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Wutanfälle beim Kind schimpffrei begleiten (Anleitung & Tipps)

Dein Kind bekommt ständig Wutanfälle

Schreit wie am Spieß und trommelt mit den Fäusten auf den Boden? 

Vielleicht sogar öffentlich - im Bus, Kindergarten oder Supermarkt? Und alle gucken, wer da sein Kind “nicht im Griff” hat? 

Du willst einfach nur, dass es aufhört...

Lange Zeit ging es mir mit meinen Kindern genauso wie dir. Wutanfälle gehörten zum Alltag wie Zähneputzen. Bis ich die 3 grundlegenden Schritte erkannt habe, mit der wir Eltern jeden Wutanfall erfolgreich entschärfen können, ohne zu schimpfen: Die Wut-weg-Ampel.

Klingt utopisch? Tja, es kommt sogar noch besser...

Im Artikel verrate ich dir nicht nur, wie du mit der Wut-weg-Ampel jeden Wutanfall bändigst. Ich gebe dir noch dazu 4 Strategien an die Hand, mit denen du Wutausbrüche bei Kindern von vornherein vermeiden kannst. 

Lies weiter - es lohnt sich...

Kind hat einen Wutanfall

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Warum bekommen Kinder Wutanfälle? Die 5 häufigsten Ursachen

Gleich zum Start 2 gute Nachrichten, die dich beruhigen werden: 

  • Wutanfälle bei Kindern sind normal. Vor allem während der Autonomiephase (ca. 2 - 5 Jahre) treten sie regelmäßig auf. Sogar mehrere Wutanfälle am Tag. Diese Phase wird auch "Trotzphase" genannt. 
  • Solche Phasen gehen vorbei. Denn Wutanfälle treten letztendlich immer aus dem gleichen Grund auf: Dein Kind hat ein Problem, das Gefühle hervorruft, die es noch nicht regulieren kann. Das muss es erst lernen. Wutanfälle sind also Teil des Entwicklungsprozesses. Ab dem Alter von 5 Jahren werden Wutausbrüche bei Kindern normalerweise viel seltener.

Nun fragst du dich sicher: Aber welches Problem ist der Auslöser des Wutanfalls? Die 5 häufigsten Ursachen, die etwa 80% aller Wutanfälle bei Kindern ausmachen, sind:

  • Hunger
  • Müdigkeit
  • Überforderung
  • Zu wenig Aufmerksamkeit
  • Zu wenig Selbstbestimmung

Ursachen 1 bis 3 sind banal - selbst als Erwachsene können wir bei Hunger, Müdigkeit oder Überforderung ganz schön ungemütlich werden...oder?

Die letzten beiden Gründe kannst so vorstellen: Dein Kind läuft mit zwei Eimern durch das Leben, einer heißt “Aufmerksamkeit” und der andere heißt “Selbstbestimmung”. Sind beide Eimer voll, ist dein Kind glücklich. Wenn nicht, fordert es den Mangel lautstark ein (= Wutanfall).

Kind hat Grundbedürfnisse

Denn Aufmerksamkeit ist für dein Kind quasi überlebenswichtig. Vergessen zu werden, würde sein Leben bedrohen. Der Trieb nach Selbstbestimmung und Autonomie ist entscheidend für die Entwicklung von Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl deines Kindes.

Vermeidest du diese 5 Ursachen, nimmst du Wutanfällen den Nährboden.


Welche Strategien zur Vermeidung von Wutanfällen du anwenden kannst, erkläre ich dir später (hier). Zuerst schauen wir uns aber an, wie du im Akutfall richtig reagierst, um dein Kind zu beruhigen. Dabei ist die Ursache des Wutausbruchs zweitrangig.

Wie helfe ich meinem Kind aus einem Wutanfall? Die Wut-weg-Ampel

Keine lange Vorrede, wir starten gleich mit der Wut-weg-Ampel. Die Wut-weg-Ampel hilft dir, Wutanfälle deines Kindes richtig zu begleiten. 

Die Wut-weg-Ampel besteht aus 3 einfachen Schritten: 

Die Wut-Weg-Ampel

Hol dir gleich hier die Wut-weg-Ampel als Erste Hilfe zum Ausdrucken:

Lass mich dir kurz erklären, was die Schritte konkret bedeuten: 

Schritt 1: Ruhe

Dich selbst zu beruhigen ist das erste und absolut Wichtigste, was du machen kannst, wenn dein Kind einen Wutausbruch hat. Nur so schaffst du es, die Situation schimpffrei unter Kontrolle zu bekommen und dein Kind repespektvoll zu erziehen - ohne Schimpfen. So wie im Flugzeug: Erst dir selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen. Dann deinem Kind helfen. 

Wenn du hingegen wütend auf dein Kind wirst und schimpfst, erzeugst du in ihm nur noch mehr Widerstand, Trotz, Frust und Wut.


Um deine eigenen hochkochenden Gefühle im Zaum zu halten, habe ich hier 4 wirksame Tipps für dich: 

1. Benenne deine Gefühle:

Oft hilft es, die eigenen Gefühle laut auszusprechen, um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen:

“Ich ärgere mich, weil ich jetzt zu spät zur Arbeit komme...”

2. Nimm die Situation an:

Dein Kind ist wütend, und das ist nun einmal so. Daran kannst du nichts ändern - aber das Beste daraus machen. Denn ein Wutausbruch hat aus Sicht deines Kindes IMMER einen berechtigten Grund, auch wenn es für uns Eltern oft nicht danach aussieht. Sage dir deshalb in Gedanken oder laut: 

“Es ist, wie es ist. Es ist ok, das mein Kind wütend ist, denn es muss noch lernen, seine Gefühle selbst zu regulieren. Mein Kind braucht mich jetzt.”

3. Atme in den Bauch:

Atme in den Bauch: Tiefe Bauchatmung hilft, zu entspannen. Achte darauf, länger aus- als einzuatmen. Damit signalisiert du deinem Körper “Ich bin entspannt”. Die Entspannung überträgt sich dann auch auf deinen Geist. 

4. Blende die Umwelt aus:

Stell dir vor, eine schützende Kuppel aus goldenem Licht umgibt nur dich und dein Kind. Alle anderen außerhalb der Kuppel können euch weder sehen noch hören. Blöde Kommentare und vielsagende Blicke kommen nicht an dich ran. 

Mama beruhigt sich

Schritt 2: Gefühlsbegleitung

Sobald du dich selbst beruhigt hast, kannst du dich deinem Nachwuchs widmen. Sei zu 100% für dein Kind da. Folgende Methoden helfen dir dabei, dein Kind durch seine Wut zu coachen: 

1. Auf Augenhöhe:

Begib dich auf Augenhöhe mit deinem Kind. So machst du dich präsenter und kannst besser zu ihm durchdringen. Nimm Augen- und Körperkontakt auf. Halte dein Kind liebevoll im Arm, wenn es das zulässt. 

Tipp: Ältere Kinder brauchen möglicherweise eher Abstand als Nähe. Gib ihnen in diesem Fall die Zeit, ihre Gefühle selbst in den Griff zu bekommen. Aber lass sie dennoch wissen, dass du da bist (siehe Punkt 2). Frage nach einiger Zeit nach oder klopfe vorsichtig an die Zimmertür.

2. Zeige Verständnis:

Vermittle deinem Kind durch Worte, das seine Wut okay ist und du für es da bist, zum Beispiel so: 

  • “Es ist okay, dass du wütend  bist. Ich bin für dich da.”
  • “Alles wird gut. Ich bleibe bei dir, bis die Wut vorbei ist.”
  • “Ich verstehe, dass du wütend bist. Ich helf’ dir beim Weinen.”

Wiederhole diese Sätze so oft, bis sie dein Kind erreichen. Bemühe dich um einen ruhigen, liebevollen Tonfall. Kontraproduktiv hingegen sind Aussagen wie:

  • “Es ist doch gar nichts passiert, du brauchst nicht wütend zu sein.” 

Denn dadurch vermittelst du deinem Kind, dass seine Gefühle falsch und unerwünscht sind. 

3. Benenne Gefühle:

Versuche, dich in die Gefühle deines Kindes hineinzuversetzen. Warum ist dein Kind wütend? Warum hört dein Kind nicht auf dich? Rede mit deinem Kind darüber, zum Beispiel so: 

  • “Du bist bestimmt wütend, weil du die Hose nicht selbst anziehen durftest. Ich weiß, du kannst das ja eigentlich schon.”
  • “Du bist wütend, weil du noch länger auf dem Spielplatz bleiben möchtest.”
  • “Ich sehe, du wolltest mit dem roten Stift malen, aber den hat schon das andere Kind. Das muss dich sehr wütend machen.”

Es spielt zunächst keine Rolle, ob du sofort das “richtige” Gefühl benennst.  


Probiere ein bisschen aus. Sobald du das richtige Gefühl triffst, fühlt sich dein Kind sofort verstanden und angenommen. In diesem Moment wirst du für dein Kind zum sicheren Hafen und Verbündeten.

4. Setze klare Grenzen:

Begleite dein Kind liebevoll, aber bleibe gleichzeitig konsequent bei deinen Grenzen. Nur so lernt dein Kind, mit negativen Gefühlen umzugehen: 

  • “Ich weiß, dass du diese Kekse liebst. Gleichzeitig bleibt es dabei - ich möchte, dass du nichts mehr nascht, weil es gleich Abendessen gibt.”

Schritt 3: Gefahrlose Alternative

Extreme Wutanfälle bei Kleinkindern oder Schulkindern können riesige Mengen an Energie mobilisieren. Vor allem bei (hoch-)sensiblen Kindern kann ein Wutanfall sehr heftig sein. Da kann es schon mal gefährlich werden, wenn das Kind schlägt und beißt und Dinge kaputt machen will. Die Wut muss aber unbedingt ausgelebt und darf nicht unterdrückt werden. Sonst kommt der Tobsuchtsanfall beim nächsten Mal nur umso heftiger zurück...

Die Lösung lautet: ein Ventil für die Wut zu finden, bei dem dein Kind weder sich selbst noch andere gefährdet. Hier ein paar Ideen, um die Wut zu kanalisieren und abzubauen: 

  • Brüllen wie ein Löwe
  • Schnell rennen wie ein Gepard
  • In ein Kissen oder Boxsack boxen
  • Hüpfen und springen
  • Eine Zeitung klitzeklein zerreißen
  • In einen Wut-Eimer schreien
  • Schimpfwörter erfinden und herausschreien

Am besten, du machst gleich mit! Denn die Bewegung löst angestaute Energie nicht nur bei Kindern, sondern auch in uns Eltern.


3 Alltagsbeispiele zur Anwendung der Wut-weg-Ampel

Puh, das war jetzt eine Menge Input. Du fragst dich, wie du dir die Tipps gegen Wut bei Kindern merken und auch noch unter Stress anwenden sollst? 

Keine Sorge, es ist gar nicht so schwer. Anhand der folgenden 3 Alltagsbeispiele kannst du dir den Ablauf der Wut-weg-Ampel nochmal gut einprägen. 

Am besten lädst du dir auch gleich unsere PDF-Checkliste zur Wut-weg-Ampel herunter und hängst sie griffbereit an den Kühlschrank: 

Hier nun die 3 Beispiele:

Wutanfälle bei Babys (0 - 2 Jahre): Das Baby bekommt einen Schreikrampf und läuft rot an

Baby bekommt Schreikrampf

 So wendest du die Wut-weg-Ampel bei deinem Baby an: 

1. Ruhe:

  • Wenn möglich, trete ein paar Schritte von deinem Baby weg oder gehe für einige Sekunden ins Nachbarzimmer. Schließ die Augen und atme 3 mal tief in den Bauch ein und wieder aus.
  • Sprich zu dir selbst: “Es ist, wie es ist. Es ist ok, das mein Kind wütend ist, denn es muss noch lernen, seine Gefühle selbst zu regulieren. Mein Kind braucht mich jetzt.”
  • Wenn du ruhiger bist, geh zurück zu deinem Baby. 

2. Gefühlsbegleitung:

  • Nimm dein Baby in den Arm. 
  • Wiederhole mit ruhiger Stimme die Worte: “Es ist okay, dass du wütend bist. Ich bin für dich da. Du bist bestimmt wütend, weil du soo müde bist. Ich helf dir beim Weinen.”
  • Weil Babys den Inhalt der Worte noch kaum verstehen, ist vor allem der Tonfall entscheidend.

3. Gefahrlose Alternative:

  • Können in diesem Alter nur begrenzt angewendet werden. Fokussiere dich darauf, für dein Kind da zu sein. 

Wutanfälle bei Kleinkindern (3 - 5 Jahre): Dein Kind wirft sich vor dem Kindergarten auf den Boden, weil es nicht dort bleiben will  

Kind wirft sich auf Boden

Auf offener Straße sind Wutanfälle besonders heikel. Mit der Wut-weg-Ampel bekommst sie schnell wieder in den Griff: 

1. Ruhe:

  • Sprich zu dir selbst: “Ich ärgere mich, weil ich jetzt zu spät zur Arbeit komme. Aber es ist, wie es ist. Es ist ok, das mein Kind wütend ist, denn es muss noch lernen, seine Gefühle selbst zu regulieren. Mein Kind braucht mich jetzt.”
  • Atme 3 Mal tief in den Bauch ein und wieder aus.
  • Stell dir vor, eine schützende Kuppel aus goldenem Licht umgibt nur dich und dein Kind. Alle anderen außerhalb euer Kuppel können euch weder sehen noch hören.

2. Gefühlsbegleitung:

  • Begib dich auf Augenhöhe.
  • Zeige Verständnis: “Alles wird gut. Ich bleibe bei dir, bis die Wut vorbei ist.”
  • Benenne Gefühle: “Ich sehe, du willst nicht in den Kindergarten willst. Du willst, dass ich bei dir bleibe.”
  • Setze klare Grenzen: “Gleichzeitig bleibt es dabei - du musst in den Kindergarten gehen, weil ich zur Arbeit muss.”

3. Gefahrlose Alternative:

  • Finde ein Wut-Ventil, dass in der Öffentlichkeit umsetzbar ist: Leite dein Kind an, schnell wie ein Gepard zu rennen oder laut wie ein Löwe zu brüllen. Mit deiner offenen Hand kannst du auch einen Boxsack symbolisieren, indem dein Kind mit der Faust in deine Handflächen boxt. So kann dein Kind seinen Frust und Trotz schnell abbauen. 

Wutanfälle bei Schulkindern (6 - 10 Jahre): Dein Kind will länger fernsehen

Kind will länger fernsehen

Wutanfälle treten auch bei Kindern im Grundschulalter auf. Egal, ob dein Kind keine Hausaufgaben machen oder länger fernsehen will - auch hier wirkt die Wut-weg-Ampel Wunder: 

1. Ruhe:

  • Wenn möglich, trete ein paar Schritte von deinem Kind weg, oder gehe für einige Sekunden ins Nachbarzimmer. Schließ die Augen und atme 3 mal tief in den Bauch ein und wieder aus.
  • Sprich zu dir selbst: “Ich ärgere mich, weil mein Kind wieder einen Aufstand macht, obwohl es weiß, dass es nur eine Stunde fernsehen darf. Aber es ist, wie es ist. Es ist ok, das mein Kind wütend ist, denn es muss noch lernen, seine Gefühle selbst zu regulieren. Mein Kind braucht mich jetzt.”
  • Atme 3 Mal tief in den Bauch ein und wieder aus.

2. Gefühlsbegleitung:

  • Begib dich auf Augenhöhe zu deinem Kind
  • Zeige Verständnis: “Ich verstehe, dass du wütend bist. Ich helf’ dir zu weinen.”
  • Benenne Gefühle: “Ich weiß, dass du fernsehen liebst und noch weiterschauen möchtest.”
  • Setze klare Grenzen: “Gleichzeitig bleibt es dabei - ich möchte nicht, dass du so viel Fernsehen schaust.”

3. Gefahrlose Alternative:

  • Finde ein Wut-Ventil: Leite dein Kind an, in ein Kissen zu boxen, biete ihm eine Zeitung zum zerreißen an, etc. 

So. Jetzt weißt du, wie du die Wut-weg-Ampel anwenden kannst, um Wutanfälle deines Kindes zu entschärfen. Schauen wir uns nun an, welche Gründe am häufigsten Wutanfälle hervorrufen, und wie du diese in Zukunft vermeiden kannst. 

Wie vermeide ich Wutanfälle bei meinem Kind? 5 einfache Strategien

Mit diesen 5 Strategien konnte ich die Wutanfälle meiner Kinder auf ein Minimum reduzieren: 

1. Struktur pur

Das Stichwort lautet: Routine. Vorhersehbare Abläufe ermöglichen deinem Kind, sich rechtzeitig auf das nächste To-Do einzustellen. Dein Kind weiß zum Beispiel: Nach dem Zähneputzen zieht es den Schlafanzug an, nach dem Schlafanzug kuschelt ihr euch ins Bett, im Bett gibt es eine Gute-Nacht-Geschichte, danach ein Küsschen, Licht aus, schlafen. 

Hat dein Kind erst einmal eine feste Routine verinnerlicht, verschwindet das Bedürfnis nach Sonderwünschen und damit der Auslöser von Diskussionen. Denn in der Routine ist kein Platz dafür. 

Klare Essens- und Schlafenszeiten verhindern zudem gleich 2 der 5 häufigsten Ursachen:

Hunger und Müdigkeit.


Achtung: Vermeide Uhrzeiten bei Routinen. Denn vor allem kleine Kinder haben noch kein Zeitgefühl. Mit “um 8 Uhr ist Schlafenszeit” können sie kaum etwas anfangen. Deshalb wende ich gerne diesen kleinen Trick an: ich stelle einen Timer. Dann lasse ich mein Kind auf “Start” drücken und erkläre, dass Schlafenszeit ist, sobald der Timer klingelt.

2. Kein Hokus-Pokus

Indem du deinem Kind eine ruhige Umgebung schaffst, vermeidest du Überforderung. Denn ein Zuviel an Reizen, Spielzeug und Co. erfordern Ressourcen, die dein Kind noch nicht hat. Natürlich sollst du dein Kind nicht in Watte packen - finde ein gesundes Mittelmaß, indem du:

  • das Kinderzimmer aufgeräumt hältst
  • dein Kind nicht mit Spielzeug überflutest
  • Intensive und ruhige Aktivitäten abwechselst
  • deinem Kind nicht mehr als 2 oder 3 Wahlmöglichkeiten (je nach Alter) anbietest - dazu mehr im nächsten Tipp:

3. Die Qual der Wahl

Um das kindliche Bedürfnis nach Selbstbestimmung  - besonders in der Autonomiephase - zu befriedigen, solltest du dein Kind eigene Entscheidungen treffen lassen. Aber Achtung: Zu viele Auswahlmöglichkeiten können dein Kind überfordern - dann wird die Wahl zur Qual. Denn Überforderung ist ja wiederum eine der 5 häufigsten Ursachen für Wutanfälle bei Kindern. 

Acht deshalb vor allem bei Kleinkindern darauf, dass es nicht mehr als zwei Auswahlmöglichkeiten gibt, zum Beispiel:

  • Möchtest du dieses oder jenes Buch lesen?
  • Möchtest du das rote oder das blaue T-Shirt anziehen?
  • Möchtest du ein Stück Gurke oder lieber ein Stück Banane essen?
  • Möchtest du heute mit dem Teddy oder mit dem Krokodil kuscheln?

4. Investiere Zeit, um Zeit zu gewinnen

Indem du deinem Kind reichlich Aufmerksamkeit schenkst, vermeidest du, dass es diese durch quengeln und schreien einfordert. Die Zeit, die du präventiv mit deinem Kind verbringst, musst du später nicht mehr aufwenden, um den Wutanfall zu begleiten. Unter dem Strich gewinnst du also sogar Zeit. 

Verbringe jeden Tag mindestens eine Viertel-, besser eine halbe Stunde, zu 100% mit deinem Kind. Tauche dabei vollkommen in seine Welt ein. Aber versteife dich nicht auf Zeitangaben: Manche Kinder brauchen mehr Aufmerksamkeit, andere weniger. 

5. Schaffe eine Ja-Umgebung

Sagst du oft “nein” zu deinem Kind? Zum Beispiel...

  • “Nein, das darfst du nicht.”
  • “Nicht anfassen!”
  • “Damit darfst du nicht spielen.”

Ständig ein “Nein” zu hören, frustriert. Und der Selbstbestimmungs-Eimer leert sich mehr und mehr.

Was du dagegen tun kannst: für eine JA-Umgebung sorgen! Dazu gibt es zwei Methoden: 

1. Formuliere positiv:

Kommuniziere deinem Kind nicht, was es NICHT darf, sondern was es stattdessen ZU TUN hat. Beispiel:

  • Falsch: “Iss nicht auf dem Sofa” 
  • Richtig: “Wenn du isst, komm bitte an den Tisch.”

2. Gestalte die Umgebung kindgerecht:

Teure Vasen und scharfe Kanten gehören außerhalb der Reichweite von Kindern. Sorge dafür, dass das Kind dort, wo es hinkommt, auch hin DARF. So ersparst du dir eine Menge “Neins”, Stress, Wut und Tränen. 

Häufig gestellte Fragen

1. Ab wann sind Wutanfälle nicht mehr normal?

Man sagt, während der Trotzphase oder Autonomiephase sind selbst tägliche Wutausbrüche bei Kindern noch im Normalbereich. Ab einem Alter von etwa 5 Jahren geht die Anzahl oft stark zurück. 

Allerdings solltest du dich nicht zu sehr nach solchen Pauschalwerten richten. Denn jedes Kind ist unterschiedlich. Vielleicht hat dein Kind eine besonders intensive, aber kurze Phase von Wutanfällen. Oder die Phase beginnt und endet später als bei Gleichaltrigen.

Viel wichtiger als eine “Diagnose” ist es für dich und dein Kind, einen geeigneten Umgang mit den Wutanfällen zu finden. Das klappt nicht von heute auf morgen - wenn du jedoch meine Tipps aus diesem Artikel konsequent umsetzt, wirst du schon in kurzer Zeit große Verbesserungen erzielen.

2. Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind mit ADHS einen Wutanfall hat?

Wutanfälle von Kindern mit ADHS fallen häufig noch heftiger und unkontrollierter aus. Das ändert jedoch nichts an der Vorgehensweise: Die Wut-weg-Ampel und meine 5 Strategien zur Vorbeugung von Wutanfällen sind bei Kindern mit ADHS genauso wirksam.

3. Was mache ich, wenn ich mich trotz allem nicht selbst beruhigen kann, wenn mein Kind einen Wutanfall hat?

Ganz einfach: üben. Übe in allen möglichen Situationen, die dich unter Druck setzen, gelassen zu bleiben. Egal ob auf Arbeit, im Stau oder bei einem Wutanfall deines Kindes. Es ist wirklich reine Übungssache, denn sofortige Entspannung kannst du trainieren wie einen Muskel. 

4. Sollte ich mein Kind bei einem Wutausbruch festhalten?

Regel Nummer 1: Safety first. Wenn dein Kind sich selbst oder andere in seiner Wut gefährdet, solltest du unbedingt eingreifen und dein Kind festhalten. Ansonsten gilt: 

Wenn dein Kind sich gegen deine (liebevolle!) Umarmung wehrt, lass es los. Wenn es den Körperkontakt zulässt und sich dadurch beruhigt, halte es weiter in deinem Arm. Durch Ausprobieren findest du heraus, was deinem Kind guttut.