevoller, ruhiger und einfühlsamer Umgang mit deinem Kind, macht das Wickeln zu einem besonderen Moment der Nähe und Verbundenheit.

Baby wickeln mit Leichtigkeit: Häufige Fragen und Tipps

Du kennst bereits die Basics des Wickelns und weißt genau, was für das Wohlbefinden deines Kindes am besten ist. Hier sind noch einige Fragen und herausfordernde Situationen und Tipps, wie du mit ihnen umgehen kannst.

1. Was kann ich tun, wenn mein Baby sich nicht dreht?

In den ersten Monaten ist es normal, wenn Babys sich noch nicht von alleine drehen. Falls es Unwohlsein zeigt oder sich einfach nicht dreht, sei geduldig und übernehme die notwendige Bewegung.

Vermeide starken Druck, wenn es nicht klappt. Du kannst Spielzeuge so hinlegen, dass dein Baby sich strecken und drehen müsste, um es zu erreichen. Aber immer in Ruhe und im Einklang mit dem Wohlbefinden deines Babys.

2. Welche Windel sind für Neugeborene geeignet?

Für Neugeborene eignen sich am besten spezielle Windeln in passender Größe, die sanft zur empfindlichen Haut sind. Achte auf Qualität und Hautverträglichkeit und das auf der Packung ausgewiesene Alter.

3. Muss ich mein Baby auch nachts wickeln?

Ja, es ist wichtig, das Baby auch nachts zu wickeln, um Hautreizungen und Infektionen zu vermeiden. Bei Co-Sleeping erleichtert die Nähe das nächtliche Wickeln und stärkt gleichzeitig die Eltern-Kind-Bindung.

4. Was bedeutet “Baby breit wickeln”?

Babys breit zu wickeln ist eine Wickelmethode, bei der die Windel so angelegt wird, dass die Beine des Babys in einer natürlich breiten Haltung gehalten werden. Dies ist wichtig für die Entwicklung der Hüfte des Babys, da es die natürliche Anhock-Spreiz-Haltung unterstützt.

5. Mein Baby schreit beim Wickeln, wie soll ich reagieren?

Falls dein kleines Schreibaby beim Wickeln weint, sei einfühlsam. Sprich beruhigend, erkläre Schritt für Schritt, und schaffe eine angenehme Umgebung. Überlege, ob es möglicherweise Schmerzen hat oder sich unwohl fühlt.

6. Die Windel läuft am Rücken aus, was soll ich tun?

Hier kann der Prozess natürlich angepasst werden. Am einfachsten ist, wenn du dein Baby samt nötigen Material direkt in die Dusche oder Wanne bringst. Auch wenn die Ausgangssituation etwas anders ist, solltest du dennoch deine Ruhe und deinen liebevollen Umgang beibehalten.

Achte beim nächsten Wickeln darauf, die Windel richtig anzulegen, damit sie gut sitzt und nicht auslaufen kann. Überprüfe die Größe und Position, um das Auslaufen zu vermeiden.

7. Was wenn es schnell gehen muss oder ich unterwegs bin?

Auch in eiligen Situationen oder unterwegs solltest du an Emmi Pikler und dein Kind denken. Sprich beruhigend mit deinem Baby und achte darauf, auch in der Eile seine Bedürfnisse zu respektieren und nicht zu viel Stress zu provozieren. Packe eine gut ausgestattete Wickeltasche für unterwegs und nutze Wickelräume, wenn verfügbar. Wenn nicht, kannst du dir auch mit einer Parkbank helfen.

Abschließende Worte

Das Wickeln ist mehr als nur eine Pflicht – es ist eine Gelegenheit zur Innigkeit und Fürsorge

Indem du Emmi Piklers einfühlsamen Ansatz in deine Wickelrituale einbeziehst, schaffst du nicht nur liebevolle Momente für dein Baby, sondern stärkst auch die Bindung zwischen euch. 

Ganz gleich, welche Fragen oder Herausforderungen auftauchen, erinnere dich daran, dass du die besten Entscheidungen für dein Kind triffst. 

Versuche die Wickelzeit immer als ein liebevolles Ritual für euch beide zu sehen, das unvergessliche Erinnerungen schafft.