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Emotionale Entwicklung bei Kindern – verstehen, begleiten, fördern

Wut, Trauer, Verzweiflung... Gefühle können ziemlich überwältigend sein.

Und Kinder zeigen sehr deutlich, welche Emotionen gerade in ihnen toben. Wir alle kennen den berühmten Trotzanfall im Supermarkt oder den Heulkrampf, weil es keine Pommes gibt.

Eltern brauchen in solchen Momenten viel Geduld und gute Nerven. Denn Schimpfen oder gar Bestrafen ist hier definitiv der falsche Weg!

Kinder müssen den Umgang mit den eigenen Emotionen erst lernen. Genauso wie das Erkennen, Verstehen und die Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer.

Wie du sie bei dieser emotionalen Entwicklung unterstützen kannst, verrate ich dir jetzt...

Emotionale Entwicklung bei Kindern

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Was bedeutet emotionale Entwicklung überhaupt?

Bevor wir uns die emotionale Entwicklung bei Kindern etwas genauer anschauen, lass uns erst mal ein paar Begriffe klären:

1. Emotionen sind mehr als Gefühle

Oftmals werden die Wörter „Gefühle“ und „Emotionen“ gleichgesetzt. Das stimmt so aber nicht. Gefühle sind das, was wir empfinden – also Freude, Angst, Trauer, Wut usw.

Emotionen sind das Gefühl plus das „Drumherum“ – also der Anlass des Gefühls, was wir darüber denken, unsere körperliche Reaktion, unser Umgang mit dem Gefühl usw.

2. Das Emotionsverständnis 

Damit wird die Fähigkeit bezeichnet, eigene und fremde Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und interpretieren zu können.

3. Der Emotionsausdruck

... ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zeigen zu können (so müssen Babys z.B. das Lächeln als Ausdruck von Freude erst lernen). Später lernen Kinder, Gefühle auch verbal zum Ausdruck zu bringen.

4. Emotionsregulation

... bezeichnet die Fähigkeit, mit den eigenen Gefühlen angemessen umgehen zu können.

5. Empathie

 ... ist die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer hineinversetzen und entsprechend darauf reagieren zu können. Sie wird oft auch mit dem Emotionsverständnis gleichgesetzt.

6. Die soziale emotionale Kompetenz

... ist schließlich die Summe all dieser Fähigkeiten bzw. die Fähigkeit, alle vorgenannten Aspekte so weit zu beherrschen, dass der Mensch sowohl mit den eigenen als auch mit fremden Emotionen angemessen umgehen kann. 

Die emotionale Kompetenz wird auch 

als emotionale Intelligenz bezeichnet.

Diese Fähigkeiten sind nicht angeboren. Jedes Kind muss sie lernen, was in der Regel in den ersten 6 bis 7 Lebensjahren geschieht. Eine Ausnahme bilden Kinder mit emotionalen Entwicklungsstörungen, aber darauf werde ich später noch kurz zu sprechen kommen.

Wie verläuft die emotionale Entwicklung bei Kindern? 

Emotionale Entwicklung verstehen lernen

Betrachten wir erst einmal die normale emotionale Entwicklung. Nimm die folgende Übersicht bitte nur als grobe Orientierung.

Die emotionale Entwicklung von Kindern verläuft sehr individuell. Zum einen haben der Charakter und das angeborene Temperament einen starken Einfluss. So gibt es beispielsweise extrem gefühlsstarke Kinder oder auch Kinder mit Hochsensibilität.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Umgang der Eltern mit dem Kind – insbesondere mit den Emotionen des Kindes – und auch der Umgang mit den eigenen Gefühlen. Aber auch dazu kommen wir gleich noch...

Die sozial emotionale Entwicklung nach Altersstufen:

1. Lebensjahr

Babys empfinden hauptsächlich drei Gefühle: Freude, Ärger und Angst. Im Laufe des ersten Jahres können sie diese immer deutlicher zeigen, z.B. durch Mimik und Körpersprache.

Sie sind noch nicht oder kaum in der Lage, diese Emotionen selbst zu regulieren. Gefühle bei anderen Menschen nehmen sie wahr und reagieren darauf – z.B. ahmen sie das Lächeln nach oder fangen an zu weinen, wenn Mama oder Papa wütend sind.

2. Lebensjahr

Das Repertoire an Emotionen wird größer. Gefühle wie Scham, Neid, Eifersucht, Stolz etc. kommen hinzu. Jetzt lernen die Kinder auch, die „Grundgefühle“ bei anderen zu erkennen und zu benennen („Mama lacht“ oder „Papa wütend“). Sie verstehen z.B., dass jemand traurig ist, wenn er weint – sind von Freudentränen allerdings noch sehr verwirrt.

Nun lernen Kinder auch erste Grenzen des Emotionsausdrucks kennen. Zum Beispiel, dass sie nicht hauen dürfen, wenn sie wütend sind.

In diesem Alter vermischen Kinder noch oft eigene und fremde Gefühle und lassen sich auch schnell von den Emotionen anderer anstecken.

3. Lebensjahr

In diesem Alter werden unsere Kinder immer selbstständiger, das ist die sogenannte Autonomiephase. Immer öfter stoßen sie an Grenzen und der Wunsch, den eigenen Willen durchzusetzen, äußert sich mitunter in heftigen Wutanfällen. Diese Phase ist aber nicht nur für die Eltern anstrengend. Auch die Kinder müssen erst noch lernen, mit ihren starken inneren Emotionen klarzukommen.

Jetzt fangen die Kinder auch langsam an, ihre Emotionen zu kontrollieren oder gezielt einzusetzen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Wir kennen wohl alle die berühmte „Krokodilsträne“, die mühsam rausgequetscht wird, um das Herz der Eltern zu erweichen …

4./5. Lebensjahr

Die Kinder lernen sowohl ihre eigenen als auch fremde Gefühle immer besser kennen. Der Umgang mit den eigenen Emotionen verbessert sich ebenfalls. Das Verständnis für die Gefühle anderer (Empathie) verstärkt sich und die Kinder sind immer besser in der Lage, auf fremde Gefühle Rücksicht zu nehmen.

In diesem Alter entwickeln Kinder auch sogenannte  „emotionale Schemata“. Das bedeutet, dass sie eine bekannte emotionale Situation auf neue, unbekannte Situationen übertragen können.

6. Lebensjahr

Ab diesem Alter verfügen Kinder in der Regel über soziale emotionale Kompetenz. Das heißt, sie kennen ihre eigenen Emotionen, können diese je nach Situation kontrollieren und sich angemessen verhalten.

Ebenso erkennen und verstehen sie die Gefühle anderer und können sich in sie hineinversetzen. Sie sind somit in der Lage, Kompromisse einzugehen und auf fremde Emotionen Rücksicht zu nehmen.

Hier habe ich dir alles nochmal kurz und übersichtlich in einer Tabelle zusammengefasst:

Emotionale Entwicklung bei Kindern im verschiedenen Lebensalter

Wichtiger Hinweis:

Wie bereits erwähnt, dient diese Tabelle nur als Orientierung. Es ist also ganz normal, wenn dein Kind mit 6 oder 7 Jahren noch einen Wutanfall bekommt (siehe auch „Gelassen durch die Wackelzahnpubertät“) oder sich die 12-Jährige aus Eifersucht mit ihrer ehemals besten Freundin einen Zickenkrieg liefert.

Es geht ja auch gar nicht darum, unseren Kindern die Emotionen abzugewöhnen! Es geht darum, ihnen den richtigen Umgang damit beizubringen. Und wie das am besten gelingt, erfährst du jetzt...

Im Gefühlsdschungel - der richtige Umgang mit Emotionen

Kommen wir nun zu den konkreten Tipps, wie du dein Kind bei seiner emotionalen Entwicklung unterstützen kannst. Beginnen wir mit dem wichtigsten Punkt:

1. Es gibt keine falschen Gefühle

Emotionale Entwicklung Kind schreit und zeigt Gefühle

Natürlich wünschen wir uns als Eltern glückliche und zufriedene Kinder. Wir wollen nicht, dass sie traurig, ängstlich oder unglücklich sind. Und am liebsten hätten wir sie auch ohne Wut- und Trotzanfälle …

Doch es geht nicht darum, ihnen die Gefühle abzugewöhnen. Gib deinem Kind bitte niemals das Gefühl, seine Gefühle wären falsch oder unpassend. 

Dein Kind fühlt, was es fühlt – ob du das nun gut findest

und nachvollziehen kannst oder nicht.

Also lass jede Emotion zu. Auch die negativen. Versuch lieber zu verstehen, warum dein Kind gerade so fühlt – umso besser kannst du ihm helfen. Und deinem Kind tut es unglaublich gut, wenn es sich verstanden fühlt.

Denk doch mal an dich selbst: Wenn du mit heftigem Liebeskummer zu deiner Freundin gehst, wünschst du dir doch auch Verständnis, oder? Würde sie dann mit „Ach, jetzt hab dich nicht so“ reagieren, wärst du ziemlich enttäuscht.

2. Verständnis statt schlaue Sprüche

Versuche die Emotionen deines Kindes auch nicht klein zu reden. Wie schnell sagen wir sowas wie: „Das ist doch jetzt nicht so schlimm.“ Für das Kind IST es aber schlimm!

Oder wir verwenden Sprüche wie „Bis du heiratest, ist alles wieder gut.“

Meistens glauben wir, das Kind damit zu trösten. In Wahrheit vermitteln wir ihm jedoch die Botschaft: „Es ist nicht richtig, dass du so fühlst.“ Im schlimmsten Fall schämt es sich dann sogar für seine Emotionen.

Dadurch entsteht beim Kind ein innerer Konflikt.

Also vermeide solche Sätze. Sag lieber: „Ich verstehe, dass du traurig / wütend / verzweifelt bist, weil … passiert ist.“ So lernt dein Kind auch gleich, seine Gefühle zu benennen und einen Zusammenhang zum Auslöser der Emotionen herzustellen. Das hilft ihm bei der Entwicklung seines Emotionsverständnisses.

Und dann sei einfach da. Nimm es in den Arm, wenn es weint oder bleib bei ihm, wenn es einen Wutanfall hat. Deine Nähe und dein Verständnis sind viel wichtiger als irgendwelche Trost-Sätze.

3. Grenzen ja, Strafen nein

Emotionale Entwicklung Grenzen ja Strafen nein

Bestrafe dein Kind niemals für seine Gefühlsausbrüche.

Natürlich solltest du ihm Grenzen setzen, wenn es sich oder andere verletzen könnte oder anfängt, Dinge zu zerstören. Es reicht dann jedoch, dieses Verhalten ruhig und sachlich zu unterbinden.

Versuche vor allem auch bei heftigen Trotz- und Wutanfällen ruhig zu bleiben. Dein Kind verhält sich nicht so, um dich zu ärgern oder aus böser Absicht. Es ist seinen Emotionen gerade total ausgeliefert und wenn du jetzt noch schimpfst oder es bestrafst, machst du alles nur noch schlimmer.

Signalisiere auch hier Verständnis für die Gefühle deines Kindes, zum Beispiel: „Ich verstehe, dass du gerade sehr wütend auf deinen Bruder bist, weil er dein Spielzeug weggenommen hat.“ Zeige dennoch Grenzen auf: „Trotzdem darfst du ihn nicht hauen!“

Zeige deinem Kind lieber Alternativen auf, wie es mit seinen Emotionen umgehen kann. Zum Beispiel: „Hier, schlag in dieses Kissen, wenn du wütend bist.“

So lernt es, dass die Wut okay ist, es aber andere Wege finden muss, damit umzugehen.

4. Cool down

Bring deinem Kind bei, wie es sich bei sehr starken Emotionen selbst beruhigen kann.  Das hilft ihm sowohl zu Hause als auch später im Kindergarten oder in der Schule, wo es seine Gefühle unter Kontrolle behalten muss.

Hier ein paar Vorschläge, wie sich dein Kind innerlich beruhigen kann:

  • tief ein- und ausatmen
  • innerlich bis 10 zählen
  • an die frische Luft / in einen anderen Raum gehen
  • Bewegung (z.B. hüpfen)
  • (altes!) Papier zerknüllen oder in kleine Fetzen reißen
  • dem Kuscheltier alle Sorgen erzählen
  • Affirmationen / Mantras nutzen, z.B. „Ich bleibe ruhig.“
  • Mentalgeschichten zur Entspannung anhören

Hier kannst du deinem Kind auch jederzeit ein Vorbild sein – siehe nächster Punkt:

5. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Emotionale Entwicklung Vorbildfunktion

Kinder lernen vor allem durch Nachahmung. Je besser du also selbst deine Gefühle im Griff hast, desto schneller lernt auch dein Kind den Umgang mit seinen Emotionen.

Und das bedeutet nicht, dass du immer fröhlich und ausgeglichen sein musst! Ganz im Gegenteil. Zeige deinem Kind, dass auch du manchmal traurig, wütend, verärgert usw. bist und wie du damit umgehst!

Das kannst du am besten verbal machen. Zum Beispiel: „Ich bin gerade richtig sauer, weil … passiert ist. Am liebsten würde ich schreien vor Wut. Aber ich atme lieber ein paar Mal tief durch, um mich zu beruhigen.“

Selbst Kleinkindern gegenüber, die noch nicht jedes Wort verstehen, kannst du deine Gefühle und den Umgang damit auf diese Weise erklären. Gewöhne es dir einfach an, dann lernt dein Kind die emotionale Kompetenz quasi nebenbei.

Übrigens:

Besonders Gefühle wie Angst, Ekel und Unsicherheit schauen sich unsere Kinder bei uns ab. So haben Kinder zum Beispiel von Natur aus keine Angst vor Schlangen oder Ekel vor Spinnen. Sie beobachten allerdings ganz genau, wie die Eltern reagieren und lernen daraus z.B.: „Hmm, Mama hat Angst vor Spinnen, dann sind die scheinbar gefährlich. Dann hab ich jetzt auch Angst davor.“

6. Lass uns reden

Rede möglichst oft mit deinem Kind über seine (und deine!) Emotionen. Das kannst du einfach in den normalen Alltag integrieren. Zum Beispiel schon morgens: „Hach, heute habe ich richtig gute Laune, weil die Sonne scheint und ich mich auf den Tag freue. Ich fühle mich glücklich.“

Frag auch dein Kind: „Wie fühlst du dich? Wie fühlt sich das an?“ Ermuntere es, in seinen Körper hineinzuspüren und die eigenen Emotionen zu erforschen. Es gibt auch tolle Kinderbücher zu der Thematik. Schaut sie euch gemeinsam an.

Übrigens hilft es besonders ängstlichen Kindern sehr, wenn sie über ihre Ängste sprechen können und dabei ernst genommen werden. Viele Ängste verlieren schon allein dadurch ihren Schrecken, dass dein Kind die Möglichkeit hat, mit jemandem darüber reden zu können.

7. Komm und spiel mit mir

Emotionale Entwicklung Übung mit Gesellschaftsspiele und Rollenspiele

Kinder lieben es zu spielen. Das kannst du super nutzen, um ihnen auf spielerische Weise den Umgang mit Emotionen beizubringen.

Sehr gut eignen sich zum Beispiel Rollenspiele: Da ist der kleine Plüschhase schrecklich wütend auf seinen Freund Bruno Bär … wie geht es dem Hasen? Wie verhält er sich? Und wie geht es Bruno Bär in dieser Situation?

In Rollenspielen lernen Kinder vor allem, sich in die Emotionen anderer hineinzuversetzen. So trainieren sie ihre Empathie und damit ihre sozial emotionale Kompetenz.

Gesellschaftsspiele eignen sich hervorragend, um die eigene Frustrationstoleranz zu steigern. Denn auch verlieren will gelernt sein.

Generell ist es wichtig, dass Kinder in Kontakt mit Gleichaltrigen kommen. Im Kindergarten oder in der Kita können sie ihr Sozialverhalten üben, z.B. auf andere Rücksicht zu nehmen, Freundschaften zu schließen, Kompromisse einzugehen usw.

8. Ich sehe, was du brauchst

Um die heftigen (negativen) Emotionen deines Kindes noch besser verstehen zu können, lohnt sich die Frage: „Welches Bedürfnis steckt dahinter?“

Beispielweise wissen alle Eltern, dass Kinder besonders schnell weinen, toben oder nicht hören, wenn sie müde sind. Eigentlich haben sie das Bedürfnis nach Ruhe, Erholung und Schlaf. Willst du sie jedoch ins Bett bringen, machen sie Theater und schreien: „Ich bin nicht müde!“

Hier kannst du nun erklären:

„Ich verstehe, dass du noch spielen möchtest. Aber ich sehe auch, dass du müde bist. Du reibst dir die Augen und hast auch schon gegähnt (Emotionen erklären). Weißt du – wenn du ein bisschen geschlafen hast, macht das Spielen viel mehr Spaß. Womit möchtest du denn spielen? Wir stellen es schon mal bereit, dann kannst du nach dem Mittagsschlaf sofort loslegen!“

So lernt das Kind mehr über seine Gefühle und den Umgang damit.

Je besser du die Bedürfnisse deines Kindes verstehst, umso besser kannst du nachvollziehen, warum dein Kind gerade so emotional reagiert. Und du kannst ihm dann auch viel besser helfen. Entweder indem du das Bedürfnis erfüllst oder ihm sagst: „Ich verstehe, was du brauchst. Das lässt sich gerade nicht erfüllen, weil …“

Schau dir dazu gerne mal die Grundlagen der bedürfnisorientierten Erziehung an: Bedürfnisorientierte Erziehung – praktische Tipps für jede Altersstufe

9. Geborgenheit mit langer Leine

Emotionale Entwicklung und bedingungslose Liebe

Gib deinem Kind von Anfang an Geborgenheit und bedingungslose Liebe. Zeig ihm, dass du es liebst, versorgst und beschützt – ganz egal, wie es sich gerade fühlt und verhält.

Das beginnt vom ersten Tag an. Lächle dein Baby so oft wie möglich an. Tröste es, wenn es weint. Gib ihm Sicherheit in der Fremdelphase (und gib es beispielsweise nicht anderen Menschen auf den Arm, wenn es sich ängstlich zeigt). Auf diese Weise entstehen maximales Urvertrauen und eine feste Bindung – die beste Voraussetzung für eine gesunde emotionale Entwicklung!

Gleichzeitig solltest du es nicht überbehüten. Je älter und selbstständiger dein Kind wird, desto mehr Freiraum braucht es.

Versuche vor allem nicht, dein Kind vor negativen Emotionen zu bewahren – das kannst du sowieso nicht. Sie gehören zum Leben dazu. Du tust deinem Kind keinen Gefallen, wenn du es davor zu beschützen versuchst. Zeige ihm lieber den richtigen Umgang damit, so ist es bestens aufs Leben vorbereitet.

Emotionale Kompetenz - wichtig für´s ganze Leben

Sowohl eigene als auch fremde Emotionen zu verstehen und gut damit umgehen zu können, ist für Kinder ein wichtiger Grundstein für ihr gesamtes Leben.

Hier gebe ich dir nochmal einen Überblick, warum die emotionale Entwicklung so wichtig ist:

  • Mehr Zufriedenheit: Kinder (und später auch Erwachsene) sind insgesamt mit sich und ihrem Leben viel zufriedener, wenn sie die eigenen Emotionen verstehen, kontrollieren und regulieren können. Im Gegensatz dazu ist das Gefühl, den eigenen Emotionen hilflos ausgeliefert zu sein, sehr belastend
  • Stärkeres Selbstbewusstsein: Kinder, die gut mit ihren Emotionen umgehen können, haben in der Regel ein starkes Selbstbewusstsein und ein gutes Selbstwertgefühl
  • Bessere Beziehungen: Sie sind meistens auch beliebter bei Gleichaltrigen, können leichter Freundschaften schließen und haben es auch später in der Partnerschaft einfacher
  • Oft erfolgreicher: Durch ihre guten sozial-emotionalen Kompetenzen sind sie bei Lehrern, Erziehern und später bei Kollegen und Vorgesetzten beliebter – haben es somit leichter in Schule, Studium und Beruf
  • Weniger Verhaltensprobleme: Kinder mit unzureichender oder gestörter emotionaler Entwicklung verhalten sich oft aggressiv oder zeigen sich besonders ängstlich und unsicher

Wie du siehst, ist eine gute emotionale Entwicklung die Basis für ein glückliches, ausgeglichenes und erfolgreiches Leben.

Der Sonderfall: Emotionale Störungen

Solltest du den Eindruck haben, dass sich dein Kind nicht normal emotional entwickelt, scheue dich bitte nicht, einen Kinderarzt oder –psychologen zu kontaktieren.

So zeigen sich beispielsweise leichte Formen von Autismus (z.B. der Asperger-Autismus) bei Kleinkindern vorwiegend im emotionalen Bereich.

Autistischen Kindern fällt es extrem schwer, ihre Gefühle zu verstehen und zu kontrollieren. Emotionen bei anderen zu erkennen und darauf Rücksicht zu nehmen, ist ihnen sogar nahezu unmöglich. Auch sind autistische Kinder nicht in der Lage, die erwähnten emotionalen Schemata (siehe http://www.psychology48.com/deu/d/emotionale-schemata/emotionale-schemata.htm) zu bilden bzw. zu nutzen.

Doch auch andere emotionale Störungen wie z.B. Angststörungen und Phobien benötigen ärztliche bzw. psychologische Betreuung. Und je eher eine vorliegende Entwicklungsstörung erkannt wird, desto besser kann deinem Kind geholfen werden.

Häufige Fragen und Antworten zur emotionalen Entwicklung

1. Was bedeutet emotionale Entwicklung bei Kindern?

Emotionale Entwicklung bedeutet, dass sich die Kinder zunächst ihrer eigenen Emotionen bewusst werden und später auch die Emotionen anderer Menschen verstehen lernen. Der Umgang mit eigenen und fremden Emotionen sowie die Rücksichtnahme gehören ebenfalls dazu.

2. Wie entwickeln sich Emotionen bei Kindern?

Von der Geburt bis zum 6./7. Lebensjahr lernen Kinder nach und nach ihre eigenen sowie fremde Gefühle kennen. Sie lernen auch, ihre Emotionen zu regulieren und zu kontrollieren. Etwa ab dem 4. Lebensjahr können sie auch immer besser auf die Emotionen anderer Rücksicht nehmen – die sogenannte Empathie entwickelt sich.

3. Was fördert die emotionale Entwicklung?

1. Reden – sprich mit deinem Kind viel über seine (und deine) Emotionen. Frage, was es fühlt und erkläre ihm den Umgang mit seinen Gefühlen.

2. Vorbildwirkung – sei deinem Kind ein Vorbild und zeige/erkläre ihm, wie du selbst mit starken Emotionen umgehst.

3. Spielen – Rollenspiele, Gesellschaftsspiele und generell der Kontakt mit anderen Kindern hilft deinem Kind, seine sozial emotionale Kompetenz zu entwickeln.

4. Warum ist emotionale Entwicklung wichtig?

Je besser ein Kind mit den eigenen und fremden Emotionen umgehen kann, desto besser kommt es auch mit seiner Umwelt zurecht.

Eine gute emotionale Entwicklung ist die Voraussetzung dafür, dass sich das Kind in andere Menschen hineinversetzen und auf deren Gefühle Rücksicht nehmen kann. Die emotionale Entwicklung ist somit die Grundlage für ein gutes Sozialverhalten.

5. Was sind Beispiele für emotionale Kompetenz?

Die eigenen Gefühle angemessen ausdrücken können, sich in andere hineinversetzen können, Rücksicht nehmen auf die Gefühle anderer, andere trösten, freundlich zu anderen sein, den eigenen Willen auch mal zurückstellen, respektvoll mit anderen umgehen, Konflikte durch Kompromisse lösen.

6. Was ist eine emotionale Entwicklungsstörung?

Liegt eine emotionale Entwicklungsstörung vor, ist das Kind nicht in der Lage, die eigenen Gefühle zu beherrschen (z.B. bei Angst-, oder Zwangsstörungen.)

Oder es kann die Emotionen anderer Menschen nicht deuten bzw. keine Rücksicht darauf nehmen (z.B. bei einer autistischen Störung.)