Kennst du das Gefühl, wenn dein Kind plötzlich in die Rolle eines kleinen Generals schlüpft und versucht, immer alles zu bestimmen und das Haus nach seinen eigenen Regeln zu führen?
Vielleicht verlangt es hartnäckig, dass du sein Spielzeug genau so anordnest, wie es es will. Oder es hört dir nie zu und diktiert, wie genau du mit ihm spielen sollst. Es fühlt sich an, als würdest du nur noch Befehle annehmen und nach der Pfeife deines Kindes tanzen.
Du zuckst hilflos mit den Schultern und denkst dir: “Mein Kind ist halt willensstark.”
In diesem Artikel wirst du lernen, warum dieses Verhalten nichts mit Willensstärke zu tun hat und was wirklich dahintersteckt.
Außerdem bekommst du von mir praktische Tipps, wie du mit deinem Kind in solchen Situationen umgehst.
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In diesem Seminar lernst du:
Wie und wann Willensstärke entsteht
Willensstärke wird oft als positiver Charakterzug angesehen, besonders bei Erwachsenen, die sich erfolgreich durchsetzen können. Denn im Grunde genommen ist die Bedeutung von willensstark, dass du stark und entschlossen bist, deine Ziele zu erreichen oder deine Überzeugungen zu verteidigen.
Bei Kindern sieht das etwas anders aus. Oft werden bestimmerisches Verhalten, Sturheit und Trotz als willensstark abgetan. Das negativ auffallende Benehmen wird schön geredet, ohne die Bedürfnisse und Motivation des Kindes zu berücksichtigen.
Das Verhalten deines Kindes zeigt nicht unbedingt Willensstärke. Gerade bei Kleinkindern kann noch keine Rede von einem eigenen Willen sein. Die Entwicklung des eigenen Willens beginnt in der Regel erst ab dem ca. 18. Lebensmonat, wenn Kinder vermehrt ihr Autonomiebedürfnis zeigen, und zieht sich oft bis in die Schulzeit und darüber hinaus. In der Anfangsphase handelt es sich eher um eine Zeit des Entdeckens und Ausprobierens, in der Kinder ihre Umgebung erkunden und ihre eigenen Grenzen testen.
Damit du als Elternteil das Verhalten deines Kindes besser verstehen und unterstützen kannst, schauen wir uns jetzt an, wie Willensstärke eigentlich entsteht.
Hier sind die Einflussfaktoren, die aus deinem Kind später einen willensstarken Erwachsenen machen:
Doch fehlt es an Unterstützung oder herrscht Unsicherheit im Umfeld, werden diese Merkmale negativ beeinflusst. Die “Willensstärke”, die dein Kind dann entwickelt, entsteht leider auf negative Weise und aus Mangel, statt aus gesundem Selbstvertrauen, Optimismus und dem natürlichen Autonomiebedürfnis.
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Trotzverhalten und Autonomie: Mehr als nur Willensstärke
In der Entwicklung eines Kindes ist ein gesundes Maß an Sturheit, Trotz und Verlangen nach Selbstständigkeit normal und sogar ein gutes Zeichen.
Allerdings weißt du ja bereits, dass oft mehr dahintersteckt und diese Anzeichen nicht zwangsweise bedeuten, dass dein Kind willensstark ist. Es ist daher wichtig, Phasen wie die Trotz- und Autonomiephase genauer zu verstehen und von ungesundem und übertriebenem Verhalten zu unterscheiden. So kannst du angemessen darauf reagieren und die Bedürfnisse deines Kindes erfüllen.
Verhalten in den Phasen der Entwicklung:
Die verschiedenen Verhaltensweisen, die Kinder in den Phasen der Trotz- und Autonomieentwicklung zeigen, können manchmal verwirrend sein. Doch zwischen “gesundem” und “ungesundem” Verhalten gibt es klare Unterschiede.
In dieser Tabelle zeige ich dir die wichtigsten:
Im Grunde lassen sich die Verhaltensweisen recht leicht unterscheiden:
Je lauter, unkontrollierter oder inkonsequenter das Verhalten, desto genauer solltest du hinschauen und dein Kind unterstützen. Denn das sind Anzeichen für eine unreife Entwicklung der
Autonomie und mangelnde Bindung und Orientierung deinerseits.
Beispiele aus der Praxis:
Um zu verstehen, ob es sich um gesunde “Willensstärke” oder um andere Bedürfnisse handelt, kannst du das Verhalten deines Kindes beobachten.
Stelle dir dabei folgende Fragen:
Bitte beachte, dass es hier nicht darum geht, diese Verhaltensweisen schlecht zu reden oder ein Problem daraus zu machen. Trotzdem spiegeln Kinder mit diesem Verhalten einen Mangel wieder - an Mangel an Sicherheit und Bindung.
Beides ist essentiell für die gesunde Entwicklung von selbstständigen und selbstbewussten Kindern.
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10 Tipps, wenn dein Kind nicht hört
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Bindung und Sicherheit: Auswirkungen auf dein Kind
Eine solide Bindung zu dir als Bezugsperson, vermittelt deinem Kind nicht nur ein Gefühl von Geborgenheit. Es ebnet auch den Weg für die gesunde Entwicklung deines Kindes.
Bevor dein Kind autonomer, selbstbewusster und lösungsorientierter werden kann, muss es sich zuerst fallen lassen. Dein Kind muss sich bei dir sicher fühlen, bevor es sich selbst sicher genug fühlt, um sich zu öffnen und die Welt zu erkunden.
Schauen wir uns zur Verdeutlichung die wichtigsten Auswirkungen von Bindung und Sicherheit auf dein Kind mal an:
Auswirkungen auf die Entwicklung von Willensstärke/Autonomie
Auswirkungen auf die generelle Entwicklung
Im nächsten Abschnitt wirst du erfahren, wie du deinem Kind diese Bindung und Sicherheit bieten kannst.
Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun. Unser Einfühlungsvermögen und unsere emotionale Verfügbarkeit schaffen
Sicherheit und Vertrauen, die Kinder brauchen, um gesund,
zufrieden und stark aufzuwachsen.
Umgang mit willensstarken Kindern: Tipps für mehr Bindung und Sicherheit
Der Umgang mit Kindern in ihrer Entwicklung ist nicht immer leicht. Gerade während der Trotz- und Autonomiephase kann es schnell zum Konflikt kommen.
Du wirst laut, dein Kind wird lauter, du schimpfst…
Damit das nicht mehr passiert, zeige ich dir jetzt, wie du trotzigen Momenten mit mehr Liebe, Verständnis und Unterstützung begegnen kannst
Hier sind 10 Tipps für eine starke Bindung und Sicherheit auch während der Trotz- und Autonomiephase:
- 1Sei präsent und liebevoll: Schenke deinem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit und zeige ihm deine Liebe und Wertschätzung durch Worte, Gesten und liebevolle Berührungen. Du wirst dich wundern, wie viel eine kleine Umarmung, ein Kuss oder ein "Ich bin hier, wenn du mich brauchst!" bewirken können.
- 2Höre aktiv zu: Nimm die Gefühle und Bedürfnisse deines Kindes ernst und höre ihm aufmerksam zu, wenn es mit dir spricht. Manchmal reicht es schon, einfach zuzuhören und zu zeigen, dass du da bist, um Vertrauen und eine starke Bindung aufzubauen.
- 3Bestätige die Gefühle deines Kindes: Sage deinem Kind, dass du seine Gefühle verstehst, auch wenn du sein Verhalten nicht gutheißt. Indem du die Gefühle deines Kindes bestätigst, zeigst du ihm, dass es gehört und verstanden wird, was zur Stärkung seiner Sicherheit und Bindung beiträgt.
- 4Biete emotionale Unterstützung: Sei für dein Kind da, wenn es Trost oder Unterstützung braucht. Halte es im Arm, sprich mit ihm oder biete ihm einfach deine Nähe an. Durch emotionale Unterstützung in schwierigen Momenten fühlt sich dein Kind sicher und geborgen.
- 5Ermutige die Autonomie deines Kindes: Gib deinem Kind die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen und Dinge selbstständig auszuprobieren. Selbst wenn es mal schiefgeht, stärkst du das Selbstvertrauen deines Kindes und förderst seine Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.
- 6Entwickle Strategien zur Deeskalation und Konfliktlösung: Wenn es zu Konflikten kommt, bleibe ruhig und suche gemeinsam mit deinem Kind nach Lösungen. Das zeigt ihm, dass ihr Probleme gemeinsam bewältigen könnt und stärkt eure Bindung. Zum Beispiel könntest du ihm erklären, wie ihr gemeinsam Konflikte lösen könnt, indem ihr euch gegenseitig zuhört und respektvoll miteinander umgeht.
- 7Vermeide Machtkämpfe: Setze auf kooperative Lösungen statt auf autoritäre Durchsetzung. Indem du deinem Kind Alternativen anbietest und seine Meinung respektierst, vermeidest du unnötige Konflikte und förderst seine Selbstbestimmung. Zum Beispiel könntest du ihm erklären, wie ihr gemeinsam Entscheidungen treffen könnt, bei denen beide Seiten zufrieden sind.
- 8Habe Geduld und Verständnis: Akzeptiere, dass jedes Kind seine eigene Entwicklung hat und seine Zeit braucht, um zu wachsen. Sei geduldig und unterstützend, auch wenn es mal schwierig wird. Zum Beispiel könntest du deinem Kind erklären, dass es normal ist, Fehler zu machen und dass du immer für es da bist, um es zu unterstützen und zu ermutigen.
- 9Schaffe eine ruhige und entspannte Atmosphäre im Zuhause: Achte darauf, dass euer Zuhause ein Ort der Geborgenheit und Harmonie ist. Das gibt deinem Kind die nötige Sicherheit, um sich frei zu entfalten und zu entwickeln. Zum Beispiel könntest du ihm erklären, wie ihr gemeinsam dafür sorgen könnt, dass es zu Hause immer gemütlich und entspannt ist.
- 10Suche professionelle Hilfe, wenn du sie benötigst: Scheue dich nicht davor, Unterstützung von Experten anzunehmen, wenn du unsicher bist oder Hilfe brauchst. Du kannst zum Therapeuten gehen, aber auch ein Elterncoaching kann hier helfen. Wichtig ist, dass du rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nimmst, um die bestmögliche Unterstützung für dein Kind zu erhalten.
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Häufig gestellte Fragen
Auch wenn man bei Kindern meist noch nicht von einem eigenen Willen sprechen kann, gibt es einige Verhaltensweisen, die auf eine ausgeprägte Selbstbestimmung hinweisen. Zum Beispiel können “willensstarke” Kinder oft hartnäckig sein und entschlossen ihre Ziele verfolgen. Sie zeigen oft ein hohes Maß an Selbstbewusstsein und können auch in schwierigen Situationen standhaft bleiben.
Charakterstärke bezieht sich auf die Fähigkeit eines Menschen, seine Werte und Prinzipien zu verteidigen, auch wenn es schwierig wird. Charakterstarke Menschen zeigen oft Standhaftigkeit, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl.
Menschen, die immer alles bestimmen wollen, können sowohl Charakterstärke als auch Dominanz zeigen. Charakterstärke äußert sich oft in einem gesunden Selbstbewusstsein, einer klaren Kommunikation und der Fähigkeit, für die eigenen Überzeugungen einzutreten, während Dominanz eher ein übermäßiges Kontrollbedürfnis und den Wunsch nach Macht und Autorität beschreibt. Es kommt jedoch auf die Art und Weise an, wie jemand seinen Willen durchsetzt und ob dies auf Kosten anderer geschieht oder nicht.
Sturheit und dominantes Verhalten bei Kindern können auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein. Dazu gehören ein starkes Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung, mangelnde Frustrationstoleranz, Angst vor Veränderungen, ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit sowie Einflüsse aus der Umgebung und der Erziehung. Manche Kinder zeigen auch ein dominantes Verhalten als Reaktion auf bestimmte Lebensumstände oder Erfahrungen.
Der Umgang mit dominanten Kindern erfordert einfühlsame und klare Erziehungsmethoden. Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen, alternative Verhaltensweisen anzubieten und das Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen. Es kann auch hilfreich sein, professionelle Unterstützung und Beratung in Anspruch zu nehmen, um geeignete Strategien zu entwickeln.
Willensstarke Kinder: Abschluss
Ob willensstark oder nicht: Inmitten von Trotzphasen und Machtkämpfen können wir leicht vergessen, dass dies eigentlich ein Zeichen des Wachstums und der Entfaltung ist.
Mit deiner liebevollen Erziehung gibst du deinem Kind den Raum, seinen eigenen Willen zu erkunden und zu entwickeln. Diese Momente sind nicht nur eine Prüfung für dich als Elternteil, sondern auch eine Chance. Du hast die Möglichkeit, eure Bindung zu vertiefen und die persönliche Entwicklung deines Kindes zu fördern.
Denn jeder Schritt, den du in Richtung einer einfühlsamen Erziehung und einer starken Bindung machst, trägt dazu bei, dass dein Kind selbstbewusst und willensstark heranwächst.
Hör deinem Kind zu und achte auf seine Bedürfnisse und Zeichen. Deine Liebe und Leitung unterstützt dein Kind dabei, sich zu einem starken und einfühlsamen Menschen zu entwickeln.