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Der Moro Reflex: Was du darüber wissen solltest

Machst du dir Sorgen, weil dein Baby manchmal ruckartig die Arme und Beine streckt, den ganzen Körper anspannt und zittert?

Keine Angst. Dein Baby hat weder epileptische Anfälle noch sonst eine neurologische Störung. Es handelt sich bei diesen plötzlichen „Zuckungen“ in den meisten Fällen um den Moro Reflex – eine angeborene Schreckreaktion.

Allerdings stört er Babys manchmal beim Einschlafen oder sorgt dafür, dass sie im Schlaf anfangen zu weinen. Warum dieser Reflex trotzdem ganz normal ist und wann er wieder verschwindet, erfährst du hier. 

Außerdem verrate ich dir 5 ultimative Tipps, wie dein Baby entspannter und zufriedener wird – denn ein entspanntes Baby ist weniger schreckhaft!
Moro Reflex Das Kind reisst seine Augen weit auf und liegt in seinem Bett

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Der Moro Reflex: Was ist das überhaupt?

Moro Reflex Doktor klärt über diesen Reflex bei Kindern auf

Beim Moro Reflex handelt es sich um eine angeborene Schreckreaktion, die sich bereits in der 9. Schwangerschaftswoche entwickelt. Benannt wurde der Reflex nach dem Kinderarzt Ernst Moro, der ihn 1918 zum ersten Mal dokumentierte.

Der Moro Reflex besteht aus 2 Phasen:

Phase 1: Ruckartiges Strecken – das Baby öffnet den Mund, atmet tief ein, reißt die Arme hoch oder zur Seite, spreizt die Finger und streckt die Beine... oft reißt es auch die Augen auf oder zittert kurz am ganzen Körper

Phase 2: Umklammerung – das Baby atmet wieder aus, schließt den Mund, ballt die Hände zu Fäusten und führt die Arme vor der Brust zusammen, als wolle es sich festklammern... oft werden auch die Beine angehockt

Aufgrund der 2. Phase spricht man auch vom Umklammerungsreflex.

Im Rahmen der U2-Untersuchung testet der Kinderarzt dein Baby auf diesen Reflex.

Ist er vorhanden, ist das ein Zeichen für eine normale, gesunde Entwicklung.

Wozu dient der Moro Reflex? 

Moro Reflex Kind ist geschockt und reisst Augen weit auf

Eigentlich ist der Moro Reflex eine Reaktion auf bedrohliche Situationen und soll dein Baby sowohl vor dem Ersticken (durch das ruckartige tiefe Einatmen) als auch vor Herunterfallen schützen.

Das siehst du besonders gut an der 2. Phase des Reflexes – sie diente ursprünglich dazu, dass sich das Baby an der Kleidung bzw. am Fell der Mutter festklammert. Auch bei Tieren, besonders Affen, ist dieser Reflex zu beobachten.

Ausgelöst wird er durch:

  • grelles Licht
  • laute oder ungewohnte Geräusche
  • plötzliche Lageveränderung (vor allem durch das Gefühl zu fallen) 
  • starke Bewegungen oder Erschütterungen

Häufig zeigt sich der Moro Reflex jedoch auch ohne erkennbaren Auslöser, vor allem beim Einschlafen. Aber auch mitten in der Nacht kann es vorkommen, dass dein Baby im Schlaf zittert oder zuckt.

Das liegt daran, dass dein Baby im Schlaf die Erlebnisse des Tages verarbeitet. Außerdem ist der Wechsel zwischen Leichtschlaf und Tiefschlaf noch nicht ausgereift und führt oft dazu, dass sich dein Baby im Schlaf erschreckt.

Auch während eines Wachstumsschubs kann der Moro Reflex verstärkt auftreten, da dein Baby in diesen Phasen generell empfindlicher und auch schreckhafter ist.

Gut zu wissen:

Obwohl der Moro Reflex eine gesunde, natürliche Reaktion ist, schüttet dein Baby dabei

Stresshormone aus und seine Herz- sowie Atemfrequenz erhöht sich.

Schreck lass nach: Was du gegen den Moro Reflex tun kannst

Moro Reflex Mutter hat ihr Baby auf dem Arm

Zeigt dein Baby nur gelegentlich den Moro Reflex, brauchst du eigentlich nichts dagegen zu unternehmen. Es handelt sich wie gesagt um einen normalen Überlebensreflex, der mit der Zeit von selbst verschwindet.

Ist dein Baby jedoch sehr schreckhaft oder stört ihn der Moro Reflex häufig beim Schlafen, können die folgenden Tipps helfen:

1. Pucken: Umstritten, aber hilfreich

Beim Pucken wickelst du dein Baby fest in ein Tuch oder einen Pucksack ein, sodass die ruckartigen Armbewegungen verhindert werden. Das hilft vor allem beim Schlafen, da dein Baby nun nicht mehr durch das willkürliche Zusammenzucken geweckt wird.

ACHTUNG: Es ist sehr wichtig, dass du beim Pucken ein paar Dinge beachtest, damit es deinem Baby nicht schadet. Ausführliche Informationen sowie eine kostenlose Anleitung findest du hier:

2. Sanfte Bewegung gibt Sicherheit

Moro Reflex Mutter kocht und hat das Baby in der Wiege liegen

Der Moro Reflex tritt seltener oder gar nicht auf, wenn dein Baby sanft bewegt wird. Vermutlich erinnert leichtes Hin- und Herschaukeln an seine Zeit in Mamas Bauch und es fühlt sich beschützt und geborgen.

Zeigt dein Baby also einen sehr leichten Moro Reflex, fühlt es sich wahrscheinlich auf deinem Arm, in einem Tragetuch, im Kinderwagen oder in einer Federwiege besonders wohl.

Noch mehr Tipps dazu findest du hier: Baby lässt sich nicht ablegen: Die 10 besten Tipps & Tricks 

3. Ruhe statt Reize

Moro Reflex Elternteile haben ihr Kind auf dem Arm und lächeln

Je schreckhafter dein Baby ist, desto öfter und ausgeprägter wird sich auch der Moro Reflex zeigen.

Im Umkehrschluss helfen ihm eine ruhige und entspannte Umgebung sowie ein regelmäßiger Tagesablauf mit vielen Routinen und Ritualen. 

Achte vor allem darauf, eine Reizüberflutung zu vermeiden. Weniger Termine, weniger Besucher, weniger Trubel... Das gilt vor allem dann, wenn dein Baby besonders sensibel auf Geräusche, Licht, fremde Personen usw. reagiert.

Und mach dir bitte keine Sorgen, dass du dein Baby dadurch verwöhnen würdest. Eher im Gegenteil: Je mehr du auf seine Bedürfnisse eingehst, desto besser wird es später auch mit Situationen klarkommen, in denen es sich eigentlich nicht so wohlfühlt.

4. Entspannung für dich und dein Baby

Moro Reflex Mutter entspannt gemeinsam mit ihrem Baby

Je entspannter dein Baby ist, desto weniger schreckhaft ist es. Logisch, oder?

Hilf deinem Baby also zu entspannen, zum Beispiel mit einer regelmäßigen Babymassage oder einem Entspannungsbad. Das wirkt besonders am Abend sehr wohltuend und fördert einen ruhigen Schlaf.

Wichtig ist auch, dass du selbst möglichst ruhig und entspannt bist. Deine Stimmung überträgt sich nämlich automatisch auf dein Kind. 

Bist du also ständig gestresst, hektisch oder schlecht gelaunt, wird auch dein Baby eher unausgeglichen, ängstlich und schreckhaft sein. Sorge daher gut für dich und denk immer dran:

Alles, was DIR guttut, tut auch deinem Baby gut.

5. Nähe bewirkt Wunder

Moro Reflex Mutter liegt mit Kind im Bett

Und last, but not least benötigt dein Baby vor allem Liebe, Nähe und Zuwendung. Je mehr es davon bekommt, desto seltener wird sich der Moro Reflex zeigen.

Eine belgische Studie hat nämlich herausgefunden, dass der Moro Reflex nicht nur durch die genannten Auslöser aktiviert wird. Er dient vielmehr auch als eine Art Kommunikation – dein Baby will dir damit sagen, dass es deine Nähe braucht!

Also nimm es auf den Arm, wenn es sich erschreckt hat. Wiege es sanft, sprich leise mit ihm oder singe/summe ihm etwas vor. Lass es spüren, dass du da bist und es beschützt.

Leidet dein Baby besonders nachts unter dem Moro Reflex, dann lass es in deinem Bett schlafen. Das ist kein Verwöhnen, sondern ein natürliches Bedürfnis deines Babys nach Nähe und Sicherheit.

Je sicherer, geborgener, geliebter und beschützter sich dein Baby fühlt, desto weniger schreckhaft ist es.

Wann lässt der Moro Reflex nach?

Moro Reflex Lebensmonat im Überblick

Normalerweise lässt der Moro Reflex zwischen dem 2. und 4. Monat nach, wenn das Nervensystem des Babys reift. Spätestens nach dem 6. Monat sollte er verschwunden sein.

Manchmal bleibt er jedoch erhalten, mitunter sogar bis ins Erwachsenenalter. Man spricht dann von einem persistierenden (= verharrenden) Moro Reflex.

In dem Fall handelt es sich um eine Entwicklungsstörung, die verschiedene Ursachen haben kann bzw. auf Krankheiten oder Störungen wie zum Beispiel ADS / ADHS hindeuten kann. 

Zeigt dein Baby also auch nach dem 6. Monat noch den Moro Reflex, solltest du das auf jeden Fall deinem Kinderarzt / deiner Kinderärztin mitteilen!

Ein persistierender Moro Reflex sollte auf jeden Fall ärztlich behandelt bzw. therapiert werden,

da er negative Auswirkungen auf die Entwicklung deines Kind hat.

Was passiert, wenn der Moro Reflex nicht verschwindet

Moro Reflex Erwachsener lässt sich beraten

Bei Babys ist der Moro Reflex also ganz normal und ein Zeichen für eine gesunde Entwicklung. Die Schreckreaktion schadet deinem Baby nicht. Es stört maximal beim Ein- und Durchschlafen.

Bildet er sich jedoch nicht zurück, kann es problematisch werden. Einerseits kann das auf eine Entwicklungsstörung oder Erkrankung wie z.B. ADS / ADHS hindeuten. 

Andererseits kann ein persistierender Moro Reflex folgende Probleme verursachen: 

Zudem besteht ein erhöhtes Verletzungsrisiko, wenn das Kind bei einem Sturz die Arme reflexartig zur Seite oder nach oben reißt, anstatt sich abzustützen.

Solltest du also feststellen, dass sich der Moro-Reflex bei deinem Baby nicht zurückbildet, sprich unbedingt mit eurem Kinderarzt / eurer Kinderärztin. Je früher mit einer individuellen Therapie begonnen wird,

desto besser sind die Aussichten auf Heilung.

Achtung: Verwechslungsgefahr

Der Moro Reflex kann mit dem West-Syndrom verwechselt werden. Dabei handelt es sich um eine Form von Epilepsie, welche dringend ärztlich behandelt werden muss.

Beim West-Syndrom streckt das Baby ebenfalls ruckartig die Arme und Beine aus und zieht sie anschließend wieder an. Zusätzlich nickt es oft noch mit dem Kopf. 

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der Zeitpunkt des Auftretens. Während der Moro Reflex von Geburt an vorhanden ist, tritt das West-Syndrom erst mit zwei bis acht Monaten auf.

Der Moro Reflex: Die wichtigsten Fakten

1. Was ist der Moro Reflex?

Beim Moro Reflex handelt es sich um einen angeborenen Überlebensreflex. Er soll das Baby vor Ersticken und Herunterfallen schützen.

2. Wie zeigt sich der Moro Reflex?

Der Moro Reflex besteht aus 2 Phasen:

  • Phase 1: Das Baby streckt ruckartig Arme und Beine aus, atmet tief ein und spannt den gesamten Körper an.

  • Phase 2: Das Baby atmet aus und führt die Arme vor der Brust zusammen, als wolle es sich irgendwo festklammern.

3. Was löst den Moro Reflex aus?

Ausgelöst wird der Moro Reflex durch Erschütterungen oder plötzliche Lageveränderungen (= das Gefühl, zu fallen). Zudem können Geräusche und grelles Licht den Reflex auslösen.

Im Schlaf bzw. beim Einschlafen tritt er häufig ohne erkennbaren Auslöser auf.

4. Wann geht der Moro Reflex weg?

Normalerweise bildet sich der Moro Reflex zwischen dem 2. und 4. Monat zurück. Spätestens nach dem 6. Monat sollte er verschwunden sein. 

5. Was kann man gegen den Moro Reflex tun?

Bei einem sehr stark ausgeprägten Moro Reflex braucht dein Baby vor allem Ruhe, Entspannung, weniger Reize sowie viel Liebe und Nähe. Das Pucken hilft gegen das reflexartige Zucken im Schlaf, ist allerdings umstritten. Auch Bewegung (z.B. im Tragetuch) verringert den Moro Reflex.

6. Was passiert, wenn der Moro Reflex nicht verschwindet?

Tritt der Moro Reflex auch nach dem 6. Monat noch auf, kann das auf eine Entwicklungsstörung oder Erkrankung hindeuten. Wende dich in diesem Fall an einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin.

Bei Kindern und Erwachsenen verursacht der Moro Reflex diverse Probleme. Er kann jedoch behandelt bzw. therapiert werden.