„Wie sieht’s denn hier schon wieder aus?“
Das Spielzeug ist überall verteilt, der Fußboden kaum noch zu sehen... Chaos im Kinderzimmer – wer kennt es nicht.
Die Unordnung im Kinderzimmer ist vermutlich in allen Familien ein Streitthema. Und während sich die Eltern den Mund fusselig reden, scheinen sich die Kids in ihrem Chaos sogar wohl zu fühlen...
Wie schaffst du es also, deinem Kind Ordnung beizubringen, ohne ständig zu schimpfen? Wie viel Unterstützung braucht es dabei? Oder solltest du einfach die Zimmertür schließen und den Saustall ignorieren?
In diesem Artikel bekommst du die Antworten darauf – plus ein paar Tipps für mehr Ordnung im Kinderzimmer.
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In diesem Seminar lernst du:
Tatort Kinderzimmer: Warum das Aufräumen so schwierig ist
Ich wage zu behaupten, dass es kein einziges Kinderzimmer gibt, in dem es immer ordentlich und aufgeräumt aussieht. Du bist also weder eine schlechte Mutter / ein schlechter Vater noch hast du bei der Erziehung versagt, wenn bei deinem Kind das totale Chaos herrscht.
So hat z.B. bei einer Studie mit 10.000 Kindern jedes 4. Kind angegeben, dass die Ordnung im Kinderzimmer das Streitthema Nr. 1 zu Hause ist!
Doch warum ist das eigentlich so? Betrachten wir das Phänomen „Unordnung“ mal aus der Kinder-Perspektive:
- 1Kinder müssen erst lernen, Ordnung zu halten. Aufräumen ist uns nicht angeboren, das müssen wir erst lernen. Dazu gehört auch die Erkenntnis, WARUM es überhaupt wichtig ist, Ordnung zu halten.
- 2Alles auf einmal und sofort. Je kleiner Kinder sind, desto schneller wechselt ihr Interesse von einem Spiel zu nächsten. Eben war noch die Puppe toll, dann wollen sie plötzlich ein Buch anschauen und 2 Minuten später wird die Bausteinkiste ausgekippt. Innerhalb kürzester Zeit sieht das Zimmer aus wie ein Schlachtfeld.
- 3Keine Zeit, keinen Bock, keinen Plan. Mal ehrlich – räumst du gerne auf? Meistens würden wir doch auch lieber etwas anderes machen als aufzuräumen. Unseren Kindern geht’s natürlich genauso. Und dazu kommt noch: Je größer das Chaos ist, desto schneller fühlen sie sich total überfordert und wissen nicht, wo sie überhaupt anfangen sollen.
Du siehst also, dass dein Kind beim Aufräumen durchaus etwas Unterstützung braucht.
Wie das ohne Streit, Tränen und Geschrei gelingt, verrate ich dir jetzt:
11 Strategien für mehr Ordnung im Kinderzimmer
Bevor ich dir ein paar Tipps und Tricks zeige, mit denen du deinem Kind das Aufräumen beibringen kannst, möchte ich dir eine Frage stellen:
Warum ist DIR ein ordentliches Kinderzimmer so wichtig?
Ich finde diese Frage sehr wichtig. Sie fehlt leider oft in den üblichen Aufräum-Ratgebern. Aber wie willst du dein Kind davon überzeugen, dass es unbedingt sein Zimmer aufräumen soll, wenn du gar nicht weißt, warum du das willst?
Also denke da gerne mal ein bisschen drüber nach...
Wenn du das für dich geklärt hast, merkst du vielleicht, dass du es mit der Ordnung auch etwas lockerer sehen könntest. Dann kannst du zukünftig etwas entspannter mit dem ganzen Thema umgehen.
Okay, kommen wir nun aber zu den Tipps:
10 Tipps, wenn dein Kind nicht hört
Mit diesen Tipps hört dir dein Kind garantiert zu und kooperiert mit dir schneller - ohne Schimpfen und Schreien zu müssen! Ich zeige dir, wie du deine Aufforderung formulierst, damit es bei deinem Kind wirklich ankommt und nicht beim einen Ohr rein und beim anderen Ohr wieder rausgeht.
1. Aufräumen leicht gemacht
Erster und wichtigster Punkt: Je leichter das Aufräumen ist, desto eher wird es dein Kind auch machen.
Und wie kannst du es ihm leichter machen? Ganz einfach:
- 1Weniger ist mehr... je vollgestopfter das Kinderzimmer ist, desto schwieriger ist es, Ordnung zu halten. Du solltest also regelmäßig das Spielzeug ausmisten (siehe auch Punkt 9) oder für eine Weile wegräumen, sodass im Zimmer genug Platz ist.
- 2Kisten, Boxen und Co. eigenen sich super zum Aufräumen, denn da kann alles einfach reingeschmissen werden, Deckel drauf, Ordnung. Für Puppen, Kuscheltiere etc. eignen sich auch Hängematten oder „Türbeutel“, in denen alles verstaut werden kann.
- 3Alles hat seinen Platz. Das Aufräumen ist wesentlich einfacher, wenn dein Kind genau weiß, wo was hinkommt. Dazu kannst du die Boxen, Kisten etc. beschriften oder mit Bildern bekleben. So lässt sich auch alles viel schneller finden.
- 4Ordnungssysteme wie Ablagekästen, Sammelmappen, Schubfächer und Co. helfen gegen das Chaos auf dem Schreibtisch. Achte darauf, dass der Schreibtisch groß genug ist, besonders wenn dein Kind zur Schule kommt.
Auch der nächste Punkt macht deinem Kind das Aufräumen leichter:
2. Täglich grüßt das Ordnungstier
Je öfter ihr aufräumt, desto einfacher und schneller geht es. Daher sollte es am besten zu einer täglichen Routine werden.
So könnt ihr zum Beispiel jeden Abend gemeinsam aufräumen und danach gibt es dann eine schöne Gute-Nacht-Geschichte. Plane aber ausreichend Zeit ein, denn Kinder brauchen meistens etwas länger zum Aufräumen.
Und einmal pro Woche (z.B. am Wochenende) kann dann euer Putztag sein, an dem das Zimmer durchgesaugt wird – da darf natürlich nichts auf dem Boden rumliegen!
Übrigens:
Die Vorgabe „bevor ein neues Spielzeug genommen wird, muss das vorherige weggeräumt werden“, schaffen die wenigsten Kinder umzusetzen. Es würde oft auch den Spiel-Flow und die Kreativität stören. Hier gilt es, nicht allzu streng zu sein, damit sich dein Kind auch frei entfalten kann.
3. Helfen? Ja, aber richtig
Je kleiner dein Kind ist, desto mehr braucht es beim Aufräumen deine Hilfe. Das bedeutet nicht, dass du für dein Kind aufräumst – auch wenn das oft schneller und effektiver ist. So lernt dein Kind jedoch nichts...
Nimm dir also Zeit und hilf ihm, indem du konkrete Anweisungen gibst. Mit einem pauschalen „Räum jetzt hier auf!“ ist dein Kind oft überfordert.
Besser ist es, wenn du jeden Gegenstand einzeln benennst und deinem Kind sagst, was es damit machen soll. Also z.B. „Und der Ball kommt jetzt dort in die blaue Kiste.“
Versuche, nicht ungeduldig zu werden, auch wenn dein Kind ein bisschen trödelt oder immer wieder ins Spielen verfällt. Erinnere es dann sanft daran, dass ihr jetzt aufräumt.
Je älter dein Kind wird, desto mehr kannst du ihm natürlich auch alleine zutrauen.
4. Spielerisch leichtes aufräumen
Aufräumen sollte möglichst Spaß machen – umso höher ist die Motivation für dein Kind.
Wie schaffst du das?
Mach ein Spiel draus. Kinder lieben es zu spielen. Hier kommen ein paar Tipps:
5. Achte auf gute Stimmung
Im Idealfall sollte dein Kind mit dem Aufräumen immer eine positive Erfahrung verbinden. Das wird nicht immer gelingen. Wenn es müde ist, lieber noch spielen möchte oder sowieso gerade in der Trotzphase ist, wird es nicht immer freudestrahlend Ordnung machen.
Achte jedoch darauf, möglichst wenig zu schimpfen. Bleibe ruhig, wenn dein Kind anfängt zu weinen oder bockig zu sein. Beharre trotzdem weiter darauf, dass jetzt aufgeräumt wird.
Ganz wichtig:
Kennst du das? Du ärgerst dich über dein Kind, weil es die Hausaufgaben nicht gemacht hat oder frech zu dir war... du kommst ins Kinderzimmer und rufst: „Und wie sieht das hier überhaupt aus? Räum gefälligst auf!“
Tu das nicht! „Verdonnere“ dein Kind niemals aus einem Streit heraus zum Aufräumen. Dadurch wird das Aufräumen zur Strafe und dein Kind ist dann innerlich immer im Widerstand dagegen.
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6. Ein paar Motivations-Tipps
Motivation ist das A und O beim Aufräumen. Hier kommen ein paar Tipps, mit denen das Zimmer aufräumen zum Erfolgserlebnis wird:
Übrigens:
Belohnungen oder sogar Belohnungssysteme sind NICHT als Motivation geeignet. Damit lernt dein Kind nur, dass es etwas bekommt, wenn es aufräumt – das Aufräumen selbst wird damit zu einer lästigen Pflicht.
Vermittle ihm lieber, warum Aufräumen wichtig ist (alles wird schneller wieder gefunden, es wird nirgend drauf getreten) und lobe dein Kind in der Form von: „Hey, schau mal, wie schön das jetzt hier aussieht. Das ist toll, dass du alles aufgeräumt hast!“
7. Alles eine Frage des Timings
Achte darauf, dass du zum Aufräumen den richtigen Moment abpasst. Also nicht, wenn dein Kind gerade mitten im Spiel vertieft ist oder die Lieblingsserie noch zu Ende schauen will.
Damit erzeugst du automatisch Frust und im schlimmsten Fall einen Wutanfall. Du kannst es aber gerne schon ankündigen: „Wenn du damit fertig bist, räumen wir hier schnell auf.“
Beachte auch:
Je jünger dein Kind ist, desto weniger Ausdauer hat es beim Aufräumen. 10 Minuten sind da schon eine Leistung.
Zwinge dein Kind also nicht zu stundenlangen Aufräumaktionen.
Gibt es wirklich sehr viel wegzuräumen, mach es lieber so: Dein Kind räumt 1 Buch weg und du die restlichen 12. Dein Kind wirft 5 Bausteine in die Kiste, du die anderen 50... Auf diese Weise überforderst du es nicht, nimmst ihm aber auch das Aufräumen nicht einfach ab.
8. Ausnahmen bestätigen die Regeln
Ab und zu darfst du natürlich auch mal Aufräum-Ausnahmen machen. Was meine ich damit?
Respektiere auch die Fantasie deines Kindes:
In der Zimmerecke ist ein Parkplatz, auf dem alle Autos parken? Okay, dann müssen sie nicht unbedingt in die Kiste. Der wilde Bausteinhaufen ist eine Baustelle und da wird morgen ein Haus gebaut? Gut, dann darf das über Nacht so liegen bleiben.
9. Ausmisten mit Kindern - so klappt´s
Kinder haben meistens viel zu viel Spielzeug und ständig kommt etwas Neues dazu. Da ist das Kinderzimmer schnell total überfüllt und das Aufräumen wird immer schwieriger.
Ihr solltet also regelmäßig ausmisten... was mitunter nicht ganz einfach ist.
Versuche zunächst immer, mit deinem Kind gemeinsam auszumisten. Nimm dazu einzelne Dinge in die Hand und frage: „Spielst du noch damit?“ Du kannst auch jeweils 2 Dinge zur Auswahl geben: „Welchen Ball möchtest du behalten, den roten oder den blauen?“
Ist dein Kind damit überfordert oder will es ALLES behalten – vom abgebrochenen Buntstift bis zum zerrissenen Buch – dann musst du alleine tätig werden.
Räume dann alles in Kisten, von dem du denkst, dass dein Kind sowieso nicht mehr damit spielt. Stell die Kisten außer Sichtweite und warte ab. Fragt dein Kind nach einem bestimmten Spielzeug, kannst du es wieder zurückgeben. Vermisst es den Inhalt der Kisten wochenlang nicht, kannst du die Sachen guten Gewissens entsorgen, verschenken oder verkaufen.
Tipp:
Auch das zeitweise Wegräumen von Spielzeug kann helfen. Erstens schaffst du Platz im Kinderzimmer und zweitens sind die Spielsachen nach 1-2 Monaten plötzlich wieder interessant.
10. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein:
Erwarte nichts von deinem Kind, was du selbst nicht vorlebst!
Wenn die gesamte Wohnung im Chaos versinkt, mit welchem Recht verlangst du von deinem Kind dann ein aufgeräumtes Zimmer?
Deine Vorbildwirkung kannst du übrigens super im Alltag umsetzen. Gewöhne dir selbst an, Dinge möglichst sofort wegzuräumen und kommentiere das, zum Beispiel: „Ich räume jetzt gleich den Einkauf weg, dann haben wir wieder Platz in der Küche.“
Und erinnere dich auch mal an deine eigene Kindheit. Warst du als Kind schon ordentlich oder hast du das erst später gelernt? Vielleicht hilft dir das, ein bisschen nachsichtiger mit deinem chaotischen Nachwuchs zu sein.
11. Sonderfall Pubertät
Je älter dein Kind wird, desto mehr Eigenverantwortung solltest du ihm übertragen. Das bedeutet aber auch, das Chaos im Jungen- oder Mädchenzimmer mehr und mehr zu tolerieren.
Vor allem, wenn dein Kind in der Pubertät ist, hat es meistens seine eigenen Vorstellungen von „Ordnung“. Und die passen selten mit deinen zusammen...
Hier solltest du dir ein paar Grundregeln überlegen, die dir absolut wichtig ist. Z.B. keine Essensreste / dreckiges Geschirr oder Berge mit Schmutzwäsche im Zimmer.
Darüber hinaus sollte ein Kind ab ca. 14 Jahren alleine in der Lage sein, sein Zimmer in Ordnung zu halten. Tut es das nicht – fühlt sich aber wohl – atme tief durch und schließ die Tür.
Übrigens:
Oft fangen Teenager ganz von selbst an aufzuräumen, wenn Freunde / Freundinnen zu Besuch kommen. Und besonders Mädchen greifen spätestens dann zum Staubsauger, wenn irgendwo eine Spinne krabbelt.
Hast du das Gefühl, dass dein Kind alleine nicht klarkommt,
darfst du natürlich gerne deine Hilfe anbieten.
Zu guter Letzt...
Ich hoffe, dass es dir bzw. deinem Kind mit meinen Tipps in Zukunft etwas leichter fällt, das Kinderzimmer aufzuräumen.
Fun-Fact:
Es ist übrigens sogar im BGB § 1619 geregelt, dass Kinder ihren Eltern im Haushalt helfen müssen. Somit könntest du deinem Kind sogar sagen, dass es gesetzlich zum Aufräumen verpflichtet ist.
Viel sinnvoller ist es allerdings, deinem Kind den Sinn und die Vorteile von Ordnung und Sauberkeit beizubringen sowie vorzuleben.
Häufige Fragen zur Ordnung im Kinderzimmer
Wichtig ist, dass es genug Platz gibt und geeignete Aufbewahrungsmöglichkeiten. Besonders gut eignen sich große Kisten, Boxen und dergleichen. Beschrifte diese oder beklebe sie mit Bildern, damit dein Kind weiß, wo was hineinkommt.
Je leichter sich alles wegräumen lässt, desto eher kannst du dein Kind dazu motivieren.
Fangt so früh wie möglich an, gemeinsam aufzuräumen. Habt Spaß dabei und macht das Ganze spielerisch – so wird das Aufräumen nicht zu einer lästigen Pflicht.
Vermittle deinem Kind den Sinn von Ordnung, z.B. indem du sagst: „Schau mal, wenn alles an seinem Platz ist, finden wir die Sachen viel schneller wieder.“
Nutze deine Vorbildwirkung und halte selbst regelmäßig Ordnung.
Versuche herauszufinden, woran es liegt. Sind sie überfordert, weil viel zu viel Zeug im Kinderzimmer herumliegt? Gibt es zu wenig Aufbewahrungsmöglichkeiten oder sind diese unpraktisch? Empfindet dein Kind das Aufräumen als Strafarbeit, weil du es ständig dazu „verdonnerst“? Oder ist es gerade in der Autonomiephase und deswegen grundsätzlich im Widerstand?
Wenn du die Gründe kennst, kannst du gezielt darauf eingehen.