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Kindliche Sexualität: Gibt es Selbstbefriedigung im Kindesalter

Wenn du dein Kind das erste Mal dabei “erwischst”, wie es sich selbst befriedigt, sind aufkommende Fragen und Zweifel ganz normal.

Vermehrt selbstbefriedigendes Verhalten bei Kindern ist ein Thema, das oft mit Unsicherheit verbunden ist, insbesondere im Alter von 7 Jahren.

In diesem Artikel werde ich dir verraten, warum du dir keine Sorgen darüber machen musst und ruhig bleiben kannst, was das ganze mit der Entwicklung deines Kindes und der kindlichen Sexualität zu tun hat und wie du am besten damit umgehst.
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Warum stimulieren sich Kinder selbst?

Selbststimmulierung, Selbstbefriedigung bei Kinder, Kind liegt alleine im Bett

Selbstbefriedigung oder Selbststimulation bei Jungs und Mädchen ist ein normaler Bestandteil der Entwicklung kindlicher Sexualität. In den meisten Fällen ist es ein harmloses und natürliches Verhalten und hat nichts mit den Absichten der erwachsenen Sexualität zu tun.

Hier sind einige Gründe, warum Kinder sich selbstbefriedigen können:

1. Natürliche Neugier und Erforschung des eigenen Körpers

Kinder sind von Natur aus neugierig und diese Neugier zeigt sich auch gegenüber dem eigenen Körper. 

Das selbststimulierende Verhalten deines Kindes ist Teil des natürlichen Erkundungsprozesses. Es ist nicht nur normal, sondern auch wichtig für ihre kognitive, körperliche und emotionale Entwicklung.

Indem dein Kind den Körper erkundet, gewinnt es ein besseres Verständnis für die eigene physische Existenz.

2. Beruhigung und Trost

Wenn Kinder ihre Genitalien berühren und erkunden, kann das auch als Mechanismus dienen, um Beruhigung und Trost zu finden. 

In bestimmten Situationen, in denen dein Kind sich unwohl, traurig oder aufgewühlt fühlt, kann das Berühren der Genitalien eine beruhigende Wirkung haben. 

Diese natürliche Beruhigungsart hilft dabei, emotionale Spannungen abzubauen und ein Gefühl der Sicherheit und Entspannung für Kinder zu entwickeln.

3. Entwicklung von Autonomie

In der Autonomiephase erkunden Kinder nicht nur ihre Umwelt, sondern auch ihre eigenen Empfindungen. 

Das selbstständige Erforschen der Genitalien ist ein natürlicher Bestandteil dieses Prozesses. Hierbei entwickeln Kinder ein tiefes Verständnis ihrer persönlichen Grenzen und gewinnen nach und nach Kontrolle über ihren Körper. 

Diese Entwicklungsphase fördert nicht nur die körperliche Autonomie, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein.

4. Stressabbau

Ähnlich wie bei Erwachsenen kann selbstbefriedigendes Verhalten bei Kindern eine Möglichkeit sein, mit stressigen oder überwältigenden Situationen umzugehen. 

Es ist wichtig zu erkennen, dass Kinder unterschiedliche Wege finden, um mit Emotionen umzugehen. Selbstbefriedigung ist eine von vielen möglichen Reaktionen.

Selbstbefriedigung ist ein gesunder und normaler Teil der menschlichen Sexualität. Im jungen Alter stecken noch keine sexuelle Absichten hinter diesem Verhalten und Bedürfnis.

Es ist wichtig, dass du dieses Verhalten nicht automatisch als problematisch oder unangemessen einstufst. Normalerweise sind wir Erwachsenen diejenigen, die einen Schatten über dieses Thema werfen und erst ein “Problem” daraus machen. Vielmehr solltest du als Elternteil sensibel und einfühlsam reagieren - mehr dazu erfährst du später.

Hier bekommst du noch eine Übersicht mit allgemeinen Merkmalen der Sexuailtät bei Kindern:

selbstbefriedigendes Verhalten Kinder 7 Jahre Tabelle Übersicht

Falls sich dein Kind jedoch über mehrere Wochen mehrmals täglich selbst stimuliert, kann es ein Zeichen sein, dass es besonders gestresst ist. 

In so einem Fall ist es wichtig zu überlegen, was die Ursachen sein könnten. 

Wie du siehst, geht es auch hier nicht darum, seine Strategie für den Stressabbau zu verhindern. Es geht vielmehr darum, an die Wurzel des "Problems" zu gehen und die Rahmenbedingungen zu verändern, um den Stress zu minimieren.

Ab wann haben Mädchen und Jungen sexuelle Gefühle?

Von Kuscheln über Schmusen bis hin zu Berührungen – diese Erfahrungen machen Babys unbewusst und instinktiv. 

Ab dem zweiten Lebensjahr nimmt die Sexualität des Kindes eine neue Form an und wird, wie viele andere Dinge, vom natürlichen Drang zur Entdeckung angetrieben. 

Es ist wichtig zu betonen, dass dies individuell variieren kann und es keinen festen Zeitpunkt gibt, an dem Kinder ihre Sexualität entdecken. 

Vielmehr handelt es sich um einen schrittweisen Prozess, der von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, darunter biologische, kognitive und soziale Aspekte.

Jedes Kind ist anders, aber einige allgemeine Beobachtungen können trotzdem gemacht werden:

Selbstbefriedigendes Verhalten bei Kindern zwischen 0 und 3 Jahren

In den ersten Lebensjahren entdecken Kinder ihren eigenen Körper, erkunden ihre Geschlechtsteile und entwickeln ein Bewusstsein für verschiedene Körperteile.

In diesem Alter ist es normal, wenn Jungs bereits eine Erektion bekommen und Mädchen eine feuchte Scheide. 

Du brauchst dich also nicht zu wundern oder sorgen, wenn kindliche Sexualität bereits in der Kita zum Thema wird und nicht erst in der Grundschule oder später.

Dennoch ist kein sexuelles Interesse zu erkennen oder zu beobachten.

Sie berühren sich oft aus Neugier oder weil es angenehm ist. Das selbstbefriedigende Verhalten ist in diesem Alter noch ungerichtet und unbewusst.

Selbstbefriedigendes Verhalten bei Kindern zwischen 4 und 6 Jahren

Im Vorschulalter setzen Kinder ihre Erkundung fort und beginnen, Fragen über Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen zu stellen. Oft taucht dieses Thema als “Warum-Frage” auf.

Jungen beginnen, ihren Penis mit der Hand zu stimulieren. Mädchen fangen dafür an, ihre Beckenbodenmuskulatur anzuspannen oder nutzen die Hand oder die Duschbrause, um sich vaginal oder klitoral zu berühren.

In diesem Alter sind auch sogenannte Doktorspiele üblich, bei denen sich Kinder gegenseitig ihr Geschlecht zeigen und untersuchen.

Selbstbefriedigendes Verhalten bei Kindern zwischen 7 und 11 Jahren

In dieser Zeit beginnen Kinder, sich bewusster mit ihrer Geschlechtsidentität auseinanderzusetzen und werden neugieriger bezüglich der Entstehung von Babys. 

Besonders im Alter von 7 Jahren, wenn Kinder sich aktiv von ihren Eltern abgrenzen und ihre eigene Identität formen, entdecken sie auch ihre aufkeimende Sexualität. 

In dieser wichtigen Entwicklungsphase kann Selbstbefriedigung als natürlicher und gesunder Ausdruck der Sexualitätserkundung vermehrt auftreten.

Selbstbefriedigendes Verhalten bei Kindern zwischen 12 und 18 Jahren

In dieser Zeit beginnen Kinder, sich bewusster mit ihrer Geschlechtsidentität auseinanderzusetzen und werden neugieriger bezüglich der Entstehung von Babys. 

Besonders im Alter von 7 Jahren, wenn Kinder sich aktiv von ihren Eltern abgrenzen und ihre eigene Identität formen, entdecken sie auch ihre aufkeimende Sexualität. 

In dieser wichtigen Entwicklungsphase kann Selbstbefriedigung als natürlicher und gesunder Ausdruck der Sexualitätserkundung vermehrt auftreten.

In der Pubertät durchlaufen Mädchen und Jungen eine Reihe von Veränderungen, die auch Auswirkungen auf die Selbstbefriedigung haben.

Darunter Wachstumsschübe und Spermienentwicklung bei Jungs und Brustwachstum und der Beginn der Periode bei Mädchen.

Aber auch die emotionale Reifung, das meist gesteigerte Selbstbewusstsein und das Interesse am anderen Geschlecht beeinflussen ebenfalls die Selbstbefriedigung.

Dieses Alter bringt nicht nur mehr Bewusstsein und einen gezielteren Einsatz von Selbstbefriedigung. Es ist auch die Zeit, in der das Verhalten häufiger und intensiver wird und verschiedene Techniken zum Einsatz kommen können.

Ständige Erektionen und Erregungszustände gehören in dieser Phase einfach dazu.

Sexualität...


• …ist ein Grundbedürfnis, das in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedlich

wichtig ist und gelebt wird. 

• ...ist schon vor der Geburt vorhanden. Es geht um das Wahrnehmen und

Erkunden der Umwelt. 

• …äußert sich in dem Wunsch nach Wohlbefinden, Zärtlichkeit, körperlich -

seelischer Lust. 

• … ist eine Art Lebensenergie mit verschiedenen Funktionen/Aspekten

 

(vgl. Philipps 2005; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 2003 & 2016, S. 3ff.)

Wie du siehst, gibt es genug Gründe und Erklärungen, um dieses Thema entspannt zu betrachten und ruhig zu bleiben.

Im nächsten Abschnitt zeige ich dir, worauf du achten solltest, wenn du dein Kind auf das Thema ansprechen möchtest.

Wie rede ich mit meinem Kind über Sexualität?

Selbststimmulierung, Selbstbefriedigung bei Kinder, Kind sitzt gemeinsam mit Mutter auf dem Bett und führen gemeinsam ein Gespräch

Das Gespräch über Sexualität mit Kindern ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Entwicklung. 

Die offene Kommunikation trägt dazu bei, dass dein Kind ein gesundes Verständnis für die eigenen körperlichen Veränderungen, für die Bedürfnisse und für Beziehungen zu anderen entwickelt.

Natürlich kann sich das manchmal etwas schwieriger darstellen, wenn eins deiner Kinder nackt ist und du es dabei “ertappst”, wie es sich selbst befriedigt

Hier sind einige Tipps, wie du dieses sensible Thema einfühlsam angehen kannst und dabei die Bindung zu deinem Kind und das Vertrauen stärkst:

1. Altersgerechte Kommunikation

Passe das Gespräch und die Informationen dem Alter und der Entwicklung deines Kindes an. Je jünger dein Kind ist, desto weniger Erklärung ist in den meisten Fällen nötig.

So muss ein drei- oder vierjähriges Kind nicht wissen, was masturbieren bedeutet, wenn es nicht spezifisch danach fragt. Wenn doch, dann reicht wahrscheinlich:

“Das ist, wenn man alleine Zeit mit sich und seinem Körper verbringt.” 

Bei weiteren Fragen oder wenn das nicht reichen sollte:

“Menschen berühren sich selbst, entspannen und machen einen schönen Moment.”

Wenn es etwas älter ist und das Thema aufkommt, kann schon etwas genauer drauf eingegangen werden.

“Masturbieren tun Jungs und Mädchen, auch viele Erwachsene machen das. Jungs berühren und spielen mit ihrem Penis und Mädchen reiben z.B. ihren Kitzler oder streicheln ihre Vulva.”

2. Offene Haltung zeigen und fördern

Zeige dich offen für Fragen und Gespräche. Nutze den Moment, falls du dein Kind dabei beobachtest, wie es selbstbefriedigendes Verhalten zeigt und es erschrickt.

Versuche ruhig zu bleiben und auf keinen Fall zu schimpfen, da das nicht nur schlecht für eure Beziehung zwischen einander ist, sondern auch für die Verbindung, die dein Kind zu sich und der eigenen Sexualität aufbaut.

Dein Kind sollte spüren, dass es nichts schlimmes ist und es zu dir kommen kann, um über Fragen oder Unsicherheiten zu sprechen.

“Na, machst du dir schöne Gefühle? Ist alles gut, das ist normal und okay, du musst dich nicht dafür schämen. Wenn du deinen Körper erkundest und Fragen hast oder darüber reden willst, kannst du immer zu mir kommen, ok?”

Wenn es der Moment zulässt, kannst du deinem Kind ruhig sagen, dass du es jetzt wieder alleine lässt. So unterstreichst du nochmal die Normalität des Themas und gibst deinem Kind die Sicherheit, nichts falsch zu machen.

3. Privatsphäre und Grenzen

So normal das Thema auch ist, dein Kind muss verstehen, dass einige Dinge privat sind und Grenzen wichtig sind.

Erkläre deinem Kind, dass es sich natürlich selbst befriedigen darf, aber ohne dass andere Personen dabei sind, es dabei sehen oder hören können.

“Es ist okay, wenn du dich selbst berührst, aber du solltest es in einem privaten Raum tun, dein Zimmer oder im Bad. Das ist etwas, das wir alleine machen und nicht in der Öffentlichkeit, ok?” 

GREENBOX: Eltern sollten mit ihren Kindern über Selbstbefriedigung sprechen, um ihnen

ein gesundes Verständnis für ihre Sexualität zu vermitteln.

Indem du diese drei Dinge beachtest, kannst du nicht nur eine vertrauensvolle Beziehung zu deinem Kind aufbauen. Du begleitest es auch auf dem Weg zu einem positiven Verständnis der eigenen Sexualität.

Falls es dir schwer fallen sollte mit deinem Kind über dieses Thema zu reden, kann es hilfreich sein, dich selbst zu hinterfragen:

  • Welche Glaubenssätze habe ich zu diesem Thema kreiert?
  • War Sexualität und Selbstbefriedigung ein Tabu-Thema in meiner Kindheit?
  • Empfinde ich Scham?

Wenn die Situation für dich neu ist, kann der erste Impuls schon mal sein, das Verhalten zu unterbinden. Deine Antworten auf diese drei Fragen sollen dich zum Reflektieren bringen, damit du verstehst, dass dein Bauchgefühl dir nicht immer die Wahrheit sagt.

Kinder haben heutzutage bereits viel früher Kontakt mit diesen Themen. Oft ist es nur ein Klick im Internet und dein Kind wird mit pornografischen Inhalten konfrontiert, die es noch nicht versteht.

Insgesamt ist es entscheidend, dass du die Bedeutung eines fortlaufenden Dialogs über Sexualität erkennst und früh damit anfängst. Damit vermeidest du, dass spätere Aufklärungsgespräche unangenehm werden und sich dein Kind dann nicht traut, dich anzusprechen oder Fragen zu stellen.

Denn wenn es soweit ist, wird dein Kind nicht nur bereits vieles wissen, sondern das Thema dir gegenüber auch offener ansprechen können.

Abschluss

Die du sicherlich bemerkt hast, lautet die Frage nicht ob Kinder es tun, sondern wann sie damit anfangen und wie stark das Verhalten bzw. das Bedürfnis ausgeprägt ist.

Selbstbefriedigendes Verhalten gehört zur menschlichen Entwicklung dazu und sollte zumindest bei dir zu Hause kein Tabuthema sein. Es mag ein bisschen Überwindung kosten, aber das ist es auf jeden Fall Wert.

Je eher du und dein Kind anfangen, über kindliche Sexualität und entsprechendem Verhalten zu sprechen, desto mehr Normalität erlangt das Thema. Du hast die Möglichkeit das Vertrauen deines Kindes zu dir und eure Bindung zu stärken und klärst es nebenbei noch auf. 

Nutze es aus.