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6 Zeichen für eine gute Mutter-Kind-Bindung (inkl. 7 Tipps zur Stärkung)

Eltern haben eine ganz besondere Bindung zu ihrem Kind.

Dennoch kommt es im Zusammenleben oft zu Schwierigkeiten, die die Bindung leiden lässt. 

Vor allem in den frühen Phasen des kindlichen Entwicklungsprozesses könntest du Fehler machen, die zu einer Bindungsstörung führen KÖNNEN.

Mit dieser Thematik beschäftigt sich die sogenannte Bindungstheorie

Wie der Name bereits erahnen lässt, geht’s dabei um theoretische Modelle. Mach dir also nicht gleich Sorgen, wenn du bisher nicht alles perfekt umsetzt.

Dein Ziel sollte natürlich sein, die bestmögliche Bindung zwischen dir und deinem Kind aufzubauen. Wie das klappt, erfährst du hier.

starke Eltern-Kind-Bindung

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Bindung - was ist das überhaupt?

Die Bindungstheorie besagt, dass Menschen ein angeborenes Bedürfnis nach Bindung haben. Schon von der Geburt an sehnen wir uns nach Nähe und Aufmerksamkeit.

In den ersten Jahren unseres Lebens wollen wir diese von unseren Eltern, vielleicht auch von den Großeltern erhalten. In der Pubertät ändert sich die Lage ein bisschen.

Jetzt kommt die Liebe ins Spiel und wir hoffen auf Nähe und Zuwendung von einem Partner oder einer Partnerin. Ausschlaggebend für unser Bindungsvermögen ist allerdings die Eltern-Kind-Bindung

Wenn zwischen dir und deinem Kind eine gesunde Bindung besteht, stellst du damit die Weichen für sein späteres Leben. Es stärkt die Resilienz des jungen Menschen, welches aktiv die Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung stärkt. Um das hinzubekommen, musst du erst einmal wissen, wie Bindung überhaupt entsteht.

Mutter-Kind-Bindung - so entsteht die Bindung zu deinem Baby

starke Eltern-Kind-Bindung_So entsteht die Bindung zu deinem Baby

Die Bindung zu deinem Baby baust du durch Nähe und Fürsorge auf. Dein Baby kann zwar noch nicht mit dir sprechen, es kommuniziert aber trotzdem mit dir. Etwa durch...

  • Lächeln
  • Weinen
  • Gesicht wegdrehen (hier ist dein Baby nicht etwa beleidigt mit dir, sondern versucht dir mitzuteilen, dass es das, was du gerade machst, überhaupt nicht mag oder es überfordert ist)
  • Fäustchen ballen (Babys haben noch keine ausgeprägten motorischen Fähigkeiten, daher ballen sie in der Ruheposition oft locker die Fäuste. Sind sie hingegen sehr angespannt, könnte dein Baby z.B. Hunger haben)
  • Beine anziehen (oft ein Anzeichen für Bauchschmerzen)
  • Mit den Beinen treten (hier wird eine Emotion verstärkt -> Lacht dein Baby gerade? Dann ist es sehr, sehr fröhlich und bewegt vor Freude auch die Beinchen. Weint oder quengelt es, ist es mit der Situation sehr unzufrieden.)

Achte also darauf, was dein Baby dir mitteilen will. Wenn du auf die Signale eingehst und Bedürfnisse befriedigst, baut dein Baby Vertrauen auf. Es weiß dann, dass du da bist und dass es sich auf dich verlassen kann. Nimm dein Baby also in den Arm und tröste es, wenn es weint. Lass es nicht warten, wenn es Hunger hat und schenke ihm ganz viel Aufmerksamkeit und Nähe.

Warum genau die Eltern-Kind-Bindung so wichtig ist, erklärt der Neufeld-Ansatz.

Der Neufeld-Ansatz - das solltest du über Bindung wissen

Gordon Neufeld ist ein kanadischer Entwicklungspsychologe, der sich intensiv mit der Eltern-Kind-Bindung beschäftigt. Von ihm stammt auch der sogenannte Neufeld-Ansatz. Dieser basiert auf der Bindungstheorie von John Bowlby, der sich ebenfalls mit der Entwicklung von Bindungen und Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen befasst hat.

Grundgedanke des Neufeld-Ansatzes ist die Annahme, dass Kinder eine starke Bindung zu ihren Bezugspersonen brauchen, um sich gesund entwickeln zu können. 

Warum ist die Bindung so wichtig?

Je sicherer und geborgener sich Kinder fühlen, desto leichter fällt es ihnen, sich emotional und sozial zu entwickeln und eine eigene Identität aufzubauen.

Die Bindung zu dir ist also ganz wichtig dafür, dass dein Kind zu einem selbstbewussten, emotionalen (die Gefühle der anderen verstehen und respektieren sowie die eigenen kommunizieren) und sozialen Erwachsenen heranwachsen kann.

6 Zeichen für eine gute Mutter-Kind-Bindung - Die Bindungsstufen

Der Neufeld-Ansatz geht davon aus, dass Kinder verschiedene Entwicklungsphasen durchlaufen, in denen sie unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen haben.

Gordon Neufeld teilt diese in 6 Stufen ein. Diese sollen Eltern als Hilfestellung dienen, um optimal auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. Es hilft dir auch Zeichen einer guten Mutter-Kind-Bindung zu finden:

  1. 1
    Stufe der Nähe und Körperkontakt (Baby): Dein Kind ist komplett abhängig von dir und kann sich nicht selbst versorgen. Es benötigt Trost, Schutz und Nahrung von dir. Es möchte dich mit allen Sinnen verbunden mit dir sein. Es möchte dich sehen, spüren, schmecken, riechen und hören. 
  2. 2
    Stufe der Gleichheit (Kleinkind): Dein Kind beginnt eine emotionale Bindung zu dir aufzubauen. Im besten Fall lernt es, dass es sich auf dich verlassen kann und dass du ihm alles gibst, was es braucht. Es sucht aktiv deine Nähe und Aufmerksamkeit. Dein Kind möchte so sein wie du. Es ahmt dich nach. Es möchte ähnlich aussehen wie du durch z.B. bestimmte Kleidung. Es möchte Interessen haben wie du, es möchte dieselben Aktivitäten machen wie du z.B. mit Kochlöffel kochen, und es möchte durch bestimmte Körperteile erkennen, dass ihr gleiches teilt z.B. selbe Augenfarbe. Diese Stufe ist übrigens auch sehr wichtig für die Sprachentwicklung. 
  3. 3
    Stufe der Zugehörigkeit und Loyalität (ab ca. 3 Jahren): Dein Kind beginnt, Besitzansprüche an dich als Elternteil zu stellen. Es möchte sich vor dem Verlust von dir schützen. Geschwister werden vom Schoss gestoßen mit den Worten "MEINE Mama". Aus dem Gefühl der Zugehörigkeit entsteht Loyalität und dein Kind ist fähig, deinen Aufforderungen nachzukommen. 
  4. 4
    Stufe der Wertschätzung (ab ca. 4 Jahren): Dein Kind entwickelt eine eigene Identität, hat eigene Gedanken, Gefühle und Meinungen, die es auch kommuniziert. Dafür will es gesehen und wertgeschätzt werden. Es will für dich bedeutsam und wichtig sein. Erfährt das Kind hier Ablehnung und Missgunst, kann die Bindung aufgrund dieser Verletzungen nicht tiefer gehen und leidet darunter.
  5. 5
    Stufe der Liebe (ab ca. 5 Jahren): In dieser Stufe entwickelt dein Kind bestenfalls eine tiefe emotionale Verbundenheit zu dir. Dein Kind soll besonders hier deine bedingungslose Liebe spüren können. Deine Liebe sollte nicht an Leistungen oder Verhalten gebunden sein. Ab dieser Stufe tut sich dein Kind mittlerweile leichter, körperliche Trennung über einen längeren Zeitraum von dir zu akzeptieren.
  6. 6
    Stufe der Vertrautheit (ab ca. 6 Jahren): Dein Kind findet seine Identität und baut diese stetig weiter aus. Es handelt unabhängig und ist in der Lage, Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Eigene Gedanken und Meinungen werden selbstbewusst vertreten. Es besteht eine tiefe Vertrautheit zwischen dir und deinem Kind, sodass es dir auch Geheimnisse anvertraut. Dein Kind fühlt sich absolut sicher und geborgen bei dir und weiß, dass eure Beziehung alle Schwierigkeiten des Lebens standhält. 

Wie du siehst, ist der Prozess, Bindung zu deinem Kind aufzubauen, nicht nach einem Jahr abgeschlossen, sondern nimmt 6-8 Jahre in Anspruch. Hier geht es erst mal darum, die Bindung aufzubauen.

Die Bindungsarbeit hingegen (Aufrechterhaltung und Pflege der Bindung) ist eine lebenslange Arbeit. Genau wie die Beziehung zu einem Partner oder einem Freund, muss auch die Beziehung zwischen Eltern und Kindern gepflegt werden. Dabei ist unter anderem die gewaltfreie Kommunikation innerhalb der Familie eine große Unterstützung. 

Kinder brauchen Freiraum

starke Eltern-Kind-Bindung_Das Kind braucht Freiraum für Spiel und Kreativität

Ein weiterer Aspekt des Neufeld-Ansatzes sind Spiel und Kreativität während der Entwicklung. Dein Kind sollte also ganz viele Möglichkeiten haben, sich spielerisch und kreativ auszuleben, seine Umgebung zu entdecken und das mit einem gewissen Grad an Eigenständigkeit.

Wenn du stets präsent bist, bei jedem noch so kleinen Problem eingreifst und dazwischenfunkst, wenn dein Kind etwas entdecken will, wird es sich nicht frei entfalten können. Du vermittelst ihm dadurch ständig die Botschaft: „Du kannst das nicht (alleine), du bist zu klein / jung / unerfahren dafür...“

Dadurch leidet letztendlich nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern auch die emotionale Intelligenz deines Kindes. Dadurch kann dein Kind traurig sein oder auch ängstlich im Umgang mit anderen werden oder auch die Unsicherheit der Verarbeitung von Gefühlen durch Wutanfälle äußern. 

Die Bindungswurzel

Die Bindungswurzel ist ein Konzept im Neufeld-Ansatz, bei dem die Bedeutung der Bindung zwischen einem Kind und seinen Eltern im Mittelpunkt steht. Es geht dabei um die grundlegende Beziehung, die ein Kind zu seinen Bezugspersonen aufbaut, um ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen zu entwickeln. 

Die Bindungswurzel stellt ein wesentliches Fundament für eine gesunde emotionale und psychologische Entwicklung dar. Diese drei Komponenten sind die Grundlage der Bindungswurzel:

  1. 1
    Die Bindungsorientierung: Wie reagiert dein Kind auf seine Bezugspersonen? Wie drückt es seine Bindungsbedürfnisse aus?
  2. 2
    Die Bindungssammlung: Hier geht es um die Fähigkeit deines Kindes, die Aufmerksamkeit und Zuneigung einer Bezugsperson zu gewinnen, um eine sichere Bindung zu entwickeln.
  3. 3
    Die Bindungsregulation: Dies bezieht sich auf deine Fähigkeit als Bezugsperson, deinem Kind zu helfen, seine Emotionen zu regulieren und zu verstehen.

Was passiert, wenn die Bindungswurzel gestört oder unterbrochen wird?

Das könnte zu emotionaler Instabilität und Entwicklungsproblemen führen. Genauer gesagt, besteht bei fehlender Bindung die Gefahr, dass dein Kind schlecht mit seinen Emotionen umgehen kann, auch bei Beziehungen zu späteren Partnern oder Freunden Bindungsprobleme hat und an fehlendem Selbstwertgefühl leidet.

Mehr Informationen zu gestörten Bindungen gibt es bald nachzulesen.

7 Tipps für eine gesunde Bindung zu deinem Kind

Jetzt weißt du, warum die Eltern-Kind-Bindung wichtig ist. Mit ein paar ganz einfachen Tipps kannst du spielend leicht die Bindung zu deinem Baby stärken:

1. Lächle dein Kind an

Zeig ihm, dass du dich freust, wenn dein Baby Interesse an dir oder an seiner Umgebung hat.  

2. Sprich mit deinem Baby

... in normaler Stimmlage, nicht mit Gequietsche - oder sing ihm etwas vor.

Noch ein Tipp: Verzichte auf Babysprache und sprich nicht in 3. Person, so trainierst du das Sprachgefühl deines Kindes. Spätestens wenn es um den Start in den Kindergarten geht, solltest du nicht mehr in „Babysprache“ mit deinem Kind kommunizieren.

3. Kümmere dich um dein Baby

Sofort, wenn es weint. Es schreit nicht aus Bosheit, sondern um dir ein Problem mitzuteilen.

4. Führe Routinen ein

Wenn du feste Schlafens- und Essenszeiten einführst, hat dein Baby einen verlässlichen Tagesablauf und bekommt dadurch ein Gefühl von Sicherheit.

5. Spiele mit deinem Baby

... und schenke ihm Aufmerksamkeit. Auch wenn es noch nicht sprechen oder groß herumtollen kann, kann es trotzdem ganz viel Spaß mit dir haben. Durch schöne gemeinsame Momente verinnerlicht dein Kind, dass es bei dir toll ist. Viel Körperkontakt stärkt ebenso die Bindung. 

6. Richte dich nach deinem Baby

Wenn es auf den Arm will, gib ihm die Nähe, die es braucht. Wenn es seine Ruhe will, solltest du das akzeptieren. Wenn dein Baby keine Lust auf "Tante Gertrud" hat, sollte sie es nicht im Arm halten.

7. Nimm dir ausreichend Zeit

... für dein Kind. Dinge wie ins Bett legen, füttern oder wickeln solltest du nicht schnellstmöglich hinter dich bringen. Dein Kind ist immerhin keine unliebsame Aufgabe, die man schnell vom Tisch haben will. Eine liebevolle und fürsorgliche Pflege ist ein wichtiger Start um Wertschätzung und Respekt in eurer Familie zu leben. 

Fazit

Achte darauf, dass sich die Anforderungen deines Kindes in den verschiedenen Entwicklungsphasen ändern und dass dein Kind mit der Zeit mehr Freiraum benötigt.  Außerdem brauchst du auch mal Zeit für dich, um dich zwischendurch um deine eigenen Bedürfnisse kümmern zu können. Dadurch kannst du auch vermehrt präventiv Mental Load vorbeugen. Daher versuche auch gewisse Routinen in euren Familienalltag einzubauen.

Dein Kind sollte wissen, dass du immer da bist, falls es Hilfe braucht.

Gib ihm aber die Möglichkeit, eigenständig und selbstbewusst durchs Leben zu gehen. Helikopter-Eltern stellen die eigenen Bedürfnisse immer in den Hintergrund, da das Kind immer beobachtet und unterstützt werden "muss". Das ist für beide Parteien, sowohl für das Kind als auch für das Elternteil, einfach nur hinderlich...

Um die Entwicklung deines Kindes bestmöglich zu unterstützen, solltest du eine Bindung zu deinem Kind aufbauen und pflegen. Es geht eben darum, dass du ruhig bleibst. Denn Gelassenheit zahlt sich aus und du kannst es dir selbst beibringen. So kannst du auch Bedürfnisse und Signale deines Kindes besser wahrnehmen, einschätzen und darauf angemessen reagieren.