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Kinder und ihre Angst vor lauten Geräuschen: Der Weg zur Ruhe

Das Donnern eines Gewitters, das Bellen eines Hundes oder das Knallen eines Feuerwerks versetzen dein Kind in Panik? Du weißt, in wenigen Augenblicken hängt dein Kind an deinem Bein...

Die Angst vor lauten Geräuschen, auch Phonophobie oder Ligyrophobie genannt, begleitet und überschattet euren Alltag?  

Wenn du dich fragst, wie du deinem Kind helfen kannst, diese Ängste zu überwinden, bist du hier genau richtig.

In diesem Artikel möchten wir gemeinsam einen Weg finden, wie du deinem Kind konkret hilfst, um seine Angst vor lauten Geräusche zu überwinden. Und vor allem, deinem ängstlichen Kind die Zuversicht zu schenken, die es verdient.
Geräusche laut _ Kind hört ganz laut über sein Headset

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Lärmempfindlichkeit oder Angststörung: Ursachen & Unterschied

Bei der Betrachtung von Lärmempfindlichkeit bei Kindern ist es wichtig zu bedenken, dass die Ursachen vielfältig sein können.

In einigen Fällen handelt es sich um eine eher harmlose Wahrnehmungsstörung, die nicht zwangsläufig zu einer schweren Angststörung oder Phobie führt. 

Hier sind einige der möglichen Ursachen und Unterschiede, die bei der Unterscheidung helfen können:

Allgemeine Ursachen für Lärmempfindlichkeit

  • Sensitivität gegenüber Reizen: Kinder können sensibler auf sensorische Reize reagieren, insbesondere wenn sie noch in der Entwicklungsphase sind.Dies kann dazu führen, dass sie auf laute Geräusche empfindlicher reagieren, ohne dass es sich um eine Angststörung handelt.Gerade in den ersten Monaten, in denen das Urvertrauen aufgebaut wird, sind viele Eindrücke und Geräusche neu. Ein Kind muss sich erst einmal daran gewöhnen.
  • Negative Assoziationen: Ein Kind kann Lärmempfindlichkeit entwickeln, wenn es zuvor negative Erfahrungen mit lauten Geräuschen gemacht hat, wie zum Beispiel ein lautes Gewitter oder ein unerwarteter Knall.

Bei hochsensiblen Kindern kann es sich beispielsweise um eine Lärmempfindlichkeit handeln, während es bei anderen auf eine zugrunde liegende Angststörung hinweist.

Unterschiede zwischen Lärmempfindlichkeit und Angststörung

  • Lärmempfindlichkeit ist oft situationsbedingt und kann auf bestimmte Arten von Geräuschen beschränkt sein.Wenn dein Kind 2 Jahre alt ist und Angst vor lauten Geräuschen hat, kann es sich um eine vorübergehende Situation handeln.
  • Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer Angststörung um anhaltende und überwältigende Ängste. Diese sind in vielen Aspekten des Lebens präsent und beeinflussen die emotionale Entwicklung eines Kindes stark.Diese Ängste sind oft nicht auf bestimmte Auslöser beschränkt und können zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede Form der Lärmempfindlichkeit eine Angststörung ist oder zu einer führt. 

In vielen Fällen können Eltern durch das Verständnis der Ursachen und eine unterstützende Herangehensweise ihrem Kind helfen, besser mit dieser Empfindlichkeit umzugehen.

Zu laut: Wenn die Psyche auf die Ohren schlägt

Vielleicht fragst du dich, warum wir erst jetzt auf die Verbindung zwischen der Psyche und der Lärmempfindlichkeit eingehen, wenn es doch so eine wichtige Rolle spielt. 

Der Grund ist, dass die Lärmempfindlichkeit in vielen Fällen von äußeren Faktoren, wie der Sensitivität gegenüber Reizen oder negativen Erfahrungen, ausgelöst werden kann. 

Es handelt sich oft um eine Geräuschempfindlichkeit, die nicht notwendigerweise auf eine ernsthafte psychische Ursache hinweist. Dein kleines Schreibaby kann mit dem Krach lediglich überfordert sein.

Die Psyche spielt jedoch eine bedeutende Rolle bei der Angst vor lauten Geräuschen. 

Kinder, die bereits empfindlich auf Geräusche reagieren, können durch Stress und Angstzustände noch empfindlicher werden. 

Es kann zu einem Teufelskreis führen, bei dem die Angst vor lauten Geräuschen die psychischen Belastungen verstärkt, was wiederum die Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen erhöht.

Phonophobie und andere auf Geräusche bezogene Phobien (Sonophobie, Akustikophobie, Ligyrophobie) sind schwer abzugrenzen und werden teilweise sogar als Synonym angesehen.

Langfristig gesehen sind schwerwiegende Auswirkungen auf die Psyche deines Kleinen möglich. Kinder, die wiederholt solche Emotionen erleben, können langfristig ein gesteigertes Angstniveau, ja sogar Panik entwickeln. 

Dies kann zu "Angst vor der Angst" führen, da die Vorstellung, dass laute Geräusche Ängste auslösen können, selbst zu einer Quelle der Angst wird. 

Auch Depressionen werden häufig in Zusammenhang mit den Folgen von Geräuschempfindlichkeit gebracht.

Darüber hinaus können auch soziale Herausforderungen entstehen. Die Angst vor Menschenmassen, oder lauten Umgebungen kann die soziale Teilhabe beeinträchtigen und zu Isolation führen. 

Du bemerkst, die Wechselwirkung zwischen Lärmempfindlichkeit und der Psyche kann komplex sein. 

Entscheidend ist, bedürfnisorientiert auf dein Kind einzugehen und diese Reaktionen weder zu ignorieren, noch deinem Kind das Gefühl zu geben, es solle sich nicht so anstellen.

Ob Phobie oder “nur” Empfindlichkeit, dein Kind braucht dich.

Praktische Tipps zur Bewältigung der Angst: Gemeinsam stark

Laute Geräusche beim Kind und Mutter macht sich Sorgen

Die Angst vor lauten Geräuschen kann sowohl für Eltern als auch für ihre ängstlichen Kinder eine emotionale Achterbahnfahrt sein. Die verzweifelten Blicke, die zitternden Hände, das pochende Herz – es sind die Zeichen der Angst, die uns bis ins Mark erschüttern können. 

Doch während die Ängste real und mächtig sind, gibt es auch Realität und Macht in unserer Fähigkeit, ihnen zu begegnen. Gemeinsam können wir Wege finden, die Ängste zu lindern und die Zuversicht unserer Kinder zu stärken. 

Folgende Tipps sollen euch nicht nur präventiv helfen, sondern auch, wenn die Angst akut ist.

1. Kommunikation als Schlüssel

Ermuntere dein Kind, über seine Ängste zu sprechen. Oft hilft es, wenn ängstliche und traurige Kinder ihre Gefühle verbal ausdrücken können. Sei geduldig und einfühlsam, wenn es seine Sorgen teilt. 

Das Zuhören allein kann schon eine große Erleichterung sein.

2. Aufklärung

Erklär deinem Kind die Ursachen von lauten Geräuschen. Je besser es versteht, woher die Geräusche kommen und dass sie normal und nicht gefährlich sind, desto weniger Angst wird es haben.

Bitte ohne zu schimpfen, auch wenn die Aufklärung nicht ganz so läuft, wie du es gerne hättest.

3. Vorbeugung

Wenn du weißt, dass eine laute Situation bevorsteht, schafft einen sicheren Raum, in dem sich euer Kind zurückziehen kann. Das gibt ihm die Kontrolle über seine Umgebung.

In Momenten, wo das Zurückziehen nicht möglich ist, wie bei einem Friseurbesuch, könnt ihr es auch mit Ohrstöpsel versuchen. Kauf dir auch direkt welche, damit sich dein Kind nicht “anders” fühlt.

4. Atemübungen und Entspannungstechniken

Lehrt eurem Kind einfache Atemübungen und Entspannungstechniken, die es anwenden kann, wenn die Angst aufkommt. 

Tiefes Ein- und Ausatmen kann Wunder wirken, aber ihr könnt euch auch einen Anti-Stress Song aussuchen, den du mit deinem Kind zusammen singst.

Eine langfristige Methode für ein entspanntes Kind ist auch die progressive Muskelentspannung.

Die Angst kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, z. B.

durch traumatische Erlebnisse oder durch eine Überempfindlichkeit des Gehörs.

5. Langsame Desensiblisierung

Wenn möglich, könnt ihr eine schrittweise Desensibilisierung durchführen, indem ihr euer Kind sanft an laute Geräusche gewöhnt. 

Beginnt mit leiseren Geräuschen und steigert euch langsam. Hier könnt ihr gemeinsam die Übungen aus Punkt 4 anwenden und schauen, was am wirkungsvollsten ist.

6. Gemeinsame Unternehmungen

Bietet Unterstützung durch gemeinsame Aktivitäten. Damit dein Kind sich frei fühlt, um über seine Ängste zu sprechen, muss das Vertrauen da sein.

Etwas so Einfaches wie Spaziergänge in der Natur oder gemeinsame Spiele stärkt die Bindung zwischen euch und fördert die Offenheit deines Kindes.

Bitte beachtet, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und es einige Zeit dauern kann, bis euer Kind Fortschritte macht. 

Bleibt geduldig und liebevoll in eurer Unterstützung. 

Die Bewältigung von Angst erfordert Ruhe und Engagement, aber mit eurer Liebe und Fürsorge wird euer Kind seine Ängste besiegen

Professionelle Hilfe und Unterstützung

Kind hat Angst bei lauten Geräuschen und Doktor kontrolliert das Kind

Trotz unserer besten Bemühungen kann es vorkommen, dass die Ängste unseres Kindes vor lauten Geräuschen so intensiv und belastend sind, dass sie über unser elterliches Einfühlungsvermögen hinausgehen. 

In solchen Fällen ist es entscheidend, professionelle Hilfe in Betracht zu ziehen, um der Ursache auf den Grund zu gehen und Lösungen zu finden.

Der erste Schritt sollte ein Besuch beim Kinderarzt sein, der feststellt, ob die Lärmempfindlichkeit auf medizinische Ursachen zurückzuführen ist.

Falls nötig, kann der Kinderarzt dein Kind an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) weiterleiten, um mögliche physische Ursachen auszuschließen.

Wenn die Ursache der Angst vor lauten Geräuschen tiefer liegt und mit psychischen Belastungen oder Angstzuständen zusammenhängt, ist die Unterstützung eines Psychologen oder Therapeuten oft unerlässlich. 

Sie helfen deinem Kind, die Impulskontrolle im Umgang mit der Angst zu stärken und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. 

Denk daran, dass du nicht allein bist und es ist absolut kein

Zeichen von Schwäche, professionelle Unterstützung zu suchen. 

Im Gegenteil, es zeigt deine Entschlossenheit, das Wohlergehen deines Kindes an erste Stelle zu setzen.

Das wichtigste in Kürze: Abschließende Worte

Die Angst vor lauten Geräuschen kann für Eltern und Kinder gleichermaßen eine herausfordernde Reise sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Ängste real und mächtig sind, aber sie müssen nicht die Oberhand gewinnen. 

Wir haben gelernt, wie die Psyche und externe Faktoren die Lärmempfindlichkeit beeinflussen können und wie wichtig die Kommunikation, Aufklärung und die Schaffung einer sicheren Umgebung sind. 

Atemübungen und Entspannungstechniken können Kindern helfen, mit akuten Ängsten umzugehen, und schrittweise Desensibilisierung kann präventiv wirken.

Dennoch ist es entscheidend zu betonen, dass in einigen Fällen professionelle Hilfe und Unterstützung erforderlich sein können.

Lass uns als Eltern stark sein und unseren Kindern helfen, es auch zu sein.