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So vermeidest du emotionalen Missbrauch beim Kind (inkl. Test)

Anschreien, auslachen, drohen oder ignorieren... das klingt nicht nach einer liebevollen Erziehung, oder?

Und doch ist es leider in vielen Familien Realität. Emotionaler Missbrauch – auch psychische Gewalt genannt – ist die häufigste Form von Kindesmisshandlung.

Vielleicht denkst du jetzt: „Aber was soll ich denn machen, wenn mir mein Kind auf der Nase rumtanzt? Man wird doch wohl mal schimpfen dürfen!“

Und genau das ist das Problem. Wo liegt die Grenze zwischen „mal schimpfen“ und emotionaler Gewalt? Welche Erziehungsmaßnahmen sind okay – welche richten psychischen Schaden an?

Genau das erkläre ich dir in diesem Artikel.

Du bekommst jede Menge Infos zum Thema „emotionaler Missbrauch“ und Tipps, wie du es besser machen kannst. Und als besonderes Extra hab ich sogar einen kostenlosen Eltern-Test für dich.

Also, lass uns loslegen...

Emotionaler Missbrauch Kind weint und ist total traurig - Kopie

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Was ist emotionaler Missbrauch?

Emotionaler Missbrauch Eltern schreien ihr Kind an - Kopie

Per Definition umfasst emotionaler Missbrauch alles, was einem Kind psychischen Schaden zufügt.

Das kann verbal geschehen (z.B. durch Anschreien und Beleidigen), durch das Verhalten der Eltern (z.B. abweisendes oder drohendes Verhalten) oder auch durch emotionale Vernachlässigung.

Zahlreiche Studien (z.B. diese Studie von 2022) zeigen, dass psychische Gewalt die häufigste Form von Kindesmisshandlung ist. Und das Schlimmste ist:

Psychische Gewalt hat oftmals schwerwiegendere Folgen als z.B. körperliche Gewalt.

Laut einer repräsentativen Umfrage sind ca. 15% aller Kinder in Deutschland betroffen – die Dunkelziffer liegt vermutlich weitaus höher.

Denn im Gegensatz zu körperlicher Gewalt oder sexuellem Missbrauch bleibt emotionale Misshandlung oftmals unerkannt. Die Folgen einer „strengen Erziehung“ werden häufig unterschätzt. Und selbst die betroffenen Kinder verstehen mitunter erst als Erwachsene, was ihnen angetan wurde, wie diese Studie aus dem Jahr 2018 zeigt.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten wir uns und allen Eltern bewusst machen, wann emotionaler Missbrauch beginnt und welche Spätfolgen psychische Gewalt in der Kindheit hat!

Psychische Gewalt vs. Erziehung: Wann beginnt emotionaler Missbrauch?

Zunächst mal kann ich dich beruhigen: Nur weil du deinem Kind gegenüber mal etwas lauter wirst oder es genervt in sein Zimmer schickst, richtest du noch keine psychischen Schäden an.

Wir sind ja alle nur Menschen und Kindererziehung ist alles andere als leicht! Außerdem musst du deinem Kind natürlich auch ein paar Grenzen setzen.

Dennoch gilt es, achtsam zu sein, denn die Grenzen zu emotionalem Missbrauch sind fließend. Dabei spielen vor allem die Häufigkeit, die Dauer und die Intensität der psychischen Gewalt eine Rolle...

Nutze die folgende Liste daher als Orientierung und frag dich:

Verhalte ich mich meinem Kind gegenüber so? Und wenn ja – wie oft?

1. Liebesentzug

Emotionaler Missbrauch Kind schreit nach Mama und will gehört werden - Kopie

Kinder brauchen vor allem Liebe und Zuwendung, nur so können sie eine starke Bindung aufbauen und sich gesund entwickeln. Daher ist es eine Form seelischer Misshandlung, wenn du dein Kind bewusst ignorierst, zurückweist, keine Nähe (inkl. Körperkontakt) zulässt oder ihm sagst, dass du es nicht lieb hast.

2. Bedingungen stellen

Deine Liebe an Bedingungen zu knüpfen, ist ebenso falsch. Wenn du deinem Kind sagst: „Wenn du so frech bist, hab ich dich nicht lieb.“ schadet das dem Selbstwertgefühl deines Kindes und richtet auf Dauer psychische Schäden an.

3. Isolation

Wir sind soziale Wesen und besonders Kinder brauchen den menschlichen Kontakt, um sich gesund zu entwickeln. Hältst du dein Kind also ständig von anderen fern, ist das eine Form von emotionalem Missbrauch. Und damit meine ich nicht den klassischen Hausarrest (wobei auch der nicht angemessen ist), sondern z.B. das Verbot, Freunde zu treffen oder wenn du dein Kind laufend alleine lässt. Dazu zählt übrigens auch, es mit seinen Sorgen und Problemen alleine zu lassen.

4. Drohen, einschüchtern & bestrafen

Emotionaler Missbrauch Kind will nicht auf die Mama hören und Mama beschimpft das Kind! - Kopie

Wird dein Kind ständig bestraft oder drohst du laufend mit Strafen, lebt es irgendwann nur noch in Angst. Dazu gehören auch Aussagen wie „Wenn du so weitermachst, kommst du ins Heim.“ Dein Kind verhält sich dann vielleicht brav und folgsam – seine Psyche leidet allerdings unter der permanenten Angst.

Übrigens sind Belohnungen auch eine Form von „Erpressung“ und können negative Folgen haben! Wie du dein Kind auf bessere Weise dazu bringst zu kooperieren, erfährst du in unserem kostenlosen Leitfaden:

5. Lautes Geschrei

Im Streit passiert es schnell, dass wir lauter werden als beabsichtigt. Trotzdem solltest du darauf achten, dein Kind möglichst nicht anzubrüllen oder anzuschreien. Das macht ihm Angst, schüchtert es ein und hat auf Dauer psychische Folgen. Auch ständiger Streit in der Familie kann zu einer seelischen Belastung für dein Kind werden.

6. Unberechenbar sein

Emotionaler Missbrauch Papa wird richtig wütend auf das Kind und Kind ist verunsichert

Starke Stimmungsschwankungen, Wutausbrüche, unberechenbare Emotionen – bei Kindern ist das in bestimmten Entwicklungsphasen normal. Als Eltern sollten wir uns jedoch nicht so verhalten. Zum einen, um unserem Kind ein Vorbild zu sein – zum anderen, weil Kinder sehr darunter leiden, wenn das Verhalten der Eltern unberechenbar ist.

7. Hohn & Spott

Es sollte absolut tabu sein, dass du dich über dein Kind lustig machst, es auslachst, verspottest oder demütigst. Sei bitte auch, vorsichtig mit Ironie, denn gerade kleinere Kinder verstehen das noch nicht und fühlen sich gekränkt. (Übrigens haben autistische Kinder zeitlebens Schwierigkeiten, Ironie zu verstehen!)

8. Ständige Kritik

Wird ein Kind andauernd kritisiert oder werden seine Leistungen nie anerkannt, ist das ebenfalls psychische Misshandlung. Denn du zerstörst damit das Selbstbewusstsein deines Kindes und vermittelst ihm die Botschaft, nicht gut genug zu sein. Auch ständiges Vergleichen (z.B. mit Geschwisterkindern) gehört dazu.

9. Schuldzuweisungen

Emotionaler Missbrauch Mutter schiebt die Schuld auf ihr Kind - Kopie

Dem Kind die Schuld an deinem Gesundheitszustand („deinetwegen bin ich mit den Nerven am Ende“), deiner finanziellen Situation („du frisst mir noch die Haare vom Kopf“) oder der Trennung vom Partner zu geben („Papa ist abgehauen, weil du immer so frech bist“), ist eine der schlimmsten Formen seelischer Gewalt.

10. Fehlende Empathie

Eine weitere Form seelischer Misshandlung ist das Ignorieren der (emotionalen) Bedürfnisse des Kindes und fehlendes Verständnis für seine Gefühle. Bekommt das Kind ständig sowas zu hören wie: „Jetzt hab dich nicht so. Hör endlich auf zu heulen!“, fühlt es sich missverstanden und kann sich selbst auch nicht gesund emotional entwickeln.

11. Macht & Kontrolle

Eine extrem strenge Erziehung, in der die Eltern sehr viel Macht und Kontrolle ausüben, kann einem Kind ebenfalls nachhaltig psychisch schaden. Denn auch hier vermitteln die Eltern wenig Liebe und Sicherheit, sondern eher Angst und Bedrohung.

12. Vertauschte Rollen

Emotionaler Missbrauch Mutter sitzt mit Kind auf dem Sofa und weint

Und zu guter Letzt leiden Kinder unter seelischem Missbrauch, wenn sie als Partnerersatz herhalten müssen (z.B. bei alleinerziehenden Elternteilen) oder wenn sie nicht altersgerechte Aufgaben und Verantwortung für sich oder die Geschwister übernehmen müssen (z.B. weil die Eltern psychisch krank sind oder Alkohol-/Drogenprobleme haben).

Hast du dich in einigen Punkten wiedergefunden?

Wie gesagt – wenn das nur gelegentlich passiert und du ansonsten einen sehr liebevollen und fürsorglichen Umgang mit deinen Kindern pflegst, brauchst du dir keine Gedanken zu machen.

Vielleicht denkst du jetzt aber auch: „Was soll ich denn bitte tun? Mein Kind hört nicht auf mich und ist frech. Ich muss es doch erziehen!“

Dann lies jetzt bitte unbedingt weiter...

Brav oder frech: Wie verhalten sich emotional misshandelte Kinder?

Das Fatale an emotionalem Missbrauch ist, dass sich die betroffenen Kinder meistens ungezogener bzw. auffälliger verhalten als andere. Und dann entsteht ein Teufelskreis:

Wie du in der Grafik siehst, erreichst du mit Schimpfen, Schreien, Bestrafen und Liebesentzug also genau das Gegenteil von dem, was du eigentlich willst. Dein Kind wird nicht braver, sondern in der Regel noch frecher, trotziger, aggressiver usw.

Der Grund dafür ist klar:

Kinder brauchen bedingungslose Liebe, Zuwendung, Schutz und Sicherheit, um sich wohlfühlen und optimal entwickeln zu können. Mit psychischer Gewalt erreichst du genau das Gegenteil.

Das negative Verhalten deines Kindes ist also der berühmte „Schrei nach Liebe“.

Hinzu kommt, dass wir unseren Kindern ein Vorbild sind. Sie lernen, indem sie uns beobachten und nachahmen.

Brüllst du dein Kind also ständig an, wird auch dein Kind oft herumschreien. Behandelst du es respektlos, wird es sich ebenso wenig wertschätzend verhalten. Nimmst du keine Rücksicht auf seine Bedürfnisse, wird es auch auf deine keine Rücksicht nehmen...

Wie kannst du aus diesem Teufelskreis ausbrechen – oder gar nicht erst hineingeraten? Das erfährst du jetzt:

Erziehung ohne psychische Gewalt: Der 3-Schritte-Plan für Eltern

Emotionaler Missbrauch Kind und Mutter sitzen auf der Kante vom Bett und sind glücklich - Kopie

Sehr oft höre ich von Eltern oder Großeltern, wir würden die Kinder heutzutage zu sehr verwöhnen. Schließlich müsse man sie ja auch erziehen und ihnen ein paar Regeln beibringen.

Dazu sage ich ganz klar: „Ja, sicher. Aber das geht auch ohne psychische Gewalt!“

Denn wie du jetzt weißt, führen psychische Gewalt und emotionaler Missbrauch in einen Teufelskreis und sorgen NICHT dafür, dass dein Kind lieb und brav ist.

Die folgenden 3 Schritte helfen dir, aus diesem Teufelskreis auszubrechen:

1. Mach es dir bewusst

Zunächst musst du dir eingestehen, dass du dein Kind emotional misshandelst. Ich weiß, das fällt nicht leicht! Aber nur, wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du ja auch etwas ändern.

Triff anschließend die Entscheidung: Ich will so nicht weitermachen! Ich will mein Kind ab sofort liebevoller, wertschätzender und respektvoller behandeln.

Übrigens:

Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen...

Eltern, die ihre Kinder emotional missbrauchen, handeln nicht aus böser Absicht.

Meistens stecken Hilflosigkeit, Überforderung oder Unwissen dahinter.

(Lies hierzu auch gerne den Abschnitt: „Warum kommt es zu emotionalem Missbrauch?“)

2. Lerne alternative Erziehungsmethoden

Sobald dir klar ist, dass dein bisheriges Verhalten deinem Kind gegenüber nicht optimal war, stellt sich die Frage: Wie geht es denn besser?

Hier mal drei Vorschläge dazu:

  • Lerne die Grundlagen der bedürfnisorientierten Erziehung – sie ist der beste Weg zu einem liebevollen Umgang mit deinem Kind.
  • Schau dir an, was es mit der gewaltfreien Kommunikation auf sich hat. Denn auch Worte können sehr verletzend sein.
  • Übe dich darin, in jeder Situation ruhig und gelassen zu bleiben. Bist du innerlich ruhig, kannst du viel entspannter auf dein Kind reagieren.

Und ich rate dir, lass dir helfen! Sei es durch ein Elterncoaching, eine Erziehungsberatungsstelle oder im Selbststudium – nutze das Wissen und die praktischen Erfahrungen anderer Eltern oder erfahrener Berater:innen.

PS: Du kannst jetzt hundert Erziehungsratgeber lesen oder das Internet rauf und runter scrollen... oder du holst dir unseren kostenlosen Ratgeber:

3. Üben, üben und nochmals üben

Und nun heißt es: Üben! Denn was in der Theorie so leicht klingt, kann im Alltag immer wieder zur Herausforderung werden.

Aber lass dich davon nicht entmutigen. Gib nicht auf! Ärgere dich nicht, wenn dir doch mal wieder die Nerven durchgehen.

Du kannst jeden Tag neu beginnen und es besser machen als gestern.

Und denk daran, dass sich auch dein Kind erst an dein neues Verhalten gewöhnen muss. Anfangs wird es misstrauisch sein oder verunsichert. Vielleicht testet es auch erstmal die neuen Grenzen und du hast das Gefühl, es benimmt sich schlimmer als je zuvor...

Halte durch! Ich kann dir versichern, es lohnt sich.

Warum kommt es überhaupt zu emotionalem Missbrauch?

Emotionaler Missbrauch Mutter ist am Ende und kann nicht mehr Kraft tanken - Kopie

An dieser Stelle möchte ich noch einen Abschnitt einfügen, in dem es um DICH geht. Denn alle Artikel, die ich zum Thema „emotionaler Missbrauch“ gefunden habe, drehen sich immer nur um das Kind.

Aber was ist mit DIR? Wie geht es dir als Elternteil? Ich bin mir sicher, dass niemand ein Kind bekommt und sich vornimmt, es emotional zu misshandeln. Warum passiert es dann trotzdem so oft?

1. Eigene Erfahrungen und Prägungen

Nun, zum einen sind wir uns der Auswirkungen unserer „Erziehungsmethoden“ oft gar nicht bewusst. Wir übernehmen unbewusst die Verhaltensweisen unserer Eltern oder hören auf Ratschläge, die eigentlich längst veraltet sind, sich aber immer noch hartnäckig halten (z.B. das Baby einfach mal schreien zu lassen).

Vor allem, wenn du selbst als Kind psychische Gewalt erlebt hast, gibst du das eventuell unbewusst an dein eigenes Kind weiter. Du kennst es ja nicht anders...

2. Stress und Überforderung

Ein weiterer Grund ist häufig Überforderung. Du fühlst dich völlig ausgelaugt, bist permanent mit den Nerven am Ende und hast manchmal sogar den Gedanken: Ich hasse mein Kind!?

Gerade Mütter – besonders wenn sie jung, unerfahren und/oder alleinerziehend sind – geraten sehr schnell in einen Zustand, den man durchaus als Mama - Burnout bezeichnen kann.

Auch finanzielle Sorgen, viel Stress im Alltag, ständiger Streit mit deinem Partner oder eine Trennung können in so einen Burnout-Zustand führen.

Wenn du dich hier wiedererkennst, melde dich gerne zu unserem kostenlosen Online-Seminar an: Raus aus dem Mama-Burnout – komm wieder in deine Kraft

3. Eigene (psychische) Probleme & Co. 

Es kann auch sein, dass du selbst unter psychischen Problemen wie z.B. Depressionen leidest.

Auch Eltern mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung oder Autismus haben oft Schwierigkeiten, ihr Kind liebevoll und wertschätzend zu behandeln. Nicht aus böser Absicht, sondern weil ihnen einfach das nötige Einfühlungsvermögen fehlt.

Und wenn Eltern Probleme mit Alkohol und/oder Drogen haben, kommt es ebenfalls vermehrt zu emotionaler Misshandlung des Kindes.

In allen Fällen gilt:

Hol dir Hilfe und Unterstützung! Nur wenn es dir selbst gut geht, kannst du auch

für dein Kind eine gute Mutter oder ein guter Vater sein.

Extra: Der Selbsterkenntnis-Bogen für Eltern

Möchtest du dich selbst besser kennenlernen und verstehen, warum du deinem Kind gegenüber immer wieder die Nerven verlierst?

Oder bist du verunsichert, ob deine eigene Erziehung eventuell irgendwelche Spätfolgen bei dir hinterlassen haben könnte?

Dann hab ich hier etwas ganz Besonderes für dich. Lade dir den Eltern - Fragebogen kostenlos herunter und lerne dich selbst besser kennen:

Welche Spätfolgen hat emotionaler Missbrauch?

Leider werden die Folgen emotionaler Misshandlung noch immer unterschätzt oder klein geredet. Da heißt es dann oft: „Meine Eltern haben mich auch manchmal angeschrien, das hat mir auch nicht geschadet.“

Okay, vielleicht hat es dir tatsächlich nicht geschadet. Vielleicht sind dir aber auch die Folgen bloß nicht bewusst.

Denn Fakt ist:

Psychische Misshandlung hat – je nach Schweregrad – zahlreiche negative Folgen.

Dies zeigen etliche Studien wie zum Beispiel diese hier: The lifelong effects of early childhood adversity and toxic stress

Ein Kind, das immer wieder angeschrien, ausgelacht, zurechtgewiesen, gedemütigt, kleingemacht oder links liegen gelassen wird, leidet darunter!

Du siehst: Die Folgen emotionalen Missbrauchs sind durchaus ernst zu nehmen.

Und leider zeigen sie sich oft erst später – manchmal sogar in Form einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Mit den Spätfolgen psychischer Gewalt in der Kindheit quälen sich die Betroffenen häufig lebenslang.

Fazit „Emotionaler Missbrauch“: Die unterschätzte Form von Gewalt

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel vermitteln konnte, wie schlimm emotionale Gewalt wirklich ist. Sie richtet zum Teil schwerwiegende psychische Schäden bei einem Kind an, mit denen es dann ein Leben lang zu kämpfen hat.

Leider findet emotionale Misshandlung noch viel zu wenig Beachtung. Während körperliche Gewalt und sexueller Missbrauch thematisiert werden und z.B. Nachbarn, Erzieher oder Bekannte bei einem Verdacht schneller eingreifen, fällt emotionaler Missbrauch häufig nur „zufällig“ auf.

Meistens wird das Kind aufgrund anderer Probleme auffällig – z.B. durch ein gestörtes Sozialverhalten oder schulische Probleme. Im Rahmen einer psychologischen Betreuung zeigt sich dann mitunter, dass das Kind bereits jahrelang unter emotionalem Missbrauch leidet...

Lass es nicht so weit kommen!

Hol dir Hilfe, wenn du merkst, dass es dir nicht gut geht oder du mit der Erziehung deines Kindes überfordert bist. Eine Therapie oder eine Erziehungsberatung sind nichts, wofür du dich schämen musst. Ganz im Gegenteil – du handelst sehr vernünftig und verantwortungsbewusst, wenn du dir helfen lässt.

Übrigens:

Fühlst du dich als Kind oder Jugendliche:r von emotionalem Missbrauch betroffen,

kannst du z.B. diese Nummer wählen: Nummer gegen Kummer: 116 111

Oder wende dich an eine Vertrauensperson, z.B. einen Lehrer, Trainer oder den Schulpsychologen. Sie können dir helfen und mit dir gemeinsam die weiteren Schritte besprechen.

Emotionaler Missbrauch: Die Fakten in Kürze

Hier findest du nochmal die wichtigsten Fakten zum Thema „Emotionaler Missbrauch“ knapp zusammengefasst:

1. Was ist emotionaler Missbrauch?

Als emotionalen Missbrauch oder auch „psychische Gewalt“ bezeichnet man jedes Verhalten oder Handeln der Eltern (oder anderer Betreuungspersonen), das dem Kind psychischen Schaden zufügt.

2. Was sind Beispiele für emotionalen Missbrauch?

Zu den Formen emotionaler Gewalt zählen unter anderem:

  • Verbale Gewalt (anschreien, beleidigen, demütigen, auslachen, ständig kritisieren, ablehnen wie z.B. Aussagen: „Wenn du nicht brav bist, kommst du         ins Heim.“)
  • Vernachlässigung (Liebesentzug als Strafe oder grundsätzlich wenig Liebe, Nähe und Körperkontakt, kein Interesse am Kind, keine Unterstützung)
  • Strenge Erziehung (viele Strafen oder Androhung von Strafen, Eltern üben Macht und Kontrolle aus, Kind hat ständig Angst)
  • 3. Wie verhalten sich emotional misshandelte Kinder?

    Häufig zeigen emotional missbrauchte Kinder eine Entwicklungsverzögerung und haben Schwierigkeiten im Sozialverhalten. Sie sind oft extrem ängstlich und schüchtern oder das genaue Gegenteil: aggressiv, frech und schnell wütend.

    4. Welche Spätfolgen hat emotionaler Missbrauch?

    Psychische Gewalt kann schwerwiegende Folgen haben, denn die Kinder leiden meistens zeitlebens unter einem geringen Selbstwertgefühl.

    Sie haben oft Schwierigkeiten im Sozialverhalten und in Beziehungen zu anderen Menschen. Das Risiko für psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen), Essstörungen oder Suchtverhalten ist erhöht.

    5. Wie kann ich emotionale Gewalt vermeiden?

    Mach dir dein Verhalten und die Folgen für dein Kind bewusst. Dann entscheide dich, dass du dein Kind zukünftig anders behandeln möchtest.

    Informiere dich über gewaltfreie Erziehungsmethoden und fang an zu üben. Such dir gegebenenfalls auch Unterstützung, z.B. durch ein Elterncoaching, eine Therapie oder eine Erziehungsberatung.