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Mein Kind wird gemobbt – 12 Strategien gegen Mobbing in der Schule

Wenn das eigene Kind gemobbt wird, sind Eltern oft ratlos.

Sie fragen sich:

Wie kann ich meinem Kind helfen?

Wie kommt es möglichst schnell aus der "Opferrolle"?

Denn sie fürchten - nicht zu unrecht - dass es sonst immer wieder zur Zielscheibe von Gemeinheiten oder Übergriffen werden könnte.

Mobbing Kind

Ein starkes Selbstbewusstsein ist dabei der beste Schutz vor Mobbing. Wie du dein Kind optimal unterstützen kannst, innerlich stark und selbstsicher zu werden, verrate ich dir hier in diesem Artikel.

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Dazu erkläre ich dir kurz, wann man überhaupt von Mobbing spricht und welche Anzeichen darauf hindeuten, dass dein Kind gemobbt werden könnte.

Im Anschluss gebe ich dir 12 Strategien an die Hand, mit denen du dein Kind aus seiner Opferrolle raus holst und dafür sorgst, dass es auch zukünftig in Ruhe gelassen wird...

Wann spricht man eigentlich von Mobbing?

Mobbing kommt heutzutage nicht nur am Arbeitsplatz vor. Immer häufiger tritt das Problem bereits in der Grundschule auf.

Nun streiten sich ja alle Kinder mal oder ärgern sich gegenseitig ein bisschen. Das ist ganz normal und auch wichtig. Nur so lernen sie, wie man mit Konflikten umgeht und diese löst.

Wann jedoch wird das Ganze zum Problem? Wann spricht man von Mobbing?

Als Mobbing bezeichnet man systematische und gezielte Übergriffe über einen längeren Zeitraum auf ein (zumeist) einzelnes Kind.

Das Mobbingopfer wird dabei von einzelnen oder mehreren Mobbern körperlich, psychisch oder verbal angegriffen. 

Betroffene Kinder werden oftmals:

  • gehänselt, verspottet oder lächerlich gemacht
  • beleidigt und beschimpft
  • ignoriert oder ausgegrenzt
  • bedroht, erpresst oder eingeschüchtert
  • körperlich angegriffen
  • ein- oder ausgesperrt (so dass sie z.B. zu spät in den Unterricht kommen)
  • ihnen werden Sachen weggenommen oder kaputt gemacht
  • über sie werden Lügen erzählt oder Gerüchte verbreitet

Ganz egal, welcher Handlungen sich die Täter bedienen - das Opfer dieser Mobbingattacken leidet und weiß sich meistens nicht dagegen zu wehren. Dies nutzen die Mobber aus und die Situation verschlimmert sich von Tag zu Tag...

Woran erkenne ich, ob mein Kind gemobbt wird?

Unter Mobbing leidende Kinder trauen sich oftmals nicht, offen darüber zu sprechen. Sie haben Angst, zu "petzen" und dann noch mehr zu leiden.

Achte daher auf folgende Anzeichen. Sie könnten darauf hindeuten, dass dein Kind zum Mobbingopfer geworden ist:

Anzeichen, dass dein Kind gemobbt wird

  • dein Kind will plötzlich nicht mehr in die Schule oder den Kindergarten, obwohl es vorher gerne hingegangen ist und keine anderen Gründe in Betracht kommen (wie z.B. ein Lehrerwechsel) 
  • dein Kind klagt oft über "seelische" Krankheiten wie z.B. Kopf- oder Bauchschmerzen
  • dein Kind leidet zunehmend unter Appetitlosigkeit
  • dein Kind hat häufig Schlafstörungen
  • die schulischen Leistungen fallen plötzlich stark ab
  • dein Kind wird immer ängstlicher und schüchterner
  • dein Kind wirkt oft niedergeschlagen und depressiv
  • dein Kind ist sehr unausgeglichen und nervös oder wird schnell wütend / aggressiv (befindet sich dein Kind in der Trotzphase, können Wutanfälle Ausdruck dessen sein, mehr dazu hier)
  • dein Kind zieht sich immer mehr zurück und hat kaum noch Kontakt zu Gleichaltrigen
  • dein Kind hat oft fehlende / kaputte Sachen oder sogar körperliche Verletzungen

Dies alles können Indizien für Mobbing sein und daher solltest du sie aufmerksam beobachten und hinterfragen. 

Zögere nicht, bei einem Verdacht zunächst das Gespräch zu deinem Kind zu suchen. Sollten sich deine Befürchtungen bestätigen oder dein Kind nicht darüber reden wollen, wende dich umgehend an seine Lehrer oder Erzieher. 

Je schneller Mobbing erkannt wird, umso schneller und besser kannst du deinem Kind helfen.

Im folgenden Abschnitt will ich dir nun eine Reihe von Strategien und Tipps an die Hand geben, mit denen du dein Kind unterstützen kannst, wenn es unter Mobbing leidet:

12 Strategien, um dein Kind gegen Mobbing zu stärken

Ist dein Kind zum Mobbingopfer geworden, solltest du sofort den Kindergarten oder die Schule informieren. Wende dich bitte keinesfalls direkt an den oder die "Täter" oder deren Eltern - das würde die Lage für dein Kind noch verschlimmern.

In gemeinsamen Gesprächen mit der jeweiligen Einrichtung sollten dann zeitnah konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um das Mobbing gegen dein Kind schnellstmöglich zu beenden.

Zögere nicht, dich gegebenenfalls auch an Schulpsychologen, das Schulamt oder andere übergeordnete Stellen zu wenden, wenn du das Gefühl hast, dass nichts zum Schutz deines Kindes unternommen wird.

Darüber hinaus ist es jedoch extrem wichtig, das Kind selbst zu stärken.

KOSTENLOSER RATGEBER:

So erziehst du starke Kinder

- 15 Übungen zur mentalen Stärkung deines Kindes 

- Leg die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl 

- Mach dein Kind stark und selbstbewusst

Nur wenn es zu eigener innerer Stärke findet, ist es nicht den Rest seines Lebens auf die Hilfe und den Schutz von Lehrern oder Erziehern angewiesen. Erfahrungsgemäß wiederholen sich Mobbing-Situationen nämlich immer wieder, wenn das Kind in seiner "Opferrolle" bleibt.

Der beste Schutz vor Mobbing ist ein starkes Selbstbewusstsein!

Selbstbewusste Kinder haben automatisch eine ganz andere Ausstrahlung. Sie signalisieren durch ihre Haltung, ihr Auftreten und ihr Verhalten den anderen "Mit mir nicht!"

Wie aber bekommt ein Kind diese Ausstrahlung? Vor allem dann, wenn es bereits unter Mobbing leidet?

Mit den folgenden Tipps hilfst du deinem Kind, innerlich stark zu werden und sein Selbstbewusstsein nach und nach aufzubauen:

1. Eine starke Körperhaltung einnehmen

Innere Stärke zeigt sich schon an der Körperhaltung. 

Ein ängstliches und schüchternes Kind tritt ganz anders auf als ein Kind, dass sich nicht so einfach alles gefallen lässt.

Mit einer aufrechten und selbstsicheren Haltung wirkt dein Kind also automatisch viel selbstbewusster auf andere. Aber das Ganze hat noch einen weiteren Effekt:

Unsere Gefühle haben einen direkten Einfluss auf unsere Haltung. In einer niedergeschlagenen Stimmung beispielsweise lassen wir Kopf und Schultern hängen. 

Das Ganze funktioniert aber auch andersherum!

Sobald dein Kind eine starke Körperhaltung einnimmt, verändern sich automatisch auch seine Gefühle! Nimmt es eine aufrechte, stolze und offene Haltung ein, wird es sich nach einigen Minuten viel stärker und sicherer fühlen.

So bringst du deinem Kind die richtige Haltung bei:

Lass dein Kind so oft wie möglich "Superheld" oder "Prinzessin" spielen! Kinder wissen ganz automatisch, welche Haltung sie dazu einnehmen müssen: aufrecht, Brust raus, Kopf hoch! Kinder haben zum Glück eine lebhafte Fantasie: Das Krönchen wird mit Stolz getragen oder der Superheldenumhang weht im Wind...

Jedes Mal, wenn dein Kind diese Rolle spielt, stärkt es damit sein Selbstvertrauen. Mit der Zeit übernimmt es die aufrechte Haltung ganz unbewusst mit in den Alltag.

Spielt dein Kind "Superheld" oder "Prinzessin", nimmt es instinktiv eine selbstbewusste

Haltung ein. Damit stärkt es automatisch sein Selbstwertgefühl.

2. Rollenspiele richtig nutzen

Kinder lieben Rollenspiele. Sie sind Cowboy, Zauberfee, Ärztin oder Astronaut.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass Kinder häufig starke und heldenhafte Rollen übernehmen? 

Das kannst du sehr gut nutzen, um dein Kind auf spielerische Weise das Verhalten bei verschiedenen Mobbing-Angriffen üben zu lassen.

Vor allem bei kleineren Kindern funktioniert der folgende Trick: 

Mobbing - Rollenspiele

Du spielst mit deinem Kind eine typische Mobbing-Situation durch und fragst es, wie sich "Käpt'n Cool" oder "Superwoman" jetzt verhalten würden. Dabei gilt natürlich, dass Superhelden niemandem weh tun und niemanden beleidigen dürfen! Lass dich überraschen, auf welche kreativen Ideen dein Kind dabei kommt.

Je älter das Kind ist, umso konkreter kannst du mit ihm solche Situationen natürlich auch ohne Superhelden-Einsatz durchspielen. Auch hier gilt: Mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen ist verboten. Ein älteres Kind wird verstehen, dass es die Sache damit nur verschlimmern würde. Denkt euch gemeinsam lieber überraschende, kreative und vielleicht auch ein paar lustige Reaktionen aus.

Selbst wenn dein Kind das Verhalten aus den Rollenspielen im Alltag nicht direkt anwenden wird, verliert es durch das Üben nach und nach die Angst vor solchen Situationen. Es lernt, dass es den Mobbern nicht hilflos ausgeliefert ist.

Rollenspiele stärken die Kreativität und Reaktionsfähigkeit deines Kindes.

Es fühlt sich in Mobbing-Situationen weniger hilflos und ausgeliefert.

3. Die Macht mentaler Bilder 

Sicherlich kennst du den Spruch: Erfolg beginnt im Kopf.

Was wir uns in unseren Gedanken nicht vorstellen können, das können wir auch nicht erreichen.

Leider führt Mobbing dazu, dass sich dein Kind innerlich immer mehr als Versager und Opfer sieht. 

Es wird morgens wach, denkt an die Schule und sofort laufen in seinem Kopf die bekannten Szenarien ab: wie es gehänselt, geärgert, geschubst oder ausgelacht wird. Diese geistigen Bilder sorgen dafür, dass es bereits unsicher und ängstlich in die Schule kommt, selbst wenn an diesem Tag noch gar nichts passiert ist.

Damit dein Kind selbstbewusster auftritt und allein schon durch seine Ausstrahlung innere Stärke vermittelt, müsste es sich selbst innerlich genau SO sehen. 

Wie bekommt man nun aber ein Kind dazu, seine Gedankenbilder zu ändern?

Die Lösung sind Mentalgeschichten! Diese haben durch ihre spezielle Erzählweise einen direkten Einfluss auf die Fantasie deines Kindes. Sie verändern die Bilder in seinem Kopf beziehungsweise lassen positive mentale Bilder entstehen.

Und das Beste daran ist, dass dein Kind dazu nichts weiter machen muss, als sich die Geschichten regelmäßig anzuhören!

Die Mentalgeschichten eignen sich übrigens auch hervorragend, wenn sich dein Kind weinend und verzweifelt in seinem Zimmer vergräbt und nicht darüber reden will, was passiert ist...

Kommst du verbal nicht an dein Kind ran, so kannst du es zumindest mit Hilfe der Geschichten stärken!

Kleiner Nebeneffekt:

Mentalgeschichten machen nicht nur selbstbewusster - sie sorgen auch für Entspannung. Und entspannte Kinder wirken automatisch viel "cooler" als nervöse und gestresste Kinder. In einem entspannten Zustand lassen sich kleinere Ärgernisse auch viel leichter einfach mal ignorieren.

Mentales Training stärkt das Selbstbewusstsein deines Kindes, indem es die "Bilder im Kopf" verändert. Gleichzeitig sorgen unsere Mentalgeschichten für maximale Entspannung.

Hol dir hier die passenden Geschichten für dein Kind: Starke Kids Mentalgeschichten

4. Erfolgserlebnisse machen stark

Kinder, die gemobbt werden, betrachten sich selbst oft als Versager. Je länger sie von anderen "fertig gemacht" werden, umso mehr verfestigt sich dieses Gefühl.

Um dem entgegenzuwirken, braucht dein Kind Erfolgserlebnisse. Und die bekommt es, wenn es möglichst viele Erfahrungen sammeln kann.

Dazu muss es keine Wettkämpfe gewinnen oder lernen, wie man jongliert.

Nicht die Größe der Erfolge ist entscheidend, sondern vor allen Dingen das bewusste Wahrnehmen!

Lass dein Kind daher so viel wie möglich ausprobieren und alleine machen. Macht es einen Fehler, dann vermeide jeglichen Vorwurf. Ermutige es lieber zu einem neuen Versuch.

Sobald es etwas geschafft hat, sag ihm, dass es jetzt stolz auf sich sein kann! Frag es, wie es sich jetzt fühlt und wie es seine Leistung selbst bewertet. So lenkst du die Aufmerksamkeit deines Kindes bewusst auf seine Erfolgserlebnisse. Schon bald wird es sich selbst nicht mehr als "Loser" betrachten.

Erfolgserlebnisse stärken das Selbstwertgefühl deines Kindes. Es wird sich nicht mehr als "Versager" fühlen, wenn es bewusst wahrnimmt, was es alles kann.

5. Tappe nicht in die Lob-Falle

Fang bitte nicht an, dein Kind jetzt für jede Kleinigkeit zu loben.

Ich weiß, dass die Versuchung groß ist - gerade wenn dein Kind durch das Mobbing überhaupt kein Selbstvertrauen mehr hat. Du meinst es gut und willst dein Kind stärken...

Aber mit ständigem Lob erreichst du das Gegenteil: Dein Kind wird abhängig von Lob und Anerkennung. Es misst seinen Selbstwert irgendwann nur noch daran, welches Feedback es von anderen bekommt. Trifft es dann erneut auf Mobber, zerstören diese sein Selbstwertgefühl innerhalb von Sekunden!

Mobbing - die Lob-Falle

Gewöhne dir daher ganz bewusst die Formulierung an: "Jetzt darfst du wirklich stolz auf dich sein!"

Das Ziel ist es, dass dein Kind selbst erkennt, wenn es etwas gut gemacht hat. Kennt es seine Stärken und seinen "Wert", nimmt es sich vor allem verbale Angriffe nicht so leicht zu Herzen.

Zu viel Lob macht dein Kind abhängig von Anerkennung und angreifbarer für verbale Attacken. Bring deinem Kind daher lieber bei, stolz auf sich selbst zu sein.

6. Eigene Grenzen setzen und verteidigen

Das Hauptproblem gemobbter Kinder besteht darin, dass sie sich zu viel gefallen lassen oder nicht wissen, wie sie ihre Grenzen richtig verteidigen können.

Achte mal darauf, ob dein Kind Zuhause die Möglichkeit hat, Grenzen zu setzen und diese auch respektiert werden. So kommt es zum Beispiel unter Geschwistern sehr oft zu Grenzüberschreitungen. Aber auch unter Gleichaltrigen wird von Kindern häufig erwartet, dass sie ihr Spielzeug, ihr Kinderzimmer, ihre Süßigkeiten und so weiter teilen - ob sie das wollen oder nicht.

Für Kinder, die unter Mobbing leiden, ist es besonders wichtig, dass sie auch Zuhause Grenzen setzen und diese verteidigen dürfen. So lernen sie, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen und können das auch in der Schule leichter umsetzen.

Nun soll dein Kind natürlich nicht zum Egoisten werden, der immer alles für sich alleine haben will. Das Beste ist, wenn du wiederkehrende Situationen vorher mit deinem Kind besprichst. Frag dein Kind, wo es seine Grenze sieht und dann hilf ihm, dass diese auch respektiert wird.

So könnten deine Kinder zum Beispiel festlegen, welches ihrer Spielsachen auch vom Geschwisterkind benutzt werden dürfen und welche absolut tabu sind. Vielleicht kennzeichnet ihr die Sachen mit Stickern, die auch kleinere Kinder schon verstehen.

Ab sofort darf dann jedes Kind seine Tabu-Sachen konsequent verteidigen, notfalls mit deiner Unterstützung. Alle anderen Sachen werden gerecht geteilt.

Lass dein Kind Zuhause klare Grenzen setzen und hilf ihm, dass diese auch respektiert werden.

So lernt es, dass es sich nicht immer alles gefallen lassen muss.

7. Warum nervige Diskussionen wichtig sind

Wenn ein Kind gemobbt wird, zieht es sich sehr oft schweigsam zurück. Dabei wäre es gerade bei verbalen Angriffen wichtig, dass sich das Kind auch mit Worten zu wehren weiß.

Um die kommunikativen Fähigkeiten deines Kindes zu stärken, solltest du dich viel mit ihm unterhalten. Und dazu gehören auch Streitgespräche beziehungsweise Diskussionen, die einem als Elternteil zugegebenermaßen oft auf die Nerven gehen. 

Man ist vielleicht selbst gerade gestresst, muss schnell zur Arbeit oder hat den Kopf voller To-Do's, die man nicht vergessen darf... Da fällt es dann schwer, mit dem Kind erstmal zu besprechen, warum das Sommerkleidchen mit Sandalen bei 10 Grad Außentemperatur eher unpraktisch ist. Schnell fällt dann der Satz "Jetzt hör auf zu diskutieren, wir müssen los."

Dein Kind empfindet das abrupte Beenden der Diskussion genauso als würdest du sagen: "Sei ruhig, deine Meinung zählt sowieso nicht."

Im schlimmsten Fall werden Mama oder Papa dann noch richtig sauer, wenn das Kind weitere Einwände erhebt...

Solche Situationen sind natürlich völlig normal und kommen immer mal vor. Wird dein Kind jedoch ständig so behandelt, verliert es nach und nach das Vertrauen in seine eigene Meinung. Dann wird es auch in der Schule lieber den Mund halten, anstatt sich zu wehren. Es hat ja gelernt, dass es nur noch mehr Ärger bekommt, wenn es seine Meinung sagt.

Solche Kinder behalten es auch meistens sehr lange für sich, wenn sie gemobbt werden. 

Möchtest du dein Kind also in seiner Kommunikation stärken, dann lass dich auf Diskussionen mit ihm ein. Damit diese nicht endlos dauern, kannst du gerne ein Zeitlimit setzen. Sag deinem Kind: "Okay, lass uns drüber reden, aber wenn wir in 10 Minuten keine Lösung gefunden haben, müssen wir los."

Mit der Zeit wirst du übrigens feststellen, dass dein Kind viel seltener protestiert und die Diskussionen weniger werden. Wenn es merkt, dass seine Meinung ernst genommen wird, rebelliert es nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit!

Wie eine friedvolle und stärkende Kommunikation im Familienalltag gelingen kann, erfährst du im neuen StarkeKids Ratgeber.

Diskussionen sind nervig, stärken jedoch die kommunikativen Fähigkeiten deines Kindes.

Es lernt, dass seine Meinung wichtig ist und traut sich diese dann auch zu sagen.

8. Das Problem der braven Engelchen

Sehr oft leiden ausgerechnet die besonders lieben und braven Kinder unter Mobbing.

Der Grund ist naheliegend:

Je mehr "Gehorsam" von den Eltern gefordert wird, umso weniger traut sich das Kind, seinen eigenen Willen durchzusetzen. Es ordnet sich unter und macht immer brav, was man ihm sagt.

Besonders in der Trotzphase deines Kindes ist es wichtig, die Gefühle und die Bedürfnisse deines Kindes ernst zu nehmen. Denn da legst du den Grundstein für die eigenen Grenzen und den eigenen Willen deines Kindes. Zwingst du dein Kind durch Androhungen, Ermahnungen, etc. zu bedingungslosen Gehorsam, verliert es das innere Bauchgefühl.

Mobbing - Brav sein

Leider zeigt es das gehorsame, brave Verhalten dann oftmals auch im Kindergarten oder der Schule und wird dadurch zum perfekten Mobbingopfer. Anstatt sich zu wehren oder Hilfe zu suchen, lässt es sich einfach alles gefallen. Unbewusst hofft es, dass es dadurch schnell wieder in Ruhe gelassen wird. Das klappt dort allerdings nur selten...

Solltest du also so ein "Engelchen" haben und bisher auch immer sehr viel Wert auf "Gehorsam" gelegt haben, könntest du das in Zukunft vielleicht ein bisschen lockerer sehen. Überleg einfach mal, ob du deinem Kind an der einen oder anderen Stelle ein paar mehr Freiheiten erlauben kannst.

Das bedeutet natürlich nicht, dass es ab sofort machen darf, was es will. Aber das Gefühl, sich ab und zu auch mal gegen die Eltern durchsetzen zu können, baut Selbstvertrauen auf und stärkt die "Abwehrkräfte".

Sehr brave und folgsame Kinder werden leider oft zu Mobbingopfern.

Lass deinem Kind ab und zu ein paar Freiheiten und stärke damit sein Selbstvertrauen.

9. Gib niemandem die Schuld

Vermeide auf jeden Fall, deinem Kind das Gefühl zu geben, es wäre selbst Schuld an seiner Mobbing-Situation!

Gemobbte Kinder fühlen sich meistens ohnehin schon schuldig.

Selbst wenn die Schuldzuweisung nicht direkt ausgesprochen wird, vermitteln Sätze wie "Warum lässt du dir auch einfach immer alles gefallen?" genau diese Botschaft. Damit hilfst du deinem Kind überhaupt nicht.

Denk immer daran:

Wenn sich dein Kind wehren könnte, würde es das tun! Wenn es wüsste, wie es sich bei Mobbing richtig verhalten soll, wäre es kein Mobbingopfer. Es bringt sich nicht absichtlich in diese Lage! Es fühlt sich hilflos und benötigt deine Unterstützung und dein Verständnis.

Genauso unnötig sind Schuldzuweisungen gegenüber den Mobbern. Klar bist du innerlich wütend auf diese Kinder. Es hilft jedoch niemandem, wenn du dich nun stundenlang über deren schlechtes Verhalten aufregst. Damit erzeugst du bei dir selbst und auch bei deinem Kind nur jede Menge schlechte Gefühle.

Nutze deine Energie lieber positiv und investiere sie in die Stärkung deines Kindes

Gib deinem Kind niemals das Gefühl, dass es selbst daran Schuld wäre, wenn es gemobbt wird!

Was es jetzt am dringendsten braucht, sind Verständnis und Unterstützung.

10. Nimm dein Kind ernst

Aus Erwachsenensicht betrachtest du die Probleme deines Kindes vielleicht manchmal als "nicht der Rede wert".

Für dein Kind fühlt es sich jedoch ganz anders an. Daher solltest du seine Sorgen und Ängste immer ernst nehmen und sie auf keinen Fall verharmlosen. 

Dazu ein kleines Beispiel:

Deine Tochter erzählt dir, dass ihr der Max ständig die Federtasche wegnimmt und sie irgendwo versteckt. Deine Tochter ist deswegen auch schon von der Lehrerin angezählt worden, hat sich aber nicht getraut, Max zu "verpetzen". 

Vielleicht sagst du nun sowas wie "Das meint der Max doch nicht böse, der will dich doch nur ein bisschen ärgern." Im Stillen denkst du womöglich sogar an den Spruch "Was sich neckt, das liebt sich" und musst schmunzeln. Im Grunde möchtest du deine Tochter damit nur beruhigen und ihr klar machen, dass sie sich darüber nicht aufregen soll...

Deine Tochter fühlt sich aber überhaupt nicht ernst genommen. Sie fühlt Wut, Hilflosigkeit oder auch Verzweiflung und muss nun alleine damit zurecht kommen. Sie versucht, ihre negativen Gefühle zu verdrängen und redet nicht mehr darüber. Aber:

Verdrängte Gefühle machen depressiv und krank.

Viel besser wäre es, wenn du sie ermutigst, über ihre Gefühle zu sprechen und diese auch wirklich ernst nimmst. 

Nimm die Gefühle deines Kindes immer ernst und sprich mit ihm darüber. Dein Kind lernt dadurch, dass seine Gefühle wichtig sind und es ein Recht darauf hat, dass sie respektiert werden.

11. Gemeinschaft macht stark

Mobber suchen sich meistens einzelne Kinder als Opfer aus. Kinder, die wenige Freunde und somit auch wenig Unterstützung haben.

Grundsätzlich ist es überhaupt nicht schlimm, wenn dein Kind nur ein oder zwei Freunde hat. Oftmals sind diese Freundschaften dann viel stärker und geben mehr Halt als eine große - jedoch eher oberflächliche - Clique.

Schwierig wird es jedoch, wenn ein Kind ganz alleine da steht. Das kann zum Beispiel durch einen Schulwechsel oder Umzug schnell passieren... Ist dein Kind eher schüchtern und schafft es nicht, neue Freunde zu finden, wird es schnell zum Außenseiter.

Mobbing - Gemeinsam stark

Daher solltest du deinem Kind immer wieder die Gelegenheit geben, das "Kontakte knüpfen" zu üben. Dazu eignen sich alle Aktivitäten, bei denen dein Kind mit fremden Kindern in Kontakt kommt, zum Beispiel:

  • Spiel- oder Bastelnachmittage von ortsansässigen Vereinen
  • Schnupperstunden bei verschiedenen Sportvereinen
  • diverse Kinderfeste
  • Freizeiteinrichtungen wie (Indoor-)Spielplätze, Hüpfburgen usw.
  • Kinderanimation oder KidsClubs im Urlaubshotel

Ist dein Kind sehr schüchtern und fühlt sich extrem unwohl zwischen vielen Kindern, gib ihm die Möglichkeit, einzelne Kinder in vertrauter Umgebung kennen zu lernen. Lade Freunde, Bekannte oder Kollegen zu dir ein, die ihr Kind mitbringen und ermutige beide zum gemeinsamen Spielen. Nach einer kleinen Aufwärmphase klappt das in den meisten Fällen sehr gut.

Viele Tipps um speziell sehr ängstliche und schüchterne Kinder zu stärken, findest du hier: Ängstliche Kinder stärken - 14 Tipps gegen Angst und Schüchternheit

Freunde geben deinem Kind Rückhalt und sind ein guter Schutz gegen Mobbing,

da sich Mobber meistens Einzelgänger und Außenseiter als Opfer aussuchen.

12. Den Fokus neu ausrichten

Mobbing ist äußerst belastend für ein Kind. Je länger die Situation andauert, umso ängstlicher und unglücklicher wird es.

Das wirkt sich dann auf alle Lebensbereiche aus. Die psychischen Folgen des Mobbings nimmt dein Kind auch mit nach Hause und in seine Freizeit. Nicht umsonst leiden gemobbte Kinder oft an Schlafstörungen: Die bedrückenden Gedanken lassen ihm einfach keine Ruhe.

Das größte Problem daran ist, dass dein Kind mit der Zeit seinen Fokus nur noch auf alles Negative richtet.

Das ist ein ganz normaler Prozess, denn unser Selbstwertgefühl beeinflusst unsere Wahrnehmung. Vielleicht kennst du das, wenn du dich an manchen Tagen irgendwie nicht wohl fühlst in deiner Haut... Dann bezieht man schnell mal das Tuscheln der Kolleginnen auf sich oder interpretiert die schlechte Laune des Chefs oder des Partners als Anzeichen, dass man etwas falsch gemacht hat.

Genauso geht es deinem Kind, wenn es gemobbt wird. Es sieht um sich herum nur noch "Feinde" und hat das Gefühl, von allen ausgelacht, angegriffen oder ausgegrenzt zu werden.

So hilfst du deinem Kind, seinen Fokus wieder auf die positiven Dinge im Leben zu richten:

Frag es nach der Schule nicht als Erstes, ob es wieder geärgert wurde oder ob irgendwas anderes Schlimmes vorgefallen ist. 

Frag es, was es Schönes erlebt hat. Wer nett zu ihm war. Ob ihm vielleicht jemand geholfen hat. Ob es etwas Leckeres zum Mittag gab oder wie der neue Füller schreibt.

Gib nicht auf, wenn dein Kind anfangs nicht darauf eingeht. Nach und nach werden deine Fragen dafür sorgen, dass es unbewusst im Laufe des Tages mehr und mehr auf die schönen Erlebnisse achtet!

Wichtiger Hinweis:

Selbstverständlich solltest du die negativen Ereignisse nicht unter den Teppich kehren! Es ist wichtig, dass dein Kind über alles sprechen kann, was vorgefallen ist. Hör ihm zu und nimm es ernst (siehe auch Punkt 10). Anschließend solltest du trotzdem versuchen, die Gedanken deines Kindes auf etwas Positives umzulenken...

Gemobbte Kinder nehmen mit der Zeit nur noch die negativen Erfahrungen bewusst wahr und denken, ALLE sind gegen sie. Lenke den Fokus deines Kindes gezielt auf positive Erlebnisse.

Special: Mobbing im Kindergarten

Viele Eltern fragen sich besorgt, ob Mobbing auch schon im Kindergarten auftreten kann.

Schließlich kommt es gerade bei den ganz Kleinen oft zu Streit und Tränen... Aber kann man hier schon von Mobbing sprechen? Müssen Eltern bereits in dieser Phase achtsam sein und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, um ihr Kind zu schützen?

Fakt ist Folgendes:

Im Kindergarten ist Mobbing meistens nur in Ansätzen vorhanden. Die Kinder müssen ihr Sozialverhalten entwickeln, ausprobieren und aneinander "üben". Deshalb kommt es gerade im Kindergarten zu vielen Konflikten.

Allerdings gehen Kindergartenkinder dabei noch nicht bewusst systematisch vor. Die Konflikte sind Teil der natürlichen Entwicklung und daher sind Streit und Gemeinheiten in der Regel auch schnell wieder vergessen.

Wer kennt das nicht : Gerade gab es noch ein riesen Geschrei und es fielen Worte wie "Du bist nicht mehr mein Freund!" Schon 10 Minuten später spielen die Kinder wieder einträchtig zusammen.

Dennoch sollten Eltern grundsätzlich immer achtsam sein.  Auch Kindergartenkinder zeigen bereits Ansätze und Tendenzen zu eher dominantem oder eher ängstlichem Verhalten. Und je früher du dein Kind innerlich stark und selbstbewusst machst, umso besser schützt du es davor, später in der Schule wirklich Opfer von Mobbing zu werden!

Gesundes Selbstbewusstsein kann man niemals zu viel haben!

Um das Selbstbewusstsein deines Kindes bereits im Kindergartenalter zu stärken, kannst du viele der hier genannten Strategien anwenden. Hol dir auch gerne weitere Tipps aus unseren anderen Blog-Artikeln:

Da insbesondere Kindergartenkinder mehr emotional als logisch reagieren, lassen sich manche Strategien bei ihnen noch nicht richtig anwenden. Ihnen fehlt teilweise noch das Verständnis, zum Beispiel für Rollenspiele. 

Hier sind unsere Mentalgeschichten die perfekte Lösung!

Auf kindgerechte und spielerische Art bauen sie das Selbstvertrauen deines Kindes auf - einfach nur durch's Anhören.

Als Gute-Nacht-Geschichte vertreiben sie zusätzlich negative Gedanken und sorgen für einen entspannten Schlaf.

Selbstbewusst gegen Mobbing

Dies waren meine wichtigsten Tipps gegen Mobbing.

Alle hier genannten Strategien haben ein gemeinsames Ziel: Sie stärken des Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl deines Kindes.

Denn nur wenn es sich innerlich stark und selbstsicher fühlt, kann es diese Stärke auch nach außen zeigen. Der beste Selbstverteidigungs- oder Präventionskurs ist nutzlos, wenn dein Kind innerlich ängstlich und unsicher bleibt.

Daher ist alles, was dein Kind innerlich stärkt, gleichzeitig auch der beste Schutz vor Mobbing.

Viele zusätzliche Tipps dazu findest du ausführlich im neuen StarkeKids Ratgeber.