Bisher war dein Baby ein kleiner Sonnenschein. Doch plötzlich reagiert es ängstlich und schüchtern auf andere Menschen, vielleicht sogar gegenüber Papa, Oma oder Opa?
Statt zu lächeln, dreht es sich weg, klammert sich an dich, fängt vielleicht sogar an zu weinen...
Herzlichen willkommen in der Fremdelphase! Diese wird euch nun eine Weile – mal mehr, mal weniger heftig – begleiten.
Doch keine Sorge. Mit den richtigen Tipps lässt sich das Fremdeln ziemlich gut und entspannt meistern. Alles, was du dazu wissen solltest, erfährst du hier.
Und als besonderes Bonbon hab ich einen „Fremdel-Beipackzettel“ für dich vorbereitet, damit du dich nicht mehr ständig für dein Baby entschuldigen oder rechtfertigen musst...
More...
Gratis Online Seminar - Erziehen ohne Schimpfen
In diesem Seminar lernst du:
Was ist Fremdeln und warum ist es wichtig?
Zunächst kann ich dich beruhigen: Fast alle Babys fremdeln mehr oder weniger.
Und das ist auch gut so! Es ist ein Zeichen dafür, dass sich dein Baby emotional und sozial gesund entwickelt. Zudem zeigt es eine gesunde Bindung zwischen dir und deinem Kind (darauf werde ich gleich noch etwas genauer eingehen).
Außerdem ist es eine Art Schutzmechanismus... du willst ja schließlich nicht, dass dein Kind später mit jedem Fremden einfach mitgeht, oder?
Irritiert sind Eltern meistens dadurch, dass das Baby auch vermeintlich vertrauten Personen gegenüber fremdelt. Das kann sogar der eigene Papa sein oder die Oma usw.
Der Grund dafür ist, dass Babys mit ca. 6 – 8 Monaten anfangen, Gesichter zu erkennen und unterscheiden zu lernen. Plötzlich wird ihnen bewusst, dass Papa oder Oma ganz anders aussehen als Mama – und das ist erst mal komisch.
Bis sie lernen, zwischen vertrauten und nicht vertrauten Gesichtern zu unterscheiden, dauert es eine Weile. Aber keine Sorge:
Sobald das Baby gelernt hat, vertraute Personen (Papa, Oma, Babysitter...) zu erkennen,
lässt das Fremdeln ihnen gegenüber schnell wieder nach.
Die Fremdelphase: Typische Anzeichen
Wie stark Babys fremdeln, ist sehr individuell. Ziemlich ähnlich hingegen sind die Anzeichen:
Wichtig zu wissen: Dieses Verhalten ist vollkommen normal! Es bedeutet nicht, dass dein Kind gestört oder verängstigt ist. Ganz im Gegenteil...
Drückt sich ein Baby oder Kleinkind schutzsuchend an dich, ist das ein Anzeichen für
eine sichere Eltern-Kind-Bindung!
Exkurs: Das Bindungsverhalten nach Bowlby & Ainsworth
Jedes Kind entwickelt in den ersten Jahren ein bestimmtes Bindungsverhalten zu seinen Bezugspersonen (in der Regel sind das die Eltern). Und je sicherer diese Bindung ist, desto gesünder kann sich das Kind entwickeln.
Eine sichere Bindung zeigt sich u.a. dadurch, dass das Kind in ungewohnten Situationen bei Mama oder Papa Schutz sucht. Es klammert sich an sie und weint, wenn es von ihnen getrennt wird. Kehren Mama / Papa zurück, lässt es sich von ihnen trösten und beruhigt sich relativ schnell wieder. (Hier siehst du ein Video dazu: The Strange Situation - Mary Ainsworth.)
Jedes davon abweichende Verhalten deutet auf eine gestörte Bindung hin.Ab wann fremdeln Babys?
In der Regel beginnt die Fremdelphase zwischen dem 6. und 8. Monat. Sie wird daher auch manchmal „8-Monats-Angst“ genannt.
Das ist die Zeit, in der das Baby lernt, Gesichter zu erkennen und zu unterscheiden und sich zunehmend als eigenständige Person begreift.
Gleichzeitig ist es auch das Alter, in dem Babys anfangen zu krabbeln. Das ermöglicht ihnen ein ganz neues Gefühl von Freiheit und Selbständigkeit – macht aber zugleich auch Angst. So sucht es im Ausgleich dazu verstärkt die Nähe der Eltern, um immer wieder das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit „aufzutanken“.
Wie lange ist Fremdeln normal?
Wann, wie lange und wie stark ein Kind fremdelt, ist sehr individuell.
Zum einen hängt es von seinem Charakter und seiner Persönlichkeit ab, zum anderen – wie bereits erwähnt – von der Qualität seiner Bindung und wie stark sein Urvertrauen ist.
Wichtig:
Da das Fremdeln ein normaler Entwicklungsschritt ist, lässt es sich nicht beschleunigen oder „abgewöhnen“.
Sei also nicht ungeduldig und mach dir immer wieder bewusst, dass dein Kind nicht aus böser Absicht fremdelt. Wenn es z.B. mit 2 oder 3 Jahren auf fremde Menschen abweisend reagiert oder sich nicht traut, der Eisverkäuferin „Danke“ zu sagen, dann ist es nicht unhöflich. Sondern lediglich etwas schüchtern und unsicher.
Den Höhepunkt des Fremdelns haben Kinder übrigens oft im 2. Lebensjahr, in der sogenannten Autonomiepase. Wie schon beim Krabbeln ist auch hier der Hintergrund, dass sie selbständiger werden und ein erster Loslöseprozess von den Eltern beginnt – sie gleichzeitig aber noch ganz viel Nähe, Schutz und Fürsorge brauchen.
Es ist also ganz normal, wenn dein Kind mit 2 Jahren fremdelt!
Das kann besonders bei der Eingewöhnung in der Kita oder der Tagesmutter schwierig sein. Sei hier auf jeden Fall behutsam und gib deinem Kind genügend Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.
In der Regel endet das Fremdeln spätestens nach dem 3. Lebensjahr oder lässt dann zumindest stark nach.
Was du tun solltest, wenn dein Baby fremdelt (und was nicht)
Die Fremdelphase kann sowohl für dein Kind als auch für dich zu einer kleinen Herausforderung werden. Mit den folgenden Tipps werdet ihr sie aber gut und entspannt überstehen.
Do’s & Dont’s in der Fremdelphase:
1. Ruhe & Verständnis
Je ruhiger, gelassener und verständnisvoller du auf das Fremdeln deines Babys eingehst, desto mehr hilfst du ihm. Es orientiert sich nämlich auch an deinem Verhalten.
Bist du ungeduldig und nervös, signalisierst du ihm: Hier stimmt was nicht! Das verschlimmert das Fremdeln.
Strahlst du hingegen Ruhe und Gelassenheit aus, wird sich auch dein Baby viel schneller entspannen.
2. Rückendeckung geben
Nimm das Fremdeln deines Babys auf jeden Fall ernst und gib ihm die Sicherheit und Geborgenheit, die es jetzt braucht. Nimm es auf den Arm und/oder halte etwas mehr Abstand zu anderen Personen, wenn du merkst, dass es ängstlich ist.
Gib dein Kind nicht einfach anderen Leuten auf den Arm, wenn es das partout nicht möchte. Denk daran: Das Fremdeln ist auch eine Schutzreaktion und die solltest du respektieren.
Verlange auch von deinem Kleinkind nicht, dass es gegen seinen Willen anderen Menschen die Hand gibt oder sich umarmen lässt. (Und nein, es muss auch der Tante kein Küsschen geben, wenn es das nicht will!)
3. Niemals schimpfen
Sei verständnisvoll und schimpfe auf keinen Fall mit deinem Kind. Auch Sprüche wie „jetzt hab dich doch nicht so“, sind absolut unangebracht.
Dein Kind handelt nicht aus böser Absicht oder weil es ungezogen ist. Es braucht jetzt umso mehr deine Liebe und dein Verständnis!
Möchtest du lernen, wie du dein Kind generell erziehen kannst ohne zu schimpfen? Dann melde dich hier für unser kostenloses Online-Seminar an: www.starkekids.com/buch/online-seminar/
4. Hab Geduld
Sei verständnisvoll und schimpfe auf keinen Fall mit deinem Kind. Auch Sprüche wie „jetzt hab dich doch nicht so“, sind absolut unangebracht.
Dein Kind handelt nicht aus böser Absicht oder weil es ungezogen ist. Es braucht jetzt umso mehr deine Liebe und dein Verständnis!
Möchtest du lernen, wie du dein Kind generell erziehen kannst ohne zu schimpfen? Dann melde dich hier für unser kostenloses Online-Seminar an: www.starkekids.com/buch/online-seminar/
5. Kontakt langsam aufbauen
Besonders gegenüber weniger vertrauten Menschen (z.B. Babysitter oder Tagesmutter) sollte das Kennenlernen sehr behutsam erfolgen.
Unterhalte dich zunächst eine Weile mit der anderen Person, ohne dass ihr dem Baby dabei allzu große Beachtung schenkt.
Dann kannst du die Person langsam in Alltagssituationen integrieren (spielen, füttern, wickeln usw.). So kann dein Baby nach und nach Vertrauen aufbauen.
6. Satt und ausgeschlafen
Babys und Kleinkinder fremdeln stärker, wenn sie hungrig oder müde sind!
Achte also darauf, dass dein Kind möglichst satt und ausgeschlafen ist, wenn es auf eine weniger vertraute Person trifft.
Nimm es auch möglichst nicht hungrig oder übermüdet mit zum Einkaufen oder zu irgendwelchen Treffen (z.B. Krabbelgruppe).
7. Eigenes Verhalten beachten
Achte darauf, wie du dich selbst in der Situation fühlst und verhältst. Dein Baby orientiert sich daran.
Bist du selbst ängstlich, nervös und angespannt, wird sich auch dein Kind so verhalten. Erlebt es dich hingegen locker, fröhlich und entspannt, merkt es viel schneller: Okay, hier droht keine Gefahr. Ich kann dieser Person scheinbar vertrauen.
8. Trennung langsam angehen
Musst oder willst du dein Kind zeitweise zu einer anderen Person geben, beginne mit kurzen Trennungszeiten und steigere sie langsam.
Ganz wichtig: Sag deinem Kind offen und ehrlich, dass du kurz weggehst. Schleich dich nicht einfach davon, das zerstört sein Vertrauen in dich! Das gilt insbesondere auch für die Eingewöhnung im Kindergarten, der Kita oder bei einer Tagesmutter.
9. Lass dich nicht verunsichern
Viele Eltern lassen sich von Kommentaren und gut gemeinten Ratschlägen verunsichern. Besonders, wenn es das erste Kind ist.
Hör auf dein Bauchgefühl! Du verwöhnst dein Kind nicht, wenn du ihm Schutz und Sicherheit gibst. Es wird auch keine ängstliche Heulsuse. Steh zu deinem Kind und seinem Verhalten!
Ein fremdelndes Kind ist nichts, wofür du dich schämen musst. Eine tolle Methode zum Schutz gegen „Mom-Shaming“ findest du hier:
Mentalübung "Mentaler Schutz" gegen Mom Shaming
Mit dieser einfachen, aber wirksamen Mentalübung gelingt es dir...
Du möchtest dich vor Mom Shaming schützen? Dann trag dich hier ein und lade dir die Mentalübung jetzt herunter:
10. Kein schlechtes Gewissen
Besonders Mütter haben oft ein schlechtes Gewissen, wenn sie wieder arbeiten gehen. Sie fühlen sich schuldig am Fremdeln des Kindes und denken: „Könnte ich doch nur mehr für mein Kind da sein. Jetzt, wo es mich besonders braucht.“
Dabei ist das Fremdeln – wie schon erwähnt – gerade im 2. Lebensjahr vollkommen normal. Es tritt auch dann auf, wenn du es in dieser Zeit NICHT in Fremdbetreuung gibst und wieder anfängst zu arbeiten.
11. Nicht überleiten
Letztendlich solltest du dein Kind aber auch nicht überbehüten. Es soll ja lernen, dass es anderen Menschen (in der Regel) vertrauen kann.
Es total von anderen Personen abzuschotten, ist also nicht der richtige Weg. Beherzige lieber die hier genannten Tipps, um dein Kind sanft durch die Fremdelphase zu führen.
Bonus: Der „Beipackzettel“ für Verwandte, Bekannte & Co.
Aus eigener Erfahrung sowie vielen Gesprächen mit Eltern weiß ich: Das Hauptproblem ist nicht das fremdelnde Kind, sondern das Verhalten der „fremden“ Person!
Besonders Großeltern oder andere Verwandte verstehen meistens nicht, warum das Baby plötzlich so abweisend reagiert. Sie fühlen sich manchmal sogar persönlich gekränkt, nach dem Motto „Wieso kann es mich denn nicht mehr leiden, was hab ich denn getan?“
Aber auch Freunde, Bekannte, Nachbarn etc. überschreiten gerne mal die Grenzen deines Babys und reagieren dann noch beleidigt, wenn du sie bittest, etwas zurückhaltender zu sein.
Damit du dich nicht immer wieder erklären, rechtfertigen oder entschuldigen musst, habe ich hier etwas ganz Besonderes für dich: Den Fremdel-Beipackzettel für dein Kind.
Du kannst ihn einfach ausdrucken und dann den entsprechenden Personen geben. So erfahren sie auf charmante Weise, wie sie sich deinem Baby gegenüber verhalten sollten:
Frühes, spätes oder fehlendes Fremdeln: Wann besteht Grund zur Sorge?
Zum Abschluss möchte ich noch auf ein paar „Sonderfälle“ eingehen:
- 1Sehr frühes Fremdeln: Mitunter gibt es Babys, die bereits mit 4 Monaten anfangen zu fremdeln. Manchmal liest man, dies sei ein Zeichen hoher Intelligenz. Das ist jedoch nicht belegt. Es KANN sein, dass dein Frühfremdelchen hochbegabt oder vielleicht auch hochsensibel ist... muss es aber nicht. Vielleicht entwickelt es sich einfach nur etwas schneller.
- 2Fehlendes Fremdeln: Wenn ein Baby überhaupt nicht fremdelt, KÖNNTE das auf eine gestörte Bindung hindeuten. Genauso gut kann dein Baby aber einfach sehr aufgeschlossen und kontaktfreudig sein. Auch wurde festgestellt, dass z.B. Babys aus Großfamilien weniger fremdeln als andere, weil sie von Anfang an von vielen verschiedenen Menschen umgeben sind. Und vielleicht fremdelt dein Baby auch nur sehr „unauffällig“, indem es lediglich etwas ernster schaut oder die Stirn runzelt.
- 3Spätes Fremdeln: Ist dein Kind älter als 3 Jahre und zeigt noch immer ein ausgeprägtes Fremdeln, solltest du zumindest achtsam sein. Ist es nur schüchtern und zurückhaltend oder zeigen sich deutliche Ängste (wie z.B. Trennungs- oder Schulangst)? In dem Fall solltest du das mit eurem Kinderarzt oder einem Kinderpsychologen besprechen.
In den meisten Fällen gibt es jedoch keinerlei Grund zur Sorge.
Denk immer daran: Dein Kind ist eine individuelle Persönlichkeit mit seinem ganz eigenen Charakter – auch schon als Baby. Somit hat es auch sein individuelles Fremdelverhalten.
Gratis E-Book: 7 Mentalübungen für dein hochsensibles Kind
Diese Übungen helfen deinem Kind:
So wird dein Kind im Nu entspannt und ausgeglichen! Trag dich hier ein und lade dir das Ebook jetzt herunter:
Alle Infos auf einen Blick
Hier habe ich nochmal alle wichtigen Punkte zum Thema „Fremdeln“ für dich zusammengefasst:
Das Fremdeln beginnt meistens zwischen dem 6. und 8. Monat, manchmal auch eher.
Dein Kind reagiert anderen Personen gegenüber abweisend: Statt zu lächeln, schaut es ernst oder skeptisch, dreht sich weg und/oder versteckt sich bei dir. Vielleicht will es auf deinen Arm oder fängt sogar an zu weinen.
Das Fremdeln hat seinen Höhepunkt meistens im 2. Lebensjahr, wenn das Kind in die Autonomiephase kommt. Mit 3 Jahren lässt das Fremdeln dann langsam nach.
Da das Fremdeln ein wichtiger Entwicklungsschritt ist, solltest du es deinem Baby nicht versuchen abzugewöhnen. Nimm es ernst und gib ihm „Rückendeckung“. Schimpfe nicht und zwinge es nicht zum Kontakt mit anderen Menschen. Erkläre denen lieber, warum sich dein Kind gerade so verhält.
Fremdeln ist zum einen eine Schutzreaktion – denn fremde Menschen könnten ja auch gefährlich sein. Zum anderen zeigt es, dass dein Baby jetzt lernt, Gesichter voneinander zu unterscheiden und sich selbst als eigenständige Person wahrzunehmen.
Auch bei eigentlich vertrauten Personen ist vorübergehendes Fremdeln vollkommen normal. Wichtig ist, dieses Verhalten nicht persönlich zu nehmen, sondern einfühlsam und verständnisvoll darauf zu reagieren.