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Wochenbettdepression überwinden: Was kannst du tun? (inkl. Test)

Hurra, dein Baby ist da... aber du bist überhaupt nicht happy?

Statt vor Glück und Freude zu strahlen, bist du niedergeschlagen, erschöpft und voller Zweifel? Du könntest den ganzen Tag nur weinen und fragst dich, was mit dir nicht stimmt?

Keine Angst – du bist keine schlechte Mutter, sondern leidest vermutlich unter Babyblues oder einer Wochenbettdepression. Was der Unterschied ist und woran du eine Wochenbettdepression erkennst, erkläre ich dir gleich.

Vor allem aber zeige ich dir, was du tun kannst, um aus diesem Tief wieder rauszukommen. Denn mit der richtigen Hilfe und ein paar Praxis-Tipps hast du sehr gute Heilungschancen

Und die beste Nachricht ist: Sobald du erkannt hast, was mit dir los ist, bist du bereits auf dem richtigen Weg...

Wochenbettdepression Mutter ist ganz ermüdet und traurig mit dem Baby

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Was ist eine Wochenbettdepression?

Wochenbettdepression Mama ist mit den Nerven am Ende und möchte aufgeben

Die Wochenbettdepression ist im Grunde eine klassische Depression mit der Besonderheit, dass sie mit der Geburt des Kindes im Zusammenhang steht.

Statt glücklich zu sein, bist du traurig, erschöpft, niedergeschlagen, voller Ängste und Zweifel.

Du schaffst es nicht, dein Baby so zu lieben und/oder zu versorgen, wie du es gerne tun würdest.

Deshalb quälen dich zusätzlich noch extreme Schuldgefühle...

Im Gegensatz zum Babyblues (auch Heultage genannt) geht das nicht innerhalb von 1–2 Wochen nach der Geburt von alleine wieder weg. Außerdem sind die Symptome viel stärker.

Übrigens:


Der Begriff postnatale Depression ist falsch, es heißt postpartale Depression. „Post partal“ bedeutet „nach der Geburt“ und ist auf die Mutter bezogen, während sich „postnatal“ auf das Baby beziehen würde. 

Meistens beginnt die Wochenbettdepression nicht direkt nach der Geburt, sondern erst einige Wochen oder Monate später, sie kann sogar noch 1–2 Jahre danach auftreten! Das macht die Diagnose oft sehr schwierig, da die Verbindung zur Geburt gar nicht mehr erkannt wird.

Eine Wochenbettdepression trifft übrigens nicht nur Frauen. Auch Väter können betroffen sein. Schätzungsweise erleben 10 –15% aller Mütter sowie bis zu 10% der Väter eine solche Depression. 

Bei Vätern wird diese Depression übrigens noch seltener erkannt, denn sie entwickelt sich meistens langsam über einen langen Zeitraum.

Ganz wichtig:

Eine Wochenbettdepression bedeutet nicht, dass du eine schlechte Mutter bist oder dein Kind nicht liebst!

Es ist eine Erkrankung, die behandelt werden kann (und muss). 

Du brauchst dich also weder zu schämen noch schuldig zu fühlen. Viel wichtiger ist, dass du deine Wochenbettdepression als solche erkennst und dir Hilfe suchst.

Woran erkenne ich eine Wochenbettdepression? (Inklusive Test)

Wochenbettdepression Mutter möchte aufgeben und fühlt sich im Stich gelassen

Eine Wochenbettdepression zu erkennen, ist der erste und wichtigste Schritt. Denn je schneller du sie erkennst und dir die entsprechende Unterstützung holst, desto schneller kannst du sie überwinden.

Allerdings ist das manchmal nicht ganz leicht. Viele frisch gebackene Eltern sind müde, erschöpft, manchmal überfordert oder unsicher im Umgang mit dem Baby – ohne dass es eine Depression ist.

Dennoch gibt es einige deutliche Anzeichen bzw. Warnhinweise für eine Wochenbettdepression.

Lade dir am besten den kostenlosen Test herunter und finde heraus, ob du unter einer Depression leidest oder erste Symptome zeigst. 

Du kannst den Test übrigens auch als Angehöriger, Freund etc. machen. Beantworte die Fragen dann einfach in Bezug auf die betroffene Person:

Okay, hast du den Test gemacht und mehrere Fragen mit JA beantwortet? Dann besteht zumindest die Möglichkeit, dass du unter einer Wochenbettdepression leidest (bzw. die Person, für die du den Test gemacht hast).

Nun heißt es: Handeln!

Hier kommen konkrete Tipps, was du tun kannst:

Was hilft gegen eine Wochenbett Depression?

Das wichtigste zuerst: 

Bei einer Wochenbettdepression brauchst du (in den meisten Fällen) professionelle Unterstützung. 

Warte nicht, dass es von alleine besser wird. Gestehe dir ein, dass du Hilfe brauchst und zögere nicht, danach zu suchen – je schneller du Unterstützung bekommst, desto schneller wird es dir besser gehen!

1. Wer kann dir helfen?

Wochenbettdepression Hilfloses Elternteil geht zur Beratungsstelle

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wo du dir (oder deinem Angehörigen) Hilfe holen kannst. Schau einfach, was sich für dich gut anfühlt... und wenn nötig, probiere einfach mehrere Wege aus:

  • Hebamme/Arzt/Psychologe: Sprich mit deiner Hebamme, deinem Frauenarzt, deinem Hausarzt, deinem Psychologen oder Therapeuten.
  • Beratungsstelle: Wende dich an eine Familien- oder Erziehungsberatungsstelle. Auch online findest du Hilfe, z.B. hier: https://schatten-und-licht.de/ oder hier: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/
  • Psychiatrischer Dienst: Wenn du „sozialpsychiatrischer Dienst“ + deinen Wohnort googelst, werden dir entsprechende Adressen in deiner Umgebung angezeigt.
  • Familienhebamme: In einigen Regionen gibt es sogenannte Familienhebammen. Sie betreuen junge Familien im ersten Jahr nach der Geburt. Frage beim Gesundheitsamt, Jugendamt, deiner Hebamme oder deinem Frauenarzt nach.
  • Familienpaten: Auch sogenannte Familienpaten unterstützen junge Familien im Alltag. Such am besten im Internet nach Familienpaten in deiner Region.
  • Frühe Hilfen: Die sogenannte „Frühe Hilfe“ bietet Unterstützung für Eltern von Kindern von null bis drei Jahren. Hier findest du Angebote in deiner Nähe: https://www.elternsein.info/fruehe-hilfen/suche-fruehe-hilfen/ 
  • Haushaltshilfe: Erkundige dich bei deiner Krankenkasse, ob du eine Haushaltshilfe bekommst.
  • Selbsthilfegruppe: Sowohl für dich als auch deine Angehörigen können Selbsthilfegruppen sehr wertvoll sein. Du findest sie in deiner Nähe z.B. unter www.nakos.de oder unter https://schatten-und-licht.de/selbsthilfegruppen-und-beraterinnen-liste/
  • Telefonische Hilfe: Unter den folgenden Rufnummern bekommst du auch anonym und telefonisch Rat und Unterstützung oder Tipps, wohin du dich jetzt wenden kannst (auch für Angehörige geeignet):  
  • 0800 1110111 oder 0800 1110222 = Telefonseelsorge
  • 0800 3344533 = Stiftung Deutsche Depressionshilfe 

2. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Wochenbettdepression Eltern gehen zu einer Elternberatung und zum Elterncoaching

Die jeweilige Form und Dauer der Behandlung richtet sich natürlich nach der Schwere deiner Depression und kann daher nicht pauschal beantwortet werden.

Grundsätzlich gibt es jedoch die folgenden Möglichkeiten:

  • Familienberatung: Hast du nur eine relativ leichte Depression, genügt eventuell eine Familienberatung, ein Elterncoaching oder eine zeitweise Begleitung, z.B. durch eine Familienhebamme oder einen Familienpaten.
  • Psychologische Betreuung, Psycho- oder Verhaltenstherapie: Zum Beispiel eine kognitive Verhaltenstherapie, bei der du lernst, negative Gedanken (z.B. deine Schuldgefühle) und Verhaltensmuster abzulegen oder eine interpersonelle Verhaltenstherapie, bei der du konkrete Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und beim Beziehungsaufbau zu deinem Kind bekommst.
  • Medikamente: Eine medikamentöse Behandlung erfolgt in erster Linie mittels Antidepressiva (hier kannst du eine Studie dazu lesen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33580709/). Solltest du noch stillen, muss der Arzt Nutzen und Risiko einer Medikamentengabe abwägen. Grundsätzlich ist es jedoch möglich, Antidepressiva zu nehmen, wenn du noch stillst (siehe dazu folgende Studie: safety-of-infant-exposure-to-antidepressants-and-benzodiazepines-through-breastfeeding
  • Stationäre Betreuung: In besonders schweren Fällen ist auch die Einweisung in eine Klinik (z.B. eine Mutter-Kind-Klinik) oder eine entsprechende Mutter-Kind-Einrichtung möglich bzw. nötig.

3. Was kannst du selbst tun?

Wochenbettdepression Mutter findet wieder mehr in ihre persönliche Balance zurück

Zusätzlich zu den zuvor genannten Maßnahmen gibt es aber auch ein paar Dinge, die du selbst tun kannst:

  • Bewegung: Sport und jede Form von Bewegung hat einen positiven Effekt auf deinen Körper, deine Stimmung und damit auch auf deine Depression. (Diese Studie zeigt die Wirkung von Sport auf Wochenbettdepressionen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36374719/)Also versuch dich aufzuraffen, auch wenn es dir schwerfällt. Dabei ist egal, ob du Yoga, Pilates, Gymnastik machst oder einfach nur spazieren gehst.
  • Mentale Entspannung: Eine Depression entsteht zum größten Teil im Kopf. Negative Gedanken, Sorgen, Zweifel und Ängste machen dir das Leben schwer. Entspannungsmethoden wie Meditation, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung können dir helfen. 
  • Ernährung: Auch die Ernährung kann Einfluss nehmen auf deine Stimmung. Fehlen deinem Körper wichtige Nährstoffe (was durch Schwangerschaft und Stillen noch verstärkt werden kann), begünstigt das die Depression. Achte also darauf, dich möglichst gesund und abwechslungsreich zu ernähren, bevorzuge frische Zutaten und lass ggf. beim Arzt deine Nährstoffversorgung überprüfen.
  • Perfektionismus adé: Hör auf, dich unter Druck zu setzen. Die Hausarbeit kann warten und du musst nicht 24/7 alles im Griff haben. Der Alltag mit einem Kind ist nicht so, wie es uns TV-Serien oder die Babyartikel-Werbung weismachen wollen.
  • Selbstliebe: Der letzte und vielleicht wichtigste Tipp lautet: Geh liebevoll mit dir selbst um. Nimm deine Gefühle so an, wie sie sind... Es bringt nichts, dich mit Selbstvorwürfen zu quälen. Je besser du deine Wochenbettdepression annehmen kannst, desto leichter kannst du sie überwinden!

Du siehst:

Je besser du dich um dich selbst kümmerst, desto besser kannst du dich auch um dein Kind kümmern.

Wichtig: Die genannten Tipps ersetzen nicht eine professionelle Behandlung, können jedoch jederzeit unterstützen und z.B. parallel zu einer Therapie angewandt werden. Auch zur Vorbeugung sind sie bestens geeignet.

4. Wie kannst du jemanden mit einer Wochenbettdepression unterstützen?

Wochenbettdepression Frau isst nichts mehr und fühlt sich alleine

Eventuell liest du diesen Artikel nicht als Betroffene:r, sondern als Partner:in, Familienmitglied oder Freund:in. Du fragst dich, was du tun kannst, um der betroffenen Person zu helfen...

Hier kommen ein paar Tipps für Angehörige / Freunde:

  • Ernst nehmen: Nimm die Wochenbettdepression ernst! Das ist keine vorübergehende schlechte Laune oder Phase, sondern eine ernst zu nehmende Krankheit.
  • Keine Vorwürfe: Mach der betroffenen Person keine Vorwürfe und dränge sie nicht nach dem Motto: „Jetzt komm schon, raff dich mal auf. Wenn du den ganzen Tag nur im Bett liegst, ist es ja kein Wunder, dass du depri bist.“
  • Verständnis: Gib der betroffenen Person das Gefühl, dass du sie verstehst und dass es (in ihrem Zustand) vollkommen okay ist, müde, erschöpft, lustlos etc. zu sein.
  • Alltagshilfe: Unterstütze die Person so gut es geht im Alltag oder bei der Versorgung des Babys. Auch bei der Vereinbarung von Terminen oder dem Ausfüllen diverser Anträge kannst du helfen. Achte aber darauf, dass es wirklich als Unterstützung angenommen wird und nicht als Bevormundung empfunden wird (nach dem Motto: „Lass mich das machen, du kriegst ja eh nichts auf die Reihe.“)
  • Nach Hilfe suchen: Oft bringen Betroffene nicht die Energie auf, sich aktiv Unterstützung zu suchen. Hier kannst du super helfen, indem du z.B. im Internet recherchierst, Termine vereinbarst, selbst an einem Elterncoaching teilnimmst usw.
  • Selbstfürsorge: Vergiss dabei niemals dich selbst! Wenn du merkst, dass auch dir alles zu viel wird, gönn dir eine Pause, etwas Abstand oder nimm selbst Unterstützung in Anspruch:

Unter 0228 / 71002424 erreichst du ein Beratungstelefon speziell

für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen.

5. Kann man einer Wochenbettdepression vorbeugen?

Wochenbettdepression Elternteile finden zueinander und sorgen gemeinsam fürsorglich für das Baby

Eine Wochenbettdepression kann grundsätzlich jeden treffen (siehe auch „Ursachen einer Wochenbett Depression“). Hundertprozentig verhindern lässt sie sich also nicht. 

Du kannst jedoch einige Dinge zur Vorbeugung tun bzw. um eine beginnende Depression schneller zu erkennen und behandeln zu lassen:

Neue Prioritäten: Richte deinen Fokus neu aus – weg von dem, was gerade nicht geht (z.B. in den Urlaub fliegen, Party machen)... hin zu allem, was auch mit Baby möglich ist und dir Freude macht. Hier ein paar Ideen: Hörbücher oder Podcasts hören, ausgedehnte Spaziergänge mit Kinderwagen, zum Baby-Schwimmen gehen, Mutter-Kind-Yoga ausprobieren, einen Online-Kurs mitmachen.
  • Information: Informiere dich über die Anzeichen einer Wochenbettdepression, sodass du diese im Fall des Falles schneller erkennst – sowohl bei dir selbst als auch bei anderen.
  • Vorbereitung: Bereite dich im Idealfall schon vor der Geburt darauf vor, dass dein Leben mit Baby etwas anstrengender wird. D.h., organisiere dir am besten schon Unterstützung für die ersten Wochen (z.B. im Haushalt, beim Einkaufen...), reduziere deine Termine auf ein Minimum und verabschiede dich vom Perfektionsanspruch und zu hohen Erwartungen. 
  • Betreuung: Eine gute Betreuung durch eine Hebamme oder Familienpaten kann dafür sorgen, dass es gar nicht erst zur Überforderung kommt oder eine Depression schneller erkannt wird. Unter https://www.elternsein.info/fruehe-hilfen/suche-fruehe-hilfen/ findest du Kontakte in deiner Nähe.
  • Stillen: Stillende Mütter sind seltener von einer Wochenbettdepression betroffen, da beim Stillen das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet wird.
  • Meide Stress: Ein Neugeborenes bedeutet schon Herausforderung genug, also vermeide alles, was dich zusätzlich stresst:  Zu viel Besuch, zu viele Unternehmungen, große Lebensveränderungen wie Umzug, Hausbau etc. 
  • Selbstfürsorge: Nutze die Tipps von Punkt 3 bereits in der Schwangerschaft. Je mehr du Ruhe und Entspannung in dein Leben integrierst, desto besser kannst du einer Wochenbettdepression vorbeugen.
  • Offen reden: Friss deine Sorgen und Gedanken nicht in dich hinein, sondern rede darüber. Sprich mit deinem Partner / deiner Partnerin oder anderen vertrauten Menschen darüber, was dich belastet, wovor du Angst hast oder womit du dich überfordert fühlst. Es gibt keinen Grund, sich deswegen zu schämen.
  • Austausch: Suche schon frühzeitig den Austausch mit anderen Eltern, z.B. über Krabbelgruppen oder online in Eltern-Kind-Foren. Oft fühlen sich Betroffene allein gelassen und wissen gar nicht, dass es vielen anderen Müttern und Vätern ähnlich geht.
  • Partnerschaft pflegen: Vergiss bei dem ganzen Trubel um das Baby deine Partnerschaft nicht! Besonders Väter fühlen sich häufig „vernachlässigt“, wenn ihre Partnerin plötzlich Mutter ist und sich alles nur noch ums Kind dreht. Plant ganz gezielt auch Zeit nur für euch als Paar!
  • Neue Prioritäten: Richte deinen Fokus neu aus – weg von dem, was gerade nicht geht (z.B. in den Urlaub fliegen, Party machen)... hin zu allem, was auch mit Baby möglich ist und dir Freude macht. Hier ein paar Ideen: Hörbücher oder Podcasts hören, ausgedehnte Spaziergänge mit Kinderwagen, zum Baby-Schwimmen gehen, Mutter-Kind-Yoga ausprobieren, einen Online-Kurs mitmachen.

Welche Ursachen hat die Wochenbettdepression?

Wie schon erwähnt, kann eine Wochenbettdepression jeden treffen. Es gibt auch nicht DIE EINE Ursache, sonder es ist immer ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren.

So spielen unter anderem die Hormone eine Rolle, die sich bereits während der Schwangerschaft verändern. 

Bedingt durch die hormonellen Umstellungen entzündet sich bei einigen Müttern zudem nach der Geburt die Schilddrüse. Diese sogenannte "Wochenbett-Schilddrüsenentzündung" (Postpartum-Thyreoiditis) zeigt ähnliche Symptome wie eine Depression. Ein Bluttest sowie eine ärztliche Hormonbehandlung sind in diesem Fall erforderlich. 

Weitere Ursachen bzw. Risikofaktoren sind:

  • Veranlagung: Gab es in der Vergangenheit bereits depressive Phasen oder andere psychische Probleme (dazu gehört z.B. auch ein Burnout), so erhöht sich das Risiko für eine Wochenbettdepression. Das können auch psychische Erkrankungen anderer Familienangehöriger sein. Ebenso sind eigene traumatische Erfahrungen in der Kindheit (z.B. Missbrauch) ein Risikofaktor.
  • Lebensumstände: Je herausfordernder die Lebensumstände sind, desto höher ist das Risiko für eine Wochenbettdepression: fehlende Unterstützung durch das Umfeld, Alleinerziehung, finanzielle Sorgen, familiäre Probleme (z.B. viel Streit mit dem Partner) oder einschneidende Veränderungen wie eine Trennung sind zusätzliche Belastungsfaktoren.
  • Schwierige Schwangerschaft/ Geburt:  Eine besonders schwere Geburt, ein Kaiserschnitt oder Schwierigkeiten während der Schwangerschaft gelten ebenfalls als Risikofaktoren. Auch frühere Fehl- oder Totgeburten zählen dazu. War das Baby ungeplant und/oder sind die Eltern noch sehr jung, erhöht das ebenfalls die Depressionsgefahr.
  • Anspruchsvolles Baby: Je anspruchsvoller ein Baby ist, desto eher geraten die Eltern in eine Überforderung oder ständige Selbstzweifel. Das Risiko einer Wochenbettdepression ist somit größer bei Schreibabys, sogenannten High Need Babys oder Babys mit Erkrankungen oder Defiziten.

Grundsätzlich ist die Geburt eines Babys – vor allem, wenn es das erste Kind ist – immer ein einschneidendes Erlebnis für die Eltern.

Plötzlich ist man als Mutter zu Hause... es fehlen soziale Kontakte (z.B. durch Arbeitskollegen oder gemeinsame Freizeitaktivitäten mit Freunden)... die berufliche Anerkennung weicht dem Baby-Alltag... und auch die Partnerschaft verändert sich.

Ist das Baby dann auch noch anstrengender und anspruchsvoller als erwartet, kommt schnell mal Frust auf. 

Viele Frauen haben zudem Schwierigkeiten, ihren „neuen“ Körper anzunehmen. Gestehe dir diese Gefühle ein, sie sind ganz normal.

Die neue Rolle als Mutter / Vater anzunehmen, braucht Zeit und Geduld mit sich selbst.

Die Folgen einer Wochenbettdepression (für Eltern & Kind)

Wochenbettdepression Urvertrauen zum Kind wird dadurch gebrochen

Lass uns zum Abschluss noch einen Blick auf die Folgen einer (unbehandelten) Wochenbettdepression werfen. Diese zeigen nochmals deutlich, wie wichtig es ist, dass du dir oder einer betroffenen Person schnellstmöglich die passende Hilfe suchst...

1. Folgen für die Eltern / die Familie

Eine Wochenbettdepression ist für alle Beteiligten sehr belastend. Die betroffene Person leidet nicht nur unter der Depression selbst, sondern zusätzlich unter Schuldgefühlen und Selbstzweifeln. Das kann im schlimmsten Fall bis zum Suizid führen.

Im allerschlimmsten Fall kann sich aus der Wochenbettdepression eine postpartale Psychose entwickeln. Sie geht z.B. mit Wahnvorstellungen einher. Die Gefahr, dass der/die Betroffene sich selbst oder dem Kind etwas antut, ist hier besonders hoch. Eine Psychose entwickelt sich jedoch nur in ca. 1% aller Fälle.

Auch die Partnerschaft bzw. die gesamte Familie (z.B. Geschwisterkinder) leiden mit. So kann eine unerkannte Wochenbettdepression sogar ein Trennungsgrund sein, weil der Partner oder die Partnerin die psychische Belastung nicht mehr aushält.

2. Folgen für das Kind

Zunächst möchte ich dich beruhigen: 

Wird die Wochenbettdepression erkannt und behandelt, hat sie in den

meisten Fällen keine negativen Folgen für das Kind.

Außerdem sind die meisten Mütter oder Väter trotz Depression noch in der Lage, ihr Kind zu versorgen. Oder der andere Elternteil, Großeltern etc. übernehmen so lange die Betreuung, bis sich der Zustand gebessert hat.

Eine unerkannte oder unbehandelte Wochenbettdepression kann jedoch durchaus Folgen für das Kind haben. Werden die Bedürfnisse des Kindes dauerhaft nicht erfüllt, verliert es sein Urvertrauen. Ebenso führt eine anhaltende Wochenbettdepression häufig zu einer gestörten Eltern-Kind-Bindung

Dies wiederum hat zahlreiche negative Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung.

Ist die Mutter (oder der Vater) nicht in der Lage, dem Kind ausreichend Liebe, Fürsorge, Schutz usw.

zu geben, kann dies langfristig zu Entwicklungsstörungen und psychischen Problemen führen.

Dies zeigt, wie wichtig es ist, eine Wochenbettdepression zu erkennen und der betroffenen Person zu helfen. Mit diesem Artikel hier können wir hoffentlich einen kleinen Beitrag leisten.

Die Wochenbettdepression – die wichtigsten Informationen

1. Was ist eine Wochenbettdepression?

Als Wochenbettdepression bezeichnet man eine besondere Form von Depression, die nach einer Geburt auftritt bzw. im Zusammenhang mit der Geburt eines Kindes steht.

2. Was ist der Unterschied zwischen Babyblues und Wochenbettdepression?

Der sogenannte Babyblues tritt in der Regel direkt nach der Geburt auf und verschwindet nach 1–2 Wochen von selbst wieder. 

Die Wochenbettdepression hingegen beginnt meistens erst einige Wochen nach der Geburt und kann auch noch 1–2 Jahre später auftreten. Die Symptome sind wesentlich stärker als beim Babyblues.

Außerdem kann die Wochenbettdepression auch Väter betreffen.

3. Woran merke ich, dass ich eine Wochenbettdepression habe?

Die Symptome einer Wochenbettdepression ähneln denen einer normalen Depression:

  • Du fühlst dich traurig, niedergeschlagen und hast an nichts mehr Freude.

  • Du leidest unter starken Stimmungsschwankungen und/oder musst ständig (grundlos) weinen.

  • Du bist ständig müde, erschöpft und energielos.

  • Es fällt dir schwer, dich um dich, dein Baby, den Haushalt etc. zu kümmern.

  • Dich quälen permanent Sorgen, Ängste, Zweifel, Schuldgefühle und andere negative Gedanken.

  • Du hast manchmal den Gedanken, dir oder deinem Kind etwas anzutun (obwohl du das wahrscheinlich niemals in die Tat umsetzen würdest.)

4. Was hilft bei einer Wochenbettdepression?

Eine Wochenbettdepression sollte unbedingt ärztlich bzw. therapeutisch behandelt werden. Je nach Schwere der Erkrankung erfolgt die Behandlung durch Medikamente (Antidepressiva) und/oder Verhaltenstherapie.

Auch die Unterstützung von Familienhebammen, Familienpaten oder Beratungsstellen sollte in Anspruch genommen werden.

Entsprechende Kontakte und Anlaufstellen findest du auch im Internet.

5. Kann ich selbst etwas gegen meine Wochenbettdepression tun?

Alles, was dir gut tut, kann die Auswirkungen einer Wochenbettdepression lindern. Dazu gehören z.B. Entspannungsübungen, Stressreduktion und Selbstfürsorge.

Besonders Sport oder allgemein Bewegung hat sich in Studien als wirkungsvoll erwiesen.

6. Wie kann ich jemanden mit Wochenbettdepression unterstützen?

Zeige Verständnis und vermeide Vorwürfe oder Schuldzuweisungen. Biete deine Unterstützung an, z.B. im Haushalt, beim Einkaufen oder bei der Betreuung und Versorgung des Kindes.

Oft hilft es auch, wenn du dich darum kümmerst, dass die betroffene Person professionelle Hilfe bekommt, indem du beispielweise Telefonate führst, Termine vereinbarst oder hilfst, Anträge auszufüllen.

7. Wer neigt zu Wochenbettdepression?

Grundsätzlich kann es jeden treffen. Das Risiko einer Wochenbettdepression ist jedoch erhöht, wenn eine Veranlagung zu Depressionen besteht (z.B. frühere depressive Phasen oder Depressionen in der Familie), die Lebensumstände schwierig sind (z.B. Alleinerziehend, finanzielle Sorgen, fehlende Unterstützung) oder die Schwangerschaft/Geburt besonders anstrengend war (z.B. frühere Fehlgeburten, Kaiserschnitt).

8. Kann man einer Wochenbettdepression vorbeugen?

Eine Wochenbettdepression lässt sich nicht hundertprozentig verhindern. Man kann jedoch das Risiko senken, indem man sich rechtzeitig informiert und bei auftretenden Symptomen sofort Unterstützung sucht.

9. Welche Folgen hat eine Wochenbettdepression?

Unerkannt bzw. unbehandelt kann eine Wochenbettdepression sowohl für den/die Betroffene als auch die ganze Familie zu einer enormen Belastung werden.

Weiterhin wird der Aufbau einer gesunden Eltern-Kind-Bindung gestört, was zu Entwicklungsstörungen und späteren psychischen Problemen beim Kind führen kann.