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Kind haut sich selbst – Ursachen und Lösungen für besorgte Eltern

Dein Kind haut sich selbst auf den Kopf? 

Vielleicht ist es auch dein Baby, das sich bereits selbst haut oder vor kurzem mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen hat? 

Viele Eltern machen sich Sorgen, wenn ihre Kinder autoaggressives Verhalten an den Tag legen. Meiner Meinung nach ein gutes Zeichen, denn das heißt, sie sorgen sich um ihre Kinder. 

Aber ich kann dich auch gleich wieder beruhigen. Diese Sorgen sind meistens nicht berechtigt. Daher auch kein Grund um ins Schimpfen zu geraten

Wenn ein Kleinkind oder Baby sich selbst haut oder ähnliches tut, hat das in den seltensten Fällen schlimme oder besorgniserregende Gründe.

In diesem Artikel werde ich dir erklären, warum das so ist. Wir werden uns die Hauptursache dafür anschauen, warum Kinder sich selbst schlagen und was du als Mama oder Papa dagegen tun kannst.

Du solltest also unbedingt weiterlesen.

Kind haut sich selbst. und schreit ganz laut und weint

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Autoaggression - Warum hauen Kleinkinder sich selbst

Warum haut sich ein Kind selbst? Eine Frage, die nicht nur dich beschäftigt und die Antwort kann vielschichtig sein. Es gibt verschiedene mögliche Gründe für den Versuch der Selbstverletzung bei Kindern. 

Vielleicht sucht dein Kind Aufmerksamkeit. Unsere Kleinen sehnen sich nach Zuwendung ihrer Eltern und Betreuer. Sie brauchen uns. 

Wenn sie das Gefühl haben, nicht genug beachtet zu werden, könnte das selbstschädigende Verhalten der verzweifelte Lösungsversuch sein.

Manchmal ist das Sich-Selbst-Schlagen auch eine Art Nachahmung. Kinder lernen viel durch Beobachtung und können das Verhalten von Geschwistern, Freunden oder anderen Kindern kopieren.

Es kann sich auch um die Reaktion auf Frust oder Stressfaktoren handeln, wenn sich die Eltern streiten, Ärger in der Schule,  oder dein Kind befindet sich gerade in der sogenannten Trotzphase und ist deshalb autoaggressiv.

Weitere mögliche Beispiele für auslösende Momente:

  • Beim Spielen funktioniert etwas nicht so, wie dein Kind es möchte.
  • Du hast deinem Kind einen Wunsch verweigert.
  • Dein kleiner Schatz hat Hunger, Durst oder fühlt sich körperlich unwohl.
  • Zur Beruhigung haut sich dein Kind selbst beim Einschlafen.

Letzteres Verhalten ist gar nicht so selten. Bei Kindern zwischen 1 und 2 Jahren gibt es eine Art rhythmisches Bewegungsmuster, das sich auch mit Selbstaggression zeigen kann. 

Man glaubt, dass es eine beruhigende Wirkung hat und dem Kind beim Einschlafen hilft.

Meine Nichte hatte eine Phase, in der sie sich selbst schlug. In dem Fall war es eine Art Selbstbestrafung. Wenn sie aus ihrer Sicht etwas Falsches getan hat, haute sie sich ein paar Mal vor die Stirn.

Unabhängig von den möglichen Auslösern deines Kindes solltest du folgendes verstehen: Das eigentliche Problem besteht darin, dass es nicht mit seinen Emotionen umzugehen weiß. 

Entweder ist das Kind zu jung und weiß es noch nicht besser, oder dein Kind hat es nie richtig gelernt.

Ob das Baby, das sich selbst auf den Kopf haut oder das Kleinkind, das sich selbst haut. Die Selbstaggression wird hauptsächlich als Ventil genutzt, um die Gefühle zu bewältigen und auszudrücken.

Im Übrigen kann dein Kind diese innere Wut ohne Grund auch gegen dich richten, statt gegen sich selbst. Hier findest du 8 Akut-Tipps, wenn dein Kind dich schlägt.

Auch wenn es schwierig ist, weißt du jetzt, warum dein Kind so reagiert. Und wer den Grund kennt, kann handeln.

Lass uns als nächstes schauen, wie du am besten damit umgehst und was du definitiv vermeiden solltest.

Mein Kind haut sich selbst: Was kann ich tun?

Kind ist traurig und möchte sich selbst hauen

Ich kann mir gut vorstellen, dass du als liebevolles Elternteil manchmal vor einer großen Herausforderung stehst. Vor allem wenn es darum geht, dein Kind beim Umgang mit seinen Emotionen zu unterstützen und es diese noch nicht richtig ausdrücken kann.

Umso schwieriger ist es dann zu sehen, wie sich das Kleinkind selbst verletzen möchte, wenn es mit den eigenen Gefühlen überfordert ist. 

Aber keine Sorge, ich lasse dich natürlich nicht allein. In diesem Abschnitt möchte ich dir zeigen, dass es Hoffnung und Wege gibt, mit dieser Situation umzugehen. Dafür ist es wichtig, zwischen der akuten Situation und dem normalen Alltag zu unterscheiden.

So lernst du nicht nur mit dem autoaggressiven Verhalten umzugehen, sondern dein Kind auch langfristig dabei zu fördern, sich anders ausdrücken zu können.

Hier eine Übersicht von Dingen, die du tun und nicht tun solltest:

Mein Kind haut sich Dos und Dont´s

Im Übrigen findest du weitere Tipps hier, zum Thema Erziehen ohne Schimpfen und “ruhig bleiben”)

Gerade das Beruhigen-lassen und etwas abzuwarten, bis sich das Kind “runterkommt”, ist sehr wichtig. Dein Kind sollte deine Aufmerksamkeit und Reaktion nicht als unmittelbare Belohnung dafür sehen, dass es sich selbst haut.

Schluss mit Hauen - So lernt dein Kind mit Emotionen umzugehen

Kind weint und haut sich selbst

Wie bereits erwähnt, ist es neben der Bewältigung akuter Situationen entscheidend, deinem Kind langfristig zu helfen. Dein Kind braucht Werkzeuge und Strategien, um mit seinen Emotionen umzugehen.

Mit diesen 8 liebevollen und praktischen Tipps sorgst du genau dafür und schaffst eine unterstützende Umgebung:
  1. 1
    Emotionale Wertschätzung: Ermutige dein Kind, über seine Gefühle zu sprechen und höre aufmerksam zu. Zeige ihm, dass alle Emotionen in Ordnung sind und dass du da bist, um es zu unterstützen.
  2. 2
    Gefühle benennen: Hilf deinem Kind dabei, seine Gefühle zu erkennen und zu benennen. Verwende einfache Worte, um ihm zu helfen, seine Emotionen auszudrücken. Z.B. "Du scheinst wütend zu sein" oder "Ich sehe, dass du traurig bist".
  3. 3
    Kreative Ausdrucksmöglichkeiten: Biete deinem Kind verschiedene kreative Möglichkeiten, um seine Emotionen auszudrücken, wie Malen, Zeichnen, Schreiben oder Tanzen. (Beim Malen und Zeichnen können z.B. im Vorfeld verschiedene Farben entsprechenden Emotionen zugeordnet werden. Diese werden dann dafür verwendet ein Bild zu zeichnen oder auszumalen)
  4. 4
    Rollenspiele: Spiele gemeinsam mit deinem Kind ausgedachte Situationen nach, um ihm beizubringen, wie man in schwierigen Situationen angemessen reagiert und seine Emotionen ausdrückt. Es kann helfen, wenn du deinem Kind gewisse Sätze als Reaktion wiederholen lässt. So kann es, wenn nötig, darauf zurückgreifen. “Ich merke, ich bin wütend/traurig. Durchatmen und darüber sprechen.”
  5. 5
    Positive Verstärkung: Jeder braucht Anerkennung, auch dein Kind. Wenn es alternative Wege der Emotionsbewältigung anwendet oder dir seine Gefühle mitteilt, kannst du das ruhig loben. Positive Verstärkung kann das Erlernen neuer Verhaltensweisen unterstützen. Finde im unteren Kasten heraus warum Belohnungssysteme einfach nicht gut sind! 
  6. 6
    Gemeinsames Lesen: Lies gemeinsam Bücher über Emotionen und Gefühle, um dem Kind ein besseres Verständnis für seine eigenen und die Emotionen anderer zu vermitteln.
  7. 7
    Das abendliche Ritual: Nimm dir regelmäßig Zeit, dein Kind zu fragen, was ihm an dem Tag gut und weniger gut gefallen hat. Zeig Interesse an seinem Tag, den Erlebnissen und Gefühlen und ermutige es, offen über Emotionen zu sprechen. Das verschafft deinem Kind nicht nur ein Ventil, sondern stärkt zusätzlich noch eure Eltern-Kind-Bindung.
  8. 8
    Vorleben: Sei ein gutes Vorbild, indem du deine eigenen Emotionen zeigst, angemessen ausdrückst und etwas über deine eigenen Bewältigungsstrategien erzählst. Wie in den Auslösern für Autoaggressionen bei Kindern bereits erwähnt, lernen sie viel durch Beobachtung und Nachahmung. Am besten baust du diesen Tipp direkt in euer neues abendliches Ritual mit ein. Nachdem dein Kind über den eigenen Tag gesprochen hat, bist du dran.

Ich bin mir sicher, du wirst schon bald eine Veränderung bei deinem Kind bemerken und eure Verbindung wird noch toller, als sie wahrscheinlich schon ist.

Wann sind Wutanfälle bei Kindern nicht mehr normal

Ich denke dir ist inzwischen klar geworden: Es ist völlig normal, dass Kinder gelegentlich Wutanfälle haben. Es haut sich selbst, schlägt den Kopf gegen die Wand und versucht sich Haare auszureißen. 

Diese Phasen gehören zur kindlichen Entwicklung dazu und sind in den meisten Fällen nichts Ungewöhnliches. Trotzdem kann es natürlich sein, dass mehr hinter solchen Momenten und der Autoaggression steckt. 

Folgende Anzeichen über einen längeren Zeitraum solltest du nicht einfach ignorieren:

  1. 1
    Häufiges und intensives Selbsthauen mit entsprechenden Verletzungen.
  2. 2
    Sozialer Rückzug und Schwierigkeiten Beziehungen aufzubauen.
  3. 3
    Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens (Schule/Aktivitäten/zu Hause).

Niemand kennt dein Kind so gut, wie du. Auch wenn diese Anzeichen nicht zwangsläufig bedeuten, dass etwas Ernsthaftes vorliegt, vertraue deinem Bauchgefühl. 

Wenn du glaubst, du hast schon alles versucht und es könnte andere Gründe haben, dann zögere nicht nach professioneller Hilfe zu suchen. Ob Kinderpsychologen, andere Therapeuten oder Elterncoaching, es gibt sie aus einem bestimmten Grund. Zusammen werdet ihr eine Lösung finden.

Mein Kind haut sich selbst - Das wichtigste in Kürze

  • Selbstverletzendes Verhalten bei Kids kann unterschiedliche Ursachen haben. Meistens ist es allerdings ein Ausdruck von unverarbeiteten Emotionen und der Unfähigkeit, Gefühle anders auszudrücken.
  • Bewahre Ruhe und bleib geduldig, wenn dein Kind sich selbst schlägt. Achte darauf, dass deinem Kind nichts passiert und schütze es vor möglichen Verletzungen.
  • Fördere alternative Wege der Emotionsbewältigung. Liebevolle und wertschätzende Kommunikation, kreative Ausdrucksmöglichkeiten und Verständnis sind entscheidend für eine langfristige Unterstützung.
  • Autoaggressionen gehören zur Entwicklung dazu, aber bestimmte Anzeichen könnten auf eine tiefere Problematik hindeuten. Professionelle Hilfe sollte in Betracht gezogen werden, wenn das Verhalten anhält oder sich verschlimmert.

Es ist völlig normal, sich besorgt zu fühlen und nach Antworten zu suchen. 

Dein liebevolles Engagement und deine Bereitschaft, deinem Kind zu helfen,

sind bereits ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Unterstützung.

Und vergiss nicht: Wenn du bereits dein Bestes tust, kannst du nicht mehr von dir verlangen.

Jedes Kind ist einzigartig und es gibt keinen "richtigen" Weg, mit diesen Herausforderungen umzugehen. Daher erlaube es dir ruhig, Fehler zu machen und von ihnen zu lernen. Und es ist auch okay, um Hilfe zu bitten, wenn es nicht so gut klappt.

Professionelle Unterstützung zu brauchen ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Fürsorge für dein Kind. Eure Liebe zueinander wird immer der Schlüssel sein, um solche und andere Herausforderungen zu meistern. 

Führe das, was du heute gelernt hast in euren Alltag ein und du wirst sehen, dass dein Kind schon bald anfangen wird, sich anders auszudrücken.