Kinderschutz-Rap: Meine Gefühle sind richtig und wichtig

Die Entstehung des Kinderschutz-Raps

Viele Kinder sehen sich leider mit Situationen konfrontiert, in denen ihre Gefühle nicht respektiert werden oder in denen sie sich unsicher fühlen. Beim Spielen mit anderen Kindern, im Umgang mit anderen Erwachsenen, aber auch zu Hause.

Dabei kann es sich lediglich um unangemessene Kommentare oder einen Streit handeln, aber manchmal leider auch um unangenehme Berührungen oder Gewalt. 

Der Umgang mit solchen Situationen ist gerade für Kinder super schwierig und erfordert Unterstützung und Anleitung der Eltern. 

Zum Glück gibt es Menschen wie Sonja Blattmann, die sich unermüdlich für das Wohl unserer Kleinsten und ihre gesunde emotionale Entwicklung einsetzen.

Als erfahrene Expertin für Kindeswohl und Gewaltprävention weiß sie, welche Hindernisse Kinder manchmal bewältigen müssen. Diese Erkenntnis hat sie dazu angespornt, Lösungen zu finden, um Kinder zu unterstützen und zu stärken.

Im Jahr 2006 veröffentlichte sie dafür einen einzigartigen Song, der nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Tanzen einlädt. Der Song vermittelt kraftvolle Botschaften für Kinder, aber auch für Eltern.

In den letzten Jahren hat der Song dank der Verbreitung von Videos auf Plattformen wie TikTok, YouTube und Instagram erneut an Popularität gewonnen. Durch die Viralität dieser Plattformen hat der Song eine neue Generation von Kindern erreicht und die Botschaft der Kindersicherheit weiter verbreitet.

Lass uns jetzt etwas tiefer eintauchen und uns dieses Lied genauer anschauen.

Die 5 kraftvollen Botschaften des Kinderschutz-Raps

Der Song 'Meine Gefühle sind richtig und wichtig' ist nicht nur ein Lied, sondern auch ein kraftvolles Werkzeug, um Kinder vor Gewalt und sexuellen Übergriffen zu schützen und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.

Lass uns den Kinderschutz-Rap einmal genauer anschauen.

Hier der Text dieses Liedes mit Erklärung der einzelnen Botschaften:

Botschaft 1: Gefühle sind wichtig und richtig

Es ist wichtig, dass wir auf unsere Gefühle achten und ihnen vertrauen. Deine Gefühle sind wie deine innere Stimme, die dir sagt, wie du dich fühlst. Es ist okay, diese Gefühle zu haben, egal ob dein Kind glücklich, traurig, wütend oder ängstlich ist - sie haben einen Grund.

Botschaft 2: Grenzen setzen zum Schutz

Solange wir uns in Situationen wohl fühlen und unsere Gefühle positiv sind, ist alles gut. Aber wenn wir uns unwohl fühlen oder unsere Gefühle verletzt werden, ist es entscheidend, Grenzen zu setzen und uns selbst zu schützen.

Es ist normal, dass nicht alle Menschen unsere Grenzen respektieren, weil sie sie vielleicht nicht verstehen oder weil sie ihre eigenen Interessen über unsere stellen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass dein Kind lernt, seine Grenzen klar zu kommunizieren und darauf zu bestehen, dass sie respektiert werden. 

Wichtig: Grenzen zu setzen bedeutet nicht, unhöflich oder unfreundlich zu sein, sondern sich selbst zu achten und für sich selbst einzustehen. 

Tipps dazu gleich. Der gesamte nächste Abschnitt ist dem Grenzen-Setzen gewidmet.

Botschaft 3: Offen über “Geheimnisse” sprechen

Nicht jedes Geheimnis sollte geheim bleiben. Dein Kind muss verstehen, dass es in Ordnung und sogar wichtig ist, über bestimmte Dinge zu sprechen. Vor allem wenn es sich unwohl fühlt oder seine Grenzen verletzt oder ignoriert wurden.

Lass dein Kind wissen, dass es sich jederzeit an dich oder eine andere vertrauenswürdige Person wenden kann, um darüber zu sprechen. Je offener euer Verhältnis ist und je mehr Vertrauen dein Kind in dich hat, desto eher öffnet es sich und erzählt dir auch von solchen Situationen. Selbst wenn man dein Kind darum gebeten hat, das als Geheimnis zu behalten.

Wenn es sich schlecht anfühlt und Grenzen verletzt, ist es ein schlechtes Geheimnis!

Botschaft 4: Du kannst helfen und Hilfe suchen

Wenn dein Kind sich unwohl fühlt oder in einer Situation ist, die es nicht mag, kann und darf es Hilfe holen. Sag deinem Kind, dass es stark sein kann, indem es laut und deutlich sagt, dass es etwas nicht möchte. Ein einfaches und lautes "Nein, ich will das nicht!" oder "Bitte lass mich in Ruhe!" kann helfen, dass andere Menschen auf die Situation aufmerksam werden und deinem Kind helfen können.

Gleichzeitig ist es genauso wichtig, anderen zu helfen, wenn dein Kind merkt, dass sie Unterstützung brauchen. Dein Kind muss sich dabei nicht zwangsläufig direkt einmischen, wenn es sich dabei unwohl fühlt oder sich nicht traut. Es kann dem anderen Kind sagen, dass es da ist, wenn es Unterstützung braucht. Alternativ kann dein Kind sich auch an erwachsene Vertrauenspersonen wenden und um Hilfe bitten.

Botschaft 5: Mein Körper gehört mir

Dieser Teil schließt den Kinderschutz-Rap ab und bildet gleichzeitig das “Fundament” dieses Songs. Es betont die Bedeutung von Selbstbestimmung und Autonomie und verbindet alle anderen Botschaften miteinander: 

Jedes Kind hat das Recht, über seinen eigenen Körper zu bestimmen und zu entscheiden, wer ihn berühren darf und wie. Als Elternteil ist es deine Aufgabe, dass dein Kind das versteht.

Es ist wichtig, achtsam zu sein und die Signale unserer Kinder zu erkennen. Wenn dein Kind plötzlich leiser wird, sich zurückzieht, ängstlicher wirkt oder Verhaltensänderungen zeigt, solltest du genau hinschauen und darauf eingehen. Manchmal sind Kinder noch zu jung, um ihre Gefühle in Worte zu fassen, aber sie können uns dennoch auf Probleme hinweisen. 

Wenn du deinem Kind hilfst, seine Gefühle zu verstehen und auszudrücken, kann es gesunde Beziehungen aufbauen und lernt, sich zu schützen. Die Botschaften des Kinderschutz-Raps bieten dir dabei wertvolle Anregungen, um dein Kind auf seinem Weg zu begleiten und zu stärken.

Sonja Blattmann hat für diesen Song auch einfache Bewegungen vorgesehen, die die einzelnen Botschaften unterstreichen. 

Hier kannst du dir den Songtext samt kurzer Anleitungen herunterladen:

Grenzen setzen: 5 Wege, um dein Kind stark zu machen

Du bist bereits vertraut mit den Botschaften des Liedes und ihrer Wichtigkeit für den Schutz von Kindern. Wenn wir den Song jedoch auf sein Kernstück reduzieren, kommt es vor allem auf eines an: Grenzen. 

Sie sind der Schlüssel, damit dein Kind gefährliche Situationen erkennt und sich selbst davor schützt.

Aber wie lernt dein Kind das? 

1. Sei ein Vorbild

Als Elternteil ist es wichtig, dass du selbst den Umgang mit Grenzen vorlebst. Indem du deine eigenen Grenzen respektierst und klar kommunizierst, zeigst du deinem Kind, wie es das auch tun kann. Frage zum Beispiel nach Erlaubnis, bevor du dein Kind berührst oder seine Sachen nimmst. Wenn du versehentlich die Grenzen deines Kindes überschreitest, entschuldige dich ehrlich und zeige ihm, dass Fehler normal sind und man aus ihnen lernen kann.

2. Schaffe eine Atmosphäre der Offenheit

Mach das Gespräch über Gefühle zu einem festen Bestandteil eures Tagesablaufs, damit es zur Routine wird. Frag dein Kind jeden Abend, was am Tag gut oder schlecht war, was es traurig oder glücklich gemacht hat und warum. Teile auch deine eigenen Gefühle und Erlebnisse mit deinem Kind. So lernt es, offen über seine Gefühle zu sprechen und sie zu reflektieren. Das hilft ihm dabei, sich selbst besser zu verstehen und zu schützen.

3. Stärke das Selbstbewusstsein deines Kindes

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist entscheidend für Kinder, um ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu verteidigen. Bring deinem Kind Wertschätzung für seine Persönlichkeit, Fähigkeiten und Anstrengungen entgegen. Konzentriere dich darauf, die Stärken deines Kindes zu betonen, während du ihm gleichzeitig auch hilfst, seine Schwächen zu erkennen. Dieses Selbstbewusstsein gibt deinem Kind den nötigen Mut, für sich selbst einzustehen.

4. Übe das Setzen von Grenzen

Das Setzen von Grenzen ist eine Fähigkeit, die dein Kind üben kann und sollte. Spiele Rollenspiele mit deinem Kind, um verschiedene Situationen zu simulieren, in denen es "Nein" sagen muss. Stelle ihm Fragen wie "Was würdest du in dieser Situation tun?" und "Wie würdest du deine Grenzen mitteilen?". Gebe deinem Kind konstruktives Feedback, um seine Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und es auf den Umgang mit echten Situationen vorzubereiten.

Es fällt dir schwer, solche Geschichten oder Situationen zu simulieren? Dann kannst du dir auch Kinderbücher zum Thema Freundschaft, Beziehungen, Respekt oder eben Grenzen-Setzen zu Hilfe nehmen und diese Fragen im Anschluss stellen.

5. Sei geduldig

Bleibe ruhig und habe Geduld. Das Setzen von Grenzen ist ein Prozess, der Zeit und Übung erfordert. Dein Kind braucht Zeit, um zu lernen, seine Grenzen zu verstehen und sie klar kommunizieren zu können. Deine Geduld ermöglicht es deinem Kind, sich sicher zu fühlen und Vertrauen in sich selbst zu entwickeln. Du gibst deinem Kind den Raum, sich frei auszudrücken und seine eigenen Grenzen zu erkunden, ohne sich unter Druck gesetzt zu fühlen oder Angst vor Fehlern zu haben. 

Abschluss: Meine Gefühle sind richtig und wichtig

Der Kinderschutz-Rap ist ein wertvolles Werkzeug, um Kinder spielerisch über ihre Rechte und den Schutz ihres Körpers aufzuklären. 

Trotz aller Bemühungen kann es jedoch Situationen geben, in denen dein Kind allein nicht weiterkommt. Denn nur weil es Grenzen setzt, heißt es natürlich nicht, dass diese auch respektiert werden.

Wenn du Verhaltensänderungen bei deinem Kind bemerkst und befürchtest, dass seine Grenzen überschritten wurden, zögere nicht und suche dir Hilfe. Sei es bei Vertrauenspersonen, Lehrern, Beratungsstellen oder den entsprechenden Behörden. 

Gemeinsam können wir dazu beitragen, eine sichere Umgebung für unsere Kinder zu schaffen und sie dabei zu unterstützen, selbstbewusst und geschützt aufzuwachsen.