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Tipps & Tricks: Philosophieren mit Kindern im Alltag

Wie atmen Fische? Wer hat die Banane krumm gemacht? Warum leben Meerschweinchen nicht im Meer?

Kennst du solche Fragen von deinem Kind? 

Neugierig erkundet dein Kind die Welt und versucht sie zu verstehen. 

Aber wie reagierst du am besten auf solche Fragen? Und warum ist es wichtig, dass du auf die - noch so ungewöhnlichen - Fragen deines Kindes eingehst?

In diesem Artikel werde ich dir nicht nur zeigen, welchen Einfluss solche Gespräche auf dein Kind und auf eure Beziehung zueinander haben. Du wirst ebenso lernen, wie du mit deinem Kind philosophierst und am besten die Fragen deines Kindes beantwortest.

Und als besonderen Bonus wartet ein kostenloses E-Book auf dich, mit weiteren Aktivitäten und Spielen zum Philosophieren mit Kindern.
Philosophie Kind überlegt ob Henne oder Ei zuerst da war

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Mehr als nur Denken: Die Vorteile des Philosophierens mit Kindern

Philosophieren mit Kindern ist mehr als nur ein Gespräch über große Fragen. Es ist eine bewährte pädagogische Methode, die seit langem weltweit angewendet wird. 

Von Schulen bis zu Kindergärten hat sich diese Praxis als äußerst effektiv erwiesen, um das Denken und die Entwicklung der Kinder zu fördern. 

Doch was macht das Philosophieren so besonders und wie beeinflusst es dein Kind? 

Lass uns einen Blick darauf werfen und entdecken, welche positiven Auswirkungen es auf dein Kind haben kann.

Von diesen Vorteilen profitiert dein Kind:

Förderung des kritischen Denkens

Wenn du mit deinem Kind philosophierst, ermutigst du es, kritische Fragen zu stellen und tiefgründig über verschiedene Themen nachzudenken. Das bedeutet, dass dein Kind lernt, nicht alles einfach hinzunehmen, sondern die Dinge genauer zu hinterfragen. 

Wenn dein Kind zum Beispiel fragt, warum es regnet, könntest du sagen: "Lass uns das herausfinden!" Zusammen könnt ihr dann erkunden, wie Wolken entstehen und warum es regnet. Durch solche Gespräche wird dein Kind nicht nur schlauer, sondern auch besser darin, Probleme zu lösen und kluge Entscheidungen zu treffen. Es hilft ihm dabei, die Welt besser zu verstehen und sein Wissen zu erweitern.

Stärkung der Kommunikation

Regelmäßiges Philosophieren hilft deinem Kind dabei, seine Gedanken klar und überzeugend zu formulieren. Es lernt, Beweise zu präsentieren, Gegenargumente zu entkräften und respektvoll mit anderen Meinungen umzugehen. Diese Fähigkeiten sind nicht nur zum Philosophieren wichtig, sondern auch im Umgang mit anderen Menschen im täglichen Leben und in der Schule. Dein Kind wird dadurch später nicht nur wissen, wie es seine eigenen Ideen klar kommuniziert. Sondern auch, wie es aktiv an Diskussionen teilnimmt und konstruktiv zu Lösungen beiträgt. 

Unterscheiden zwischen gut und böse

Wenn dein Kind philosophiert, lernt es, moralische Dilemmata zu verstehen und ethische Entscheidungen zu treffen. Es entwickelt ein Bewusstsein für Recht und Unrecht, lernt Empathie und Mitgefühl für andere und übernimmt Verantwortung für sein Handeln. Das trägt nicht nur zu einer positiven Charakterentwicklung bei, sondern auch zu einer gesunden sozialen Interaktion. Dein Kind wird dadurch später moralische Entscheidungen besser treffen und richtig von falsch unterscheiden können.

Steigerung des Selbstvertrauens und der Motivation

Indem du dein Kind zum Philosophieren ermutigst, stärkst du sein Selbstvertrauen und seine Motivation. Es lernt, dass seine Gedanken und Ideen wertvoll sind und dass es in der Lage ist, komplexe Themen zu verstehen und darüber zu sprechen. Das gibt ihm das Selbstvertrauen, neue Herausforderungen anzunehmen und sich selbstständig weiterzuentwickeln. Dein Kind wird dadurch später nicht nur selbstbewusster auftreten, sondern auch mit mehr Neugier und Engagement neue Erfahrungen suchen und Herausforderungen meistern.

Förderung der Toleranz und des Respekts

Durch das Philosophieren lernt dein Kind, die Meinungen anderer zu respektieren und Vielfalt zu schätzen. Es lernt, dass es verschiedene Perspektiven auf der Welt gibt und dass es wichtig ist, offen für neue Ideen zu sein. Das fördert eine Kultur des Respekts und der Toleranz, die für eine friedliche und harmonische Gesellschaft essentiell ist. Dein Kind wird später nicht nur in der Lage sein, unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren. Es wird auch verstehen, dass es gut ist, wenn Menschen verschiedener Meinung sind und dass das Leben dadurch interessanter wird.

Indem du mit deinem Kind philosophierst, schaffst du eine positive Grundlage für seine persönliche Entwicklung und fördert wichtige Fähigkeiten, die ihm im Leben von großem Nutzen sein werden.

Das gemeinsame Philosophieren hat aber auch Auswirkungen auf dich bzw. auf die Bindung zwischen dir und deinem Kind. Du stärkst dadurch eure Bindung und das Vertrauen deines Kindes in dich. 

Es ermöglicht euch, tiefere Gespräche zu führen und einander besser zu verstehen. Du schaffst damit eine wertvolle Basis für eure jetzige und zukünftige Beziehung.

Wissenswertes:

Das Philosophieren mit Kindern hat eine lange Geschichte. Schon Sokrates und Platon philosophierten mit ihren Schülern. In den letzten Jahrzehnten hat diese Methode an Bedeutung gewonnen und ist heute eine anerkannte Form der Bildung und Erziehung. 

In Deutschland hat Ekkehard Martens entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen. Bereits 1979 führte er das erste Seminar zum Philosophieren mit Kindern in Deutschland durch.

Über den Tellerrand hinaus: Wie du dein Kind zum Philosophieren ermutigst

Philosophieren mit Kindern Elternteil spricht mit Kind über Gott und die Welt

Kinder sind natürliche Entdecker, stets hungrig danach, die Welt zu begreifen. Als Eltern sollen wir , ihre Neugier unterstützen und fördern. 

Doch wie kannst du als Elternteil dieses angeborene Interesse nutzen und dein Kind dazu ermutigen, noch tiefer zu graben? Über den Tellerrand zu schauen, zu philosophieren und ins Reich der Fantasie abzutauchen?

In diesem Abschnitt zeige ich dir, wie du das am besten machst.

Hier findest du 9 nützliche Tipps, die dir dabei helfen dein Kind beim Philosophieren zu fördern und zu unterstützen:

1. Aufrichtiges Interesse zeigen

Zeige deinem Kind, dass du wirklich an seinen Gedanken und Ideen interessiert bist. Dein aufrichtiges Interesse lässt dein Kind sich wertgeschätzt und anerkannt fühlen, was es ermutigt, seine Gedanken frei zu äußern und sich tiefergehenden Diskussionen zu öffnen.

2. Denk-Fäden spinnen

Nutze deine eigenen Fragen, um das Gespräch in eine tiefere Richtung zu lenken. Indem du dein Kind dazu ermutigst, über komplexe Themen nachzudenken, hilfst du ihm, logisches Denken zu entwickeln und verschiedene Perspektiven zu betrachten.

3. Freiräume lassen

Gib deinem Kind Raum, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen, ohne ihm deine Meinung aufzudrängen. Indem du ihm erlaubst, selbstständig zu denken und zu entscheiden, förderst du seine Fähigkeit, unabhängig zu denken und zu handeln.

4. Das Wissen hervorlocken

Hilf deinem Kind dabei, sein vorhandenes Wissen zu nutzen, indem du ihm dabei hilfst, Antworten auf seine Fragen zu finden. Dies stärkt sein Selbstvertrauen und seine Fähigkeit, Probleme eigenständig zu lösen.

5. Ein Denkfreund sein

Sei offen und aufmerksam für die Fragen und Gedanken deines Kindes. Durch deine positive Reaktion ermutigst du es, seine Gedanken und Ideen frei auszudrücken und schaffst eine unterstützende Umgebung für philosophische Diskussionen.

6. Denk-Anstöße geben

Stelle deinem Kind Fragen, die sein kritisches Denken und seine Fantasie anregen. Indem du es dazu ermutigst, über ethische und moralische Fragen nachzudenken, förderst du seine Fähigkeit, komplexe Themen zu analysieren und eigene Standpunkte zu entwickeln.

7. Neugierde als Grundhaltung

Sei immer neugierig und interessiert an dem, was dein Kind denkt und fühlt. Wenn du Fragen stellst und aktiv zuhörst, ermutigst du es, seine Gedanken frei auszudrücken und seine Neugierde zu fördern.

8. Philosophie im Alltag erkennen

Nutze alltägliche Situationen als Gelegenheit für interessante Gespräche. Wenn dein Kind eine Frage stellt, nimm dir Zeit, darüber nachzudenken und eine tiefere Diskussion darüber zu führen. Das hilft ihm, die Welt um sich herum besser zu verstehen.

9. Unter die Oberfläche blicken

Frage dein Kind nach seinen Gedanken und Ideen und ermutige es, seine Meinung zu erklären. Indem du ihm zeigst, dass du seine Gedanken respektierst und wertschätzt, ermutigst du es, weiter zu denken und neue Ideen zu entwickeln.

Philosophie im Alltag: Was sind gute philosophische Fragen für Kinder?

Du kennst bereits die positiven Auswirkungen des Philosophierens mit deinem Kind und weißt, wie wertvoll diese Gespräche für seine Entwicklung sind. 

Doch das bedeutet nicht, dass diese Momente nur dann entstehen können, wenn dein Kind die richtigen Worte findet oder passende Fragen stellt.

In Wirklichkeit bieten sich uns in jedem Augenblick und an jedem Ort Möglichkeiten, Fragen zu stellen und tiefgründige Gespräche zu führen.

Hier sind einige Beispiele für Alltagssituationen und passende philosophische Fragen, die du in den Dialog mit deinem Kind einbauen kannst:

1. Beim gemeinsamen Spielen

  • "Was denkst du, macht ein Spiel zu einem guten Spiel?"
  • "Warum denkst du, haben Regeln in einem Spiel eine so große Bedeutung?"
  • "Kannst du dir ein Spiel ohne Regeln vorstellen, wäre das fair?"
  • "Was passiert, wenn jemand die Regeln bricht? Sollten wir ihm vergeben oder eine Strafe geben?"

2. Beim Vorlesen oder Erzählen von Geschichten

  • "Glaubst du, die Charaktere in der Geschichte sind glücklich? Was macht sie glücklich?"
  • "Wenn du eine Figur in der Geschichte sein könntest, welche würdest du wählen und warum?"
  • "Was wäre, wenn das Ende der Geschichte anders wäre, wie hättest du es gestaltet?"
  • "Glaubst du, dass die Entscheidungen, die die Charaktere treffen, richtig oder falsch sind?"

3. Beim gemeinsamen Essen

  • "Was macht unser Essen gut oder schlecht?"
  • "Denkst du, dass alle Menschen das gleiche Essen mögen sollten? Warum?"
  • "Warum ist es wichtig, dass wir uns gesund ernähren?"
  • "Glaubst du, dass Tiere auch ihre Lieblingsspeisen haben, so wie wir?"

4. Bei Spaziergängen in der Natur

  • "Warum denkst du, ändern sich die Jahreszeiten?"
  • "Was wäre, wenn es keinen Winter oder keinen Sommer gäbe?"
  • "Warum sind Bäume wichtig für unsere Umwelt?"
  • "Was glaubst du, fühlen Tiere auch den Wind, die Sonne oder den Regen wie wir?"

5. Beim Besuch von Freunden oder Verwandten

  • "Warum ist es wichtig, andere Menschen zu respektieren und nett zu ihnen zu sein?"
  • "Was macht jemanden zu einem guten Freund oder einer guten Freundin?"
  • "Was wäre, wenn niemand Freunde hätte?"
  • "Glaubst du, dass Tiere auch Freunde haben können?"

6. Beim Zubettgehen

  • "Was sind Träume und warum träumen wir?"
  • "Können wir entscheiden, was wir träumen?"
  • "Glaubst du, dass Tiere auch träumen?"
  • "Was wäre, wenn wir nie schlafen müssten?"

Diese Fragen dienen deiner Inspiration und sind natürlich nur ein Ausgangspunkt. Du kannst sie an die Interessen und das Verständnisniveau deines Kindes anpassen. Je älter dein Kind wird, desto tiefgründiger und anspruchsvoller dürfen die Fragen und Themen werden. 

Teste dich am besten einfach langsam ran, wenn du dir nicht ganz sicher bist. Dein Kind wird dich schnell zeigen oder mitteilen, ob es was mit deiner Frage anfangen kann oder nicht.

Kreatives Spielen als Tür zur Philosophie

Das Spielen ist eine natürliche Art, die Welt um sich herum zu erkunden und zu verstehen.

Kreative Spiele und Aktivitäten können dazu ermutigen, neue Ideen zu erforschen und Gedanken auf spielerische Weise auszudrücken. 

Diese spielerischen Methoden helfen deinem Kind, philosophische Fragen und Konzepte zu begreifen und sich auf einer tieferen Ebene damit auseinanderzusetzen. 

Hier findest du heraus, wie du mit Freude und spielerisch tiefgehende philosophische Gespräche mit deinem Kind führen kannst:

Literatur und andere Ressourcen

Es gibt viele verschiedene Ressourcen, die dir zusätzlich dabei helfen können, das Philosophieren mit deinem Kind zu unterstützen.

Hier sind vier tolle Buchempfehlungen zum Thema:

  1. 1
    "Sophies Welt" von Jostein Gaarder: Dieses Buch ist ein hervorragender Einstieg in die Philosophie für ältere Kinder und Jugendliche. Es erzählt die Geschichte von Sophie, einem Mädchen, das eine Reise durch die Geschichte der Philosophie unternimmt.
  2. 2
    "Wahrheit mit Sokrates" von Duane Armitage: Dieses Buch stellt philosophische Konzepte auf eine Art und Weise dar, die auch die jüngsten Denker verstehen können.
  3. 3
    "Philosophieren mit Kindern in der Grundschule" von Ekkehard Martens und Barbara Brüning: Dieses Buch bietet viele praktische Beispiele und Übungen und ist ein guter Ausgangspunkt für Eltern.
  4. 4
    "Kleine und große Fragen an die Welt” von Dr. Ina Schmidt: Diese 13 kurzen philosophischen Geschichten eignen sich gut für Kinder und laden zum Mitdenken, Grübeln und Neugierig-Sein ein.

Zusätzlich zu diesen gibt es natürlich noch viel mehr Bücher, aber auch andere Ressourcen im Internet, wie Podcasts oder YouTube Videos, die dich interessieren und dir helfen können.

Philosophieren mit Kindern: Fazit

Das war's also - unser kleiner Ausflug in die faszinierende Welt des Philosophierens mit unseren Kleinen. Spannend, oder? 

Wie wir gesehen haben, gibt es unendlich viele Möglichkeiten, philosophische Gespräche in unser alltägliches Familienleben einzubauen. Und das hat nicht nur viele Vorteile, sondern kann auch noch Spaß machen.

Denk daran, dein Kind seine eigenen Gedanken und Ideen ausdrücken zu lassen. Du wirst staunen, wie tiefgründig und kreativ Kinder sein können, wenn man sie einfach lässt. Und wer weiß, vielleicht lernst du selbst dabei auch noch etwas Neues?

Ob beim Abendessen, auf dem Spielplatz oder beim gemütlichen Lesen eines der tollen Bücher, die dir vorgestellt wurden – jede Situation kann eine Chance sein, Philosophie in das Leben deines Kindes zu bringen.

Am Ende des Tages geht es darum, die Welt gemeinsam mit unseren Kindern zu entdecken, Fragen zu stellen und das Leben in all seiner Vielfalt zu genießen

Denn nicht nur für die Kleinen, auch für uns Erwachsene ist das Philosophieren eine bereichernde und spannende Erfahrung.