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Wie du Kindesmissbrauch erkennst (& dein Kind davor schützt)

Sexueller Missbrauch ist so ziemlich das Schlimmste, was deinem Kind passieren kann. Es fügt ihm nicht nur körperlichen und psychischen Schaden zu, sondern zerstört auch sein Urvertrauen.

Und leider geschieht es nicht nur in einsamen, dunklen Gassen... circa 80% der sexuellen Übergriffe finden im näheren Umfeld statt, oft sogar innerhalb der eigenen Familie.

Die Täter nutzen das Vertrauen des Kindes aus. Und häufig schweigen die Betroffenen allein schon aus Angst, dass ihnen niemand glaubt. 

Als Elternteil fragst du dich daher: Wie kann ich mein Kind schützen? Und woran kann ich Kindesmissbrauch erkennen, worauf muss ich achten?

Genau diese Fragen werde ich dir hier beantworten. 

Dazu bekommst du noch jede Menge Informationen, z.B. was du bei einem konkreten Verdacht tun solltest und wie es danach weitergeht...

Kindesmissbrauch_Kind wird beschützt von der Mutter

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Definition: Ab wann ist es sexueller Missbrauch?

Kindesmissbrauch_Nein und Hand wird festgehalten

Deine Tochter liebt es, mit Papa in der Badewanne zu sitzen und der Opa möchte gerne ein Begrüßungsküsschen von seinem Enkel...

Viele Eltern sind verunsichert, wo die Grenze zwischen normaler Liebe zum Kind und sexuellem Missbrauch liegt. Sie wollen ihr Kind einerseits beschützen, andererseits aber auch nicht übertrieben ängstlich oder überfürsorglich sein.

Per Definition bezeichnet sexueller Missbrauch alle sexuellen Handlungen,

die gegen den Willen des Kindes geschehen. 

Dazu gehören nicht nur Vergewaltigung oder das Berührungen im Intimbereich, sondern auch verbale Belästigung (z.B. durch anzügliche Bemerkungen), das Zeigen von Pornografie oder sexuelle Handlungen im Beisein des Kindes. Alleine schon der Versuch ist strafbar!

Übrigens:


Der Begriff „sexuelle Gewalt“ wird häufig synonym verwendet. Das kann jedoch zu der Annahme führen, Kindesmissbrauch würde immer mit körperlicher Gewalt einhergehen. Dabei ist vor allem bei sexuellen Übergriffen innerhalb der Familie keine Gewalt notwendig, da die Täter das Vertrauensverhältnis zum Kind ausnutzen.

Eine besondere Form des sexuellen Missbrauchs findet heutzutage online statt. Dazu gehört z.B. das sogenannte Cybergrooming – wenn Erwachsene mit sexuellen Absichten im Internet gezielt Kinder ansprechen und sich als Gleichaltrige ausgeben.

Übrigens finden sexuelle Übergriffe nicht nur durch männliche Täter statt. Auch Frauen begehen Kindesmissbrauch, wenngleich dies weitaus seltener vorkommt.

Anzeichen sexueller Misshandlung: Woran erkenne ich Kindesmissbrauch?

Kindesmissbrauch_Kind will nichts mehr essen

Leider bleibt sexueller Missbrauch oft lange Zeit unbemerkt, denn kaum ein Kind spricht von sich aus darüber. Das hat mehrere Gründe:

  • Viele Täter bringen das Kind zum Schweigen, indem sie ihm drohen oder es einschüchtern. Oftmals nutzen sie auch das Vertrauen des Kindes aus und reden ihm ein, die sexuellen Übergriffe wären ein ganz besonderes Geheimnis zwischen ihnen und das darf niemandem verraten werden.
  • Zudem empfinden Kinder meistens Scham und Schuld, wenn sie Opfer von Missbrauch werden. Sie denken, dass sie selbst irgendwas Unrechtes tun und schweigen deshalb.
  • Handelt es sich beim Täter um eine sehr vertraute Bezugsperson (z.B. Vater, Bruder, Onkel, Opa etc.), geraten Kinder in einen Loyalitätskonflikt. Dazu kommt die Angst, was wohl passieren wird, wenn sie jemandem von den Vorfällen erzählen.
  • Häufig befürchten Kinder, dass ihnen sowieso niemand glaubt. Vor allem, wenn der Täter aus der eigenen Familie kommt.
  • Kleinere Kinder verstehen noch gar nicht, was mit ihnen geschieht. Oder sie sind nicht in der Lage, es in Worte zu fassen.

Es passiert also eher selten, dass dir dein Kind von sich aus erzählt, wenn es Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden ist. 

Übrigens:

Kinder denken sich Geschichten über sexuelle Belästigung nicht aus! Erzählt dir

dein Kind von so einem Vorfall, solltest du ihm also unbedingt glauben. 

Aber wie gesagt, in den meisten Fällen schweigen die Kinder. 

Und leider gibt es keine eindeutigen Symptome, die auf einen Kindesmissbrauch hindeuten. Körperliche Verletzungen sind eher selten. Und auffällige Verhaltensänderungen beim Kind können auch andere Ursachen haben, z.B. viel Streit in der Familie oder einfach eine Entwicklungsphase …

Dennoch solltest du beim kleinsten Verdacht hellhörig werden. Vertraue deinem Gefühl – wenn dir etwas komisch vorkommt, schau lieber etwas genauer hin. 

(Wie du in dem Fall konkret vorgehen solltest, erfährst du weiter unten.)

Die folgenden Anzeichen können auf sexuellen Missbrauch hindeuten:

Kindesmissbrauch Checkliste 1
Kindesmissbrauch Checkliste 2
Kindesmissbrauch Checkliste 3

Ich gebe zu, das ist eine ziemlich lange Liste. Und wie schon erwähnt, kann jedes dieser Symptome auch andere Ursachen haben wie beispielsweise Mobbing.

Doch ganz egal, ob nun ein sexueller Missbrauch oder etwas anderes dahintersteckt – sobald dein Kind eines der genannten Auffälligkeiten zeigt, solltest du der Sache nachgehen. Denn:

Nichts schützt besser vor Kindesmissbrauch als ein aufmerksames Umfeld.

Übrigens:

Nicht nur das Verhalten deines Kindes kann dir Hinweise liefern. Auch die Täter machen sich manchmal verdächtig. Wenn der Onkel plötzlich auffallend viel Zeit alleine mit deinem Kind verbringen will, der Nachbar dein Kind ständig in seine Wohnung lockt oder du merkst, dass dich eine Betreuungsperson offensichtlich anlügt – dann sollten zumindest deine Alarmglocken angehen.

Wie kann ich mein Kind vor sexuellem Missbrauch schützen?

Kindesmissbrauch_Kind spricht mit der Mutter

Die Anzeichen für Kindesmissbrauch zu erkennen, ist wichtig. Aber viel besser wäre es natürlich, wenn es gar nicht erst so weit kommt.

Was kannst du also tun, um dein Kind zu schützen? 

Das Hauptproblem ist: Die Gefahr lauert meistens dort, wo wir sie nicht erwarten. Wir bringen unserem Kind bei, nicht mit Fremden mitzugehen. Doch leider kommen bei sexuellem Missbrauch ca. 80% der Täter aus der eigenen Familie oder dem vertrauten Umfeld (siehe https://beauftragte-missbrauch.de/mediathek/publikationen/zahlen-und-fakten)

Trotzdem solltest du deinem Kind jetzt nicht permanent Angst machen, indem du ihm erzählst, was alles Schlimmes passieren könnte...

Wichtiger ist es, dein Kind generell zu stärken, zu sensibilisieren und ein

sehr gutes Vertrauensverhältnis zu ihm zu haben.

Dazu habe ich ein paar Tipps für dich:

1. Selbstbewusstsein stärken

Selbstbewusste Kinder werden seltener Missbrauchsopfer. Die Täter suchen sich meistens Kinder, die sie gut manipulieren und einschüchtern können. Nutze daher all unsere Tipps, um dein Kind von Anfang an stark und selbstbewusst zu machen.

KOSTENLOSER RATGEBER:

So erziehst du starke Kinder

- 15 Übungen zur mentalen Stärkung deines Kindes 

- Leg die Basis für ein gesundes Selbstwertgefühl 

- Mach dein Kind stark und selbstbewusst

2. Ein NEIN akzeptieren

Sehr willensstarke Kinder sind für Eltern oft eine Herausforderung … in Bezug aufs Thema Missbrauch ist das jedoch der perfekte Schutz!

Bringe deinem Kind also bei, dass es seine eigene Meinung und seinen eigenen Willen haben darf.

Kinder dürfen NEIN sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt – auch Erwachsenen gegenüber!

Im Gegenzug solltest du den Willen deines Kindes dann auch respektieren. 

Ich weiß, dass das im Alltag nicht immer möglich ist, manchmal  musst du dich einfach durchsetzen. Versuche trotzdem, die Bedürfnisse deines Kindes zu berücksichtigen und es niemals mit aller Macht gegen seinen Willen zu etwas zu zwingen. 

Tipp: 

Wie du dein Kind auf liebevolle Weise erziehst – ohne Zwang, Strafe oder Schimpfen –, lernst du in unserem kostenlosen Online-Seminar: https://starkekids.com/online-seminar/

3. Den eigenen Körper kennen und schützen

Bring deinem Kind bei, dass es jederzeit selbst entscheiden darf, was mit seinem Körper geschieht. (Ausnahme sind hier natürlich Arztbesuche oder dergleichen.)

Das fängt schon damit an, dass du dein Baby nicht einfach von jedem auf den Arm nehmen lässt. Schon gar nicht, wenn es sich gerade in der Fremdelphase befindet.

Auch als Kleinkind muss es der Tante kein Küsschen oder allen möglichen Leuten die Hand geben, wenn es das nicht möchte! Und wenn das jemand unhöflich findet, ist das sein Problem.

Je besser dein Kind seinen Körper kennt und die kann, desto leichter kann es ggf. auch von „komischen“ Erlebnissen erzählen. Kindern fehlen sonst oft die richtigen Worte, um z.B. zu sagen, dass sie am Penis angefasst wurden.

Wichtig:

Je besser dein Kind seinen Körper kennt und die einzelnen Körperteile benennen kann, desto leichter kann es ggf. auch von „komischen“ Erlebnissen erzählen. Kindern fehlen sonst oft die richtigen Worte, um z.B. zu sagen, dass sie am Penis angefasst wurden.

4. Eine starke Bindung aufbauen

Versuche von Geburt an eine möglichst enge und starke Bindung zu deinem Kind aufzubauen. 

Warum ist das so wichtig?

Ganz einfach: Je stärker eure Bindung ist, desto mehr Vertrauen hat dein Kind zu dir. Das erhöht die Chance, dass ihr offen und ehrlich über alles reden könnt und sich dein Kind dir jederzeit anvertraut.

Gib ihm zusätzlich das Gefühl, dass es immer mit ALLEM zu dir kommen kann, ohne dass du schimpfst! Das bedeutet nicht, dass du alles gutheißen sollst, was es tut. 

Aber ganz egal, was es angestellt hat... bleibe ruhig und rede mit ihm darüber. Hinterfrage seine Beweggründe und versuche diese zu verstehen. Und dann sucht gemeinsam nach Lösungen.

Mach dir klar:

Hat dein Kind Angst vor Strafen oder Moralpredigten, wird es auch

im Falle eines Missbrauchs lieber schweigen.

5. Die 7 Botschaften gegen Missbrauch


Die folgenden 7 Botschaften wurden Ende der 80er Jahre von Gisela Braun (Dipl.-Pädagogin, Mitglied im Bundesverein zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen e.V.) formuliert. Sie werden z.B. in Präventionskursen an Kinder und Jugendliche bzw. deren Eltern vermittelt. 

Du solltest sie deinem Kind so früh wie möglich beibringen:

  1. 1
    Dein Körper gehört dir!
  2. 2
    Du hast das Recht, nein zu sagen!
  3. 3
    Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen.
  4. 4
    Vertrau deinen Gefühlen!
  5. 5
    Es gibt gute und schlechte Geheimnisse.
  6. 6
    Du bist nicht schuld!
  7. 7
    Du hast das Recht auf Hilfe.

6. Eine gesunde Portion Misstrauen

Einen hundertprozentigen Schutz vor sexuellem Missbrauch gibt es leider nicht. Wenn du jedoch achtsam bist und ein enges Vertrauensverhältnis zu deinem Kind hast, kannst du das Risiko um ein Vielfaches minimieren.

Dazu gehört auch, auf deine Intuition zu hören und niemandem blindlings zu vertrauen. Natürlich sollst du jetzt nicht völlig paranoid dein Kind beschützen oder jeden Erwachsenen in deinem Umfeld verdächtigen.

Aber: Hast du ein komisches Gefühl – auch ohne konkrete Beweise – schau nicht weg sondern geh der Sache auf den Grund.

Extra: Der Columbo-Trick

Kennst du Inspektor Columbo? In der gleichnamigen TV-Serie klärt er Verbrechen oft dadurch auf, dass er den Täter auf frischer Tat ertappt. Dazu verlässt er den Raum oder das Haus und kommt anschließend unter einem Vorwand nochmal überraschend zurück.

Bist du unsicher, ob sich hinter deinem Rücken merkwürdige Dinge abspielen, kannst du diese Methode nutzen. Komm z.B. einfach mal unerwartet eher nach Hause, wenn dein Kind dort von jemandem betreut wird. 

Oder schau unter einem Vorwand nach, was der Onkel so lange mit dem Kind im Gartenhäuschen treibt.

Generell gilt:

Je weniger Gelegenheiten potenzielle Täter haben, desto besser ist dein Kind geschützt. 

Was tun bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch?

Kindesmissbrauch_Mutter geht zur Beratungsstelle

Egal, ob du einen konkreten Verdacht oder nur ein komisches Bauchgefühl hast – geh der Sache auf jeden Fall nach!

Dazu solltest du dich als allererstes bei einer Beratungsstelle für sexuellen Missbrauch melden, z.B. hier: https://www.hilfe-portal-missbrauch.de/hilfe-telefon 

Weitere Kontakte findest du auch auf der Seite des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend: www.bmfsfj.de/schutz-vor-sexualisierter-gewalt/hilfs-und-beratungsangebote/

Keine Sorge, das geht auch völlig anonym.

Dort erreichst du psychologisch und pädagogisch ausgebildete Berater:innen mit jahrelanger Erfahrung, die die weiteren Schritte mit dir absprechen!

Die folgenden Maßnahmen sollen dir daher nur als Orientierung dienen:

  1. 1
    Das Kind schützen: Die erste und wichtigste Maßnahme ist, das Kind vor dem Täter zu schützen. Lass es nicht mehr mit der verdächtigen Person alleine.
  2. 2
    Behutsam nachfragen: Versuche vorsichtig mit deinem Kind ins Gespräch zu kommen (je nach Alter des Kindes). Vermeide dabei unbedingt Suggestivfragen! Frag es so neutral wie möglich, z.B. „Belastet dich irgendwas? Ist irgendwas passiert?“ Genauso kannst du auch andere Vertrauenspersonen fragen, ob ihnen etwas aufgefallen ist oder ihnen das Verhalten des Kindes merkwürdig vorkommt.
  3. 3
    Glaube deinem Kind: Schenke deinem Kind auf jeden Fall Glauben! Vermeide auch unbedachte Äußerungen wie „Ach, das war bestimmt nur aus Versehen“, die deinem Kind das Gefühl geben, du würdest die Sache nicht ernst nehmen.
  4. 4
    Ruhig bleiben: Egal wie sehr dich das Thema aufwühlt, versuche unbedingt ruhig zu bleiben. Wenn du dich aufregst, machst du deinem Kind unter Umständen Angst und es verschließt sich wieder.
  5. 5
    Bedachtes Vorgehen: Unternimm bitte keine vorschnellen Schritte gegen den vermeintlichen Täter. Im schlimmsten Fall setzt er das Kind dann noch mehr unter Druck oder vernichtet wichtiges Beweismaterial wie Fotos, Videos etc.
  6. 6
    Hilfe holen: Wie ich zuvor schon schrieb, solltest du dir auf jeden Fall Hilfe suchen. Im Zweifel kannst du dich auch an euren Kinderarzt oder einen Kinderpsychologen wenden.

Achtung: 

Eine Anzeige bei der Polizei sollte zum Schutz des Kindes erst nach Absprache

mit einer Beratungsstelle für sexuellen Missbrauch erfolgen!

Und wie geht es dann weiter?

Der Verdacht hat sich bestätigt – dein Kind wurde sexuell missbraucht? Du befindest dich vermutlich in einer Art Schockzustand und fragst dich, wie es nun weitergehen soll …

Das Wichtigste ist, dass du dir helfen lässt. Eine therapeutische Betreuung ist sowohl für dein Kind als auch für dich hilfreich, um den Vorfall zu verarbeiten.

Dein Kind muss lernen, wieder Vertrauen aufzubauen

Das gilt jedoch auch für dich, denn vermutlich wirst du in nächster Zeit permanent Angst haben und dein Kind am liebsten keine Sekunde aus den Augen lassen wollen. Das ist absolut verständlich, hilft deinem Kind jedoch nicht. Wie soll es lernen zu vertrauen, wenn DU in jedem Erwachsenen eine Gefahr siehst? 

Daher: Lass dir helfen. Kontakte und Ansprechpartner findest du ebenfalls über die Beratungsstellen für sexuellen Missbrauch. 

Spätfolgen & Co.: Traumatisiert fürs ganze Leben?

Kindesmissbrauch_Kind hat Schuldgefühle

Viele Eltern fragen sich, ob ihr Kind dieses schreckliche Erlebnis überhaupt jemals verarbeiten kann. Welche Spätfolgen können auftreten? Wird es jemals wieder vertrauen können? Kann es ein normales Sexualleben führen? 

All diese Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten. Wie ein Kind diesen Vorfall verarbeitet, hängt von sehr vielen Faktoren ab, z.B. wie alt es war, was genau passiert ist, ob es eine sehr nahestehende Person war, wie das Umfeld damit umgegangen ist usw. Auch die Persönlichkeit des Kindes spielt natürlich eine Rolle.

Viel schlimmer als die körperlichen Schäden ist der Vertrauensbruch – erst recht,

wenn der Missbrauch durch eine sehr nahestehende Person geschieht.

Generell ist sexueller Missbrauch ein stark traumatisierendes Ereignis. Das kann sich durchaus auch zeitverzögert zeigen, man nennt es dann posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

Die häufigsten Folgen sind:

  • ein schwaches Selbstwertgefühl – missbrauchte Kinder fühlen sich häufig schuldig und wertlos.
  • Opferrolle – missbrauchte Kinder haben „gelernt“, dass ihre Grenzen überschritten wurden und sie sich dem fügen mussten. Das hält sie oft lebenslang in ihrer Opferrolle gefangen, sie neigen z.B. zum Helfersyndrom bis hin zur Selbstaufopferung
  • Verlust des Urvertrauens – der Vertrauensverlust kann zu zahlreichen psychischen Problemen führen (siehe auch: Urvertrauen aufbauen: 9 ultimative Tipps)
  • Ablehnung des eigenen Körpers – das zeigt sich häufig in Form von Essstörungen, Selbstverletzung, aber auch Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Beziehungsprobleme – als Jugendliche und Erwachsene haben missbrauchte Kinder oftmals Schwierigkeiten, eine gesunde Beziehung zu führen. Sie verwechseln oft Sex mit Liebe oder haben generell Probleme, anderen Menschen zu vertrauen

Ein Missbrauch lässt sich nicht mehr rückgängig machen – mit einer gezielten Therapie lassen sich aber wenigstens die Folgen minimieren. 

Und du selbst kannst deinem Kind natürlich auch helfen:

Schenke deinem Kind bedingungslose Liebe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Zeig ihm, wie wertvoll es ist – akzeptiere aber auch seine Verletzungen, seine Selbstzweifel und ggf. seine Zurückweisung.

Sei dir bewusst: Es braucht viel Zeit und Geduld, bis die seelischen Wunden verheilen...

Exkurs: Wenn Mütter wegschauen

Kindesmissbrauch_Kind fühlt sich ganz unwohl in der Familie

Leider passiert es immer wieder, dass Mütter bzw. Eltern wegschauen. Manchmal geschieht es aus Angst, jemanden zu Unrecht zu verdächtigen oder weil sie denken, dass sie bestimmt nur überreagieren. Es gibt jedoch auch andere Fälle...

Eine erschreckende Studie belegt, dass Mütter und andere Angehörige oftmals von dem Missbrauch wissen oder es ahnen und ihr Kind nicht davor schützen. Die Gründe sind häufig Angst vor einer Trennung, emotionale oder finanzielle Abhängigkeit oder eigene Missbrauchserfahrungen als Kind.

Für die betroffenen Kinder ist das besonders schlimm. Sie erleben dadurch einen doppelten Vertrauensbruch: Sowohl der Täter als auch der/die „Mitwisser“ sind eigentlich für den Schutz und die Sicherheit des Kindes verantwortlich und missbrauchen dieses Vertrauensverhältnis.

Solltest du daher als Außenstehender (z.B. als Lehrer:in, Betreuer:in etc.) den Verdacht haben, dass ein Kind sexuell missbraucht oder anderweitig misshandelt wird, schau nicht weg. Handle!

Missbrauch online: Die Gefahren des Internets

Kindesmissbrauch_Fremder schreibt Kind im World Wide Web_Online Chats und Kennenlernbörse

Das Internet bietet uns heutzutage unendliche Möglichkeiten – leider birgt es auch viele Gefahren. Und es reicht nicht, den Jugendschutz auf dem PC zu aktivieren, um dein Kind zu schützen.

Hier ein kleiner Überblick der häufigsten Risiken sowie ein paar Tipps, was du dagegen tun kannst:

  • Pornographie: Sobald dein Kind Zugang zum Internet hat, besteht die Gefahr, dass es auf pornographische Inhalte stößt. Das kann gezielt oder zufällig passieren. Oft aktivieren die Eltern auf dem PC oder Laptop den Jugendschutz, vergessen aber das Handy.
  • Bilder und Daten: Sensibilisiere dein Kind, dass es niemals persönliche Daten oder private (intime) Fotos im Internet teilen darf. Schon gar nicht, wenn es in Chats o.ä. dazu aufgefordert wird. Allerdings sollten auch Eltern achtsam sein und keine Fotos ihrer Kinder auf Social Media und Co. teilen! 
  • Cybergrooming: So bezeichnet man es, wenn sich Erwachsene online als Kinder / Jugendliche ausgeben, um sich das Vertrauen Minderjähriger zu erschleichen. Das Motiv sind in der Regel sexuelle Absichten. Kläre dein Kind über die Gefahren auf und bitte es, besonders achtsam zu sein.
  • Gaming-Chats: Viele Eltern haben Social Media im Blick, vergessen dabei jedoch die Chat-Funktionen z.B. bei Online-Spielen. Auch hier lauern die bereits genannten Gefahren. Schalte am besten die Chat-Funktion aus, wenn das möglich ist. Oder kläre dein Kind über die Gefahren auf.

Der beste Schutz ist jedoch ein enges Vertrauensverhältnis zu deinem Kind! Hab immer im Blick, was dein Kind tut. 

Das bedeutet nicht, dass du in seinem Handy schnüffeln oder ihm hinterherspionieren sollst! Zeige lieber ehrliches Interesse daran, was es online spielt, mit wem es chattet, was es auf Social Media teilt usw.

Je offener ihr über alles sprechen könnt, desto eher wird sich dein Kind auch an dich wenden, wenn ihm irgendetwas merkwürdig vorkommt.

Die häufigsten Fragen zum Thema Kindesmissbrauch

Zum Abschluss fasse ich die wichtigsten Themen für dich nochmal kurz und knapp zusammen:

1. Was zählt als sexueller Missbrauch?

Als Kindesmissbrauch zählt jede sexuelle Handlung, die mit dem Kind oder im Beisein des Kindes gegen seinen Willen vorgenommen wird. Auch der Versuch ist bereits strafbar.

2. Woran kann ich erkennen, dass mein Kind missbraucht wird?

Kinder reden selten von sich aus über den Missbrauch. Sehr häufig zeigen sie jedoch mehr oder weniger auffällige Verhaltensänderungen. 

Eindeutige Symptome oder Anzeichen gibt es leider nicht. Alles kann – muss aber nicht – auf sexuellen Missbrauch hindeuten. 

Sobald du den Eindruck hast, dass mit deinem Kind „irgendwas nicht stimmt“, solltest du der Sache nachgehen. Lieber einmal zu viel hingeschaut als zu wenig.

3. Was soll ich tun, wenn ich einen Verdacht habe?

Im Verdachtsfall kontaktiere am besten eine Beratungsstelle für sexuellen Missbrauch (siehe nächster Punkt). Dort bespricht man mit dir die weitere Vorgehensweise.

Solltest du dein Kind befragen wollen, sei sehr behutsam und vermeide Suggestivfragen. Erkundige dich lieber allgemein, z.B. „Gibt es etwas, das dich bedrückt?“

4. An wen kann ich mich im Verdachtsfall wenden?

Bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch kontaktiere am besten eine Beratungsstelle, das kannst du auch anonym machen.

Kontaktdaten findest du im Internet, zum Beispiel hier: 

5. Wie kann ich mein Kind vor Missbrauch schützen?

Der beste Schutz ist ein aufmerksames Umfeld und ein enges Vertrauensverhältnis zu deinem Kind. Damit erhöhst du die Chance, dass es sich dir im Fall des Falles anvertraut.

Bringe deinem Kind außerdem bei, dass es jederzeit NEIN sagen darf – auch gegenüber Erwachsenen.

6. Welche Folgen hat sexueller Missbrauch für ein Kind?

Für die meisten Kinder ist sexueller Missbrauch ein traumatisierendes Erlebnis. Es führt vor allem zu Vertrauensverlust und einem schwachen Selbstwertgefühl (das Kind fühlt sich schuldig und wertlos).

Um Spätfolgen zu vermeiden oder zu minimieren, benötigt ein missbrauchtes Kind unbedingt eine professionelle Therapie.