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Bedürfnisorientierte Erziehung – praktische Tipps für jede Altersstufe

Schon mal "Bedürfnisorientierte Erziehung" gehört? 

Du willst wissen, was das genau ist?

Du fragst dich, ob das der richtige Weg ist dein Kind stark und selbstbewusst großzuziehen?

Und vor allem willst du wissen, wie das überhaupt funktionieren soll...

Dann bist du hier genau richtig!

Ich werde dir erklären, was es mit diesem Erziehungsstil auf sich hat. Anhand praktischer Beispiele gebe ich dir Tipps, wie du dieses sogenannte „Attachment Parenting“ ganz ohne zu Schimpfen umsetzen kannst und welche Vorteile es für dich und deine Kinder hat…

Mama will Bedürfnisse des Kindes erfüllen

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Bedürfnisorientierte Erziehung – was heißt das eigentlich?

Entstanden ist das Konzept des „Attachment Parenting“ in Amerika und hat sich besonders in den 80er Jahren auch hierzulande verbreitet. Korrekt übersetzt heißt es übrigens bindungsorientierte Elternschaft, was eigentlich besser verdeutlicht, worum es dabei geht.

Denn viele denken, dass diese Erziehungsmethode bedeutet, dem Kind immer sofort jeden Wunsch von den Augen abzulesen und dann auch zu erfüllen. Daraus entsteht die Sorge, total verwöhnte Kinder zu erziehen und die eigenen Bedürfnisse als Eltern komplett zurückstellen zu müssen.

Und genau das ist damit nicht gemeint!

Vielmehr sollen die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder beachtet werden. Dass das im Alltag oft nicht umsetzbar ist, weiß jeder, der ein oder mehrere Kinder hat – wie es dennoch gelingen kann, zeige ich dir gleich…

Kann jetzt jeder machen, was er will?

Kind will alles

Ich wiederhole es nochmal: Es geht bei der bedürfnisorientierten Erziehung nicht darum, keinerlei Grenzen zu setzen oder dem Kind jeden Wunsch zu erfüllen. 

Doch anstatt mit herkömmlichen Methoden wie Schimpfen, Bestrafung oder auch Belohnung zu arbeiten, fragst du dich vielmehr:

  • Warum verhält sich mein Kind gerade so?
  • Welches Bedürfnis steckt dahinter?
  • Und was genau braucht mein Kind jetzt, um wieder glücklich und ausgeglichen zu sein?

Auf diese Weise lernt auch dein Kind, seine Bedürfnisse klar zu äußern (sobald es das kann) und nicht nur „brav“ zu sein aus Angst vor Strafe oder Aussicht auf Belohnung. Auszudrücken, was man will und was man braucht, sind wichtige Grundlagen für ein gesundes Selbstbewusstsein

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Bindung ist das Fundament deines Kindes

Grundsätzlich geht es beim Attachment Parenting also weniger um Erziehung als vielmehr um Bindung! Eine gute Bindung zwischen dir und deinem Kind fördert das Urvertrauen deines Kindes und damit sein Wohlbefinden sowie die Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls.

Das Familienleben verläuft in der Regel harmonischer, je stärker die Bindung zwischen dir und deinem Kind ist. Warum? Weil dein Kind die Sicherheit hat, dass seine Grundbedürfnisse erfüllt werden. Das wiederum sorgt für mehr Ausgeglichenheit und eine höhere Frustrationstoleranz. Die folgende Grafik veranschaulicht das sehr gut:

Bedürfnisorientierte Erziehung schafft Ausgeglichenheit

Wie du siehst, ist der Aufbau einer guten Bindung zu deinem Kind sehr wichtig. Und genau darum geht es bei der bedürfnis- oder auch bindungsorientierten Erziehung. 

Es mag zwar in den ersten Jahren etwas anstrengender sein, diese Erziehungsform zu praktizieren, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Spätestens wenn dein Kind in die Trotzphase kommt oder ein Geschwisterchen hinzukommt, wirst du von einer starken Bindung zu deinem Kind profitieren.

Bevor wir zur praktischen Umsetzung kommen, noch eine entscheidende Frage vorab:

Welche Bedürfnisse hat mein Kind eigentlich?

Alle Babys und Kinder haben die gleichen Grundbedürfnisse, auch wenn sich diese im Laufe der Zeit etwas verändern. Das sind zu Beginn:

  • das Bedürfnis nach Nahrung, Schlaf und Sicherheit 
  • das Bedürfnis nach Zuwendung, Geborgenheit und körperlicher Nähe

Später kommt dann mehr und mehr das Bedürfnis nach Selbstbestimmung, emotionale Verbundenheit, Entfaltung und Entwicklung hinzu. Viele Tipps und Infos zu dieser sogenannten Autonomiephase findest du übrigens hier: Autonomiephase: 9 Tipps für den Umgang mit deinem Kind

Wie du siehst, verändern sich die Bedürfnisse deines Kindes im Laufe der Zeit ein wenig. Daher ist auch die bedürfnisorientierte Erziehung keine starre Methode. Ganz im Gegenteil – sie sollte sich stets der jeweiligen Entwicklungsphase, aber auch eurer Familiensituation anpassen.

Denn, ich wiederhole es noch einmal: Es geht darum, die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder zu berücksichtigen!

Wie das in der Praxis gelingen kann, schauen wir uns nun im Einzelnen anhand praktischer Alltags-Beispiele an:

Bedürfnisorientierung im Familienalltag: Praxis-Tipps für jede Altersstufe

1. Aller Anfang ist schwer … oder? (Bedürfnisorientierung bei Babys)

Was viele nicht wissen: Das Konzept des Attachment Parenting war ursprünglich in erster Linie für Babys und Kleinkinder bis ca. 2 Jahre gedacht. Daher beinhaltet es vor allem Tipps wie:

  • sehr viel Körperkontakt (z.B. durch die Verwendung von Tragetüchern, das Kind im Elternbett schlafen lassen, möglichst lange stillen)
  • die sofortige Erfüllung der kindlichen Bedürfnisse anstelle von „schreien lassen“
  • Verzicht auf „Schlaftraining“, bei dem das Kind lernen soll, alleine zu schlafen

Alleine daran erkennt man schon, dass man diese Form der „Erziehung“ nicht fortführen kann, bis das Kind 18 ist 😉

Doch auch schon in den ersten Monaten kann es für einige Eltern anstrengend oder unmöglich sein, diese Dinge umzusetzen. Vielleicht klappt es mit dem Stillen nicht. Oder das Tragetuch verursacht Rückenschmerzen. Oder es sind eben noch Geschwister da, die gleichzeitig versorgt werden wollen. Und dann sollen ja auch die Bedürfnisse der Eltern berücksichtigt werden …

Wie soll man das nun alles unter einen Hut bringen?

Papa ist mit Bedürfnissen überfordert

Grundsätzlich gilt: 

Hör auf dein Gefühl. Wenn ein Baby schreit, haben wir ja automatisch den Drang, so schnell wie möglich herauszufinden, welches Bedürfnis es gerade hat und dieses umgehend zu erfüllen. Mit einem Neugeborenen kannst du nicht diskutieren und ihm erklären, warum es jetzt mal 30 Minuten warten muss …

Mach dich aber auch nicht verrückt! Wenn dein Baby aufwacht und schreit und du gerade auf dem Klo sitzt, musst du nicht mit der Hose an den Knöcheln sofort zu ihm hechten. 

Versuche einfach so gut es geht die folgenden Tipps zu berücksichtigen:

  1. 1
    Beobachte dein Baby und versuche herauszufinden, was es gerade braucht. Möglichst BEVOR es schreit. Das erspart euch beiden jede Menge Stress. So gähnt es vielleicht oder bekommt dunkelrote Öhrchen, wenn es müde ist. Oder es nuckelt vermehrt am Finger, wenn es Hunger hat. Je genauer du die Signale deines Babys kennst, desto schneller und zielsicherer kannst du seine Bedürfnisse erfüllen.
  2. 2
    Gib deinem Baby so viel körperliche Nähe wie möglich. Das muss nicht zwingend das Tragetuch oder das Familienbett sein. Nutze gemeinsame Kuschelzeiten, die Badezeit, Babymassagen oder das Stillen bzw. Fläschchengeben dazu, Körperkontakt zu deinem Baby herzustellen.
  3. 3
    Sprich viel mit deinem Baby. Auch wenn es dich noch nicht versteht, vermittelt ihm deine Stimme das Gefühl von Nähe. Rede möglichst ruhig und liebevoll mit ihm, damit es sich geborgen und beschützt fühlt. Kündige deine nächsten Handlungen an, erzähl ihm was du gerade vorhast und machst.
  4. 4
    Versuche den Familienalltag an den Rhythmus des Babys anzupassen. Das gelingt nicht immer, vor allem wenn noch Geschwister da sind und ein Elternteil arbeiten geht. Da muss man manchmal ziemlich kreativ werden, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Praxisbeispiel 1

Kommen wir zum Anfangsbeispiel zurück. Das Baby ist müde, der Dreijährige will auf den Spielplatz und du hast Hunger.

Was hältst du davon: Du packst das Baby ins Tragetuch oder den Kinderwagen, schnappst dir was zu essen und dann geht’s gemeinsam auf den Spielplatz. Ja, vielleicht schläft das Baby dort nicht so gut oder so lange wie zu Hause im Bettchen … und du kannst nur schnell einen Apfel essen anstatt Spaghetti Bolognese, aber trotzdem werden auf diese Weise die Bedürfnisse aller Beteiligten beachtet und halbwegs erfüllt.

Praxisbeispiel 2

Du bist todmüde – der Tag war lang und anstrengend. Nur leider kommt dein Baby nicht zur Ruhe. Es schreit und schreit … Auch dein Mann ist genervt, da er früh raus muss. Was kannst du tun?

  1. 1
    Stelle sicher, dass die Grundbedürfnisse deines Babys erfüllt sind (sprich: Es ist satt, die Windel ist sauber, ihm ist weder zu warm noch zu kalt und auch sonst ist eigentlich alles in Ordnung.)
  2. 2
    Gehe mit ihm wenn möglich in einen extra Raum, damit zumindest dein Mann schlafen kann.
  3. 3
    Legt euch gemeinsam hin. Nimm dein Baby in den Arm, wenn es das mag, ansonsten lege es neben dich und halte trotzdem Körperkontakt indem du z.B. eine Hand auf seinen Bauch legst.
  4. 4
    Versuche selbst irgendwie zur Ruhe zu kommen. Du kannst beispielsweise Meditationsmusik anmachen oder leise singen. Alles, was DICH beruhigt, beruhigt früher oder später auch dein Baby.

Im Idealfall schlaft ihr dann irgendwann gemeinsam ein.

Wie du siehst, werden gerade in der Anfangszeit mit einem Baby alle Familienmitglieder ein bisschen zurückstecken müssen. Das ist normal und vorübergehend! Mit ein bisschen Fantasie, Kreativität und vor allem Ruhe und Gelassenheit lassen sich jedoch etliche Kompromisse finden.

2. Zwischen Nähe und Freiheit – die Kleinkindphase (ca. 1 – 4 Jahre)

Wenn das Kind älter wird, verändern sich auch seine Bedürfnisse. Es braucht weniger Schlaf – es WILL vor allem weniger schlafen. ☺  Es braucht mehr Beschäftigung, will selbstständiger werden und braucht gleichzeitig noch sehr viel Nähe und Schutz. Das kann manchmal zu einigen Konflikten führen…

Jetzt ist es besonders wichtig, dass du versuchst, dich in dein Kind hineinzuversetzen. Mach dir eines klar:

MERKE:  Es will dich nicht ärgern! Niemals!!!

Auch wenn du manchmal das Gefühl hast, dass dich kein Kind absichtlich zur Weißglut treiben will – nein! Es handelt ausschließlich nach seinen eigenen Bedürfnissen. Deshalb verzichte auf wildes Schimpfen!

  • Je besser du verstehst, warum dein Kind gerade quengelt, schreit, bockt oder Blödsinn macht, desto besser kannst du darauf eingehen!

Denn bedürfnisorientiert zu handeln bedeutet nicht, dass du deinem Kind permanent Süßigkeiten erlaubst oder lächelnd zusiehst, wie es die Wände bemalt. Es bedeutet vielmehr, dass du versuchst zu erkennen, welches Bedürfnis sich dahinter verbirgt…

2.1. Welches Bedürfnis steckt dahinter?

Nicht alles, was dein Kind will, ist ein Bedürfnis. Es steckt jedoch meistens ein echtes Bedürfnis dahinter. Meistens möchte dein Kind:

  • Aufmerksamkeit (z.B. wenn es Unsinn anstellt oder besonders nervig ist)
  • Nähe (wenn es an dir klammert, quengelig ist, nicht ins Bett will)
  • Ruhe (wenn es z.B. mit allem unzufrieden ist, was du ihm als Beschäftigung anbietest)
  • Trost (wenn es sehr weinerlich ist, nicht schlafen will oder wegen Kleinigkeiten ein großes Theater veranstalte
  • Selbstständigkeit (z.B. wenn es sich nicht füttern, anziehen oder tragen lassen will)
  • Liebe und Zuwendung (verbirgt sich oft hinter dem Verlangen nach Süßigkeiten oder besonders auffällig negativem Verhalten)
  • Mehr Zeit (wenn es trödelt oder gerade dann ausflippt, wenn etwas schnell gehen soll)

Wenn du erkennst, was dein Kind eigentlich wirklich will, kannst du viel besser auf seine Bedürfnisse eingehen.

2.2. Eltern auf dem Ego-Trip – die eigenen Bedürfnisse beachten

Gleichzeitig dürfen nun auch deine eigenen Bedürfnisse sowie die aller Familienmitglieder wieder mehr in den Vordergrund rücken. Einem zweijährigen Kind kannst du durchaus schon erklären, dass du gerade etwas Ruhe brauchst oder warum manche Wünsche nicht sofort erfüllbar sind.

Wichtig ist, dass du das ruhig und ohne Vorwurf tust. Achte insbesondere auf deine Wortwahl und die Art und Weise, wie du zu deinem Kind sprichst. Ein schlecht gelauntes: „Jetzt sei doch mal nicht so nervig!“ hilft deinem Kind überhaupt nicht. Im Gegenteil, es wird dadurch nur noch quengeliger. 

Deine eigene Stimmung überträgt sich IMMER auf dein Kind! Daher wäre es wichtig zu überlegen, welches Bedürfnis DU gerade hast, anstatt deinen Frust auf deinem Kind abzuladen und es zu schimpfen.

Mamaauszeit

Praxisbeispiel:

Dein Kind hat eine ausgeprägte Mamaphase (oder Papaphase, wenn du der Vater bist) und möchte schon seit Tagen immer nur bei dir sein. Dadurch hast du keinerlei Freiraum, außer wenn es mal schläft.

Dein Partner versucht dir den Rücken freizuhalten, indem er den Haushalt macht, einkaufen geht und so weiter. Doch du bist trotzdem frustriert, weil du lieber selbst diese Dinge erledigen würdest, anstatt immer nur das Kind zu betreuen.

Dein Kind spürt deine Unzufriedenheit und wird dadurch selbst quengelig und unzufrieden. Es spürt auch, dass du es am liebsten mal eine Zeit lang loswerden würdest und klammert nur umso mehr!

Mögliche Lösung:

  • Gestehe dir erstmal ein, dass du gerade keinen Bock drauf hast, permanent für dein Kind da zu sein. Deswegen bist du keine schlechte Mutter oder schlechter Vater! Es ist ein vollkommen normales Bedürfnis!
  • Erkenne, dass dich dein Kind nicht ärgern oder nerven will und versuche, deinen Frust nicht auf dein Kind zu richten. Frag dich lieber, was DU brauchst, damit es dir besser geht.
  • Nutze die Zeiten, in denen dein Kind schläft, ganz bewusst für dich. Wenn es dir gut tut, in der Zeit das Klo zu putzen, dann mach das. Willst du lieber ein Buch lesen – tu es. Überlege nicht, was du tun SOLLTEST, sondern was du tun WILLST. Denn je besser es dir geht, desto entspannter wird auch dein Kind.
  • Nimm jede Unterstützung an, die du kriegen kannst. Sei es durch deinen Partner, Oma und Opa oder einen Babysitter. Und wenn es nur 15 Minuten sind, die sich dein Kind von anderen Personen betreuen lässt, dann sei dankbar für diese Minuten anstatt dich zu ärgern, dass es nicht länger gedauert hat.

Fazit:

Versuche herauszufinden, welches Bedürfnis hinter dem Verhalten deines Kindes steckt und dieses zu erfüllen. Verzichte möglichst auf Schimpfen oder Bestrafung, denn dein Kind handelt niemals in böser Absicht. 

Achte aber auch mehr und mehr auf deine eigenen Bedürfnisse und versuche, diese im Alltag zu erfüllen. Denke immer daran, dass sich deine Stimmung auf dein Kind überträgt…

Je ausgeglichener und entspannter du selbst bist, desto entspannter ist auch dein Kind.

3. Ein Konzept fürs ganze Leben (bedürfnisorientierte Erziehung bei Kindern und Teenagern)

Sobald du das Prinzip der bedürfnisorientierten Erziehung verstanden hast, kannst du diese auch beibehalten, wenn dein Kind älter wird. Denn selbst hinter dem auffälligen Verhalten eines pubertierenden Teenagers verbirgt sich ein Bedürfnis … oft möchten unsere Kinder einfach nur mehr „gesehen werden“, eigenständiger sein oder besser akzeptiert werden. 

Ich könnte dir daher jetzt noch hundert Praxisbeispiele aufzählen, aber das Prinzip bleibt dabei immer gleich:

  1. 1
    Erkenne: Dein Kind will dich nicht ärgern – es hat ein Bedürfnis!
  2. 2
    Versuche dieses Bedürfnis zu verstehen, zu benennen und zu erfüllen. Oft reichen schon Aufmerksamkeit, Verständnis und Nähe.
  3. 3
    Achte darauf, dass deine eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen, denn je ausgeglichener du selbst bist, desto entspannter ist auch dein Kind.

Wenn du dir Hilfe und Unterstützung bei der Umsetzung dieses Erziehungsansatzes wünschst, empfehle ich dir das StarkeKids Mentoring. Dabei nehme ich dich 8 Wochen an die Hand und wir lösen deine individuellen Probleme.

Bonus-Tipps: Besondere Herausforderungen meistern

Im Folgenden habe ich noch ein paar Tipps für dich, wie die bedürfnisorientierte Erziehung auch in besonders schwierigen Situationen gelingen kann:

Nein! Kreisch! Hinschmeiß – die Trotzphase

Ist dein Kind gerade in der Trotzphase und hat einen Wutanfall nach dem anderen? Du hast das Gefühl, dass du es ihm überhaupt nicht rechtmachen kannst, egal was du tust? Dein Kind hört nicht auf dich?

Auch hier gilt es zunächst, Verständnis für dein Kind zu haben. Trotzphasen sind Entwicklungsphasen, in denen dein Kind meistens selbst nicht so genau weiß, was es eigentlich will. Das Bedürfnis nach Eigenständigkeit kollidiert mit dem Wunsch nach Nähe und Schutz. 

Dieser innere Konflikt ist für dein Kind genauso schwer einzuordnen wie für dich als Elternteil. Ich habe dazu extra einen Survival-Guide für diese schwierige Phase geschrieben, du findest ihn hier: https://starkekids.com/trotzphase/

Geschwister & Co: Viele Bedürfnisse unter einem Dach

Je mehr Personen (oder auch Tiere) zusammenkommen, desto schwieriger ist es natürlich, die Bedürfnisse aller unter einen Hut zu bringen. Wenn du also 2, 3 oder mehr Kinder hast, dazu vielleicht noch Hunde, die Gassi gehen wollen oder pflegebedürftige Angehörige, dann erfordert es schon ziemlich viel Einfallsreichtum und Organisationstalent, allen Bedürfnissen gerecht zu werden …

Mein Tipp:

Nimm dir mal in Ruhe etwas Zeit und überlege, welches Bedürfnis die einzelnen Familienmitglieder eigentlich wirklich haben! Wenn du nämlich erkennst, dass sich diese Bedürfnisse sehr ähneln, dann wird es einfacher.

Denn letztendlich wollen alle Aufmerksamkeit, Nähe und Verständnis. Genauso wie du! Mit dieser Erkenntnis lässt es sich schon viel leichter Lösungen finden. Denn oft lassen sich viele Konflikte schon von vornherein vermeiden, wenn du allen das Gefühl vermittelst:

Ich verstehe dich! Ich kann dein Bedürfnis vielleicht jetzt nicht sofort erfüllen, aber ich weiß, was du brauchst und gemeinsam finden wir eine Lösung.

Probier es mal aus! Du wirst erstaunt sein, welchen Unterschied es macht, wenn du mit dieser neuen Einstellung durch den Familienalltag gehst. Ausführliche Tipps bei Geschwisterrivalität und -streit findest du in meinem Online-Spezialkurs: Geschwisterstreit - leicht gelöst!

Helikopter-Eltern und Ego-Gören: Kritik an der bedürfnisorientierten Erziehung

Oft wird dem Konzept der Bedürfnisorientierung vorgeworfen, die Kinder würden dadurch extrem verwöhnt, würden gar nicht mehr hören und zu egozentrischen kleinen Monstern werden. Oder die Eltern seien sogenannte „Helikopter-Eltern“, bei denen sich alles nur noch um ihre Kinder dreht.

Wenn du den Artikel aufmerksam gelesen hast, weißt du schon, dass das Quatsch ist.

Denn wie gesagt – es geht nicht darum, deinem Kind jeden Wunsch sofort zu erfüllen. Es geht vielmehr darum, das Bedürfnis HINTER dem Wunsch zu erkennen. Es geht darum, deinem Kind Liebe, Zuwendung, Wertschätzung und Verständnis zu schenken.

Kinder, die so aufwachsen, entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl, ein starkes Urvertrauen und eine feste Bindung zu ihren Eltern. Sie leiden weniger unter Ängste oder laufen weniger der Gefahr auf, gemobbt zu werden. 

Und diese Bindung führt NICHT dazu, dass sie mit 35 noch zu Hause wohnen – ganz im Gegenteil! Wer sich von klein auf jederzeit geliebt und beschützt fühlt, der kann später viel leichter loslassen und eigene Wege gehen.

Ebenso fällt es Eltern viel leichter, ihre Kinder loszulassen, wenn sie gelernt haben, auch auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. Sie verstehen außerdem, dass Kinder nicht nur Nähe, sondern auch Freiheit brauchen.

Ein paar Worte zum Schluss

Die bedürfnisorientierte Erziehung ist keine starre Erziehungsmethode. Es ist eher eine Lebenseinstellung, die auf Verständnis und Einfühlungsvermögen beruht und die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder berücksichtigt. 

So hilft dir dieses Konzept auch, einen besseren Zugang zu deinen eigenen Bedürfnissen zu finden und diese auch zu kommunizieren – eine Eigenschaft, die dein gesamtes Leben positiv bereichern wird!