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Trockenes Ertrinken: Die Sicherheit deines Kindes gewährleisten

Wasserspaß mit unseren Kleinen ist unbezahlbar, oder? Aber ihre Sicherheit ist noch viel wichtiger.

Gerade in wilden Phasen wie dem Trotzalter wird das Aufpassen zur echten Challenge.

Du kennst die Gefahr: Ertrinken!

Ich werde für etwas Klarheit sorgen und dir die verschiedenen Begrifflichkeiten wie "trockenes Ertrinken" erklären und vor allem – wie du die Sicherheit deines Kleinen fest im Griff behältst. 

Lies weiter für Tipps zur Prävention und blitzschnelle Hilfe, wenn's drauf ankommt.

Trockenes Ertrinken Kind spielt mit Mama im Freibad im Pool

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Was du über das Ertrinken bei Kindern wissen solltest

Trockenes Ertrinken Kind kann nicht schwimmen und Mutter hilftTrockenes Ertrinken Kind kann nicht schwimmen und Mutter hilft

Während unsere kleinen Wasserratten voller Freude planschen, ist es wichtig, sich der unsichtbaren Gefahren bewusst zu sein, die im Wasser lauern. 

Ein entspanntes Wasserabenteuer kann schnell kritisch werden, wenn es um das Thema Ertrinken geht und du dein Kind plötzlich nicht mehr siehst

Lass uns daher einen genaueren Blick darauf werfen, was passiert, wenn ein Kind im Wasser in Not gerät – denn Wissen ist der Schlüssel zur Sicherheit unserer Liebsten.

Hier sind einige grundlegende Punkte zum allgemeinen Ertrinken:

  • Sauerstoffmangel: Beim Ertrinken kommt es zu einem Mangel an Sauerstoff im Körper, sei es durch das Einatmen von Wasser oder durch eine Verringerung der Sauerstoffaufnahme durch die Lunge.
  • Schutzmechanismus des Körpers: Ein natürlicher Reflex, der als Stimmritzenkrampf bekannt ist, versucht, zu verhindern, dass zu viel Wasser in die Lunge gelangt. Allerdings kann dies auch dazu führen, dass der Ertrinkende nicht mehr atmen kann.
  • Physiologische Veränderungen: Nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff beginnen Gehirnzellen abzusterben, was zu Bewusstlosigkeit und letztendlich zum Tod führen kann. Zusätzlich können Schädigungen an Lunge, Herz und Gehirn auftreten.

Wenn es um Kinder geht, gibt es einige Besonderheiten:

  • Kopf-Schulter-Quotient: Durch das größere Verhältnis von Kopf zu Schultern geraten Kinder leichter mit dem Kopf unter Wasser. Dies kann gefährlich werden, da es dem Kind das Wieder-Auftauchen erschwert.
  • Muskeltonus: Aufgrund einer niedrigeren Muskelspannung fällt es Kindern schwerer, sich aus dem Wasser zu befreien. Dadurch haben  sie Schwierigkeiten, sich gegen die Schwerkraft zu stemmen.
  • Sauerstofftoleranz: Kinder haben eine geringere Toleranz gegenüber Sauerstoffmangel, was bedeutet, dass sie schneller ertrinken können. Ihre Körper sind noch in der Entwicklung, und das macht sie anfälliger für die Auswirkungen von Sauerstoffmangel.

Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kindern unter 5 Jahren. Selbst wenn ein Kind schwimmen kann, kann es ertrinken, wenn es kopfüber ins Wasser fällt und nicht in der Lage ist, seinen Kopf zu heben.

Ertrinken: Verständnis und Aufklärung

Das Thema Ertrinken ist mit vielen Begriffen verbunden, denen du sicherlich schon begegnet bist. Doch es gibt da eine kleine Kuriosität.

Begriffe wie sekundäres, stilles oder trockenes Ertrinken sind in der medizinischen Fachsprache nicht gängig. Die Verwendung dieser Ausdrücke könnte zu Missverständnissen führen. 

Schauen wir uns mal etwas genauer an, was es mit den anderen Begriffen auf sich hat:

Trockenes Ertrinken

Hier gelangt wenig oder gar kein Wasser in die Lunge. Der Körper reagiert mit einem Stimmritzenkrampf, was zu Atemschwierigkeiten und im schlimmsten Fall zum Tod durch Ersticken führen kann. 

Symptome für trockenes Ertrinken können Kurzatmigkeit, Husten und Brustschmerzen sein.

Sekundäres Ertrinken

Der Begriff beschreibt einen Ertrinkungsunfall, bei dem das Opfer anfangs keine Symptome zeigt, aber später an den Folgen des Vorfalls stirbt.

Der Tod wird unmittelbar mit dem Einatmen von Wasser in Verbindung gebracht und begründet. 

In der Realität liegt die Todesursache in solchen Fällen allerdings meist bei anderen gesundheitlichen Problemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionen. 

Wie lange sekundäres Ertrinken Gefahr darstellt, ist unterschiedlich. Es kann zu Symptomen führen wie Atembeschwerden, Husten, Erbrechen, Fieber und Schüttelfrost, die manchmal bis zu 24 Stunden oder sogar länger auf sich warten lassen.

Auch wenn “sekundäres Ertrinken” sogar im Schlaf vorkommen kann, kommt diese Art eher selten vor. Es wird geschätzt, dass es nur 1-2 Prozent aller Ertrinkungsfälle ausmacht. Das bedeutet, dass von 100 Ertrinkungsunfällen etwa 1-2 Fälle zu einem Tod durch sekundäre Lungenschädigung führen.

Stilles Ertrinken

Im Gegensatz zu filmischen Darstellungen, die lautes Strampeln und wilde Armbewegungen zeigen, verläuft Ertrinken unscheinbar. In den meisten Fällen tritt eine Art Schutzreaktion auf. 

Der Körper geht dabei in eine ruhige Phase über, in der er sich nicht bewegen, schreien und atmen kann. Stilles Ertrinken hat keine Symptome, es ist keine eigenständige Form des Ertrinkens - es ist und beschreibt eine Eigenschaft des Ertrinkens.

Obwohl diese Begriffe nicht den medizinischen Standards entsprechen, können sie als Hilfsmittel dienen, um unterschiedliche Situationen im Wasser und danach zu verstehen. 

In der Medizin spricht man beim Ertrinken von 2 Arten

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    Akutes Ertrinken bezeichnet einen Unfall, der innerhalb von 24 Stunden nach dem Vorfall zum Tode führt. Hierbei liegt die häufigste Todesursache in einem akuten Sauerstoffmangel, hervorgerufen durch das Einatmen von Wasser.
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    Nicht-akutes Ertrinken, im Gegensatz,  spricht von einem Tod durch Ertrinken, der mehr als 24 Stunden nach dem Unfall eintritt. In solchen Fällen liegt die gängigste Todesursache in einer sekundären Lungenschädigung, die durch das Einatmen von Wasser verursacht wird.

Auch wenn jemand dem Ertrinken entkommen ist und keine offensichtlichen Anzeichen zu sehen sind, kann das trotzdem zu ernsthaften Problemen und sogar zum Tod führen. 

Das verdeutlicht, warum es nach einem Badeunfall wichtig ist, aufmerksam zu bleiben und zur Sicherheit sogar ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. 

Selbst wenn dein Kind also kurz danach schon wieder nicht hört und ins Wasser hüpfen will, solltest du es sicherheitshalber durchchecken lassen und weiterhin beobachten. 

Faustregel: Wenn dein Baby oder Kind beim Schwimmen Wasser schluckt und die Symptome danach stärker sind als wenn es sich beim Trinken verschluckt, solltest du medizinische Hilfe suchen.

Unsichtbare Gefahr: Wasser in der Lunge

Trockenes Ertrinken Kind ist in Handtuch eingewickelt

In den meisten Fällen geht das Ertrinken mit Wasser in der Lunge einher. 

Doch interessanterweise ist Wasser in der Lunge nicht zwangsläufig auf einen Ertrinkungs-Vorfall zurückzuführen. 

Um auch hier mehr Klarheit zu schaffen, widmen wir uns hier einigen Fragen zum Thema Wasser in der Lunge.

Ursachen: Woher kommt Wasser in der Lunge?

Neben dem Ertrinken kann Wasser in der Lunge auch auf andere Weisen entstehen, darunter:

  • Infektionen: Lungenentzündung oder Bronchitis können Flüssigkeit in die Lungenbläschen gelangen lassen.
  • Lungenerkrankungen: Asthma, COPD und ähnliche Erkrankungen können dazu führen, dass Flüssigkeit in die Lungenbläschen gelangt.
  • Verletzungen: Traumata im Brustbereich oder am Kopf können Flüssigkeit in die Lungenbläschen befördern.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente wie Schmerzmittel oder Beruhigungsmittel können die Fähigkeit der Lunge beeinträchtigen, Flüssigkeit abzubauen.

Wasser in der Lunge: Welche Anzeichen und Symptome kann man erkennen?

Die Symptome von Wasser in der Lunge können je nach Ursache variieren. Häufige Anzeichen sind:

  • Atemnot
  • Husten
  • Brustschmerzen
  • Blaue Lippen oder Haut
  • Müdigkeit
  • Unruhe

Wie behandelt man Wasser in der Lunge?

Die Behandlung hängt von der Ursache ab. In einigen Fällen ist es nötig, das Wasser in der Lunge zu entfernen, was durch Punktion, Operation oder künstliche Beatmung erfolgen kann. 

In anderen Situationen konzentriert sich die Behandlung auf die zugrunde liegende Ursache, beispielsweise Antibiotika bei Infektionen oder Sauerstofftherapie bei Lungenerkrankungen.

Man kann Wasser also nicht einfach “aus der Lunge ziehen”.

Wieviel Wasser in der Lunge ist gefährlich - wie lange bis zum Tod?

Die Gefährlichkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich Alter, Gesundheitszustand, Ursache und Geschwindigkeit der Ansammlung. 

Generell ist eine schnell ansteigende große Menge Wasser gefährlicher als eine sich langsam ansammelnde kleine Menge. 

Bei einem Ertrinkungsunfall kann es bereits innerhalb von Minuten zum Tod kommen, während es in anderen Fällen Stunden oder sogar Tage dauern kann.

Prävention und Richtiges Reagieren

Nachdem wir uns nun ausgiebig mit Begrifflichkeiten und der Theorie von diesem so wichtigen Thema beschäftigt haben, kommen wir nun zum praktischen Teil.

Letztendlich ist es das, worauf es ankommt: Im Vorfeld alles tun, um einen Unfall und das Ertrinken zu vermeiden und die richtigen Schritte zu kennen, wenn es zum Ernstfall wird.

  • Aufsicht und Nähe: Lass deine Kinder nie unbeaufsichtigt im oder am Wasser. Bleibe in greifbarer Nähe, um schnell reagieren zu können. Gerade bei Kindern, die ihre Grenzen austesten und in der Autonomiephase stecken, reicht es manchmal für 1 Sekunde nicht aufzupassen.
  • Schwimmen lernen: Frühzeitiges Erlernen von Schwimmfähigkeiten ist entscheidend. Schwimmkurse bieten eine gute Möglichkeit, die Sicherheit im Wasser zu fördern.
  • Sicherheit zu Hause: Installiere geeignete Barrieren wie Zäune oder Sicherheitsabdeckungen, um den Zugang zum Planschbecken zu begrenzen.
  • Schwimmutensilien: Nutze geeignetes Material wie Schwimmflügel, um den Notfall erst zu vermeiden. Beachte jedoch, dass dies niemals die persönliche Aufsicht deines Kindes und Vorsicht ersetzen kann.

Doch was, wenn der Ernstfall eintritt?

Trockenes Ertrinken 1. Hilfe ist dabei sehr wichtig und Lehrer klärt auf

Auch wenn du alle Sicherheitsvorkehrungen berücksichtigst, kann es natürlich trotzdem zu einem Unfall kommen. 

Hier ist es entscheidend, dass du weißt, wie du reagierst und dass du es schnell tust.

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    Rette das Opfer aus dem Wasser. Wenn du das Opfer selbst retten kannst, tue dies so schnell wie möglich und bitte jemanden darum, die 112 zu wählen. Wenn nicht, rufst du um Hilfe und tätigst den Anruf.
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    Wenn das Kind nicht reagiert, beginne mit den lebenserhaltenden Maßnahmen: 

Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kleinkindern

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    Platziere das Kind auf einer stabilen Unterlage.
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    Atemwege öffnen: Setze einen Finger deiner Hand auf die Stirn des Kindes und drücke die Stirn leicht nach unten. Hebe mit der anderen Hand das Kinn des Kindes an, um die Atemwege zu öffnen.
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    Atmung überprüfen: Halte dein Ohr an den Mund und die Nase des Kindes und achte auf Atembewegungen. Wenn das Kind nicht atmet, sollten vor Beginn der Herzdruckmassage bis zu fünf initiale Atemspenden verabreicht werden.
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    Kontrolle: Beginne mit der Herzdruckmassage, wenn bei der erneuten Kontrolle der Atmung keine normale Atmung festgestellt wird oder Unsicherheit darüber besteht.
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    Herzdruckmassage: Den Daumen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs des Säuglings (unteres Drittel des Brustbeins) platzieren. Bei Kleinkindern nutze bitte den Ballen einer bzw. beider Hände.Achte bei Kleinkindern darauf, dass du dich über den Brustkorb beugst und das Brustbein mit gestrecktem Arm ca. 5 cm nach unten drückst. Beim Säugling sind es ca. 4 cm.30-mal das Brustbein nach unten drücken (Frequenz: 100- bis max. 120-mal pro Minute). Brustbein wird nach jeder Kompression vollständig entlastet, aber ohne den Kontakt zwischen Hand und Brustkorb aufzugeben.(Wenn es dir schwer fällt, kannst du das Lied Stayin’ alive von den Bee Gees gedanklich mitsingen und dich an den Rhythmus halten)
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    Beatmung: Nach 30 Druckmassagen die Atemwege wieder öffnen und den Säugling / das Kleinkind zwei Mal beatmen. Bei Kindern bis zum ersten Lebensjahr, legst du dafür deinen Mund über die Nase und den Mund des Babys. Ältere Kinder beatmest du nur über den Mund und schließt dabei ihre Nase mit deinen Fingern. Puste langsam und gleichmäßig Luft in den Mund des Kindes und achte darauf, dass der Brustkorb des Kindes sich hebt.
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    Wiederholung: Die Wiederbelebungsmaßnahmen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen im schnellen Wechsel über einen Zeitraum von einer Minute kontinuierlich fortführen

Neue Studien haben gezeigt, dass die Herzdruckmassage mit dem Daumen bei Säuglingen effektiver ist, als die Herzdruckmassage mit zwei Fingern, wie die Empfehlung des DRK vorsah. Die Herzdruckmassage mit dem Daumen ermöglicht es, eine größere Druckkraft zu erzeugen, die für eine

erfolgreiche Wiederbelebung erforderlich ist.

Du kannst die Wiederbelebung beenden, wenn...

  • ... die Atmung wieder einsetzt. (Wenn das Kind weiterhin bewusstlos ist und es möglich ist, muss das Kind in die stabile Seitenlage gebracht werden.)
  • ... der Rettungsdienst kommt und die Maßnahmen vor Ort ohne Unterbrechung übernimmt.
  • ... eindeutige Lebenszeichen zu erkennen sind.

Mögliche Lebenszeichen können sein:

  • Normale Atmung
  • Husten, Schlucken
  • Sonstige Bewegung des Betroffenen

Wenn du dich nicht sicher genug fühlst und andere Menschen bei dir hast, kannst du natürlich um Hilfe bitten. 

Falls du alleine sein solltest und Angst hast, etwas falsch zu machen, kann ich dich nur beruhigen. Es ist immer besser, nicht alles 100%ig richtig zu machen, als es aus Angst gar nicht zu tun.

Abschließende Worte

Begriffe wie "trockenes Ertrinken" können für Verwirrung sorgen. Dennoch bleibt das Thema Wasser- und Kindersicherheit von höchster Bedeutung. 

Schütze dein Kind vor den Gefahren des Wassers. 

Ein Erste-Hilfe-Kurs kann nicht nur im Ernstfall, sondern auch im Alltag mit Kindern entscheidend sein. 

Genauso kannst du überlegen, dein Kind in einen Schwimmkurs zu schicken, um es mit den grundlegenden Fähigkeiten vertraut zu machen. 

Gepaart mit deiner Aufmerksamkeit bringst du so mehr Ruhe und Sicherheit in euren Badespaß.