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Tipps & Tricks: Philosophieren mit Kindern im Alltag

"Warum ist der Himmel blau?" "Warum können Vögel fliegen?" “Wer hat Gott geboren?” 

Hast du solche Fragen schon von deinem Kind gehört? 

Kinder sind von Natur aus neugierig und stellen oft tiefgründige Fragen, die uns Erwachsene manchmal sprachlos machen können. Bei hochsensiblen Kindern fällt das sogar noch mehr auf. 

Diese kindliche Neugier ist der perfekte Ausgangspunkt für das Philosophieren mit Kindern.

Wenn du wissen willst, welche Vorteile es hat und wie du solche Gespräche startest, solltest du auf jeden Fall weiterlesen.

Philosophie Kind überlegt ob Henne oder Ei zuerst da war

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Mehr als nur Denken: Die Vorteile des Philosophierens

Kinder sind von Natur aus kleine Philosophen. Im Alter verlieren wir leider oft diese tolle Eigenschaft. Wenn wir mit Kindern philosophieren, werden sie angeregt, tiefgründig zu grübeln und Fragen zu stellen. Diese mögen zum Teil schwierig sein. Aber sie helfen dabei, kritische Denkfähigkeiten zu entwickeln und Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.  

Kinder lernen, dass es oft mehrere Antworten auf eine Frage gibt und

dass es in Ordnung ist, unterschiedliche Meinungen zu haben. 

Auch da sind sie uns Erwachsenen oft einen Schritt voraus. Aber das Philosophieren mit Kindern geht über intellektuelle Vorteile hinaus. Es hat auch positive Auswirkungen auf ihre soziale und emotionale Entwicklung

Durch philosophische Gespräche lernen Kinder, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken und sich in die Perspektiven anderer einzufühlen. Sie entwickeln Empathie

Und auch wenn wir oft der Meinung sind, wir wissen es besser, solltest du deinem Kind in solchen Gesprächen nicht deine Ansicht aufzwingen. So unterstützt du es dabei, die eigene Identität und Werte zu entdecken

Die eigenen Überzeugungen und moralische Prinzipien zu hinterfragen, gibt ihnen ein Gefühl von Autonomie und ein verstärktes Selbstbewusstsein

Ein tolles Gefühl, dass du deinem Kind geben kannst, oder?

Über den Tellerrand blicken: Wie du dein Kind zum Philosophieren ermutigst

Philosophieren mit Kindern Elternteil spricht mit Kind über Gott und die Welt

Es ist kein Geheimnis, dass Kinder von Natur aus neugierig sind. 

Sie haben diesen unglaublichen Drang, die Welt um sie herum zu erkunden und zu verstehen.

Aber wie kannst du als Elternteil dieses natürliche Interesse deines Kindes nutzen und es dazu ermutigen, noch tiefer zu graben? 

Über den Tellerrand hinauszuschauen und philosophische Themen anzusprechen?

Und wie schaffst du ein Umfeld, in dem dein Kind sich sicher und frei fühlt, Gedanken und Ideen auszudrücken und ins Reich der Fantasie abzutauchen? Lass uns das gemeinsam entdecken. 

Hier findest du 9 nützliche Tipps, die dir dabei helfen werden dein Kind beim Philosophieren zu fördern und zu unterstützen:

1. Aufrichtiges Interesse zeigen

Zeige deinem Kind, dass du wirklich an seinen Gedanken und Ideen interessiert bist. Durch dein aufrichtiges Interesse fühlt sich dein Kind wertgeschätzt und anerkannt.

2. Denk-Fäden spinnen

Mit deinen eigenen tiefsinnigen Fragen kannst du die Richtung des Gesprächs bestimmen. Diese Methode hilft deinem Kind, logisches Denken zu entwickeln und komplexe Zusammenhänge zu verstehen. 

3. Freiräume lassen

Versuche, deinem Kind Raum für seine eigenen Schlüsse zu lassen, ohne ihm deine Meinung aufzudrängen und einfach nur Gehorsam zu verlangen. Diese Herangehensweise fördert die Entscheidungsfähigkeit deines Kindes.

4. Das Wissen hervorlocken

Wenn dein Kind sagt, dass es die Antwort auf eine Frage nicht weiß, versuche, die Frage anders zu stellen oder ein Thema zu finden, über das es mehr weiß. Auf diese Weise kann es das vorhandene Wissen nutzen und in das Gespräch einbringen. Das stärkt sein Selbstvertrauen und seine Problemlösungsfähigkeiten.

5. Ein Denkfreund sein

Sei offen und aufmerksam für die Fragen deines Kindes und freue dich über die gemeinsame Zeit des Nachdenkens und Philosophierens. Diese offene und freundschaftliche Atmosphäre fördert die Sicherheit deines Kindes und motiviert es, seine Gedanken und Gefühle zu teilen. Das hat auch positive Auswirkungen auf eure Beziehung zueinander.

6. Denk-Anstöße geben

Versuche, deinem Kind Fragen zu stellen, die mehr als nur Fakten abrufen. "Was hältst du davon, wenn jemand anders geschlagen wird?" könnte dein Kind anregen, Handlungen und deren Auswirkungen zu hinterfragen. Das fördert die Fähigkeit deines Kindes, ethische und moralische Fragen zu bewerten.

7. Neugierde als Haltung

Zeige dich unwissend und neugierig, um dein Kind dazu zu ermutigen, seine eigenen Ideen und Gedanken zu teilen. Indem du diese Haltung einnimmst, ermutigst du dein Kind, sein Verständnis der Welt zu erweitern. Diese Fähigkeiten sind nicht nur in der Schule, sondern auch im täglichen Leben von großem Nutzen.

8. Philosophie im Alltag erkennen

Wenn dein Kind eine Frage stellt, die nach einer tiefergehenden Antwort verlangt, nutze diese Chance für ein philosophisches Gespräch. Dadurch lernst du die Gedankenwelt deines Kindes besser kennen und es lernt, Alltagserlebnisse auf eine tiefergehende Weise zu betrachten. Dadurch kannst du die Bedürfnisse deines Kindes kennenlernen und auch vermehrt darauf eingehen.

9. Unter die Oberfläche blicken

Wenn dein Kind auf eine Frage antwortet, grabe ein bisschen tiefer. Stelle zusätzliche Fragen, um zu verstehen, wie es zu seiner Antwort gekommen ist. Dadurch förderst du die Reflexionsfähigkeit deines Kindes.

Philosophie im Alltag: Was sind gute philosophische Fragen?

Philosophie muss nicht auf spezielle "Philosophie-Zeit" beschränkt sein. Bestenfalls sollten die philosophischen Gespräche und Fragen in euren Alltag integriert sein.

Zum Beispiel könntest du während des Abendessens eine Frage wie "Ist es immer richtig, die Wahrheit zu sagen?" stellen. Oder während eines Spaziergangs im Park über die Schönheit der Natur und die Bedeutung des Umweltschutzes sprechen.

Genau genommen kannst du in jedem Augenblick und an jedem Ort passende Gespräche anfangen und Fragen stellen.

Hier sind einige Beispiele für Alltagssituationen und passende philosophische Fragen, die du in den Dialog mit deinem Kind einbauen kannst:

1. Beim gemeinsamen Spielen

  • "Was denkst du, macht ein Spiel zu einem guten Spiel?"
  • "Warum denkst du, haben Regeln in einem Spiel eine so große Bedeutung?"
  • "Kannst du dir ein Spiel ohne Regeln vorstellen, wäre das fair?"
  • "Was passiert, wenn jemand die Regeln bricht? Sollten wir ihm vergeben oder eine Strafe geben?"

PS: Schau dazu auch gerne bei den Spielen vorbei, mithilfe dieser du die Resilienz deines Kindes fördern kannst: 

2. Beim Vorlesen oder Erzählen von Geschichten

  • "Glaubst du, die Charaktere in der Geschichte sind glücklich? Was macht sie glücklich?"
  • "Wenn du eine Figur in der Geschichte sein könntest, welche würdest du wählen und warum?"
  • "Was wäre, wenn das Ende der Geschichte anders wäre, wie hättest du es gestaltet?"
  • "Glaubst du, dass die Entscheidungen, die die Charaktere treffen, richtig oder falsch sind?"

3. Beim gemeinsamen Essen

  • "Was macht unser Essen gut oder schlecht?"
  • "Denkst du, dass alle Menschen das gleiche Essen mögen sollten? Warum?"
  • "Warum ist es wichtig, dass wir uns gesund ernähren?"
  • "Glaubst du, dass Tiere auch ihre Lieblingsspeisen haben, so wie wir?"

4. Bei Spaziergängen in der Natur

  • "Warum denkst du, ändern sich die Jahreszeiten?"
  • "Was wäre, wenn es keinen Winter oder keinen Sommer gäbe?"
  • "Warum sind Bäume wichtig für unsere Umwelt?"
  • "Was glaubst du, fühlen Tiere auch den Wind, die Sonne oder den Regen wie wir?"

5. Beim Besuch von Freunden oder Verwandten

  • "Warum ist es wichtig, andere Menschen zu respektieren und nett zu ihnen zu sein?"
  • "Was macht jemanden zu einem guten Freund oder einer guten Freundin?"
  • "Was wäre, wenn niemand Freunde hätte?"
  • "Glaubst du, dass Tiere auch Freunde haben können?"

6. Beim Zubettgehen

  • "Was sind Träume und warum träumen wir?"
  • "Können wir entscheiden, was wir träumen?"
  • "Glaubst du, dass Tiere auch träumen?"
  • "Was wäre, wenn wir nie schlafen müssten?"

Diese Fragen dienen deiner Inspiration. Sie sind natürlich nur ein Ausgangspunkt und können an die Interessen und das Verständnisniveau deines Kindes angepasst werden. 

Je älter dein Kind wird, desto tiefgründiger und anspruchsvoller dürfen die Fragen und Themen werden. 

Von Legosteinen zu Lebensfragen: Kreatives Spielen als Tür zur Philosophie

Das Spielen ist eine natürliche Art, die Welt um sich herum zu erkunden und zu verstehen.

Kreative Spiele und Aktivitäten können dazu ermutigen, neue Ideen zu erforschen und Gedanken auf spielerische Weise auszudrücken. 

Diese spielerischen Methoden helfen deinem Kind, philosophische Fragen und Konzepte zu begreifen und sich auf einer tieferen Ebene damit auseinanderzusetzen. 

Und nicht nur das.

Sie können auch die Bindung zwischen dir und deinem Kind stärken, indem sie euch gemeinsame, bereichernde Erfahrungen ermöglichen. 

Ein Spiel könnte darin bestehen, dass du deinem Kind eine Reihe von Aussagen vorliest und es bittest, zu entscheiden, ob es die Aussage für wahr oder falsch hält und warum. Oder du stellst deinem Kind eine moralische Dilemma-Situation vor. Es findet beispielsweise ein verlorenes Spielzeug im Park, das es schon immer haben wollte. 

Würde dein Kind es behalten oder versuchen, den Besitzer zu finden? Warum würde dein Kind so handeln?

Auch hier sind deiner Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Du möchtest noch mehr Ideen für Spiele und Aktivitäten?

Dann schau mal hier:

Literatur und andere Ressourcen

Es gibt viele verschiedene Ressourcen, die dir zusätzlich dabei helfen können, das Philosophieren mit deinem Kind zu unterstützen.

Hier sind vier tolle Buchempfehlungen zum Thema:

  1. 1
    "Sophies Welt" von Jostein Gaarder: Dieses Buch ist ein hervorragender Einstieg in die Philosophie für ältere Kinder und Jugendliche. Es erzählt die Geschichte von Sophie, einem Mädchen, das eine Reise durch die Geschichte der Philosophie unternimmt.
  2. 2
    "Wahrheit mit Sokrates" von Duane Armitage: Dieses Buch stellt philosophische Konzepte auf eine Art und Weise dar, die auch die jüngsten Denker verstehen können.
  3. 3
    "Philosophieren mit Kindern in der Grundschule" von Ekkehard Martens und Barbara Brüning: Dieses Buch bietet viele praktische Beispiele und Übungen und ist ein guter Ausgangspunkt für Eltern.
  4. 4
    "Kleine und große Fragen an die Welt” von Dr. Ina Schmidt: Diese 13 kurzen philosophischen Geschichten eignen sich gut für Kinder und laden zum Mitdenken, Grübeln und Neugierig-Sein ein.

Zusätzlich zu diesen gibt es natürlich noch viel mehr Bücher, aber auch andere Ressourcen im Internet, wie Podcasts oder YouTube Videos, die dich interessieren und dir helfen können.

Zusammenfassung

Das war's also - unser kleiner Ausflug in die faszinierende Welt des Philosophierens mit unseren Kleinen. Spannend, oder? 

Wie wir gesehen haben, gibt es unendlich viele Möglichkeiten, philosophische Gespräche in unser alltägliches Familienleben einzubauen. Und das kann wirklich Spaß machen.

Denk daran, dein Kind seine eigenen Gedanken und Ideen ausdrücken zu lassen. Du wirst staunen, wie tiefgründig und kreativ Kinder sein können, wenn man sie einfach lässt. Und wer weiß, vielleicht lernst du selbst dabei auch noch etwas Neues?

Ob beim Abendessen, auf dem Spielplatz oder beim gemütlichen Lesen eines der tollen Bücher, die dir vorgestellt wurden – jede Situation kann eine Chance sein, Philosophie in das Leben deines Kindes zu bringen...

Vergiss nicht: Du bist nicht allein auf dieser spannenden Reise. Es gibt viele Ressourcen, die dir helfen können, und ich hoffe, dass dieser Blogbeitrag dir ein paar nützliche Ideen und Anstöße gegeben hat.

Am Ende des Tages geht es darum, die Welt gemeinsam mit unseren Kindern zu entdecken, Fragen zu stellen und das Leben in all seiner Vielfalt zu genießen. Denn nicht nur für die Kleinen, auch für uns Erwachsene kann das Philosophieren eine bereichernde und spannende Erfahrung sein.